Remixer #45 Clemens Haipl von Depeche Ambros: „Egal ob das ‚Cover‘ oder ‚Remix‘ heißt“

In der Serie Remixer/in

 geht es um Menschen und ihre Erfahrungen und Einstellungen zum Thema Remix und Remix-Kultur. Dieses Mal: Clemens Haipl, Autor, Kabarettist, Radiomacher und Mitglied der Wiener Musiker Depeche Ambros.

Depeche Ambros
Depeche Ambros

Clemens Haipl, geboren und wohnhaft in Wien, arbeitet als Autor, Kabarettist, Radiomacher und produziert Musik, unter anderem als Teil der Gruppe Depeche Ambros. Wie der Name schon nahelegt, handelt es sich dabei um den Versuch, Austropop mit Hilfe des Sounds von Depeche Mode neues Leben einzuhauchen.

Wie würdest Du selbst Deine musikalische Arbeit beschreiben?

Da ich nicht davon leben muss, leiste ich mir den Luxus, ausschliesslich die Musik zu machen, die mir Spaß macht. Das heißt: Electropop beeinflusst von New Order, OMD, Depeche Mode & Co.

Auf welche Weise verwendet ihr bei Depeche Ambros Werke Dritter?

Wir nehmen einen Song, der uns für sich gefällt. Dann dekonstruieren wir den auf die Basics – also Grundakkorde und Text – und rekonstruieren ihn dann im Synthpopstil, wie wenn er in den 80ern in London entstehen würde.

Depeche Ambros läuft bisweilen unter der Bezeichnung Cover, gleichwohl geht es ja gerade darum, Austropop und den Sound von Depeche Mode zusammenzubringen. Wie würdest Du Remix und Cover voneinander abgrenzen?

Es geht bei Cover und Remix darum, etwas eigenständiges, neues zu machen. Ob das dann „Cover“ oder „Remix“ heisst, ist nebensächlich.

Wie geht es Dir damit, wenn Werke von Dir remixt werden? Hast Du Angst, dass Leute damit Dinge tun, die Dir nicht gefallen?

Nein, überhaupt nicht. Im Idealfall übernehmen Remixer die Teile, die mir wichtig sind (also Hooks und bestimmte Sounds)- wenn etwas komplett anderes herauskommt, muss es mir nicht gefallen- spannend ist es allemal.

Was macht für Dich einen guten Remix aus?

Wie gesagt, Hook und wesentliche Sounds erkennen und weiterverwenden. Oder: etwas komplett neues, vielleicht sogar besseres machen.

Hast Du schon einmal aus nur aus rechtlichen Gründen ein Sample oder ähnliches nicht verwendet und warum?

Ja. Zum Beispiel das Gitarrenriff von „Never let me down„- das war einfach zu offensichtlich gesampelt und schwer in einem anderen Kontext zu verwenden. Also haben wir es neu eingespielt:-)

Wurdest Du schon einmal abgemahnt oder hattest rechtliche Probleme wegen Deiner künstlerischen Tätigkeit?

Nein, ich (bzw. das Label) hat immer im Vorfeld geklärt, ob es Probleme geben könnte. Darum habe ich zum Beispiel eine Coverversion von Abbas Dancing Queen nicht veröffentlicht.

Was hältst Du von der Idee, ein vergütetes Recht auf Remix einzuführen?

Klar, warum nicht? Bei Depeche Ambros ist es ja auch so, dass jeder Cent an die Urheber geht. Halte ich zwar für übertrieben, weil es ja- wie gesagt- völlig neu konstruierte Songs sind. Aber Urheber ist Urheber. In dem Rahmen soll jeder remixen was er will.

Zum Abschluss, was ist Dein persönlicher Lieblingsremix?

Klassiker: Route66.

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Das ist ein Crosspost vom Blog der Initiative Recht auf Remix, die in einer Petition um Unterstützung samt Link zum persönlichen Lieblingsremix bittet. Der Sammelband „Generation Remix“ (iRights.Media) mit ausgewählten Interviews sowie ein online Remix.Museum wird aSonntag, 4. Mai 2014, 18 Uhr präsentiert. Eintritt ist frei.

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