Flüchtlingspolitik im Vordergrund: SZ analysiert Pegida-Kommentare bei Facebook

Wer sind die Menschen hinter den fast 200.000 „Likes“? (CC BY-SA 2.0 by findyoursearch/flickr)

Pegida-Anhänger reden kaum mit der „Lügenpresse“, zitieren sie aber gerne. Die Süddeutsche Zeitung (SZ) hat ein Jahr lang Kommentare auf der Facebook-Seite von Pegida gesammelt, um mehr über die Bewegung zu erfahren. Für ein differenziertes Bild über Pegida reicht die SZ-Analyse noch nicht.

Einige Zahlen vorab: Die Pegida-Seite auf Facebook hat aktuell knapp 200.000 „Likes“. Die AfD hat mit 220.000 „Likes“ mehr als jede andere deutsche Partei, Pro Asyl hat 170.000. Im Januar 2015 haben mehr als 25.000 Nutzer(-konten) etwa 76.000 Kommentare auf der Pegida-Seite hinterlassen. Bis zum Sommer haben die Kommentare abgenommen, im September 2015 wurden Pegida-Beiträge dann wieder mehr als 108.000 Mal geteilt. Die SZ sieht mit dieser Entwicklung die These bestätigt: „Die Flüchtlingskrise hat Pegida gerettet.“

Verallgemeinernder Wortgebrauch

Bei der SZ-Analyse der am häufigsten verwendeten Wörter liegen „Deutschland“ und „Pegida“ vorn, auch „Merkel“, „Mensch“, „Land“ und „Flüchtlinge“ werden oft gebraucht. Das wäre auch zu einfach gewesen, liebe SZ. „Um ein besseres Verständnis davon zu erhalten, wie radikal Pegida-Anhänger argumentieren“, ließ die SZ eine Stichprobe von 1000 Kommentaren von zwei Forschern der FU Berlin untersuchen. Anatol Stefanowitsch und Susanne Flach ziehen Bilanz (Dokument auf GoogleDrive):

Die Wortwahl ist stark verallgemeinernd; so werden etwa die Begriffe Flüchtlinge, Migranten, Muslime usw. weitgehend synonym verwendet und führen dazu, dass die betreffenden Menschen als Teile einer homogenen, undifferenzierbaren Gruppe dargestellt werden. Die Aussagen über diese Gruppe zielen durchgängig auf Ablehnung, Delegitimation und Schuldzuweisungen ab; nur eine Minderheit der Kommentare geht einen Schritt weiter und kann klar als Hassrede charakterisiert werden […]; Auch die Sprache ist (abgesehen von der fehlenden Differenzierung) mehrheitlich neutral; in sich diskriminierende oder abwertende Begriffe kommen zwar durchgängig vor, stellen aber relativ gesehen eine Minderheit dar.

Geflüchtete und „Lügenpresse“

Dass sich in den Kommentaren nur selten Hassrede findet, könnte auch an Löschungen von Facebook oder Administratoren der Seite liegen. Interessant ist: Die politischen Diskussionen auf der Seite drehen sich fast nur um die Flüchtlingspolitik und die „Bedrohung“ durch die „Invasionsmacht“ Islam, der als „inhärent gewalttätig, terroraffin und menschenverachtend“ dargestellt wird, so die Forscher. Die Pegida-Kommentare haben zunächst vor allem Linken und die Grünen vorgeworfen, dies nicht zu erkennen. Erst später richten sie sich gegen Angela Merkel.

Die „Lügenpresse“ ist neben Geflüchteten und der Bundesregierung ein zentrales Feindbild der Pegida-Bewegung. Dies spiegelt sich nur bedingt in den Verlinkungen wieder: Die Kommentatoren verweisen am häufigsten auf Focus Online (1295 Verlinkungen) und die Welt (1246 Verlinkungen), dahinter liegen Blogs wie Politikversagen (1064) oder Epoch Times (536).

Die Ergebnisse machen eine erste Einordnung der sonst nach außen verschlossenen Bewegung möglich. Sie sind jedoch auch mit Vorsicht zu genießen, da es sich um keine repräsentative Untersuchung der Pegida-Bewegung handelt.

23 Ergänzungen

  1. [quote]dahinter liegen Blogs wie Politikversagen (1064) oder Epoch Times (536)[/quote]
    Faszinierend, die Betreiber der Epoch Times gehören zur Falun-Gong-Bewegung. Wir könnten wahrscheinlich auch sagen, dass Epoch Times deren Propaganda-Organ ist. Was sagt das
    a) über die Pegida-Anhänger und/oder
    b) über die Falun-Gong-Bewegung?

    1. @Tom

      a) Für vermeintliche gebildete Pegidisten sind die Swastika Symbole interessant,die Erinnerung an vermeintliche glorreiche Zeiten erwacht bei Ihnen.
      Darüber hinaus bedienen sich Pegida Anhänger wie schon in der dunklen Ära Deutschland aus kruden Weltanschauungen um ein abstruses arisches Weltbild zu zimmern.
      Falun Gongs Rassentheorie dürfte ebenfalls bei Pegidisten/AFD/NPD auf Zustimmung stoßen.

      Quelle Wikipedia:
      Falun Gongs Kosmologie beinhaltet den Glauben, dass verschiedene Völker ihre eigenen entsprechenden „Himmel“ haben und dass Menschen gemischter Herkunft einige dieser Verbindungen (mit den Menschen aus ihrem Himmel) verlieren.[33]

      Das dürfte Labsal für die Seelen der Rassenfanatiker sein, die keine Durchmischung des arischen Volkes zulassen wollen.

      Kurzum alles aufgewärmte Nazischeiße ,die in den Pegidisten hochkocht.

      1. Jetzt überschätzte aber den „gemeinen“ Pegidisten.
        Kennste die Doku von Mo Asumang, in der sie „den Arier“ und seinen Ursprung sucht? Sehr zu empfehlen!

      2. @Horst Kevin
        Vor einigen paar Jahren habe ich mal einen Vortrag über Arier gehalten,deshalb bin ich mit Infos vorbelastet.
        Danke für den Hinweis,ich kenne den Stil Mo Asumangs.
        Empfehlenswert finde ich die Arbeiten von Thomas Kuban/Peter Ohlendorf , Andrea Röpke und Gabriele Werner zum Thema .

  2. > Die Pegida-Seite auf Facebook hat aktuell knapp 200.000 „Likes“. Die AfD hat mit 220.000 „Likes“ mehr als jede andere deutsche Partei.

    Vielleicht beschert uns Facebook in naher Zukunft endlich auch die Bundestagswahl per Daumen-like-Abstimmung. Mit dieser Technologie könnten auch Minister zeitnah aus dem Amt gedumpt werden, bei Bedarf.

    Das dabei alles mit rechten Internet-Dingen zugeht, garantiert das neue Privacy-Shield. Schöne neue Welt! Bei diesen Aussichten wollen alle schwanger werden.

    1. Hehe XD , bitte bring unsere so basisdemokratischen Politiker nicht auf verlockende Ideen.
      Die winken schnell mal Gesetze durch wenn du nicht hinnkuckst.

      Ich persönlich fände es viel interessanter wenn es auch einen Dislike-butten Gäbe.
      Dann könnte man auch mal das echte Verhältnis ausloten. Interessiert sich einfach nur keine Sau für die „Große Koalition“ in Relation zu Interessengruppen oder ist nur keiner breit das „zu Leiken“ was die so treiben.

  3. Mal nur eine Überlegung zur Freiheit im Netz:

    Es wird oft gefordert, Facebook u.ä. sollen Haßkommentare entfernen. Damit sollen offenbar (aus meiner Sicht eine völlige Fehlannahme) die „Blasen“ vermieden oder gemindert werden. Also die Zusammenballung Gleichdenkender, die sich gegenseitig dadurch psychologisch hochschaukeln, da sie spüren, eine vergleichseise große „Masse“ sei der gleichen Ansicht, wie sie.

    Gerade ging mir durch den Kopf: Diese Kommentare sollten keinesfalls gelöscht werden, sondern im Internetarchiv verbleiben. Sonst bekommt unsere Wertung (und die wissenschaftliche Untersuchung) ein falsches Bild: Es ist das gleiche Bild, wie seit Langem: Rechts denkende Mitbürger (der nicht nur unteren Einkommens- und Ausbildungsschichten) seien nur jetzt aktuell da, scheinen sich alle Medien einig. – Nein: Diese Menschen gibt es schon immer. Nur äußern sie sich derzeit lautstark. Es gibt keinen Ruck nach rechts. Das ist nur Schein, weil die Lautstärke (auch über das Netz) zunimmt. Das Maß über die Lautstärke sagt jedoch nichts darüber aus, wie viele „Lautsprecher“ daran beteiligt sind! Es ist u.a. auch die historische Dummheit der Medienmacher, Lautstärke mit Masse zu verwechseln. Und genau das nutzt die kleine, laute Masse gerade aus:

    Nehmen wir an es gibt (nur!) 20% rechts orientierte Menschen in Deutschland. Dann ist das nicht wenig. Aber es ist eine Minderheit. Von denen machen aktuell 50% „laut“. Dann haben wir die aktuelle Zahl der AfD-Befürworter. Trotzdem ist das nur ein Bruchteil der Bevölkerung.

    Wovor hat man Angst? Dass die antinationalistische Erziehung in den letzten Jahrzehnten nur ein Schein war? Dass in kurzer Zeit noch deutlich mehr „Bürger“ umschwenken? Wenn die etablierte Politik davor Angst hat, sollte sie sich zuerst fragen, was sie die ganzen Jahrzehnte falsch gemacht hat.

    Und erst wenn sie das hat, stelle ich mich in eine von den etablierten Parteien initiierte Menschenkette in Dresden. Zum 13. Februar. Man kann auch an anderer Stelle gegen rechts-radikalität auftreten.

    Beste Grüße!

    1. Freiheit? ach hör doch auf der wahre Feind der Linken ist doch länkst der Staat an sich.
      Das mit den rechten ist doch nur noch das Feigenblatt.

      1. > länkst

        Zwischen g und k liegen zwei Tasten
        oder Zeigefinger der linken Hand und Mittelfinger der rechten Hand.

        Zwischen all dem jedoch liegt das Hirn.

    2. Danke sehr, da ist viel wahres daran.
      Tatsächlich kann man mit den meisten Menschen auch vernünftigt reden. Wenn man sie nicht von oben herab behandelt oder gleich brandmarkt. Das gilt für die einen, wie die anderen.

  4. Der SZ Artikel ist recht nichtssagend. Die einzige echte Aussage ist das.: eine Nicht Partei Organisation mehr Sozial Media Interesse vorweisen kann als die „große Koalition“.

    Zu der These das.: „Die Flüchtlingskrise hat Pegida gerettet.“ Habe ich eine bessere These zu bieten.
    Dass es sich bei der Pegida Thematik eher wie bei der Finanzkriese verhält, sie kommt zum Vorschein und es gibt hektische Schadensbegrenzung. Es wird in der Folge alles soweit wie möglich unter der Decke gehalten oder kleingeredet. Die Aufmerksamkeit ebbt ab.
    Wärent dessen das Problem aber weiter schwelt bis irgend ein Stein des Anstoßes es wieder an die Oberfläche und das öffentliche Interesse zerrt. Was mich zu der Annahme führt, dass das eigentliche Interesse und damit die Pegida Grundlage nie weck war.
    Zur Bestätigung meiner These möchte ich die Kölner (auch anderswo zeitgleich) Silvester Vorkommnisse anführen: Was passierte muss ich wohl nicht auflisten, aber all jene die sich als „Lügenpresse“ deformiert fühlen haben in vorrauseilendem Gehorsam der Parteien gegenüber kein einziges Wort darüber verloren. Erst nachdem schon seit drei Tagen ein gewaltiger shitt-storm in den sozialen Netzwerken tobte konnten sich nicht mehr anders als mitmachen. Es galt ja auch die Deutungshoheit zurück zu gewinnen.

    PS: Es schien mir fast so als wäre man enttäuscht gewesen, das trotz Titel:
    „Pegida auf Facebook: Hetze im Sekundentakt“ hauptsächlich auf einen selbst verlinkt und
    „nur eine Minderheit der Kommentare […] als Hass Rede charakterisiert werden […]“ können.
    Was hatten die erwartet das jeder der sich um irgendwas sorgt NS-Banna und -Gesinnung schwenkt oder wollen die mir das nur weiß machen?

    1. Finanzkriese
      Wärent dessen das Problem aber weiter schwelt
      damit die Pegida Grundlage nie weck war.
      vorrauseilendem Gehorsam
      shitt-storm

      1. @Best of Reen

        Werter Forist!

        Sie haben Herrn Reen so sehr irritiert,dass er sich sogar bei seinem
        Pseudonym „Renn“ statt „Reen“ vertan hat.

        Bitte bringen Sie den Herrn nicht weiter aus seinem seelischem Gleichgewicht,denn Pedida und NPD/AFD Anhänger sind sensible Menschen,auch wenn sie gerne auf Minderheiten und Schwächere einschlagen,um Ihre Minderwertigkeitskomplexe zu überdecken.

    2. > häng dich bloß an der der Schreibweise auf

      Ha! Das wäre ja noch schöner, wenn es sich um „Schreibweisen“ handelte.
      Nein, es ist und bleibt die Rechtschreibung, die ins Auge springt.

      Davon bekommt man Augenkrebs.

      Und was soll man schon von den „Argumenten“ eines Rechtscheib-Schwächlings halten? Verschwendete Lebenszeit!

      1. *in’s

        Die Güte deines Kommentars leidet eindeutig unter der Aussage desselbigen.
        Ist vermutlich ironisch gemeint…?

        Gruß ;-)

      2. Genau! Wer nicht fehlerfrei schreiben kann, kann auch nicht erwarten, von nicht fehlerfrei Denkenden, ernst genommen zu werden.
        Wahlrecht oder das Recht auf Meinung nur für Einserabiturienten und Nobelpreisträger!!!

      3. @nerv

        ins>/b> (Präp. + Artikel): in das: ins Haus, ins Bett gehen; das reicht bis ins vorige Jahrhundert.

        Ich lach mich kaputt. Aber man hilft ja gerne.

      4. „Verschwendete Lebenszeit!“

        —-

        Und zu der verschwendeten Lebenszeit durch das Schreiben eines Kommentars verbesserst du dies nicht.

    3. @Reen
      Ihre Rechtschreibeschwäche und die übliche Pegida bzw. AFD/NPD Nähe Ihrer Gedanken laden zum Lachen ein.
      Danke für die unfreiwillige Belustigung die Sie gewähren.
      Sie erfrischen mir den Tag.

    4. Die deutschen Qualitätsjournalisten sind inzwischen bedingungslos auf Regierungskurs eingeschwenkt, aus Angst vor den Nazis, und sich selber, koste es, was es wolle. Ein Spruch der gefällt: Wenn Du nicht Teil der Lösung sein kannst, sei Teil des Problems.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.