Spreeblick vs. Primacall: Ex-Mitarbeiter für Zeugenaussagen gesucht!

Manche Geschichten sind so absurd, dass sie für sie extra das Internet erfunden werden musste. Die juristische Auseinandersetzung, die der TK-Anbieter Primacall seit Monaten unseren lieben Freunden/Kollegen und Bekannten* bei Spreeblick aufzwingt, ist so eine. Worum es da geht? Ursprünglich um ein Primacall kritisches Interview und ein paar Blogkommentare. Obwohl Spreeblick Text und Kommentare bereits entschärft hat, bestand Primacall auf die Löschung aller über das Unternehmen veröffentlichter Texte bei Spreeblick und der dazugehörigen Kommentare. Been there, done that.

Inzwischen (und dieses „inzwischen“ war für Spreeblick bereits mehrere tausend Euro teuer …) verlangt Primacall allerdings noch auch die Löschung von Artikeln auf Webseite Dritter, die sich mit dem Vorfall beschäftigt haben. Und zwar von Spreeblick. Ja, richtig gelesen. Primacall will Spreeblick für die Löschung von Beiträgen hier bei Netzpolitik.org, bei den Ruhrbaronen und auf über 30 weiteren Seiten in Haftung nehmen. Moment, ich zitiere:

Nun möchte Primacall jedoch auch noch, dass wir die Verantwortung für die Löschung von Artikeln über das Unternehmen auf anderen Websites (!) übernehmen, eine Forderung, die an Absurdität kaum zu überbieten ist und der wir weder nachkommen können noch wollen noch müssen, soweit ich weiß, kann dies kein Gericht der Welt verlangen.

Tja, als Unbeteiligter mag man über soviel Irrsinn schmunzeln. Johnny und Co dürfte das Lachen beim Thema Primacall allerdings schon länger vergangen sein. Und daher sucht Spreeblick nun nach ehemaligen Primacall-Mitarbeiten und möglichen Zeugen für die nächste Runde vor Gericht:

Der nächste Gerichtstermin findet am 7. Mai 2010 vor dem Landgericht Hamburg statt. Wir haben noch bis Mitte April Zeit, erneut auf die Klage zu reagieren.

Wir bitten daher um eure Hilfe in Form weiterer Zeugenaussagen. Wer als ehemaliger Mitarbeiter von Primacall die Inhalte des Interviews bestätigen kann oder andere deutliche Aussagen über das Unternehmen vor Gericht treffen kann (hierfür genügen keine Vermutungen oder Gerüchte, alle Vorgänge müssen per Zeugenaussage und/ oder Urkunden beweisbar sein), der möge sich bitte bei uns melden (info [at] spreeblick Punkt com). Vielen Dank für Eure Unterstützung!

*Noch ein Disclosure: Spreeblick und Markus‘ Agentur Newthinking Communications veranstalten vom 14.-16. April gemeinsam die Konferenz re:publica 2010.

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17 Ergänzungen

  1. Da steht ein Mal „PrimaCom“ im Artikel. Ohne es jetzt genau zu wissen, denke ich mal, dass das ein Vertipper ist, oder?

  2. Irgendwie klingeln mir bei Hamburg wieder die Ohren nach internetfeindlichen Urteilen? Vor allem ist dieses fliegende Gerichtsstand an Absurdität ebenfalls kaum zu überbieten. Sowohl primacall als auch spreeblick sitzen in BERLIN, primacall verlangt allerdings ein Gerichtsverfahren in Hamburg?

    Primacall befördert sich bei mir – auch wenn ich die Vorgeschichte nicht kenne – mit so einem offensichtlich asozialen Verhalten automatisch ins Abseits. Zum Glück lernt man in der Schule heute doch noch ein paar nützlich Dinge, z.B. mit der Zeit einige Dinge kritisch zu hinterfragen und eben zu überprüfen, um dann zu einem eigenn Fazit zu kommen.

    1. @stefan: Du sprichst positiv über die Fähigkeiten, Dinge kritisch zu hinterfragen, aber selber sagst, du den Artikel selbst nicht wirklich tiefer hinterfragt zu haben. Ist das nicht eine Art Widerspruch in sich.

      Ich habe eine Menge Vertrauen in Netzpolitik und nehme denen eigentlich schon ab, was hier geschrieben steht.

  3. Ich denke mir, „wo ist das Problem?“, weil kein Gericht diesem Antrag stattgeben würde… und dann les ich Hamburg.

    Ach, da ist das Problem.

  4. unglaublich. so weit ist bisher niemand gegangen, nicht einmal jamba. man sieht, PR technisch ist es bei primacall nicht gut bestellt. als strafe würde ich in jedem artikel nochmal erwähnen, um was es bei primacall eigentlich ursprünglich ging

  5. Tja, die gehen ja gegen alls und jeden vor – erinnert mich sehr an Euroweb damals. Ein Fall für Escher also, denn das Fernsehen hat ja irgendwie doch noch mehr Macht.

  6. Lösung ist doch einfach: Alle Artikel und Posts unverlinkbar machen und nur noch auf die Seite an sich verlinken und wenn das nicht reicht, Hyperlinks abschaffen. Dann haben wir wenigsten in DE unser Deutschland-Netz: Dann kann man nur noch die Adressen eintippen die man kennt und es gibt wieder ein Telefonbuch, aber diesmal fürs Internet. Präsentiert Gelbe Seiten Verlage.

  7. Ich kann zu dem Interwiew nichts sagen, aber ich möchte jeden davor warnen, sich auf dieses Unternehmen(voxpark/primacall)einzulassen.
    Ich kann nur sagen: Schlechtes Betriebsklima, sehr hohe Fluktuation, [Tatsachenbehauptug mit Rücksicht auf KLagefreundlichkeit von Primacall gelöscht] ich will garnicht mehr sagen, einfach unglaublich.

  8. Seit Anfang dieses Jahres haben wir primacall
    ….ein einziger Alptraum….das ganze Wochende
    haben wir telefonstörung….angeblich arbeiten
    die Techniker von prima call dran….schon der 2.Ausfall seit Mitgliedschaft!

  9. Auch Ich arbeitete ca.2 Jahre bei VOXPARK (=PRIMACALL) und ich misse diese Zeit definitiv nicht. Die dort herschenden Zustände gehen gegen jegliche Norm: Angefangen bei der schlechten Behandlung der Mitarbeiter bis hin zu einer völlig chaotischen, wiedersprüchlichen Unternehmensstruktur.

    Schon nach kurzer Zeit bemerkte ich den ungewöhnlich harten Drill, der nicht nur auf die Telefonisten kommt, sondern vorallem auf die
    dazugehörigen Teamleiter.
    Als solcher hat man bei VOXPARK/PRIMACALL nichts zu lachen. Völlig nervös rennen diese schreiend und klatschend um die Telefonisten herum, es wird ihnen schliesslich so befohlen.
    So soll gegeben werden, dass die Leute lauter und mit mehr Druck
    telefonieren. „Zahlen sind hier schliesslich alles.“ so ein Teamleiter
    zu mir.

    Gesetzlich vorgeschriebene Bildschirmpausen werden von Primacall
    ignoriert. Einige Telefonisten, die dort Vollzeit arbeiten, tränten
    regelmässig die Augen oder leideten bereits an verminderten Sehvermögen (einem Vollzeit Telefonisten gönnt man bei
    VOXPARK/PRIMACALL eine Pause von gerade mal einer halben Stunde).

    Das Klima unter den Telefonisten war weitestgehend in Ordnung. In den höheren Etagen aber ein anderes Bild: Dort sind Mitarbeiter
    angewiesen untereinander jedes noch so kleine Vergehen „zu melden“ und sich gegenseitig sofort zu denunzieren, vielen geht es um ihre Aufstiegschancen und Anerkennung vom Chef.
    Konsequenzen gibt es in Form einer sog. „Gesprächsnotiz“. Der
    Mitarbeiter wird in einen Raum gebracht, wo vorsichtshalber 2 Leute
    sitzen, um ihm Angst zu machen und auszuquetschen.
    Dazu später genaueres. Abschliessend muss der Mitarbeiter jene
    „Gesprächsnotiz“ unterzeichnen und es wird ganz offen mit Kündigung gedroht. In vielen Fällen kein schlechter Witz: Einen derartigen Mitarbeiterverschleiss habe ich noch in keiner Firma gesehen.Permanent wurden Leute zu grossen Stückzahlen gefeuert
    und durch neue ersetzt.

    Nach einer Krankheit wird mit jedem Mitarbeiter ein sogenanntes
    „Krankenrückkehr Gespräch“ geführt. Dahinter verbirgt sich folgendes: Ein williger Angestellter aus der
    Personalabteilung samt Teamleiter holen die Person in einen Raum unddort wird man nochmal ausgefragt, was man denn hätte und wie es zur Krankheit kam. Hat man es eventuell selber zu verschulden? Simuliert der Mitarbeiter?

    In meinem Fall war es eine Grippe. „Waren Sie feiern oder wo haben Sie sich erkältet? Wir müssen das wissen!“

    Ich sagte, ich wüsste es nicht genau. Ich verstünde den Sinn dieses
    Gespräches nicht ganz. Schon wurde der Ton des grossen und schlagsigen Personalabteilungsmenschen lauter: „Wenn das ihnen in Zukunft nochmal passiert, werden Sie nicht übernommen!“

    Ich musste eine „Vereinbarung“ unterschreiben: „Herr/Frau XY wird sich in Zukunft wärmer anziehen und auch eine gesunde Ernährung achten.“
    (oder so ähnlich).

    Dass man nach deutschem Arbeitsrecht überhaupt nicht verpflichtet ist, dem Arbeitgeber seine Diagnose mitzuteilen, interessiert bei
    PRIMACALL/VOXPARK niemanden.

    Im Gegenteil: Man nutzt die Situation und Unwissenheit schamlos aus, um den Mitarbeiter unter Druck zu setzen. Im übrigen wird in die
    Firmeneigene Callcenter Software sofort die Diagnose eingetragen und so von jedem Mitarbeiter akribisch gesammelt (Origianlzitate): „Hat Unterleibsschmerzen, geht zum Frauenarzt“, „Hat angebl. Durchfall“, „Hat angerufen, Sie hat ihre Tage“,“blutige Harnwegsentzündung. Freitag mit AUSB wieder da.“ Diese
    Software ist für viele feste Mitarbeiter frei einsehbar.

    Vor Schichtbeginn trifft sich jeden Morgen die Geschäftsführung mit
    den Teamleitern. In diesen Besprechnungen muss jeder Teamleiter
    vortragen, wer sich heute früh bei ihm krank gemeldet hätte. Vor versammelter Mannschaft muss ebenfalls die Diagnose genannt werden. Datenschutz, Pour quoi faire?!

    Was mich allerdings noch mehr erstaunte: PRIMACALL/VOXPARK hat nicht mal einen Betriebsrat.
    Die einzige Ansprechperson ist der Chef Herr J., der seine
    Mitarbeiter bei Problemen gern mal versetzt,ignoriert oder komplett
    vergisst.

    Das ganze Unternehmen besitzt lediglich eine Pseudo Struktur. Man
    bemüht sich nach Aussen um Professionalität und gibt sich elitär. Wer genauer hinschaut erkennt das Gegenteil.
    Mal müssen die Zahlen stimmen, schlagartig wieder ganz andere Dinge. Leidtragende sind vorallem die Teamleiter, die ebenfalls von der Geschäftsführung in den Meetings unter Druck gesetzt werden. Sie geben im Prinzip nur das weiter, was ihnen
    morgens eingeimpft wird.

    Ähnlich wie PRIMACALL/VOXPARK mit seinen Mitarbeitern umgeht,so
    springt man auch mit seinen Bestands- und Neukunden um.
    Es wird ausdrücklich gefordert bei den „Kunden“ (die ja noch gar keine sind) bis zum letzten zu gehen. Sprich: aufquatschen, nicht locker lassen, minimum 3x nachfragen nach dem wieso und warum,
    möglichst laut,schnell und dominant zu telefonieren. Viele der
    Mitarbeiter sehen vorallem das Geld und sind nach einer gewissen Zeit abgebrüht.

    Nahezu Alltäglich hörte ich meinen Tischnachbar:“Haben sie mich nicht verstanden?! Ohren auf oder Sie können mich mal!“. Der Teamleiter hörte solche Gespräche auch am vorbeigehen. Aber er lächelte nur und ging weiter.

    PRIMACALL/VOXPARK konzentriert sich seit einiger Zeit nur auf Kunden aus Österreich und der Schweiz. Der Grund dafür ist relativ simpel: In Deutschland wurde PRIMACALL/VOXPARK nämlich gesetzlich verboten neue Kunden am Telefon zu werben.
    Gute Nacht…

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.