Überwachung in der Prostitution – was hat es damit auf sich? Neben den großen Überwachungsausweitungen und Grundrechtsunterwanderungen durch Vorratsdatenspeicherung und Co. ist es leicht, den Blick dafür zu verlieren, dass Überwachungsbefugnisse auch in anderen Bereichen ausgeweitet werden. In Bereichen, die nicht jede und jeden betreffen und die daher gern untergehen. Ein Beispiel ist das geplante Prostitutionsschutzgesetz, das derzeit in der Großen Koalition unter Federführung des Familienministeriums verhandelt wird. Es enthält weitreichende Dehnungen von Überwachungsbefugnissen – man könnte es auch Prostituiertenkontrollgesetz nennen – und schafft ganz nebenbei das Grundrecht auf Unverletzlichkeit der Wohnung ab – ohne großes Medienecho.
Wir verwenden hier das Gender-Sternchen. Um darauf aufmerksam zu machen, dass im Bereich der Prostitution oft pauschal von Frauen als Prostituierte ausgegangen wird, obwohl auch Männer, Transgender und andere Geschlechtsidentitäten in der Sexarbeit tätig sind.
Vom aktuellen nicht-öffentlichen Referentenentwurf des geplanten Gesetzes berichtete Der Spiegel am 11. April. Berufsverbände der Sexarbeiter*innen kritisieren viele Punkte des Entwurfs, der auf Repression setzt. So verkündet die CDU/CSU-Fraktion stolz in einer Pressemitteilung:
Im Prostitutionsgewerbe wird es keine Anonymität mehr geben.
Wir haben direkt mit Betroffenen geredet, die am besten wissen, welche Regelung sie zu ihrem Schutz brauchen.
Registrierungspflicht
In Zukunft soll sich jede*r Sexarbeiter*in registrieren. Das heißt, zu einer noch zu benennenden Stelle gehen, sich eintragen lassen und erst dann als Sexarbeiter*in arbeiten zu dürfen. Wer diese Aufgabe übernimmt, wird von den Bundesländern geregelt werden. In Bayern wird es wahrscheinlich die Polizei sein, in Berlin ist es wahrscheinlicher, dass beispielsweise das Ordnungsamt zuständig wird. Die Registrierungsprozedur soll alle zwei Jahre erneut fällig werden, bei unter 21-Jährigen sogar jährlich.
Wichtig ist dabei, dass diese Registrierung nichts mit Steuerzahlungen und Co. zu tun hat. Denn klar, Steuern müssen sowieso gezahlt werden. Doch bisher war es für viele eine Option, bei der Steuererklärung statt „Sexarbeit“ andere Tätigkeiten wie „Escort“ oder „Massage“ anzugeben und so einem Zwangsouting und gesellschaftlicher Diskriminierung zu entgehen. Im Bericht zum Sexarbeitskongress 2014 werden verschiedene Szenarien aufgeführt:
Von der Mutter zweier Kinder, die um ihr Sorgerecht fürchtet, der Studentin mit Nebenjob, die nach einem Zwangsouting eine akademische Laufbahn vergessen könnte, oder der Mieterin einer Modellwohnung, die sich schon mitten im Orwell-Roman angekommen fühlt.
Die Registrierung setzt voraus, dass ein*e Sexarbeiter*in sich vorher einer medizinischen Beratung unterzogen hat. Ursprünglich war eine verpflichtende medizinische Untersuchung geplant, die sich jedoch nicht durchsetzen konnte. Eine solche, den sogenannten „Bockschein“, gab es nämlich in manchen Bundesländern bis 2001. Wirksam waren die Untersuchungen kaum und Gesundheitsämter selbst beklagten, dass die eigentlich Betroffenen damit nicht erreicht würden. Freiwillige, anonyme Angebote leisten einen viel wichtigeren Beitrag zur Gesundheitsvorsorge als ein regelmäßig zu erneuernder Stempel, der am Ende nur zur Formsache wird.
Aus einer Auswertung zu den „Auswirkungen des Prostitutionsgesetzes“ (dasjenige von 2002) des Familienministeriums:
Am 1. Januar 2001 trat das Infektionsschutzgesetz (IfSG) in Kraft. Die Überschrift des § 3 „Prävention durch Aufklärung“ entspricht dem Leitgedanken des gesamten Gesetzes. Im Mittelpunkt steht nicht mehr die Kontrolle, sondern die Förderung des gesundheitsbewussten Verhaltens des Einzelnen. Die Angebote des Gesundheitsamtes sind freiwillig, anonym und kostenlos.
Auch die Deutsche STI-Gesellschaft zur Förderung sexueller Gesundheit lehnt vor allem die Verknüpfung von Beratung und Registrierung ab:
Beratung im Zusammenhang mit Sexualität und Gesundheit sollte anonym möglich sein, um
im gegenseitigen Vertrauen stattfinden zu können. Wenn eine namentliche Registrierung mit
einer Beratung verknüpft wird, sind das nötige Vertrauen und damit der Erfolg der Beratung
gefährdet.
Die geplante Extra-Registrierung gibt es so für keinen anderen Beruf in Deutschland. Vergleichbar wäre sie höchstens mit den Lizenzen für Berufe, die eine Fremdgefährdung beinhalten. Etwa in der Pyrotechnik oder dem Taxigewerbe, indem die Fähigkeiten jedoch nur alle fünf Jahre aufs Neue bewiesen werden müssen. Dass Sexarbeiter*innen eine Fremdgefährdung darstellen, ist zu bezweifeln. Denn im Gegensatz zu einer Taxifahrt kann der Kunde oder die Kundin bei einer Sexarbeiter*in selbst für die eigene Sicherheit sorgen (muss er oder sie wohl in Zukunft auch, denn das geplante Gesetz beinhaltet ebenso eine Kondompflicht, deren Kontrollierbarkeit jedoch eher fraglich ist).
„Hurenpass“
Ist die oder der Sexarbeiter*in ordentlich angemeldet, soll womöglich ein Ausweis ausgestellt werden. Wie er aussehen könnte, ist noch unklar. Ebenso unklar wie die Frage, wem dieser Ausweis vorgezeigt werden muss. In der Realität ist es oft so, dass nicht einmal ein*e Bordellbetreiber*in den Klarnamen derjenigen kennt, die im Bordell beschäftigt sind. Das berichtete uns Fabienne Freymadl, die politische Sprecherin des Berufsverbandes erotische und sexuelle Dienstleistungen.
In Österreich wiederum, wo es einen solchen Ausweis schon gibt, behielten Betreiber*innen die Ausweise ihrer Arbeiter*innen oftmals ein und nehmen ihnen so die Möglichkeit, sich legal selbstständig zu machen. Freymadl äußert außerdem die Bedenken, dass mit den Ausweisen und den Namen der Prostituierten schlampig umgegangen werden könnte. Die Enthüllung des Klarnamens würde zu einem Problem werden. Denn a) arbeitet die Vielzahl der Sexarbeiter*innen unter einem Pseudonym und ist im „bürgerlichen Leben“ nicht geoutet und b) ergeben sich Probleme mit Kund*innen oder Prostitutionshasser*innen, die die Sexarbeiter*innen mit ihrem Klarnamen leichter auffinden und gefährden können.
Emy Fem ist eine Sexarbeiterin mit einem transgenderten Körper. Sie setzt sich für die Rechte von Sexarbeiter*innen ein und beschreibt sich als „in dem Land arbeitend, in dem sie aufgewachsen ist, dessen Sprache sie halbwegs spricht, dessen Gesetze sie halbwegs versteht, mit ihrem Wunschgeschlecht und Ihrem Wunschnamen im Pass, mit festem gewählten Wohnsitz, Steuernummer und Krankenversicherung. Geoutet als Sexarbeiterin in ihrem Umfeld und ihrer Familie. Selbstständig mit zwei eigenen Webseiten und einer weiteren in Arbeit, sprich: einer Minderheit im Sexbusiness.“ Sie berichtete uns:
Trotzdem ist es selbst für mich undenkbar mit meinem Ausweisnamen als Sexarbeiterin geoutet zu werden. Zwangsregistrierung = Zwangsouting.
Sie hat die Erfahrung gemacht, dass es normal ist, wenn Sexarbeiter*innen hin und wieder gestalkt werden. Kunden würden dann versuchen herauszufinden, wo sie wohnen und wie sie heißen. Stalking kann in der Sexindustrie nur entgegengewirkt werden, indem mit einer Arbeitsidentität gearbeitet wird. „Unser Arbeitsname ist unsere Sicherheit“, sagt sie.
„Vorratsdatenspeicherung in der Sexarbeit“
Emy sprach auch auf der letzten „Freiheit statt Angst“-Demonstration. In einer Rede für den Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleitungen hieß es:
Die Vorratsdatenspeicherung in der Sexarbeit, die Registrierung, ob unter Zwang oder freiwillig, bietet keinerlei Schutz. Die Eintragung in eine Kartei bewahrt keine Person zu keinem Zeitpunkt davor, überfallen, ausgeraubt oder Opfer von Menschenhandel zu werden. Darüber hinaus liefert die große Koalition damit Sexarbeiter_innen vorsätzlich vermeidbaren Gefahren aus. Wenn ein Klient von einer Sexarbeiter_in die Vorlage ihres Hurenausweises verlangen darf, werden Stalking und Nachstellung Tür und Tor geöffnet.
Eine datenschutzfreundlichere Möglichkeit wäre es, den Sexarbeiter*innen die Untersuchungen und Registrierungen unter Pseudonymen zu gewähren. Hier stellt sich dann allerdings die Frage der Wirksamkeit, denn ein*e Arbeiter*in könnte sich dann für mehrere registrieren, um diesen die medizinischen Beratungen zu ersparen.
Die tatsächliche Motivation hinter den Beratungen liegt aber nicht bei der Aufklärung, sondern dem Auffinden von Zwangsprostituierten. Es wird aber kaum zielführend sein, denn diese werden oft derart eingeschüchtert – wenn sie überhaupt registriert werden und nicht vollkommen illegal arbeiten –, dass sie sich kaum als Zwangsprostituierte zu erkennen geben werden.
Unverletzlichkeit der Wohnung
Der wohl härteste Einschnitt in die Grundrechte der Sexarbeiter*innen ist die geplante Legalisierung von verdachtsunabhängigen, unangekündigten Kontrollen, zu denen Polizei und Behörden laut dem Spiegel befugt werden sollen.
In Bayern sind diese „Hausbesuche“ schon jetzt Praxis und im bayerischen Polizeiaufgabengesetz geregelt:
§ 13 Identitätsfeststellung und Prüfung von Berechtigungsscheinen
(1) Die Polizei kann die Identität einer Person feststellen […]
2. wenn die Person sich an einem Ort aufhält, […]
b) an dem Personen der Prostitution nachgehen […]§ 23 Betreten und Durchsuchen von Wohnungen
[…]
(3) Wohnungen dürfen jedoch zur Abwehr dringender Gefahren jederzeit betreten werden, wenn […]
2. sie der Prostitution dienen.
Abseits von Abschreckung und Geschäftsschädigung, arbeiten viele Sexarbeiter*innen in Wohnungen, in denen sie auch leben. Von der Erlaubnispflicht und der Registrierung als Bordell sollen zwar Sexarbeiter*innen ausgenommen werden, die alleine in ihrer Wohnung der Prostitution nachgehen, oft aber teilen sie sich den Ort mit anderen zum Arbeiten. Damit wäre der privateste Teil ihres Lebens willkürlichen Durchsuchungen ausgesetzt. Oder die Sexarbeiter*innen kehren zurück zur Einzelwohnungsprostitution. Emy Fem fürchtet dadurch eine massive Verschlechterung der Situation
Wir müssen die Möglichkeit haben, uns mit Kolleg*innen zusammenzuschließen und in unserem gewünschten Umfeld zu arbeiten und dabei aufeinander Acht zu geben. […] Wenn wir nur alleine in unserer Meldeadresse (= Hardcorezwangsouting!) arbeiten können, werden wir immer abhängiger von Großbetreibern. […] Diese Form der Regulierung unsere Arbeitsstätten treibt uns in die Illegalität, in unsichere schlechte Arbeitsbedingungen und in Abhängigkeiten von Großbetreibern mit schlechter Bezahlung und Zuhältern.
Fabienne Freymadl fürchtet, dass diese Praxis auch als Blaupause für die Legitimierung von willkürlichen Durchsuchungen anderer gesellschaftlich diskriminierter Gruppen dienen könnte. Dass das keine unberechtigte Sorge ist, zeigt ein Fall, der vor kurzem in Frankfurt passierte. Am 4. Mai sind 200 Polizei-Beamte in Schutzmontur gegen „eine angebliche ‚China-Mafia‘ vorgegangen, die sich ausgerechnet im gutbürgerlichen Frankfurter Viertel Dornbusch mit Wohnungsprostitution ein Zubrot verdienen wollte – in Etablissements, die jedem in der Nachbarschaft hinlänglich bekannt waren!“ Begleitet wurden die Beamten von Reportern der „Zeitung“ mit vier Buchstaben, berichtet Doña Carmen. Doña Carmen setzt sich seit 1998 im Rotlichmilieu in Frankfurt am Main „für die sozialen und politischen Rechte von Frauen ein, die in der Prostitution arbeiten“. Die Mitglieder von Doña Carmen teilen Freymadls Sorge und fürchten, dass auch Frauen „mit häufig wechselndem Herrenbesuch“ betroffen sein könnten:
Die momentanen Repressionsmaßnahmen städtischer und sonstiger Ordnungsbehörden in Frankfurt geben einen Vorgeschmack darauf, was auf Sexarbeiterinnen und Frauen mit häufig wechselndem Herrenbesuch zukommt, wenn das neue Gesetz in Kraft tritt: Rechtsstaatliche Maßstäbe werden ausgehöhlt, Sexarbeiter/innen wie Freiwild behandelt und Frauen mit freizügigem Sexualverhalten unter Generalverdacht gestellt.
Alternativen zum Gesetzesvorschlag
Welche positiven Alternativen zum aktuellen Referentenentwurf kann es geben? Ein „Vorbild“ gibt es aus Neuseeland. Dort wurden die rechtlichen Bedingungen für Prostitution 2003 deutlich liberalisiert, vor allem in Bezug auf die Registrierung von Sexarbeiter*innen, die vorher als „Masseur*in“ registriert sein mussten. Das New Zealand Prostitutes Collective fasst zusammen:
You do not have to register with the police, or even contact the police, if you wish to be a sex worker in New Zealand. Under the old laws, Massage parlours were required to keep a register of names, with identifying details, which were to be given to the police for inspection “upon request”. In some areas, people working privately had to register with the police before they could advertise in their local newspaper. This is no longer the case.
Nur Bordellbetreiber*innen müssen sich eine Genehmigung einholen, Gruppen von bis zu vier Sexarbeiter*innen sind davon ausgenommen:
Up to four sex workers can work together and do not need an Operators Certificate, so long as no one is in charge of anyone else, or working as a boss.
Für Durchsuchen von Arbeitsstätten sind Durchsuchungsbeschlüsse notwendig, die – zumindest in der Theorie – nur aufgrund eines konkreten Verdachts ausgestellt werden dürfen.
Auch der Verein Doña Carmen hat eine Vorstellung, wie ein neues Gesetz aussehen müsste, dass die Rechte von Sexarbeiter*innen stärkt.
Was nun?
Um ein Bewusstsein zu schaffen, dass Sexarbeitende nicht totalkontrolliert werden dürfen, ist es wichtig, klarzumachen, dass Sexarbeit eine Arbeit wie jede andere ist. Und nicht ein Quasi-Pseudonym für Menschenhandel, Zwangsprostitution und Ausbeutung. Letztere sind keine Prostitution, sondern Straftaten. Und lassen sich mit den im ProSchG angedachten Mitteln kaum bekämpfen.
Sexarbeiter*innen dürfen nicht aufgrund ihrer Berufsausübung kriminalisiert und einem Generalverdacht ausgesetzt werden, der fundamentale Rechte wie die Unverletzlichkeit der Wohnung aushebelt.
Am 13. Juni soll es in Frankfurt eine große Demonstration gegen das Gesetz geben. Die Plattform Frankfurt 13. Juni ruft auf:
Auf diskriminierende Sonderbehandlung und rechtliche Ausgrenzung legen wir keinen Wert! Auf „bessere Arbeitsbedingungen“ bei gleichzeitiger Fortsetzung rechtlicher Ungleichbehandlung können wir gut und gerne verzichten! Denn was nützt es Galeerensklaven, wenn sie beim Rudern angenehmer sitzen? Wir wollen nicht unter Generalverdacht stehen, wir wollen Rechte statt Razzien! Wir fordern ein Ende jeglicher Sonderbehandlung – denn weder sind wir eine „Risiko“ für den Rest der Gesellschaft, noch sind wir ‚Berufsverbrecher‘, von denen Gefahr ausgeht!
Ja, und Mindestlohn! Dann kommt auch der Zoll zum Hausbesuch, sogar mit Schutzweste und Pistolen, wie in hessischen Bäckereien. Kontrolle ist gut, aber Polizei- und Überwachungsstaat ist besser. :D
Willkommen im totalitären Überwachungsstaat EU(DSSR)!
Demnächtst gibts dann für alle die nicht im Mainstream schwimmen einen extra Stempel im Pass bzw noch viel eleganter einen elektronischen Eintrag im Perso. Is ja auch viel praktischer als Asi Wimpel zum aufnähen. Das gilt natürlich nur wenn man sich nicht so gegen die diktierte Richtung stemmt das einem die Ausweisdokumente entzogen werden und man sich mit diskrimierenden Ersatzdokumenten abfinden muss.
Was ist eigentlich grad los gerade, jede Woche eine neue Meldung weit jenseits det Kotzgrenze.
So langsam würde ich auch erwarten das unser Präsident sich mal in irgendeiner Form zu Wort meldet. Schliesslich sollte er zumindest die moralische Grundlinie ein wenig im Blick behalten.
De facto – der neueste Versuch, Prostitution in die Illegalität abzudrängen: wer nicht fürs Leben gebrandmarkt werden will, arbeitet eben illegal. Das wird bestimmt ein absolutes Erfolgsmodell: wie alle bisherigen Versuche in der Menschheitsgeschichte, Prostition zu kontrollieren.
Mit Blick auf die Parteien, die das in Gang gebracht haben, mein Verdacht, dass es hier von vorneherein nicht um etwas Konstruktives gehen soll, sondern einfach nur darum, die Damen zu mobben.
Und die Frage: warum will die Herrenwelt der Unionsparteien dann konsequenterweise nicht auch die Freier de-anonymisieren? Honi soit …
„Im Prostitutionsgewerbe wird es keine Anonymität mehr geben.“
Gilt das dann auch für die ganzen Freier von der CDU/CSU?
„unter Federführung des Familienministeriums verhandelt“ … hmm, warum ist hier das Familienministerium involviert? Würde das nicht eher zum Bundesministerium für Arbeit passen, oder vielleicht das Bundesministerium der Justiz?
Zumindest verwundert es dann nicht, wenn die „Lösungen“ des Familienministeriums nicht im Interesse der Sexarbeiter/innen oder ihrer Gäste sind. Ich vermute, die Familiensituation von Sexarbeitern/innen wird vom Familienministerium ignoriert und Sexarbeit selbst wird als natürlicher Feind der Familie gesehen, anstatt als etwas, was mache Familie nicht nur ernährt sondern andere Familiensituationen oder Ehen erträglich macht.
Ja, wie wäre es stattdessen mal die Freier unter den Ministerialbeamten des Familienministeriums zwangszuouten?
Upps. Das gehörte zwei Kommentare höher zu tomah.
Prostitution ist traditionell beim Familienministerium angesiedelt, weil das ja das Ministerium für Frauen, Junge, Alte und sonstige unwesentliche Randgruppen ist. Prostitution als von Frauen dominierte, ähem, Unsittlichkeit, ist keine Arbeit, denn Frauen arbeiten ja nicht. Nur das, was Männer bezahlt oder unbezahlt tun, ist Arbeit. Schlimm genug, dass wir Putzfrauen, Krankenschwestern, Pflegerinnen, Lehrerinnen und andere „Care-Arbeit“ inzwischen dafür bezahlen müssen, dass sie tun, was eigentlich ohnehin im Wesen der Frau liegt und also aufopfernd und selbstverständlich unbezahlt von ihnen geleistet werden sollte. Ebenso sollte eine Frau Sex ausschließlich kostenlos anbieten, aus purer Liebe und Zuneigung zum Manne.
Sollte das Gesetz so kommen, hoffe ich Betroffene finden die Unterstützung um dagegen vor dem Bundesverfassungsgericht zu klagen. Da kann man sich direkt auf die Menschenwürde beziehen.
Der ungebremste Kapitalismus funktioniert nur so nicht. Recht haben und Recht bekommen sind zweierlei, zudem auch sehr vom Geld abhängig.
Der Kapitalismus in der BRD lässt sich wenn überhaupt nur mit seinen eigenen Waffen schlagen.
1. Total Verbot der Prostitution (ist mir lieber als die Erlaubnis zur 2. klassigen Existenz von „Gottes Gnaden“ unter der Peitsche des BfF zur Bereicherung einer „Volkswirtschaft“, die allem, nur nicht mehr dem Volk dient)
2. Alle Prostituierte(n) + Nebengewerbe gehen brav zum Job Center und lassen das System der Ausbeutung für ihr totalitäres Gedankengut bluten.
Sie wollen unser Geld und nehmen uns dafür die Rechte. Das war früher so, das ist heute so und das wird morgen nur noch schlimmer.
In meinen Augen erfüllt dieses Gebilde „Staat“ längst den §181a Abs. 1
„(1) Mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren wird bestraft, wer
1. eine andere Person, die der Prostitution nachgeht, ausbeutet oder
2. seines Vermögensvorteils wegen eine andere Person bei der Ausübung der Prostitution überwacht, Ort, Zeit, Ausmaß oder andere Umstände der Prostitutionsausübung bestimmt oder Maßnahmen trifft, die sie davon abhalten sollen, die Prostitution aufzugeben“
Über den restlichen Teil des Abschnittes unter 2. lässt sich munter streiten, ob die derzeitige insgesamt volksverachtende Politik der allgemeinen uneingeschränkten Ausbeutung des Menschen und der Vernichtung von Arbeitsplätzen innerhalb der EU eine Maßnahme darstellt, die Personen in der Prostitution daran hindert ggf. ihre Tätigkeit in Bereich der sexuellen Dienstleistung aufzugeben.
Unter Demokratie, Menschenrecht und Menschenwürde verstehe ich jedenfalls etwas anders…
Fragt sich eigentlich niemand in was für einer Gesellschaftsordnung wir leben, in der es völlig normal ist seinen Körper zu verkaufen? Ich kann mir nicht vorstellen das es angenehm ist eine schwitzende an gesoffene Person auf mir zu erdulden die sich bemüht einen Orgasmus zu bekommen.
Die gleiche, in der es normal ist, dass man Arbeit leistet, die einen dauerhaft körperlich schädigt. Der Rest ist soziales Stigma durch Überhöhung der Sexualität. Ich würde auch lieber in einer Gesellschaft leben, in der niemand darauf angewiesen ist, sich zu prostituieren.
„Ich würde auch lieber in einer Gesellschaft leben, in der niemand darauf angewiesen ist, sich zu prostituieren.“
Also ich würde noch viel lieber in einer Gesellschaft leben, in der niemand darauf angewiesen ist, für Liebe zu bezahlen.
„Fragt sich eigentlich niemand in was für einer Gesellschaftsordnung wir leben, in der es völlig normal ist seinen Körper zu verkaufen?“
Mädel, das macht doch jeder, der arbeitet!
Überlege doch mal, wie wohl Dein Müll zur Müllkippe kommt. Bringst Du den etwa höchstpersönlich dahin?
Wenn Du einen Tumor hast, wird der herausgeschnitten!
Mit ganz körperlichem Einsatz!
Mit Hand, Gefühl, Energie, Erschöpfung, Schweiß! Da ist dann alles dabei, oft sogar Ekel, das kann ich Dir versichern!
Wer sein Geld selbst verdienen muss, muss dafür normalerweise arbeiten. Die Art der Arbeit kann man sich dann seinen Vorlieben entsprechend aussuchen.
Im TV gab es vor kurzem eine Prostituierte, die ursprünglich Informatik studiert hat. Das war ihr dann aber zu menschenfern, also stieg sie um auf Liebesdienste.
Nein es macht eben nicht jeder was er gerne tun würde. Ich wäre mir nicht zu fein Deinen Müll abzufahren und ich kann Dir versichern das es gerade im medizinischem Bereich in diesem Job arbeite ich, nur sehr wenige gibt die sich vor Dir und Deiner OP ekeln würden. Arbeitsplätze sind Mangelware und wir werden unterbezahlt. Ich habe Kollegen im Rettungsdienst die mit 1300 € nach Hause gehen, dafür 48 h die Woche im Schichtdienst arbeiten und noch sagen wo anders hätten sie wesentlich weniger gehabt.
Sexarbeiter verkaufen nicht ihren Körper, denn sie sind keine Ware, sondern Dienstleister. Die Behauptung, bzw. das mitleid-heuchelnde Gejammer vom „Verkauf des Körper (/der Seele)“ ist demagogisch, objektifizierend, diskriminierend und ergo menschenverachtend. Es stärkt das Stigma gegen Sexarbeiter und fördert ein Gesellschaftsklima, in dem Gewalt gegen Sexarbeiter toleriert, akzeptiert und sogar motiviert wird. Lies dazu: http://courtisane.de/blog/?p=866
Danke!
„CDU/CSU sind stolz: „Im Prostitutionsgewerbe wird es keine Anonymität mehr geben.““
Mir fehlen fasst die Worte.
Gut, für echten demokratischen Diskurs ist die CDUCSU eh nicht Ernst zu nehmen.
Man muss mit denen sowie deren Wählern eben leben.
Mich würde dabei interessieren, kommen die selbst auf so eigentümlich dumme Ideen oder gibt es da auch Lobbying ?
Was sagt der sich sozialdemokratisch nennende Verein dazu -die gleichen in den letzten Jahren der „christlich“ Asozialen Union immer mehr. Unwählbar.
Die Leute, die es sich leisten können, sei es denn Grössen aus der CDU oder andere, lassen sich für ihren Spass doch schöne brasilianische oder spanische Mädels einfliegen. -Diese Partys finden nur im geschlossenen Kreis statt.
Oder sie kaufen ihren Sternchen eine Wohnung und halten sie dort irgendwie hin, indem sie den `sugar daddy` geben. -Ganz einfach, wenn man genug Geld hat.
Dass sie nun aber auf `die Freuden des kleinen Mannes` losgehen, den sie mit Brot und Spielen ja ruhigstellen wollen- das ist eine neue Strategie. Denn je mehr Prostituierte im Land sind (weil ja nur hier so gute Bedingungen dafür herrschen), umso günstiger und schneller kommt der kleine Bürger zu seinen Vergnügungen……….. und lässt sich so besser von den herrschenden politischen (Miss-)ständen ablenken.
So etwas gab es doch schon immer, eine Sittenkartei. Medizinische Überprüfungen und Normalisierungen, genau da wollte man ja hin.
Kurze Frage am Rande: Kennt jemand eine Erweiterung von „Binnen-I be gone“, die auch mit vorangestellten Adjektiven & Co klar kommt? Leider werden die, durchaus informativen Texte, hier zunehmend schlechter lesbar.
Um gleich vorweg zu greifen: Ihr dürft gerne schreiben wie auch immer ihr wollt. Ich suche nur nach einem Möglichkeit mir das Lesen zu vereinfachen.
Du Ärmster! Ein ProTipp aus Mitleid: Ich rate von einem Job als Programmierer ab. Wenn du schon beim Binnen-I kapitulierst, solltest du dich von Programm-Code fernhalten!
Ich arbeite als Programmierer – Und das eine mit dem anderen hat doch nix zu tun…. Mal abgesehen davon, dass RegEx und ähnliches wirklich nicht lesbar ist…..
Diese ganze Genderfizierung von allem möglichen geht mir persönlich sehr gegen den Strich… Jeder wie er will und was ihm gefällt… Wer aber glaubt, dass das reine Verwenden der männlichen Form eine Art Diskriminierung ist hat doch den Schuss nicht gehört….
Aber Hey, ich bin ja eh ein weißer, heterosexueller Mann aus Europa und darf deshalb zu dem ganzen keine Meinung haben……
Da oft auch immer wieder gesagt wird, dass repressive Maßnahmen gegen Prostitution sowie Entrechtung von Sexarbeiter*innen oder „Zwangsmaßnahmen“ gegenüber Sexarbeiter*innen notwendig sind, um den „Menschenhandel“ zu bekämpfen, lasse ich ein paar Links von meiner Seite hier.
Für diejenigen, die nicht wissen, was sie antworten sollen, wenn „Aber was ist mit Menschenhandel…?“ kommt: Das!
Was geschieht mit all den Daten? Europäische Datenschutzgesetze und der Schutz der persönlichen Daten von gehandelten Menschen http://menschenhandelheute.net/2014/09/14/datenschutz-menschenhandel-meldepflicht-prostituierte/
Studie: Herausforderungen des Datenschutzes in der Politik gegen Menschenhandel – Ein Praxisleitfaden http://menschenhandelheute.net/2015/02/19/studieherausforderungen-des-datenschutzes-in-der-politik-gegen-menschenhandel-ein-praxisleitfaden/
Es ist nicht nur in Bayern bereits jetzt schon rechtens, wenn die Polizei anlassinabhängige Durchsuchungen an Orten durchführt, an denen der Prostitution nachgegangen wird. Auch im Berliner und in Polizeigesetzen der meisten anderen Bundesländer haben die Identitätsfeststellung (§ 21[2] ASOG) und Wohnungsdurchsuchung (§ 36[4] ASOG) Prostituierter ihren Platz; ebenso in der Strafprozessordnung, dem „Bundespolizeigesetz“. Dies nur als Zusatzinfo zu diesem selbst schon informativen Artikel. ;-)
Und ja, staatliche Überwachung und Ausweitung von Polizeibefugnissen werden immer zuerst an Randgruppen ausprobiert. Wenn es da keinen Protest gibt, kann man das dann auf weitere Bevölkerungsteile ausweiten. Vorgebrachter Grund ist immer der vermeintliche Schutz, sei es nun vor Zwangsprostitution, Kinderpornos oder Terror. Als Sexworker fühle ich mich dabei aber eher ausgeliefert, als geschützt.
ich selbst arbeite als Prostituierte und finde das Gesetz einfach ne Riesensauerei. Ich kenne genug Frauen ,die heimlich ,sogar der Lebenspartner Weiss nichts von ihrem Job , als Hure arbeitet. WEnn diese Zwangsregistrierung kommt ,werden wohl diese Frauen in die Illegalität ausweichen . Wieder einmal werden Huren stigmatisiert ,statt geschützt!!!!!!!!.
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Bitte lasst diesen „Gender-Sternchen“-Mist… Das macht solche Texte einfach unlesbar… Es reicht doch auch ein Hinweis wie „Wir verzichten auf das Gender-Sternchen, auch wenn jedem klar sein sollte, dass nicht nur Frauen in der Sexarbeit tätig sein“ – Danke!
Sexuelle (Dienst-)Leistungen, auch als Geschäft gegen Bezahlung, brauchen einen privaten Vertrauen schaffenden Raum, in der der Staat nicht auch nur das geringste zu Suchen hat.
Dass Sexarbeiter/innen keine übertragbaren Krankheiten haben sollen und dürfen ist klar, aber solange das nur mit Zwangsausübung und Zwangsregistrierung und ansonsten substantiell ohne Vorteile und komplett deanonymisierend für Prostituierte ist, produziert das, wie oben erwähnt („Bockschein“), zu viele Probleme.
Menschliche Gesellschaften sind kognitiv viel zu unaufgeklärt und dissonant, ich untertreibe, als dass Sexarbeiter/innen folgenlos/problemfrei sich bei einer repressiven pseudomoralistischen Zentralhierarchie wie einem Staat nackig machen könnten. Schön wäre es, wie der Artikel es treffend widerlegt.
Mögliches Stalking durch Kunden ist da eher noch das geringste Problem.
@Carmen Amicitiae und quick, Sie schreiben über die „glückliche Prostiuierte“ und leider haben Sie sich keine Gedanken gemacht über die massiven Auswirkungen der legalen Gewaltform Prostitution für 40 Mio. weibliche Einwohner in Deutschland. Es scheint so, als würden Sie keine Kenntins davon haben wie die Zahlen von schweren Gewaltverbrechen an Mädchen und Frauen inzwischen aussehen. Ebenso was das Europäische Parlament, die New Yorker UN-Frauenkonferenz und 200 Menschenrechtsorganisationen in Europa über die Zustände in Deutschland denken und auch mit welchen Kriterien sich weltweit Menschenhändler ihre Zielländer aussuchen und wie die deutschen Gerichtsverhandlungen bei Vergewaltigung und Menschenhandel heute ablaufen. Ist Ihnen diese gewissenlose Freiheit tatsächlich wichtiger als Sicherheit, Menschlichkeit, Gesundheit, Gerechtigkeit und mehrere Millionen Menschenleben? Es wäre ehrlich eine gute Richtung, wenn Sie sich noch mehr Gedanken zu der Thematik Ursache und Wirkung der Gewaltform Prostitution machen würden. Würde mich freuen, wenn Sie vielleicht nochmal einen Kommentar schreiben. Mit vielen Grüßen, Ihre Menschenrechtsaktivistin Patricia Wormser