Am 15. Juni veröffentlichte die personalisierte Webserie Do not track ihre siebte Episode. Diese Episode beschäftigt sich hauptsächlich mit der Frage, wie die Zukunft des Internets aussehen könnte und wirft dabei auch einen Blick darauf, wie sich unser Umgang und unsere Einstellung zum Internet geändert haben.
Wir waren naiv. Wir dachten anfangs, alles, was wir bräuchten, um die Welt besser und gerechter zu machen, wären einfach nur Menschen, die genau das wollen. Die dafür nötigen Informationen und die dafür nötige Vernetzung bietet das Internet. Jedoch fanden wir heraus, das funktioniert leider nicht so einfach, und dann kamen die Enthüllungen Edward Snowdens und unsere damals noch so positive Einstellung verschwand. Jetzt haben wir eine sehr viel defensivere Haltung eingenommen, wir entwickeln langsam, aber sicher ein Bewusstsein dafür, dass wir überwacht werden können und unsere Daten einen gewissen Wert haben, auch oder vor allem für uns selbst.
Zwar gibt es so etwas wie Anonymität im Internet, jedoch auch nur zum Schein. Wenn jemand einen zurückverfolgen beziehungsweise identifizieren möchte, geht das relativ einfach. Zum Beispiel unsere Smartphones: Deren Seriennummern sind verbunden mit der SIM-Karte, und über diese kommt man dann, da Handyrechnungen ja auch bezahlt werden müssen, an die Kontodaten, Sozialversicherungsnummern und so weiter. Wir wissen also, wir hinterlassen einen Haufen Daten im Internet, und wer diese sammelt, kann demnach eine ganze Menge über uns erfahren.
Das Internet hat begonnen, eine systematische Ungerechtigkeit zu schaffen. Unsere Daten gehören nicht mehr uns. Wir nehmen diese Ungerechtigkeit hin, weil wir die Mechanismen dahinter nicht richtig verstehen oder in der Gesamtheit sehen können. Wir brauchen also ein besseres Bewusstsein.
Und genau das machen sich Regierungen zu nutze, egal ob Prism, Onyx, Vorratsdatenspeicherung, you name it! Unsere Regierungen sind zu der Ansicht gekommen, dass Daten zu sammeln Sicherheit bringen würde, auch wenn es absolut keinen Beweis dafür gibt. Mal ganz davon abgesehen, dass es sich beispielsweise bei der verdachtsunabhängigen Vorratsdatenspeicherung um einen entscheidenden Eingriff in die Privatsphäre handelt.
Aber in welcher Relation stehen Privatsphäre und Sicherheit zueinander? Scheinbar hat sich in unseren Köpfen die Vorstellung festgesetzt, wir könnten nur eines von beidem haben. Wieso eigentlich nicht beides? Wir müssen einen anderen Weg einschlagen. Zwar gibt es Anti-Tracking-Technologien, das heißt aber nicht, dass diese eine dauerhafte Lösung darstellen. Wir brauchen Transparenz. Wenn alle die Möglichkeit haben, nachvollziehen zu können, was das Problem ist, können wir wieder ein Stück weit zu der Vorstellung des Internets zurückkehren, die wir vor Snowden hatten. Unsere Daten sind wertvoll für uns alle und nicht für einen exklusiven Kreis von Geheimdienstmitarbeitern. Unsere Daten gehören uns allen.
„Wenn alle die Möglichkeit haben, nachvollziehen zu können, was das Problem ist, können wir wieder ein Stück weit zu der Vorstellung des Internets zurückkehren, die wir vor Snowden hatten.“
Zu derselben Vorstellung zurückzukehren ist wenig produktiv, das ist wie „zurück zur Natur“ zu fordern. Es sollte vielmehr darum gehen neue Vorstellungen zu entwickeln, denn würden wir zur selben zurückkehren, hätten wir früher oder später wieder denselben Salat.
Zu spät, schon passiert. Die neue Normalität hat eingesetzt. Alles wird hingenommen. Das Problem wird nicht gesehen. Propaganda gegen Privatsphäre und Grundrechte wird kritiklos geschluckt. Geheimdienste sind alternativlos, ebenso Big Data-Komplettüberwachung. Man müsste geradezu krampfhaft optimistisch sein, um noch Hoffnung zu haben. Ich sehe nicht, wo bei der Mehrheit der Überwachungsmasochisten, die leider alle anderen als Geiseln in der von ihnen gestalteten Welt haben, noch eine Grenze sein soll, was sie aus Bequemlichkeit oder aus welchem Grund auch immer mit sich machen lassen. Der Realität ins Auge zu sehen wird ebenso wie in anderen Bereichen (z.B. Umweltzerstörung) konsequent verweigert.
Leider setzt der Text zu spät an, wir müssen viel mehr noch herausbekommen, bzw es schaffen zu kommunizieren was der wert einer nicht über wachten Gesellschaft ist