Neuer Mozilla-Chef in der Kritik

Die Ernennung von Brendan Eich zum neuen Mozilla-CEO sorgt seit Tagen für heftige Kritik aus der Community. Eich hatte 2008 im Rahmen des kalifornischen Volksentscheids „Proposition 8“ eine Kampagne zum Verbot der Homo-Ehe finanziell unterstützt. Nach Bekanntgabe der Personalie kündigte Hampton Catlin, der CEO von App-Entwickler Rarebit, öffentlich an, Firefox OS boykottieren zu wollen. Am Dienstag empfahl die große US-amerikanische Dating-Seite OkCupid auf der Startseite aus Protest Firefox-Nutzern auf Browser der Konkurrenz umzusteigen – OkCupid gehört laut Alexa Internet zu den 150 meistbesuchten Internetseiten in den USA. Mehrere Mozilla-Mitarbeiter appellierten außerdem öffentlich an ihren Chef zurückzutreten. Die Rücktritte von drei Mitgliedern des Aufsichtsrats der Mozilla Foundation am Wochenende, die laut ersten unbestätigten Medienberichten ebenso auf die Ernennung Eichs zurückgingen, sollen jedoch schon seit längeren geplant gewesen sein.

In einem am späten Dienstag auf CNet veröffentlichten Interview äußerte sich Eich zur andauernden Affäre und bekräftigte trotz der Kritik an seiner Person nicht zurücktreten zu wollen. Zu seinen aktuellen Ansichten in der Debatte um die Homo-Ehe wollte er sich hingegen nicht äußern und wies stattdessen darauf hin, dass er zu den Werten von Mozilla stehe und die aktuelle Diskussion dem Unternehmen schade und seine Mission bedrohe.

Mozilla äußerte sich bereits am Samstag in einem Blogpost zur Affäre um die Personalie Eich. Die Mission des Unternehmens, das Internet offener und damit die Menschheit stärker, inklusiver und fairer zu gestalten, würde ebenso die volle Unterstützung für gleichgeschlechtliche Partnerschaften miteinbeziehen. Obwohl nicht jeder in der Community diese Meinung teile, wären dort alle willkommen, die bereit seien, andere zu respektieren und an den größeren Zielen von Mozilla zusammenzuarbeiten.

 

10 Ergänzungen

  1. Dann mal her mit den Empfehlungen:
    Welcher Browser ist momentan sicher, läuft auf alternativen Betriebssystemen und achtet die Privatsphäre der NutzerInnen? Iron, Chromium, Midori?
    Wer hat da schon Erfahrungen gesammelt?

  2. Im Artikel fehlt noch der Link auf das neuste, lange Interview mit Eich: http://www.cnet.com/news/mozilla-ceo-gay-marriage-firestorm-could-hurt-firefox-cause-q-a/

    tl;dr Er bestätigt implizit seine Ansichten von 2008. Er sagt, dass Diskriminierung eigentlich Inklusion von ‚anderen‘ Meinungen ist. Er sagt dann noch dass er der beste Mozilla CEO ist. Ach ja und er sagt, dass ein Großteil der Entwicklung bei Mozilla ja aus Indonesien kommt, wo die diskriminierung von LGBT sehr viel mehr akzeptiert ist als hier.

  3. Die Frage ist für mich, soll man Personen sanktionieren, weil sie eine andere politische Meinung vertreten, mit der ich nicht übereinstimme? Ich finde das grundsätzlich gefährlich für eine liberale Gesellschaft.

    Es ist auch in Deutschland sehr verbreitet, dass man Personen, mit denen man nicht in der Sache übereinstimmt, die sich gegen einen momentanen gesellschaftlichen Konsens stellen, abstraft. Das betrifft insbesondere Minderheiten. Ein Beispiel, was mir einfällt, ist wie die meinen Interessen vollkommen entgegengesetzte Europapolitik der AfD. Trotzdem unmöglich wie der Parteichef in TV-Medien volkspädagogisierend niedergemacht wurde, wo er eine bestimmte Position gegen den EURO vertrat.
    http://www.youtube.com/watch?v=ZxF2uwgkrRM
    Ich habe den Eindruck, dass das Illiberale gefährlich auf Schwäche deutet. Es ist wie im Krieg, wer gegen den Krieg Position bezieht wird zum „Vaterlandsverräter“ abgestempelt. Der Konsens muss sich kraftvoll seine Durchsetzung behaupten, indem er Abweichler verprügelt. Die Begründungsmuster sind dann schnell sozialchauvinistisch und selbstgerecht. Es spricht für eine autoritäre Strukturiertheit unserer Gesellschaft, auch bei vermeintlich progressiven Kräften.

    Eine Position, die nicht die Gegenposition zulässt, zerstört den herrschaftsfreien Diskurs. Das finde ich schade. Für das Amt des Mozillachefs ist sein privates politisches Spendenverhalten einigermaßen irrelevant. Oder sehe ich das falsch, wo zieht man die Grenzen, wo wird die harte Auseinandersetzung für eine Sache auf einer Ebene geführt, die ins Mobbing des politischen Gegners und seiner Unterstützer abgleitet? Schwierig.

    Wichtiger ist mir aber eine andere Sache, was macht das aus mir, wenn ich jemanden, der eine entgegengesetzte Meinung vertritt, jenseits der Diskussion in der Sache sanktionieren will. Wäre ich einverstanden, dass ich nicht in den Golfclub aufgenommen werde, weil ich bei Netzpolitik poste usw.

    1. „Eine Position, die nicht die Gegenposition zulässt, zerstört den herrschaftsfreien Diskurs.“

      Diskriminierung von Minderheiten als teil einer gesunden Gesellschaft? Das haben wir schon öfter gehört, selten waren diese Gesellschaften besonders gut für individuelle Freiheit.

      Diskriminierung ist kein Thema für gesellschaftliche Debatte, der Wert von Menschen steht nicht zur Verhandlung. Wer darauf besteht diesen doch verhandeln zu wollen muss sich nicht über Gegenwind wundern.

      Muss man wirklich für jede einzelne Minderheit wieder die gleichen Schritte durch machen wie für all die vorherigen, bis irgendwann endlich keiner mehr versucht seinen Aberglauben gesetzlich anderen aufzuzwingen?

      Sie können von der AfD halten was sie wollen, aber hier geht es nicht um eine rein politische Position, hier geht es darum das Menschen versuchen anderen unschuldigen Menschen durch Gesetze das Leben schwer, oder gar nicht lebenswert, zu machen.

      Das ist nicht einfach als „momentan gesellschaftlicher Konsens“ zu diskreditieren. Genauso wenig wie Gleichberechtigung von Frauen und Menschen aller Herkunft, verbot von Sklaverei, etc.

      1. Schau mal, wir haben eine bestimmte Ausgangslage. Es gibt dann Leute, die für eine Änderung sind (Argument „Diskriminierung“), und Leute, die ausdrücklich am status quo festhalten wollen. Und dann wiederum Menschen und Institutionen, die träge am status quo hängen ohne dazu eine politische Meinung zu haben.

        Ich finde eine Änderung politisch gut. Ich respektiere, dass andere eine Gegenmeinung haben, an der muss ich mich und meine Argumente prüfen statt ad hominem auf die Gegner loszugehen. Mir ist es wichtig, die Gegenposition durchzuspielen und meine eigenen Prämissen zu erkennen.

        Ich finde auch die Position der AfD falsch und ihre Basis unangenehm.

        Nur wenn ich meine Gegenposition nicht zulasse, dann ist das nicht sehr demokratisch/liberal. Überhaupt führt ein prinzipiengeleiteter Diskurs schnell zum Wohlfahrtsausschuss für die Gegner.

        Man kann tatsächlich gute Argumente gegen (überbordende Interpretationen der) Menschenrechte vorbringen. Irgendwo müssen Menschenrechte ja auch immer Grenzen haben, gibt es Güterabwägung zwischen Menschenrechten. Es ist gefährlicher Quatsch, wenn man die Vorstellung hat, dass die Konzepte quasi nirgendwo Grenzen finden. Da sehe ich ja auch bei meinen Gegnern, die in Sachen Schutz Geistigen Eigentums diese simple „mehr ist besser“ Sicht vertreten.

        Der Begriff der „Diskriminierung“ ist „hypotroph“ und wenn Du da ganz starr dran hängst bist Du extrem manipulierbar. Es muss dann jemand sein Anliegen nur in den Diskriminierungsframe packen und Du marschierst kopflos los und streitest für diese Sache.

        In diesem Fall „diskiminierst“ Du jemanden, weil er eine andere Meinung zu einem Thema vertritt, indem Du es goutierst, dass seine berufliche Position in einer Organisation infrage gestellt wird, die mit dem Thema überhaupt nichts zu tun hat.

  4. Es ist bemerkenswert, dass ausgerechnet die Menschen, die sich selbst als „inklusiv“ bezeichnen, versuchen jemanden aufgrund seiner privaten Meinung zu einem bestimmten Thema aus dem Job zu mobben.

    1. Es war in dem Moment nicht mehr seine private Meinung, als er für ein Gesetz gestimmt/gezahlt hat, das anderen Menschen die Grundrechte entzieht.

  5. Wie Fefe in seinem Blog sehr richtig anmerkte, hat der Mann auch Javascript erfunden. Würden alle Empöristen erstmal Javascript auf ihren eigenen Seiten weglöschen, wäre die Welt sofort deutlich besser…

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.