Edward Snowden auf der Berlinale

Der rote Teppich ist ausgerollt auf der Berlinale, nicht nur für George Clooney, sondern auch für Edward Snowden. Ganz kurzfristig wurde das Interview von Hubert Seipel mit Edward Snowden als offizieller Programmpunkt für die Berlinale aufgenommen. Super eigentlich, aber warum denn so kurzfristig und warum überhaupt Berlinale, wenn es denn schon im Fernsehen gelaufen ist?

Dazu sagte uns Dieter Kosslick, der Berlinale-Chef:

Wir möchten einem internationalen Publikum die Möglichkeit geben, dieses umfangreiche Interview zu sehen, denn bisher lief es ja ausschließlich im deutschen Fernsehen. Die Berlinale ist ein guter Ort für dieses Screening.

Hintergrund ist die schwierige rechtliche Situation dieses Interviews. Laut FAZ sei das Interview mit Snowden im Zusammenhang mit einer geplanten Dokumentation „Abgehört und abgenickt“ für den NDR entstanden, die am 5. Mai 2014 in der ARD laufen solle und im Widerspruch zur Ankündigung des weltweit ersten Interviews mit Edward Snowden nur im deuschen Fernsehen zu sehen war.

Die am Sonntag gezeigte Fassung ziele „auf die Verbreitung einer deutschen Version – entsprechend des Auftrags des NDR“. Daraus ergebe sich auch das „Geoblocking“ im Internet. […] Auslandsrechte dürfe der NDR „prinzipiell nicht selbst verwerten“.

Insofern ist die Berlinale, schon immer als politisches Filmfestival bekannt, genau der richtige Ort, um das Interview einem internationalen Publikum in einem offiziellen Rahmen zu zeigen.

Allerdings war der Saal bei der Vorstellung nicht gerade bis auf den letzten Platz gefüllt. In der anschließenden Fragerunde mit Hubert Seipel lag der Schwerpunkt des Interesses auf der Person Edward Snowdens und den Umständen des Interviews, wie er wirke, ob er in Russland sicher sei. Dazu hatte Seipel bereits im Vorfeld ausführlich Auskunft gegeben. Snowden sei sehr präzise und konzentriert, für seine Sicherheit sei Sorge getragen. Neu war die Information, dass Seipel das Interview, das Ende Januar durchgeführt wurde, bereits seit Juli geplant hatte. Er vermutete: „Die Konkurrenz war sehr groß“.

Angesichts der Überwachungsaffäre waren Seipels Kommentare zu seinem eigenen Kommunikationsverhalten amüsant. Er sei „ein hoffnungsloser Fall“, was verschlüsselte Kommunikation angehe und stamme noch aus der „analogen Welt“. Dafür habe er andere, die dafür sorgen, dass er als investigativer Journalist sicher mit seinen Quellen in Kontakt treten könne.

Falls im nächsten Jahr Filme zum Thema Snowden, Hacker, Geheimdienste und Überwachung fertig gestellt würden, wäre ein thematischer Schwerpunkt auf der Berlinale wünschenswert. Das könnte sich Dieter Kosslick auch gut vorstellen:

Sollten sich solche Inhalte herauskristallisieren, spräche nichts gegen diese thematische Ausrichtung.

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