Remixer #49 DJ Spooky: „Musik ist nie abgeschlossen, sondern ein Prozess“

DJ Spooky (Foto: Paul Miller, under CC BY 3.0)“ width=“200″ height=“300″ /> DJ Spooky (Foto: Paul Miller, under CC BY 3.0)

In der Serie “Remixer/in” geht es um Menschen und ihre Erfahrungen und Einstellungen zum Thema Remix und Remix-Kultur. Dieses Mal: DJ Spooky.

Normalerweise veröffentlichen wir in dieser Serie nur Beiträge und Interviews mit Remixerinnen und Remixern, die wir selbst verfasst haben. Ein kürzlich unter dem Titel „‚Das Konzept der Originalität ist überholt'“ erschienenes Interview mit DJ Spooky passt allerdings dermaßen gut in unsere Reihe, dass wir hier nur kurz daraus zitieren und ansonsten auf den NZZ-Volltext verlinken:

Wie halten Sie es denn mit Ihren eigenen musikalischen Produktionen, darf jeder einfach auf diese zurückgreifen, um sie weiter zu verarbeiten?

Ich habe nichts dagegen, wenn andere meine Musik samplen – jedenfalls muss niemand eine Rechtsklage von mir befürchten. Weil ich Musik nie als abgeschlossenen Gegenstand betrachte, sondern vielmehr als einen Prozess. Eine Metapher, die sich immerzu rekontextualisieren lässt.

Sie nennen Ihr künstlerisches Konzept eines ständigen Remix «afrofuturistisch». Viele denken da erst einmal an Sun Ras theatralische Roben und die Anrufung ferner Planeten.

Es gibt leider viele Missverständnisse um den Begriff «Afrofuturismus»: Selbst die Frisur von Pop-Sängerinnen wie Janelle Monae reicht heute aus, um sie in diesen Topf zu werfen. Das ist natürlich Quatsch. Sun Ra hat im Ausserirdischen die Überwindung von Klischees gesucht. So ähnlich sehe ich das auch: Afrofuturismus beziehungsweise die afrikanische Kultur – ob sie nun in Afrika oder von schwarzen Menschen der Diaspora geschaffen wird – ist stets offen für neue Einflüsse gewesen. Diese Kultur überwindet Essenzialismen und öffnet die Tür für eine hypermultikulturelle Zukunft, eine Revision all der Nationalgrenzen, die wir in den letzten Jahrhunderten in den Sand gezeichnet haben. Denn hier liegt der Ursprung aller heutigen Konflikte – sei es in Palästina, Syrien oder im Irak.

Sie halten das poetische Konzept des Afrofuturismus für die Grundlage der digitalen Weltkultur?

Die afrikanische Idee einer Open-Source-Kultur stand doch Modell sowohl für I-Tunes und Google als auch für die ganze rhizomatische Art des Geschichtenerzählens im Internet. Marshall McLuhan sprach schon in den 1960er Jahren von einem «New Africa». Er meinte damit eine Kultur des geteilten Wissens, des ständigen Austauschens und Modifizierens. Hip-Hop ist vor vierzig Jahren aus diesem Geist entstanden, heute beflügelt er die App-Designer.

Hier geht es zum Interview in voller Länge.

Das ist ein Crosspost vom Blog der Initiative ‘Recht auf Remix‘, die in einer Petition um Unterstützung samt Link zum persönlichen Lieblingsremix bittet und zum Schlenderin im online Remix-Museum einlädt.

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