Bradley Manning zwischen Friedesnobelpreis und Todesstrafe
Bradley Manning ist der derzeit wohl bekannteste Whistleblower der Welt. Der 25-Jährige sitzt seit Mai 2010 in Haft, im Februar 2011 wurden 22 Anklagepunkte publik, unter anderem ›Kooperation mit dem Feind‹. Für diesen Anklagepunkt könnte die Todesstrafe gefordert werden, was unter anderem die Politiker Michael Rogers, Mitglied des Repräsentantenhauses, und Mike Huckabee, ehemaliger Gouverneur, öffentlich begrüßten. Die Anklage sah jedoch davon ab, es bleiben bis zu 52 Jahre Haft – lebenslang.
Bradley Manning wurde im Sommer 2009 im Irak stationiert, als Nachrichtenanalyst mit Zulassung zur Geheimhaltungsstufe ›Top Secret‹. Im Mai 2010 kontaktierte er Adrian Lamo, einen bekannten Hacker und Sicherheitsanalysten. Einsam, sei er und fühle sich so hilflos, schreibt Manning aka ›bradass87‹im Chat. Und vertraut Lamo an, dass er vertrauliche Dokumente an WikiLeaks weitergegeben hat, eine anonyme Whistleblowing-Plattform. Adrian Lamo sah darin eine Gefahr für »Diplomatie, operative Sicherheit und menschliches Leben« und informierte die amerikanischen Polizeibehörden, die Bradley Manning wenig später festnahmen. Manning hatte gehofft, dass, wenn die Öffentlichkeit erfährt was im Irak geschieht, wie Zivilisten getötet werden, sie dann das Unrecht erkennt und dagegen protestiert. Das wahrscheinlich von ihm weitergegebene ›Collateral Murder‹ Video war ein solcher, erschreckender Ausschnitt einer Realität, die der Öffentlichkeit so nicht zugängig ist.
Ein verzweifelter, einsamer junger Mann, der das von ihm empfundene Unrecht öffentlich machen wollte. In diesem Jahr war er nominiert für den Friedensnobelpreis. Im November sagte er zum ersten Mal aus, berichtete von den schlimmen Bedingungen in der monatelangen Isolationshaft in Quantico und von folter-ähnlichem Umgang. Manning hat im November angeboten, sich in acht der 22 Anklagepunkte schuldig zu sprechen. Dadurch drohten ihm bis zu 16 Jahre Haft – die US-Regierung hat sich jedoch noch nicht dazu geäußert, ob sie das Angebot annehmen wird.
Whistleblower belastet Nationalbankchef – und wird selbst angeklagt
Ein Schweizer Nationalbankchef tätigt im Januar diesen Jahres private Devisentransaktionen. Er, der die Geldmenge, den Wechselkurs, maßgeblich beeinflusst, scheint sich damit des Insiderhandels strafbar zu machen. Der IT-Mitarbeiter einer Bank leakte diese Informationen und zeigte sich danach selbst an. Daraufhin wurde er angeklagt, gegen das Bankgeheimnis verstoßen zu haben.
Der Schweizer Nationalbankchef Philipp Hildebrand spekulierte privat mit Millionenbeträgen, kaufte wenige Wochen vor Festsetzung der Euro-Untergrenze von CHF 1.20 eine halbe Millionen US-Dollar bei einem Kurs von 0,7929 und verkaufte diese nach Festsetzung des neuen Frankenkurses mit einem Gewinn von 75000 Franken. Ist ein Nationalbankpräsident, der private Devisentransaktionen tätigt, vertrauenswürdig? Handelt er im Sinne seines Amtes und somit der Schweiz, oder trifft er seine Entscheidungen aufgrund persönlicher Interessen?
Ein IT-Experte der Bank Sarasin & Cie hatte Bankdaten über die Devisengeschäfte des Nationalbankchefs und seiner Frau an eine externe Person weitergegeben, und sich angezeigt. Er warf Hildebrand vor, den Insider-Tatbestand verletzt zu haben. Dann wurde er selbst angeklagt – wegen Verletzung des Bankengesetzes. Er sei kein Whistleblower, sagte Jean-Pierre Méan, Präsident von Transparency International Schweiz. Denn der Hinweisgeber hätte sich an eine zuständige Instanz wenden müssen, an die Compliance-Stelle seines Arbeitgebers oder die Revisionsstelle der Nationalbank. Er gab die geleakten Informationen jedoch an einen politisch engagierten Anwalt weiter, der sie einem Schweizer Rechtspopulisten zuspielte – und verlor laut Méan damit seinen Status als zu schützender Whistleblower. Weiterhin wurde der IT-Angestellte wenige Tage nach seiner Selbstanzeige fristlos entlassen. Hildebrand dementierte währenddessen, die Transaktionen selbst getätigt zu haben, es seien Devisengeschäfte seiner Frau, von denen er erst ihm Nachhinein erfahren habe. Über die Glaubwürdigkeit dieser Aussage und die moralische Verwerflichkeit seiner Tat oder der seiner Frau wurde ausführlich diskutiert in der Schweiz. Der Nationalbankchef trat infolgedessen zurück, bei Prüfungen seiner Finanztransaktionen wurden jedoch keine Reglementsverletzungen festgestellt.
Die Schuld des Hinweisgebers wurde kaum angezweifelt.
In kleinen Schritten zum Whistleblowerinnen-Schutz
Whistleblowerinnen seien in Deutschland (wie auch in der Schweiz) völlig unzureichend geschützt, so das Whistleblower Netzwerk e.V. 2011. Und das, obwohl bereits im November 2008 beim G20-Gipfel in Seoul formuliert wurde, dass Deutschland bis Ende 2012 gesetzliche Regelungen zum Whistleblowerinnenschutz einführen würde. Am 21. Juli 2011 folgte zusätzlich das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, der im Fall der Berliner Altenpflegerin Brigitte Heinisch entschied, dass Whistleblowing durchaus von der Freiheit auf Meinungsäußerung gedeckt werden kann. Doch was ist seitdem passiert, wie steht es um den gesetzlichen Whistleblowerschutz in Deutschland kurz vor Ende des Jahres 2012?
Auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90 /Die Grünen zum gesetzlichen Whistleblowerschutz antwortete die Bundesregierung am 21. September 2011, dass Hinweisgeberinnen, »die den zuständigen Behörden echte oder vermeintliche Missstände in den Betrieben melden«, durch das bestehende Arbeitsrecht bereits ausreichend geschützt seien. Der grünen Bundestagsfraktion reichte das nicht – sie legten als erste Fraktion einen Gesetzentwurf vor, um Whistleblowerinnen arbeits- bzw. dienstrechtlichen Diskriminierungsschutz zu gewährleisten und zu regeln, unter welchen Voraussetzungen sie sich an eine außerbetriebliche Stelle oder direkt an die Öffentlichkeit wenden dürfen. Was ist seitdem passiert?
Im Februar diesen Jahres legte die SPD einen Entwurf für ein Whistleblowerinnen-Schutzgesetz vor, die Linkspartei brachte Mitte 2011 bereits einen ›Antrag zur Bekenntnis zum Whistleblowerschutz‹ ein und die Piratenpartei hat sich den Schutz von Hinweisgeberinnen in ihr Grundsatzprogramm geschrieben. Als im Juni ein Gesetzentwurf der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag diskutiert wurde, zeigte sich, dass die sowohl CDU/CSU als auch FDP noch immer keinen Regelungsbedarf sehen. Sie sind der Meinung, es gebe bereits genügend Normen zum Schutz von Hinweisgeberinnen, etwa im Arbeitsrecht. ›Interne Hinweisgebersysteme‹ seien jedoch nötig. Die Verantwortung für die Schaffung solcher Systeme wird den Unternehmen überlassen. Und während in den USA der Senat Mitte November ein Gesetz zum Whistleblower-Schutz verabschiedet hat, rückte ein solches in Deutschland Ende September in vorerst unerreichbare Entfernung. In der Bundestagsdebatte über einen Antrag der Linkspartei zur Erstellungen eines Whistleblowerinnen-Schutzgesetzes Ende September wiederholten die Koalitionsparteien, dass die bestehenden Regelungen völlig ausreichend seien und dass die Vorgaben von G20 unverbindlich seien.
Damit bleibt der Umgang mit Whistleblowerinnen vorerst weiterhin unsicher und ungeklärt – sie werden häufig entlassen, gemobbt oder landen selbst vor Gericht. Da es noch immer keine rechtliche Regelung für Hinweisgeberinnen gibt, sind Angestellte auf das offene Ohr ihres Arbeitgebers oder ihrer Arbeitgeberin angewiesen. Andernfalls bleiben nur Plattformen wie WikiLeaks, die Presse – oder vielleicht der politische Gegner, wie im Falle Hildebrand. Ob Hinweisgeberinnen dann Heldinnen oder Kriminelle sind, scheint von vielen Faktoren abzuhängen. Leider weder von rechtlichen noch einheitlichen.
Rechtspopulismus und Nazi-Seiten in direkter Verbindung mit Wikileaks
es gibt ein paar unangenehme und für einige Unterstützer sicher schockierende, jedoch leider zutreffende Tatsachen,
bitte ohne Umschweife – ohne sich bei dem mehrfach aktualisierten Text aufzuhalten direkt nach unten zu den Screenshots scrollen
http://tinyurl.com/cfyogs3
„Let’s Talk About Right-Wing Populism and Nazi Pages (directly connected to Wikileaks)“
Unterstützer, die für Manning eintreten ist das eine. Wenn sie das jedoch tun, ohne gleichzeitig für eine Klärung der Vorfälle und eine eindeutige Kurskorrektur einzutreten, und sei dies via endgültige und offizielle Übertragung von Aufgaben an anderes Personal (die ohne die Korrektur der berichteten Vorgänge nicht erfolgen sollte – Löschung der Inhalte, Löschung der Werbelinks – deutliche Distanzierung von Nazis und Rechtspopulismus, Löschung entsprechender Tweets) – Unterstützer, die nach dem Blick auf die screenshots weitermacen als wäre nichts, können sich nicht mehr als Unterstützer bezeichnen, weil sie dann aktiv an der Selbstzerstörung der Plattform mitarbeiten würden.
Was soll solch dumme Desinformation ? Heutzutage wird ja alles was nicht ins System passt immer gleich als „Nazi“ oder „Rechtsextrem“ verunglimpft.
HÄ?
bitte erklären Sie Ihren kommentar. Sie stellen hier interessante Behauptungen auf („Desinformation“, soso)
der Kommentar oben bietet einen direkten link. der lnk enthält screenshots.
wir reden hier über insgesamt:
1) insgesamt 9 tweets mit direktlinks zum schwedischen pedant der Jungen Freiheit (dokumentiert im oben angegebenen wikinews030-link mit screenshots und google-link zum selber-überzeugen, dass es insgesamt 9 waren, und wer glaubt, es handelte sich um kritische tweets, der möge weiter wohlig träumen).
dazu gibt es
2) den repost eines Nazi-textes auf rixstep, einem offiziellen supporter, der offizieller kaum sein kann, da auch zu ihm regelmäßig via tweets gelinkt wird
sowie um
3) einen link zu diesem nazitext-repost auf rixstep von der offiziellen assange-unterstützerseite justice4 (ebenfalls regelmäßig via tweets verlinkt)
der nazitext-repost enthält sogar einen
4) werbelink zum naziblog.
dazu kommen noch
5) tweets von rixstep zur naziseite info 14 dot com
der link oben enthält die screenshots (klicken und herunterscrollen zu den screenshots)
wir haben das auch anfangs nicht für möglich halten wollen, hat sich aber bei der überprüfung der hinweise, auf die wir gestoßen sind, leider als tatsache herausgestellt.
bitte keine seltsamen kommentare aka angebliche „desinformation“, ohne sich auf die im link aufgeführten tatsachen zu beziehen.
wer den oben angegebenen link nochmal auf einem silbertablett braucht, hier ist er:
http://wikinews030.wordpress.com/2012/12/23/what-does-the-link-to-a-neonazi-page-do-in-the-wikileaks-tweetfeed-just-another-not-that-easy-topic/
übrigens hält sich der wille zur auseinandersetzung mit dem nazi- und rechtspopulismusproblem unter leuten, die gelegentlich zum thema WL schreiben, in grenzen. hier das beispiel eines gesprächs mit x7o (x7o ist einer der accounts, der sich damals zum twitterstreit zwischen assange und david leigh geäußert haben, manche werden sich erinnern – das war, als leigh dem wl-account vorwarf, via sticker position für manning zu beziehen, ein sehr schräger twitterkommentar des guardianautors damals)
hier also ein aktueller versuch eines gesprächs zwischen uns und besagtem account x7o
http://chirpstory.com/li/43594
update.
während ein paar besorgte mädels heute den #assange – hashtag vollschrieben, weil eine falschmeldung zu einer angeblichen verhaftung rumgesendet wurde (die übrigens zeitnah von einem guardian-autor als falschmeldung bestätigt wurde), nutzte der offizielle wl-account heute die zeit zum tweeten eines _zehnten_ links zum rechtsextremistischen blatt „fria tider“ – am heutigen 5. januar 2013.
der mensch weiß genau, dass und wie sehr er #freebrad damit schadet.
das ist nicht mehr auszuhalten, nochmal der aufruf an unterstützer der kampagne für manning, sich zu dieser unglaublichen streuung von braunem müll via wikileaks zu äußern. der vollidiot in dem wl-account [sry, es war genügend zeit für geduld, irgendwann darf die jedem reißen: der _vollidiot_im offiziellen wikileaks-account] trampelt gerade sehr viel auf einmal nieder – da wird viel arbeit anderer leute zerschrottet. will sich der rest das protestlos nur ansehen? schweigen zu dem heutigen _zehnten_ tweet zu einer rechtsextremen zeitung? der artikel ist ein artikel, der assange nützt, es ist ihm scheißegal, wie sehr er manning-unterstützern damit schadet. dass er gleichzeitig sich selbst und seinen wahlaussichten schaden dürfte, kapiert er entweder nicht, oder wenn er glaubt, dass ihm das sogar nützt, dann allerdings wird es nur interessanter bei der frage, wohin er mit der wahlkampagne nun eigentlich genau will.
nochmal, bevor leute wieder nachfragen: die problematik ist via screenshots dokumentiert auf der mit dem oben angegebenen link verlinkten seite.
Und noch ein Update dazu.
Wir haben das Thema jetzt in deutscher Sprache aufgearbeitet, vielleicht wird die Problematik jetzt etwas verständlicher.
http://wikinews030.wordpress.com/2013/01/07/ein-unganehmenes-thema-das-zur-sprache-kommen-muss-wikileaks-und-rechtsextremismus-10-tweets-nach-fria-tider-und-der-repost-einer-naziseite/
Ich bin kein Experte für Anglizismus, aber das -in macht doch überhaupt keinen Sinn!
Gab es die letzten Jahre einen prominenten weibliche Whisteblower?
Mir fällt keine ein, wodurch die durchgängige weibliche Form verdammt irritierend ist.
Geht mir genauso. Wenn ich das les, komm ich mir als Frau irgendwie…naja, wie ne Behindert vor, auf die man irgendwie besondere Rücksicht nehmen muss….*kopfschüttel*
Vermutlich war hier das (m.E. grausame) binnen-I intendiert, oder irgendein Versuch, mit durchgehender Verwendung einer „femininen“ Form irgendwie… Gleichberechtigung[!?] zu schaffen.
Dafür spricht, dass die Autorin es selbst an einigen Stellen selbst nicht schafft (wie in dem Satz „Und während in den USA der Senat Mitte November ein Gesetz zum [b]Whistleblower[/b]-Schutz verabschiedet hat, rückte ein solches in Deutschland Ende September in vorerst unerreichbare Entfernung“, aber im nächsten Satz „Whistleblowerinnen-Schutzgesetzes), es durchgehend einzuhalten, wie es in solchen Fällen sehr häufig ist. Hinzu kommt, dass die verlinkte Quelle (whistleblower-net.de) auch nicht ausschließlich von weiblichen Whistleblowern spricht.
Desweiteren schreibt die Autorin in einem Artikel von „Kleinbäuerinnen“ (https://netzpolitik.org/2012/zeitschrift-der-heinrich-boll-stiftung-uber-eine-internationale-perspektive-auf-digitale-demokratie/), wohingegen die Quelle von Kleinbauern spricht (http://www.boell.de/publikationen/publikationen-boell-thema-grenzenlos-vernetzt-chancen-risiken-fuer-demokratie-16293.html).
M.E. sollte hier dringend klargestellt und korrigiert werden, was gemeint ist. Um einen Anglizismus handelt es sich übrigens nicht.
„Um einen Anglizismus handelt es sich übrigens nicht.“ Dann nenn es Verdenglischung. :)
Das Wort ist englisch und im englischen kann die zweite Worthälfte direkt übersetzt sowohl Bläser ALS AUCH BLÄSERIN heißen.
Huch, hoffentlich war das jetzt nicht sexistisch :D
Okay, es ging um das Wort „Whistleblower“, das ist natürlich ein Anglizismus. Ich dachte, es ging um das Suffix. Ich bitte um Entschuldigung, dass ich das falsch verstanden habe.
Das macht doch nichts :)
Übrigens finde ich es auch erstaunlich, wie zielgenau nur positive Begriffe durch weibliche Formen ersetzt werden.
Die Überschrift müsste, wenn sie denn wirklich fair geschrieben wäre, „Heldinnen oder Verbrecherinnen?“ lauten.
Und das ist kein Zufall, denn im letzten Absatz des Text eswird die Formulierumng 1:1 wiederholt:
„Ob Hinweisgeberinnen dann Heldinnen oder Kriminelle sind,“
Auch hier wäre ein „Verbrecherinnen“ konsequent.
„Kriminelle“ ist aber auch der Plural von „die Kriminelle”, also der weiblichen Form von „Krimineller”. Insofern passt hier alles.
>“Kriminelle” ist aber auch der Plural von „die Kriminelle”, also der weiblichen Form von „Krimineller”. Insofern passt hier alles.
Und das ist natürlich sehr praktisch.
Positive und neutrale Wörter feminisieren, negative bleiben schön geschlechtsneutral :)
In Zukunft bitte mit Tr*gg*rw*rn*ng
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Achtung, dieser Artikel enthält feministrische Sprache
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Sonst krieg ich’n Hals ;)
Göttin in der Himmelin!1
Sowas ist anstrendgend zu lesen. Ja, ich lasse einer Frau gerne mal den Vortritt und halte ihr auch gerne mal die Tür auf usw. Aber hat sich mal eine Vertreterin ihres Geschlechts Gedanken darüber gemacht, wie arrogant (und natürlich sexistisch) es ist, solch ein Verhalten zu erwarten oder einzufordern? Frausein ist keine Behinderung und sie können sich die Tür auch gerne selber aufziehen oder den vorlassen, der sowieso vor ihnen ist – die meisten machen das und die wenigsten beklagen sich.
Vorschlag: wir (männlichen Geschlechts) sind weiterhin zuvorkommend höflich (also weit mehr als gleichberechtigend) und Ihr Feministinnen hört auf, unsere Sprache kaputtzumachen?
@ Irene: Warum sollte ich auf „Behinderte“ denn besonders Rücksicht, wenn sie mich nicht darum gebeten haben und ich nicht gefragt habe?
@ Antwortender: Ja, der Gedanke ist, dass Sprache einen wichtigen Einfluss auf unsere Wahrnehmung und unser Handeln hat und durch den Gebrauch weiblicher Wortformen (wie an den Kommentaren zu sehen: erfolgreich) Erwartungen gebrochen werden, um beschränkte Denkmuster zu durchbrechen. Dass neben diesem Schritt (viele) weitere notwendig sind, ist Feministen und Feministinnen klar.
@ Antwortinnender(in): Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, das gerade das Türaufhalten, Zuvorkommend-Sein etc. sexistischer Blödsinn sind, die auf irgendwelchen Abstrusen Fantasien darüber fußen, dass Menschen, die evtl. ein Vagina haben, anders behandelt werden sollen/wollen? Gehört „unsere Sprache“ nicht allen?
Wovor habt ihr eigentlich alle Angst?
David, Humanist, Feminist
PS: Danke für den Artikel!
Ich habe nicht die leiseste Ahung!
Hast du dich jemals damit beschäftigt, David, was der Ursprung und der semantische Inhalt des Femininums im Deutschen ist (liegt ungefähre 6000 Jahre zurück, die Herausbildung in-Bildung zu dem, was sie heutzutage ist, hat sich in einem entscheidenden Schritt in althochdeutscher Zeit, also gg. 1000 ergeben)? Ich persönlich habe arge Zweifel daran, dass mit der Verwendung des generischen Maskulinums jemals eine „untergeordnete“ Stelle der Frau verbunden war, bis Feministen auf die Idee gekommen sind, sie dort zu finden. Dies hat dann auch noch meines Erachtens mit der klassischen Benennung der Genera zu tun, die auf altgriechische Grammatiker (der Name ist mir gerade entfallen), zurückgeht. Wäre das Deutsche eine unerforschte Sprache in Afrika (oder sonst wo auf der Welt) und Linguisten würden sie erforschen und beschreiben, so bin ich alles andere als überzeugt davon, dass man den drei Nominalklassen die Namen „Maskulinum“, „Femininum“ und „Neutrum“ zuweisen würde, wiewohl natürlich eine gewisse semantische Korrelation besteht.
Bei dem, was du an Antwortenderinner(in) gerichtet hast, gebe ich dir vollkommen recht. Ich habe dennoch meine Probleme mit vielen modernen Ausprägungen des Feminismus, und ich kann dir sagen, weswegen ich Angst davor habe. Um dir ein Beispiel zu geben, so ist dies die Diskussion um die Frauenquote (egal, ob du dafür bist oder nicht, die Menge an Diskussion ist allein sehr bemerkenswert), denn bei der Diskussion um Frauenquoten in Vorständen von DAX-Unternehmen geht es um wieviel Prozent der Menschen? (Ich weiß es nicht, aber es ist natürlich nur der Bruchteil eines Prozents).
Hingegen scheint es völlig egal zu sein, dass inzwischen die große Mehrheit alles schulischen/akademischen Erfolges von Mädchen und Frauen errungen wird. (Dass die meisten, die keinen Schulabschluss erlangen, Jungen sind und der Großteil der Obdachlosen Männer sind, sind ganz ähnliche und womöglich verwandte Probleme.) Der schulische und akademische Erfolg betrifft nahezu 100% der Bevölkerung, da es eine Schulpflicht gibt. Das ist ein Problem, zu dem ich aber nicht einen Bruchteil dessen gehört habe, was ich zur Frauenquote und sonstigen Dingen gehört habe.
Die Menge an Diskussion zu besonderen „Projekten“ (in Ermangelung eines besseren Wortes) für Frauen steht im krassen Widerspruch dazu, was für Probleme, die Männer in dieser Gesellschaft haben, getan wird. Bisweilen wird so getan, als seien die Männer und Jungen für ihr eigenes Scheitern verantwortlich, während sie gleichzeitig dann noch die Frauen diskriminieren, somit für ihr eigenes Übel und das der Frauen verantwortlich sind. Man kann sich natürlich alles irgendwie (im Zweifelsfalle mit einer Theorie der Patriarchie) zurechtbasteln, wenn man nur will, doch meines Erachtens hat es mit der Realität nicht viel zu tun.
Antworter, Humanist, Feminismuskritiker, aber nicht Antifeminist
Offensichtlich vorm generischen Feminimum. Fast alle Argumente der Befürworter des generischen Maskulinums lassen sich anscheinend schnell widerlegen, sobald man mal ein paar Zeilen generischen Feminimum schreibt.
Wiewohl es stimmt, was Sie, Kinch, in Ihrer anderen Antwort gesagt haben (nämlich, dass „Kriminelle“ Plural von „der Kriminelle“/“ein Krimineller“ sowie von „die Kriminelle“/“eine Kriminelle“ sein kann), so muss ich doch sagen, dass Sie trotz Ihres Diffamierungsversuches — denn anders kann ich mir Ihren argumentlosen Beitrag, dass ich wohl Angst hätte vorm generischen Femininum und sich meine Argumente schnell widerlegen lassen, nicht interpretieren, da Sie meine Argumente überhaupt nicht widerlegen — nicht im Geringsten auf das eingegangen sind, was ich in meinem vorherigen Beitrag angesprochen habe, welches die Aussage zu der Kritik an einer bestimmten Interpretation (m. E. einer Missinterpretation) des generischen Maskulinums betrifft. Ich würde Sie also darum bitten, mir näher darzulegen, wo sich meine Argumente widerlegen lassen, wenn man ein paar Zeilen „generisches Femininum“ schreibt, wie die Autorin es hier getan hat, ohne zu verstehen, welchen Ursprung das Femininum hat.
Wenn Sie mich fragen, so deutet es eher darauf hin, dass Sie nicht verstehen, um was für eine grammatische Bildung es sich hier handelt. Ich bin gerne bereit, dies näher mit Ihnen zu diskutieren, aber einfach zu schreiben:“Ach ne, was der Typ da oben geschrieben hat, ist für mich einfach nicht relevant“, was Ihrer Aussage:“Offensichtlich vorm generischen Feminimum [sic!]“ in Bezug auf die Frage „Wovor habt ihr eigentlich alle Angst?“, relativ nahe kommt, da Sie nicht erklären, wieso ich anscheinend ‚Angst‘ davor habe (ich persönlich finde es eigentlich einfach nur grausam zu lesen), ist unverständlich. Ich sehe auch nicht, wie Sie meine Argumente widerlegen, dass ich in dem generischen Maskulinum aufgrund seiner Geschichte keine sexistische Bildung sehe, aber zusätzliche Worte wie Mischformen wie „Whistleblowerinnen und Whistleblower“ und andererseits vollständige Unverständlichkeit beim einfachen Verwenden eines „generischen Femininum“ ablehne (welches aufgrund seines zusätzlichen Derivationssufix überhaupt nicht gleichgenerisch sein kann wie das generische Maskulinum), weil es in der Konvention der Sprache ( — und Sprache ist weitgehend Konvention einer „großen“ Menge an Menschen –, wobei „groß“ in Abhängigkeit der Sprachgemeinschaft zu evaluieren ist) nicht die Bedeutung haben kann, die es hier erfüllen soll.
Warum ich Sie sieze und David geduzt habe, erschließt sich mir allerdings selber nicht. Es besteht kein meinerseits bewusstes System in Bezug auf diese Angelegenheit, und sollte irgendwer eine gut begründete Idee dazu haben, so bitte ich ihn oder sie darum, mir diese darzulegen.
Fürwahr, geschätzer Antworter, mich deucht, ob Ihre Antwort zwar treffend im Inhalt, so ist sie doch leider ebenso eine impertinentia interrogatoria, wie der Advocatus zu sagen pflegt. Ohne die Wichtigkeit ihrer Person in Abrede stellen zu wollen, so muss ich doch leider, bei aller Demut, darauf hinweisen, dass meine bescheidenen Wortmeldungen weder an Ihre Person noch an Ihre Ideen, die zu lesen ich die Ehre hatte, gerichtet waren, noch sich darauf bezogen. Indes ich mich nicht des von Ihnen zur Last gelegten Versäumnisses, namentlich der inhaltlichen Ausseinandersetzung ihrer Beiträge, schuldig bekennen muss, so muss ich doch um Verzeihung bitten für das noch viel größere Versäumnis, namentlich die sträfliche Nichtbeachtung Ihrer Person. Mea magna culpa!
Die meisten generischen Maskuliner behaupten: „Wäh, wäh, wäh, das Maskulinum wird hier halt generisch benutzt, also können sich doch auch die nicht-maskulinenen Menschen ansprochen“. Nur gilt das ebenso für den generischen Feminimum (zum sic!en). Wer sich am generischen Maskulinum nicht stört, kann sich folglich auch nicht am generischen Feminimum stören.
Ich behaupte außerdem mal, dass irgendwelche Sprachgenese-Hypothesen von vor 6000 Jahren für die Diskussion keine Relevanz haben.
Apropos grausam zu lesen: Ich finde Parataxen, oder wie man Ihren Sprachstil nennen mag, auch urst anstrengend; bin aber auch der Meinung, dass jeder so Schreiben darf, wie er, sie oder es lustig ist.
Nun, ich habe mich ja nur auf Ihre Behauptung bezogen, dass sich fast alle Argumente der Befürworter des generischen Maskulinums schnell widerlegen ließen. Sie werfen mir damit indirekt vor, ich vertrete eine Position, die unhaltbar ist, und ich wollte eigentlich nur darauf hinweisen, dass ich das anders sehe und Sie darum bitten, klarzustellen, worin ich denn irre. Die Wichtigkeit meiner Person spielt übrigens bei der Wahrheitsfindung — und darum geht es mir in Diskussionen — keine Rolle, und ich weiß nicht, warum Sie mit einem jeglicher Sachlichkeit enbehrenden „Argument“ anzugreifen versuchen, selbst wenn Ihnen mein Schreibstil nicht gefällt.
Entwicklungen, die vor 6000 Jahren stattgefunden haben, können durchaus Relevanz für unsere heutige Sprache haben. Um Ihnen ein ganz einfaches Beispiel zu geben — wir verwenden im Schreiben unserer Kommentare Nominative, Akkusative, Dative und Genitive. Dieses System lässt sich bis auf das Indogermanische, von dem das Deutsche letztendlich abstammt, zurückführen und ist schon zu diesem Zeitpunkt fest in der Sprache verankert.
Das Indogermanische kannte ursprünglich nur zwei Genera, das Genus Commune und das Genus Neutrum. Der direkte Nachfahre des Genus Commune, welches ursprünglich primär mit „handlungsfähigen“ Entitäten (also natürlich Menschen und anderen Tieren, aber wahrscheinlich auch „handlungsfähigen“ Dingen — ich möchte an dieser Stelle nicht zu tief in der linguistischen Diskussion versinken) konnotiert war, ist strukturell das Maskulinum. Die Existenz des generischen Maskulinum, die sich daher auch in vielen Tochtersprachen des Indogermanischen, wie dem Griechischen und dem Lateinischen (und dann im nächsten Schritt wiederum z.B. im Französischen), findet, erklärt sich direkt hieraus.
In dieser Entwicklung findet sich nicht éin Aspekt sexistischen Ursprungs. Es ist auch zu bezweifeln, dass die Indogermanen oder Ihre (linguistischen, das geht nicht immer mit genetisch einher) Nachfahren sich an irgendeiner Stelle einfach zu einem großen Treffen zusammengefunden haben und eines Tages beschlossen haben, man diskriminiere jetzt Frauen mit der Verwendung des generischen Maskulinums, um die Idee mal plakativ darzustellen und etwas zu karikieren.
Dass hier eine Diskriminierung von Frauen gesehen wird, liegt meines Erachtens an zwei „Unglücken“, wie ich bereits erwähnt habe, nämlich einerseits an der Bezeichnung „Femininum“ dieses grammatischen Genus und dann an der fehlerhaften Gleichsetzung einer sprachlichen Kategorie mit einer biologisch-gesellschaftlichen Kategorie.
Ich möchte damit nicht sagen, dass Diskriminierung durch Sprache unmöglich ist, sicherlich nicht, sondern nur, dass sie sich in diesem Aspekt nicht ausdrückt.
Was die Beiträge von „zum kotzen“ angeht, so liegt mir die Unsachlichkeit seiner/ihrer Kommentare fern, aber auch ich möchte anmerken, dass ich keine Blogs lesen werde, in denen ich mich durch jeden zweiten Artikel quälen muss. Wie die Diskussion zwischen Kinch und mir zeigt, empfinden verschiedene Leute Verschiedenes als schwierig zu lesen. Ich möchte das nicht als Drohung verstanden wissen, und ich gestehe es jedem zu, so zu schreiben, wie er will, aber im Rahmen dieses ja doch ziemlich renommierten Blogs wäre es vielleicht gut zu überlegen, ob man so nicht seine Leser eher verschreckt. Ich scheine zwar der am ausführlichsten darüber zu schreibende Kommentator unter diesem Blogeintrag, aber bei weitem nicht der Einzige zu sein, den diese Schreibweise verwirrt.
Bradley Manning, die Heldin… *facepalm*
Wirklich schade, dass dieser Blog nun femi-ideologisch unterwandert wird. Solche Artikel, in denen die deutsche Sprache vergewaltigt wird, lese ich mir gar nicht erst durch.
Ich auch nicht mehr. Sobald schon in der Überschrift solche Faxen vorkommen klicke ich weiter.
Interessant, man kämpft hier gegen Zensur, zensiert aber selber unliebsame Kommentare weg….
Und tschüss, Netzpolitik.org – ihr fliegt aus meinen Bookmarks raus
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