Das Reuters Institute for the study of Journalism veröffentlichte diesen Montag den Digital News Report 2015. Dazu wurden 24.000 Menschen in zwölf Ländern zur Nutzung digitaler Medien befragt. Hier findet ihr die ganze Studie.
Der wohl zentralste Punkt der Studie ist, dass das Smartphone als Informationsquelle dient. Deutschland hängt im internationalen Vergleich hinterher, da hierzulande 34 % aller Befragten ihr Mobiltelefon als Informationsquelle für Nachrichten nutzen, was übrigens nur 2 % mehr sind als im letzten Jahr, sind es in den USA 44 % und in Dänemark sogar 57 %. Im Durchschnitt aller an der Studie teilnehmenden Nationen sagen 25 %, dass das Smartphone ihr bevorzugtes Medium für den Konsum für Nachrichten ist.
Allerdings hat das Smartphone einen Einfluss darauf, wie viele Quellen genutzt werden. Durchschnittlich nutzen alle Befragten nur 1,52 Quellen auf ihren Smartphones. Jedoch haben 70 % aller Smartphone-User Nachrichten-Apps auf ihren Handys installiert, jedoch nutzen diese nur rund ein Drittel. Klassische Fernsehnachrichten bleiben jedoch mit Abstand die populärste Nachrichtenquelle, jedoch nicht in den USA und Dänemark, wo Online-Nachrichten den althergebrachten Nachrichten den ersten Rang streitig machen. Deutschland, Frankreich und Japan haben die größte Verbundenheit mit traditionellen Medien und reagieren tendenziell langsamer auf digitale Trends.
Die Studie behandelt soziale Netzwerke als eigenständige Nachrichtenquellen, auch wenn sie momentan eher ein Vertriebsweg für Nachrichten darstellen und keine eigenen Nachrichtenformate haben. Dies soll sich jedoch ändern, sowohl Facebook als auch Apple arbeiten an eigenen Plattformen für Nachrichten, mit denen sie vor allem ein jüngeres Publikum erreichen wollen. Generell steigt die Zahl der User, die ihre Nachrichten aus Facebook beziehen, allerdings weniger in Deutschland als in den USA, Dänemark und Frankreich. Länderübergreifend liegt der Durchschnitt bei 41 % der Nutzer, die über Facebook ihre Nachrichten beziehen. Ungewöhnlich scheint es aber, das weder Youtube noch Twitter über 20 % kommen, und 9 % nutzen Whatsapp scheinbar, um Nachrichten zu beziehen.
Die Online-Suche bleibt in Deutschland die wichtigste Einstiegsstelle für Nachrichten, etwa 45 % benutzen eine Suchmaschine, um zur gewünschten Nachricht zu kommen. Direkt auf einer Nachrichtenseite landen 26 %, ohne den Zwischenschritt einer Suchmaschine, und weitere 20 % gelangen über soziale Netzwerke zur Nachricht. Allerdings sind die kulturellen Unterschiede in dieser Kategorie enorm. So landen beispielsweise 52 % aller britischen Bürger, 54 % der Dänen und sogar 63 % der Finnen direkt auf einer Newspage.
Das Vertrauen gegenüber der Berichterstattung ist sehr unterschiedlich. In Deutschland stimmen 60 % der Befragten der Aussage zu: „Ich glaube, ich kann den meisten Nachrichten in der Regel vertrauen.“ Bei der Glaubwürdigkeit erreichen die USA, Italien und Spanien Werte unter 40 %. Den absoluten Topwert erreicht Finnland mit 68 %.
Nach wie vor lässt sich jedoch keine Änderung erkennen, wenn es um die Etablierung von Bezahlmodellen geht. Die Umsätze steigen durchschnittlich zwar an, dies allerdings nur aufgrund der eben auch steigenden Anzahl von Usern im allgemeinen. Es bereite immer noch Probleme, aus Gewohnheitslesern zahlende Kunden zu machen. In Deutschland bezahlen 7 % der Befragten für Online-Nachrichten, zum Vergleich in Finnland sind es doppelt so viele.
Ein weiteres großes Problem der Finanzierung sind die sinkenden Werbeeinnahmen. Die Anzahl der User, die Ad-Blocker verwenden, um sich von Werbung abzuschirmen, steigt stetig an. Die User empfinden die Werbung als störend. Auch alternative Formen der Werbung wie etwa „sponsored content“ oder „native advertising“ kommen ebenfalls nicht an, da die Nutzer sich enttäuscht und irregeführt fühlen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass gerade soziale Netzwerke wie Facebook und Co. eine immer größere Rolle für den Vertrieb von Nachrichten spielen. Der Markt hat aber enorm damit zu kämpfen hat, zahlende Kunden zu gewinnen und somit funktionierende Geschäftsmodelle zu etablieren.
Zur Frage der Finanzierung, vor allem ausgelöst durch den Teaser, sind mir mal wieder ein paar Gedanken durch den Kopf gegangen:
Wichtig ist ja nicht das Medium, sondern die Nachricht. Es wär also alles andere als schade, wenn Wasserkopfbuden wie Spon und Co. an ihrer Behäbigkeit zugrunde gehen, und die ohnehin meist freiberuflichen Journalisten sich ihr Brot direkt am User verdienen. Mit ihrer eigenen Webpräsenz.
Die Finanzierung von Nachrichten ist ja selbst hier auf netzpolitik.org ein laufendes Experiment, und obwohl ich selbst einen Dauerauftrag zu laufen habe, glaube ich nicht, dass das Konzept nachhaltig durchsetzt.
An Lösungen wie Flattr stört mich vor allem, dass ich einer Third Party auf dem Serviertablett liefere, welche Inhalte ich konsumiere, und zusätlich sogar eine hinreichend zuverlässige Wertung abgebe, da ich ja offensichtlich bereit bin, Geld für die jeweiligen Inhalte zu zahlen.
Die Paywall ist meiner Meinung nach schon das, was für Schreiber und Leser am Ende das sinnvollste ist. Produkt gegen Geld, wie beim Bäcker. Über die Höhe des Preises hat der Schreiber alle Freiheiten der Welt, selbst zu entscheiden. Allerdings sollten Abo-Modelle nur optional zur Verfügung stehen und stattdessen pro Artikel die Möglichkeit bestehen, ihn gegen Bares zu lesen. Dazu muss der Artikel mit einem sinnvollen und natürlich kostenlos und auch im RSS-Feed verfügbaren Teasertext gespickt werden. Die Teaser von golem.de halte ich zum Beispiel sowohl inhaltlich als auch im Vergleich zur Artikellänge für sehr ausgewogen.
Die Zahlung darf auch nicht über Drittanbieter wie Paypal, Kreditkartenanbieter oder sonstige Wege gehen. Bitcoins bieten sich also an. Je mehr Leute es anbieten, desto weiter wird es sich verbreiten.
Damit man trotzdem nicht die Katze im Sack kauft, muss auch eine Voting-Funktion für diejenigen verfügbar sein, die den Artikel gekauft und gelesen haben. Das Ergebnis muss neben dem Teaser vor der Paywall zu sehen sein.
Die letzte offene Frage wäre dann, wie man den Inhalteanbieter daran hindern kann, die Voting-Funktion (die aus den gleichen Gründen wie bei Flattr natürlich auch nicht von einem Drittanbieter kommen darf) manipulieren zu können. Hier müsste man es irgendwie auf die Reihe kriegen, dass die Voting-Daten der Nutzer auch irgendwie beim Nutzer bleiben, allerdings ohne dass die bei jedem Request auch neu geladen werden müssen. Wie gesagt, die Frage ist noch offen.
Ich brauch keine Social Media, kein tablet und kein Smartphone.
Für Selbstbestimmung und gegen Überwachung.