Engagieren sich junge Menschen offline oder online?

Die Helmut Schmidt Universität Hamburg ging 2013 in einer Studie der Frage nach , in wie weit das Internet-Medium, am Beispiel von E-Petitionen politisch mobilisieren könne. Dazu wurde in Deutschland eine repräsentative telefonische Befragung unter 1000 jungen Erwachsenen (22-35 Jahre alt) durchgeführt.

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Durch eine systematische Gegenüberstellung von politischer Partizipation in „online“ und „offline“, wurden die Motive politischer Aktivität junger Erwachsener (im Internet) empirisch analysiert. Von Interesse sei gewesen, ob bei der Unterzeichnung von Online-Petitionen Spaß und Unterhaltung an die Stelle des Strebens von Einflussnahme getreten sein.

Zuerst wird festgehalten, dass die meisten Formen politischer Beteiligung, ob ‚online‘ oder ‚offline‘ größtenteils ein Minderheitenphänomen bleiben. Würde man die Wahlbeteiligung nach dem Alter differenzieren, fiele auf, dass vor allem die Gruppe junger BürgerInnen sich seit 1990 zunehmend politisch abstinent verhalten würden. Dies jedoch ausgehend vor dem Hintergrund klassischer Partizipationsformen (wählen, Parteimitgliedschaft).

Nur knapp neun Prozent der Befragten gaben an, schon mal einen Politiker über das Internet kontaktiert zu haben, rund 14 Prozent haben schon mal einen Beitrag mit politischem Inhalt in den Social Media gepostet. Deutlich höhere Beteiligungsraten können E-Petitionen aufweisen: jede/r dritte Befragte hat schon mal eine Petition im Internet unterschrieben.

Die Beteiligungslandschaft im Internet biete dahingehend verschiedene Möglichkeiten. 70 Prozent der Befragten hätten angegeben, dass sie eine konkrete Beteiligungsform (z.B. Artikel posten) genutzt haben, um Einfluss auf die politische Entscheidungsfindung zu nehmen. Mehr als 80 Prozent, so Dr. Rizzi, wollten durch ihr Engagement auf einen Missstand hinweisen und ungefähr 70 Prozent „ein Zeichen setzen“. Auch wenn das Vertrauen auf politisches Gehör zu treffen gering sei. Nur 20 Prozent hätten angegeben aus Spaß dazu motiviert worden zu sein.

Das Motiv der Einflussnahme spiele in der ‚Offline-Partizipation‘ eine stärkere Rolle. 90 Prozent gaben darin ihre Motivation an womit die Chance tatsächlich Einfluss ausüben zu können als besser eingeschätzt wird, schließt Dr. Rizzi. Politisch Aktive würden nicht nur das Internet alleine, sondern auch klassische Beteiligungsformen nutzen. Ein drittel dieser Befragten stimmte der Aussage zu „Ich partizipiere lieber online als offline“. Daraus schließt die Studie, dass die Zukunft der politischen Beteiligung nicht nur im Internet läge, jedoch demokratische Politik der Zukunft nicht ohne das Internet auskommen könne.

Aber die Beteiligungsstruktur falle trotzdem nicht gerade höher aus. Bislang wären durch das Internet nur wenige junge Menschen politisch mobilisiert worden, die sich sonst „offline“ enthielten. Dabei wird festgestellt, dass sich soziale Strukturen der politischen Partizipation online, im Vergleich zu offline Partizipation, reproduzieren würden. Dabei ist festgestellt worden, dass sich insbesondere junge Erwachsene mit hohem Bildungsniveau und ökonomisch starken Hintergründen engagieren. Auch das Internet hätte die Situation, dass sich einkommensschwache und gering gebildete Bevölkerungsgruppen wenig beteiligen nicht geändert.

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3 Ergänzungen

  1. Zur Einordnung der Studie sollte vielleicht nicht unerwähnt bleiben, dass die Helmut Schmidt Universität eine Universität der Bundeswehr ist.

    1. Ich glaube allerdings nicht, dass das einen wesentlichen Faktor bei der Einordnung dieser Studie darstellt. Mal den Lebenslauf der Mitarbeiterin und des Lehstuhlinhabers angeguckt? Die beiden Bundeswehr-Unis haben uebrigens keinen schlechten Ruf.

      Aber vielleicht kannst Du ja etwas genauer werden?

  2. Die besser ausgebildeten, „wohlhabenden“ Menschen engagieren sich mehr weil sie, generell unter keinen akuten Existenz Problemen leiden. Sie sind mehr in der Lage, die Situation besser einzuschaetzen und zu prognostizieren.

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