Vor zwei Wochen hatte der Digitale Gesellschaft e.V. dazu aufgerufen, Ideen einzuschicken, wie man das Thema Vorratsdatenspeicherung visuell und kommunikativ unseren Eltern vermitteln kann. Dazu haben wir diverse Einreichungen bekommen, einerseits als Ideenskizzen, andererseits als auch schon gestaltete Motive.
Wir finden einige Ideenskizzen gut, bei den eingereichten Motiven hat uns noch keines so richtig überzeugt, aber einige dienen vielleicht Anderen als Anreiz, die Ideen zu verfeinern. Wir würden uns freuen, wenn Designer/innen sich von einer Idee angesprochen fühlen und diese weiterentwickeln können.
Für den Digitale Gesellschaft e.V. gilt immer noch:
„Wir versprechen: Wenn wir ein Motiv bekommen, was uns überzeugt, werden wir alles in Bewegung setzen, um das Motiv gebührend zu verbreiten. Sei es im Netz als auch in der realen Welt in Form von Plakaten, Postkarten und/oder Anzeigen. Bei mehreren guten und überzeugenden Motiven werden wir auf unserer Webseite den Gewinner voten lassen und/oder mehrere verwenden.“
Und hier geht es zur Übersicht der Einreichungen.
Passend dazu kann man im Moment auch die Petition gegen die Vorratsdatenspeicherung mitzeichnen. Wenn 50.000 Stimmen innerhalb von drei Wochen zusammenkommen, bekommt der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung eine Audienz im Petitionsausschuss. Mitzeichnen kostet nichts.
Und am 10. September kann man in Berlin bei der „Freiheit statt Angst“ – Demonstration gegen die Vorratsdatenspeicherung und viele andere Grundrechtseinschränkungen auf die Straße gehen.
Ich finde http://digitalegesellschaft.de/wp-content/uploads/2011/08/vds_stoppen_idee.png sehr stark.
Wenn man da noch eine Internetadresse draufpackt hat es imho sehr viel Potiential. Es lässt sich z.B. leicht in verschiedene Formate für Plakate, Flyer, etc. bringen. Außerdem sind Variationen für andere Kommunikationsformen leicht realisierbar (PC statt Telefon, o.ä.). Und die Köpfe könnten natürlich auch demographisch vielfältiger sein ;). Eventuell wäre es auch sinnvoll den Slogan „Vorratsdatenspeicherung stoppen“ graphisch etwas von der anderen Bildunterschrift abzusetzen.
Das waren nur hitzeverbrannte Gedanken die mir bei ersten Blick durch den Kopf gegangen sind. Und da sich meine Fähigkeiten als Grafiker in Grenzen halten kann ich leider nicht mit einer Umsetzung dieser Ideen dienen.
Mir kommen dazu zwei Gedanken:
Ich stelle mir bei den meisten kontroversen Dingen immer die Frage, wer sich daran bereichert bzw. der eigentliche Nutznießer ist. Konkret: Welche Unternehmen machen sich mit der VDS die Taschen voll? Wer bezahlt die Rechnung am Ende? Welche Politiker/Politikerinnen planen ggf. ihre „private Altersvorsorge“ in Aufsichtsräten durch politische Entscheidungen? Was hat Herr Ziercke davon, einer der größten Verfechter? Welche wahren Defizite der Exekutive sollen ggf. mit technischen Tamtam überdeckt werden?
Aufhänger sind also hauptsächlich Geld und die wahren Defizite in der Exekutive. Hier wäre guter, professioneller Journalismus gefragt, der beweisbar hinter die Kulissen guckt. Wenn dabei etwas Brauchbares abfällt, wäre das für mich eine gute Grundlage für eine Anti-Kampagne. Am besten eine dicke BILD-Schlagzeile sowie gute Artikel in (konservativen) Tageszeitungen.
Denn was interessiert es ältere und technisch wenig affine Menschen ob E-Mails überwacht werden? Oder Internetverbindungen? Aber Geld haben die meisten nicht zu viel: „Firma XY macht sich die Taschen voll, indem unser aller Kommunikationsverhalten auf Schritt und Tritt überwacht wird. Herr/Frau AB, Mitglied des Aufsichtsrats, kämpft dafür an allen politischen Fronten. Dabei wird am falschen Ende gespart, Polizei faktisch am Ende.“
Die zweite Idee greift eine Problematik von bereits vorgestellten Vorschlägen auf: Welche Themen, die die Zielgruppe „verbergen“ möchte, sind wirklich durch die VDS gefährdet? Hier wäre es hilfreich, wenn „Betroffene“ aus dem Nähkästchen plaudern würden. Wo sind Ortsdaten wirklich von Bedeutung? Bordell, Arztpraxis, Seelsorge, Dealer, Selbsthilfegruppen, Seitensprünge? Welche Telekommunikationsdaten sind wirklich relevant? Mit Mutmaßungen und Klischees kommt die Kampange nicht weiter. Es müsste einen repräsentativen Schnitt geben, welche Geheimnisse die Zielgruppe für sich behalten will – deren Erhebung der Sache natürlich entgegen steht. Vielleicht sollte man bei der katholischen Kirche anfragen, was die Zielgruppe beichtet – natürlich ohne Nennung von Details, nur Themengebiete. Das ist doch quasi die Whistleblower-Plattform eines relevanten Teils der Zielgruppe, oder?
Ich denke da immer an die kleinen Plakate in der U- und S-Bahn, wo der Verein „Nummer gegen Kummer“ oder andere auf ihre Sorgentelefone hinweisen, u.a. mit den Worten „anonym“ und/oder „diskret“. Mit der VDS kannst du diese Begriffe dann eigentlich streichen.
Böse gesagt: Liebe Eltern, stellt euch vor, ihr ruft das Eltern-Telefon der Nummer-gegen-Kummer an und ein paar Tage später steht das Jugendamt vor der Tür: „Wir haben Hinweise, dass sie mit der Erziehung ihrer Kinder ein Problem haben könnten. Wir wollen ja nur helfen“.
Inwieweit man damit jetzt ein gutes Anti-VDS-Plakat bauen kann, weiss ich nicht. Das Problem ist ja auch, dass man jedes Beispiel auch für Überwachung und VDS missbrauchen kann. In meinem Fall sieht es dann so aus, dass manche sicher sagen: „Besser so, als wenn dann wieder ein Kind **man füge hier irgendein Schreckensszenario ein** „
Man könnte eines der genannten Plakate übernehmen (bzw. erkennbar nachbauen, um konkrete Referenzen zu vermeiden), das „anonym“ durchstreichen und auf die VDS hinweisen. Oder so ähnlich.
Erst ist die DigiGes ein geschlossener Zirkel und jetzt sollen wir alle mitmachen oder was?
Und wofür? Datenschutz! Ihr Freiheitsfeinde! VDS ist Freiheit!!1einself
Auch schön wären unechte Stellenanzeigen vom BND: http://www.bnd.bund.de/cln_101/nn_1365790/DE/JobsUndKarriere/Stellenanzeigen/Stellenanzeigen__node.html?__nnn=true
Da könnte man sich schöne Berufsfelder a la Stasi 2.0 mit vielen erforderlichen niederen Charaktereigenschaften zusammenschreiben. Ich finde gerade die Formulierung nicht, die die Exekutive in die Stellenausschreibungen im IT-KiPo-Bereich immer verwendet hat – bezüglich der psychologischen Belastung – die sollte auch mit verwertet werden.
Diese Stellenausschreibung mitten als ganzseitige Anzeige in der Süddeutschen oder FAZ hätte was :)
Hier mein bescheidener Beitrag: http://guedesweiler.wordpress.com/2011/08/26/remake-stasi-2-0/