Abenteuerspielplatz Internet

Die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) hat Siegfried Schneider, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, zum neuen Vorsitzenden gewählt. Schneider erklärte dann erstmal in einer Pressemitteilung das Internet zum Abenteuerspielplatz:

Auch 2012 werde die Thematik der Jugendschutzprogramme zentral sein: „Kinder und Jugendliche sollen von den Chancen der neuen Medien profitieren können. Deshalb brauchen wir – allem voran für den Abenteuerspielplatz Internet – wirksame Schutzmechanismen und Regeln, an die sich Anbieter halten müssen.“ Er werde die wichtige und erfolgreiche Jugendschutz-Arbeit der KJM kontinuierlich fortführen. „Das funktioniert nur, wenn uns die Öffentlichkeit unterstützt. Denn letztlich bilden die gesellschaftlichen Werte und Normen die Basis des Jugendmedienschutzes.“

Danke an die KJM! Endlich wissen wir, wie das Internet aussieht:


(CC-BY Marcus Meissner)

19 Ergänzungen

  1. Das ist ja auch das wichtigste, was so ein Abenteuerspielplatz braucht: „wirksame Schutzmechanismen und Regeln“. Ich war nur einmal auf einem, in der 4. Klasse als Kind, da gab es Hammer und Nägel und Holzbretter und Farbe. Das Internet soll also bloß Spielplatz werden und nicht abenteuerig sein..

  2. Ich mag diesen tiefgründigen Humor, wenn der Vorsitzende der einzig wahren Digitalen Gesellschaft Begrifflichkeiten aufs Korn nimmt.

  3. In diesem Zusammenhang das Wort „Anbieter“ zu verwenden zeigt, dass er das Internet nicht kapiert hat.

  4. Als Kind fand ich einen Abenteuerspielplatz immer sehr interessant.
    Aber mit 13 war mir das dann doch alles irgendwie zu einfach und zu sicher und zu vorgedacht. Heute gehe ich lieber Bergsteigen, das ist freier, schwerer und ich muss noch selber überlegen welche Schritte ich mache.

  5. Abenteuerspielplatz… das hat mich irgendwie an die Ofsted-Studie über Nutzung des Internet in Schulen erinnert. Fazit der Studie: Je weniger Kinder Schranken gesetzt werden, desto besser können sie mit eventuellen Gefahren im Netz umgehen…

    1. Ich verstehe auch nicht warum alles immer mehr auf die Selbsverantwortung des einzelnen hinaus läuft z.B. Ich-AG, Ein Mann Subunternehmen, Zeitverträge für Arbeitnehmer etc.
      aber wenn es um die Informationsbeschaffung geht muss es enge Grenzen geben. Wegen unseren armen Kindern. Wenn die Eltern der gleichen Kinder aber nicht genug Geld haben um Essen zu kaufen, dann ist das deren eigenes Problem.

      Das heisst ich weiss schon worauf das hinaus läuft.
      „Die Zeit des Massenwohlstands ist vorbei“
      http://www.zeit.de/politik/2011-12/krise-europa-usa

      Und dafür werden jetzt schon die Instrumente geschaffen.

    1. … kein Streichelzoo. Alles soll doch so kindgerecht und gewaltfrei/harmlos und freundlich sein. Manche Informationen/Nachrichten sind dieses aber nicht – im Gegenteil,
      trotzdem gibt es auch hier das Recht auf Bildung und Wissen.

  6. Im Ausland findet diese Vorstellung eines Safe4Kids-Internets große Begeisterung. So arbeitet m00t aka Christopher Poole, Gründer und Geschäftsführer von 4chan, momentan an 4chan4kids.

    Nach langen Überlegungen kam dieser nämlich zum Schluß, dass auch Kinder den Spaß an Imageboards haben sollten. Jetzt sind bereits schon zahlreiche Boards in Planung. So z.B. /b/ – Bob the Builder, /h/ – Homework, /p/ – Ponies, /s/ – Spongebob Squarepants und /v/ – The Vidya. Es sind auch kinderfreundliche Mems geplant, so war z.B. Nyan Cat ein erster Feldversuch eines solchigen, aber es befinden sich noch weitere kinderfreundliche Mems in Entwicklung, wie der 4chan4kids Ice Cream Van, Pedro the Bear und Sed the Goat.

    Ach, ist es nicht schön, wenn wir mit unseren Kleinsten etwas teilen können, was eigentlich viel zu kompliziert, undurchsichtig und einen viel zu hohen Grad von Eigenverantwortung in ihrem Alter verlangt?

  7. Die Idee ist super, privat lässt sich übrigens eine Beschränkung des Internets problemlos mit einem Proxy und einer positiv-Liste realisieren. Alternativ bietet für ungeübte sogar die FritzBox inzwischen eine Schnittstelle.

  8. Sigfried Schneider ist in der CSU, da muss man schon anerkennen, dass er das Internet entdeckt hat, nämlich
    hier. Und damals in der Staatskanzlei, da hatten sie auch eins.

  9. Die Idee, dass man das Internet im Namen des Jugendschutzes zu einem kontrollierten Raum umbaut, finde ich zwar genauso fragwürdig, wie die meisten hier, aber ich würde nicht denken, dass mit „Abenteuerspielplatz“ mehr als die Perspektive von Kindern und Jugendlichen auf das Internet verdeutlicht werden soll (ob die das Netz tatsächlich so wahrnehmen, sei mal dahingestellt).

  10. da muss ich aber schmunzeln. Weil der gute Herr zum Einen wohl wenig Ahnung vom Internet und zum Anderen auch wenig Ahnung von Abenteuerspielplätzen hat. Letzterer hat zumindest in Ansätzen ein wenig mit dem Internet gemein, da man auf einem Abenteuerspielplatz selbst kreativ werden kann, (Bau)Werke erstellt (die andere auch weiterentwickeln können), ohne Anleitung vorgehen kann und sich an den Ideen anderer austobt. Natürlich unter Aufsicht.

    Substituiert man die „Aufsicht“ jetzt bei Jüngeren mit den Eltern, so hat man meiner Meinung nach einen ziemlich tollen Plan. Nur dass das Internet für Kinder eben nicht NUR Spielplatz, sondern auch Informationsbeschaffungsmedium ist und mitnichten die „Anbieter“ (macht im Sinne des Selbstkreierens auch wenig Sinn) für die Aufsicht der Kinder verantwortlich sein können.

    Und wie beim Abenteuerspielplatz gilt auch hier: Macht man die Umgebung zu „Wattebäuschchen-sicher“, kann man davon ausgehen, dass die Kinder mit der Säge, den Brettern und den Nägeln im Wald verschwinden und dort einfach frei herumbasteln.

  11. zumindest in einer beziehung passt der vergleich:

    das internet ist kein ort, sondern eine kommunikationstechnologie.
    auch der abenteuerspielplatz ist kein ort, sondern ein pädagogisches konzept.

    tauscht man nun ähnliches mit ähnlichem aus, kann man auch gleich telefone mit förderschulen vergleichen. rhetorisch mag das praktisch sein. eine angemessene politische antwort auf unsere welt ist das nicht.

    .~.

  12. Der Schutz der Jugend ist im Netz nicht machbar, da man an alles rankommt, Alter egal. Es scheint aber allgemein so zu sein, daß es keine Eltern mehr gibt, die auf ihre Brut aufpassen und einwirken können oder wollen. Eltern haben die Aufgabe, sich mit ihren Kindern über das Web auszutauschen und klare Kante zu zeigen. Der eigene Internetanschluß/Rechner ist jedenfalls keine Grenze mehr, oftmals leider, wie hübsche Rechnungen an Eltern zeigen oder Schulmobbing im Netz bis hin zu Verzweiflungstaten. Das ist ein weites Feld, welches sehr mühsam zu beackern ist. Alle Seiten der Diskussion haben ihre berechtigten Argumente, das ist nicht schwarzweiß, das ist grau, und dann wird es schwierig. Schulfach „Internetkompetenz“ ist dringend notwendig!!

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