Aneinander vorbeireden: Man muss es nur wollen!

Ich frage mich gerade, ob diese Woche wirklich noch ein Blogeintrag zu Google Street View sein muss. Schließlich, so der allgegenwärtige Eindruck, ist schon alles gesagt, wenn auch vielleicht noch nicht von allen.Wobei, nein. Eigentlich ist kaum etwas gesagt, das aber wurde wenigstens ausdauernd wiederholt. Statt die Debatte um Street View zu nutzen, um darüber zu reden, wie wir in Zukunft den privaten vom öffentlichen Raum abgrenzen wollen, werfen wir uns lieber virtuelle Förmchen an den Kopf oder terrorisieren aneinander.

Und das, wo jedem halbwegs klickfreudigen Netzbewohner mit Breitbandanschluß klar sein dürfte, dass Street View (gibt es von Microsoft übrigens auch in lustig), die Videostadtpläne von e-rent oder das Angebot von sightwalk.de allenfalls ein harmloser Ausblick auf die Zukunft sind. Wohin die Reise geht, hat (der Microsoft-Mitarbeiter!) Blaise Aguera y Arcas Anfang des Jahres auf der TED 2010 gezeigt. Wenn man auch seinen zweiten, bereits etwas älteren TED-Talk von 2007 kennt, bekommt man eine recht gute Vorstellung davon, wie die digitale Abbildung der Gesellschaft im Netz aussehen könnte. 

Aber nein, wir delektieren uns lieber an Verschwörungstheorien. Schließlich könnte die „german angst“ von neidischen Google-Mitbewerbern geschürt worden sein (Grundlos natürlich. Also, die Angst!). Vielleicht sollen wir auch von den wirklich wichtigen Themen abgelenkt werden. Stichwort Netzneutralität. Wahrscheinlicher noch: Die Regierung will von ihren eigenen Bürgerrechtseinschnitten ablenken! Herrje.

Überhaupt, die Streitkultur in Netz und Medien. Schaut man sich die Debatte um Street View genauer an, ist man überrascht, mit wie wenig Argumenten beide Seite auskommen. Mein Eindruck: Die eine Seite will gar nicht erst diskutieren (aber haben, unbedingt!), die andere weiß mangels Informationen nicht worüber (hat aber Angst). Jürgen Kuri hatte das Phänomen Anfang des Jahres schon einmal am Wickel:

Die ideologiegetränkten Debatten Internet-Versteher vs. Endzeit-Propheten unter gelegentlichen Einwürfen eines Internet-Ausdruckers vulgo: Internet-Nichtverstehers sind nur noch langweilig. Und letztlich selbstreferentiell – stehen doch auf beiden Seiten selbst ernannte Eliten, die den Mob lediglich als positiv besetztes oder schrecklich dräuendes Proselyten-Material ansehen. Der Mob schaut verwundert ob der Misse- oder Wundertaten, die ihm da zugeschrieben werden. Seiner Wege zu ziehen aber fällt ihm schwer: In dieser digitalen Welt fehlen allzu oft genau die Informationen, um die Entscheidung fällen zu können, welche Misse- oder Wundertat denn nun als nächstes zu vollbringen ist.

Ich frage mich, wofür brauchen wir ein Internet, wenn wir keine Information austauschen und die Probleme unserer Zeit nicht diskutieren wollen? Um uns per Mausklick niederzubrüllen? Eine Informationsgesellschaft hatte ich mir anders vorgestellt.

Bitte auch lesen:

42 Ergänzungen

  1. Danke für diesen Beitrag. Er spricht genau das aus, was ich auch bei vielen anderen „Internet-Debatten“ denke. Es geht bei diesen Debatten weniger um Diskussion und das Ziel einer gemeinsamen Lösung, sondern um Meinungsmache. Der, der am lautesten oder längsten brüllt gewinnt. Und das passiert nicht nur aus den Reihen der etablierten Parteien. Es wird mit Worten herumgeworfen, ohne die Ziele zu klären. Und wenn mir jetzt jemand sagt, dass Politik so nunmal funktioniert, dann mag das vielleicht stimmen.. ist aber trotzdem traurig.
    Auch wenn das jetzt vielleicht zu Kulturpessimistisch klingt. Ich freue mich über jedes Gegenbeispiel! Und weiß auch, dass es sie gibt.

    Schade, dass die Debatte um Netzneutralität so ins Hintertreffen gerät. Das scheint Google mit dem überraschendem Start von Streetview geschickt eingefädelt zu haben. Dabei ist das doch das eigentlich wichtige Thema! Häuserfassaden sieht man schon recht lange bei GoogleEarth, da hat es kaum einen gestört.

  2. Hallo,

    vielen Dank für den Beitrag. Nachdem ich mir jetzt die per Link empfohlenen Artikel auch noch durchgelsen habe, bin ich der Meinung, dass unabhängig von der rechtlichen Lage in diesem Fall ein Zustand eingetreten ist, der bei den Betroffenen offensichtliches Unwohlsein hervorruft – das man respektieren sollte.
    Wobei die Auseinandersetzung um Streetview insgesamt (nur) ein Symptom für ein umfassenderes Problem (Datenschutz/Persönlichkeitsrechte) ist. Kann tatsächlich auch ein vorübergehender Zustand sein. Wünschenswert wäre aber wirklich eine ernstgemeinte, ergebnisoffene Diskussion. Schade, dass das von selbst nicht geht.

    Deswegen noch einmal: Danke, Herr Schäfers!

  3. @hans G.: Natürlich ist Netzneutralität ein wichtiges Thema.

    Die (Vor-)Entscheidungen fallen da derzeit aber vor allem in den USA, und denen ist es wirklich schnurzpiepegal, ob wir hier über Street View diskutieren.

    In Deutschland wird Netzneutralität (leider) bis auf Weiteres ein Nischenthema bleiben. Halt etwas für Internetblumenkinder, die sonst über Zensur diskutieren.

    Auf der anderen Seite sind die Lobbyisten längst in Stellung gebracht, man darf gespannt sein, wie die Politik reagiert. Google (bzw. ein „Umkippen“ vom Google) ist da allenfalls ein Faktor von vielen.

  4. Nicht jeder Mensch ist stolz auf das Haus, in dem er wohnt. Nicht jeder fleißige, aber noch mittellose Mensch möchte, dass potentielle Arbeitgeber erstmal das Haus vom Bewerber unter die Lupe nehmen, nicht jeder möchte im Forum als der „Depp aus dem Hochhaus“ stigmatisiert werden, nicht jeder möchte, dass zukünftig Schufa Scouts neben all den Zahlen auch noch visuelle Eindrücke sammeln, um ein Score für Kreditwürdigkeit zu berechnen.

    1. @Matsu: Die ganzen Daten, wer in welchem Haus wohnt, sind bereits erfasst, von privaten Unternehmen, die daraus ein Rating für einzelne Personen als Service anbieten. Da ist es mir doch lieber, das alle Zugriff auf diese Daten haben, und nicht nur die, die es sich leisten können.

  5. woher kommt denn die annahme, dass menschen sich mit \anschalten\ des internets in etwas besseres verwandeln als sie es bisher waren?

    mfg
    mh

  6. Dieses Statement ist zwar politisch sehr korrekt (ich finde auch, dass man jetzt nicht die weißen Flächen in Street-View extra nachfotografieren sollte), aber leider sind die Parteien, die von bestimmter Seite hier enormen Druck machen, nicht so vornehm.

    Am 20.September schon findet das Treffen von Interessengruppen mit de Maiziere statt. Bis dahin wird die Diskussion wohl noch täglich weiter von einschlägigen Medien (tatsächlich Verschwörungstheorie?) angeheizt. Wenn ich mir jetzt Verbraucherschützer, Datenschützer, Haus- u. Grundbesitzer-Vertreter, vielleicht noch Mieterschutzbund, natürlich Google und Sightwalk-Vertreter, Netzpolitiker, etc. dort mit ihren gegenwärtigen Standpunkten vorstelle, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass da was vernünftiges rauskommt.

    Z.B. haben Google und Sightwalk ihre Einspruchsverfahren schon installiert. Die dürften mittlerweile nichts mehr dagegen haben, weil das Verfahren ihnen jetzt die Konkurrenz vom Hals hält.

    Welche Datenschützer nehmen an diesem Treffen teil? Etwa die Hamburger, die für diesen unsäglichen Bundestags-Entwurf verantwortlich waren?

    Alleine dieses Treffen birgt enorme Risiken für die Demokratie.

    Ich stelle mir z.B. folgenden Fall vor: Eine gemeinnützige Zwischennutzungsagentur stellt ungenutzte Immobilien per Open-Street-View ins Internet, um die öffentliche Debatte für eine sinnvolle Nutzung dieser Objekte zu gewinnen, natürlich mit Geo-Koordinaten.

    Mittels der zu erwartenden restriktiven Gesetzgebung könnten die Eigentümer die Veröffentlichung der Koordinaten und von Fotos aus öffentlicher Perspektive verhindern, z.B. per Einspruch.

    Allein das Beispiel zeigt, wie wichtig das Thema für Meinungsfreiheit und Demokratie tatsächlich ist.

    Es ist klar, dass Netzpolitik-Aktivisten kognitive Dissonanzen bekommen, wenn sie einerseits Google bzgl. Netzneutralität kritisieren müssen, andererseits bzgl. \Recht am öffentlichen Foto inkl. Geo-Tagging\ verteidigen müssen.

    Die Gefahr,dass faule Kompromissen geschlossen werden, ist nicht zuletzt wegen des künstlich erzeugten Zeitdrucks enorm.

    Die Auffassung, das dass Thema weniger wichtig sein soll als Netzneutralität, teile ich nicht. Ich würde sogar das Gegenteil annehmen. Aber vor allem ist das Thema akut!

  7. Jörg-Olaf, danke auch für deinen Artikel. Ich habe vor wenigen Minuten auch in meinem Blog auf „Senden“ geklickt – mit einem sehr ähnlichen Artikel.

    HYSTERIE und ZITIERGEILHEIT. Diese beiden Stichworte begleiten (nicht nur) die Street View Debatte. Es geht den handelnden Akteuren, auch den Datenschutzbeauftragten, weder um wirksamen Datenschutz noch um Aufklärung der Bevölkerung. Für sie ist die Anzahl der Zitate und Auftritte in den Medien der Gradmesser für ihr Handeln.

  8. @Dragan
    Habe ich das richtig verstanden? Weil man immer irgendwie an Daten rankommt, dann kann man gleich auf Datenschutz verzichten? Ich hoffe das mal nicht, denn mir es lieber, wenn niregendwo Daten über mich gespeichert werden (ein Traum ich weiss!) und wenn das nicht zu verwirklichen ist, dass auf den Datenberg nur ein beschränkter Zugriff herrscht. Lieber jemand hat die Hürde, dass er etwas bezahlen muss, als meine Nachbarn oder sonst wer einfach so an meine Daten rankommt.

  9. @ Dragan:

    Die Datensammelwut von Infoscore & Co. ist ekelhaft und ich wundere mich, dass das überhaupt legal sein kann.

    Daraus aber einen Freibrief für Street View & CO. zu stricken, ist völlig absurd.

    Nur weil meine Freundin sich im Bad schminkt, während ich dusche, möchte ich bitte nicht auf eine Badezimmertür verzichten, während gerade 30 mir eher unbekannte Personen den Geburtstag meiner Schwester bei mir feiern…

  10. Der Ursprung dieser ganzen Malaise liegt sowieso in der EU.

    Die haben für Google ja eine 6 wöchige Einspruchsfrist gefordert. Völlig unpraktikabel. Und Google hat mehrmals öffentlich gesagt, dass auch nach 4 Wochen noch verpixelt wird. Das wird einfach ignoriert. Die Viviane Reding wollte unbedingt Google ein Zugeständnis abpressen, egal ob das Sinn und Verstand hat. Jetzt hat Google nachgegeben und sogar auf 8 Wochen (sic) verlängert.

    Die bestehende deutsche Rechtslage ist trotzdem besser als diese „EU-verbietet-krumme-Banane“-Norm.

    Wir sollte Frau Reding mal raten, doch bitte die bestehende deutsche Rechtsprechung Europa-weit zu übernehmen. Damit würde sie dann tatsächlich eine ausgewogene Rechtspraxis in Europa einführen und keine Praktiken etablieren, die am Ende nur noch Großkonzerne bezahlen können.

  11. Nachtrag:

    Nur dass mich hier keiner falsch versteht. Ich bin absolut dafür, dass Geo-Datenbanken zu Zwecken von Scoring und Rating 100 Prozent verboten gehören. Nur soll man dann das (!) machen, aber nicht einführen, dass jeder gegen öffentliche Fotos mit Koordinatenangaben Einspruch erheben darf.

    Geo-Datenbanken verbieten ist Datenschutz!
    Fotos mit Koordinatenangaben verbieten ist ein Anschlag gegen die Meinungsfreiheit!

  12. @Jörg-Olaf, re: „Schaut man sich die Debatte um Street View genauer an, ist man überrascht, mit wie wenig Argumenten beide Seite auskommen.“

    Das liegt vielleicht an den Auslösern dieser Debatte. Wie willst du ernsthaft mit jemandem argumentieren, der Häusern ein Recht am eigenen Bild einräumen will?

  13. Mist, jetzt muss ich mich nochmal korrigieren:

    Wollte sagen: Gebäude-Datenbanken für Scoring-Zwecke verbieten ist Datenschutz.

  14. Hysterie, Panik, Paranoia. Wie leicht es ist, Menschen zu manipulieren … Die Damen und Herren, die sich so vehement gegen die Veröffentlichung öffentlicher Gebäudefronten wehren, als würde der private Raum verschwinden oder die totale Überwachung eintreten, nehmen sich, so wie es für mich aussieht, einfach zu wichtig. Niemand will ihr Haus sehen, niemand will sie sehen, niemand interessiert sich einen feuchten Kehricht für sie und ihr Leben. Die Häuserfronten gehen in einer Masse unter. Ein unkenntlich machen erweckt in diesem Fall übrigens weit aus mehr Interesse am Haus (und was es denn da so Geheimes zu sehen gibt), als wenn die eigene Häuserfront in der Masse untergeht und nur noch als das wahrgenommen werden, was sie sind: „Street“-View. Nicht „House“-View.

    Privatpersonen können aus GoogleMaps, StreetView oder ähnlichem keine Namen extrahieren oder irgendwelche Daten zusammenführen. Und die Unternehmen, die Daten zusammenführen, um Bewertungen und Ratings zu erstellen, konnten das schon vorher und haben bereits umfangreiche Daten über Wohngebiete. Und ich brauche kein Schlaumeier zu sein, um bei einem Bewerber und einem kurzen Blick auf einen Stadtplan herauszufinden, in welcher Wohnlage der jetzt wohnt.

    In vielen Ländern (USA, Japan, große Teile Europas, Australien, Neuseeland, Südafrika …) gibt es StreetView z. T. schon seit mehreren Jahren. Und negative Schlagzeilen über Missbrauch sind dort seitdem, wie es aussieht, nicht aufgetaucht.

    Warum sollte es ausgerechnet bei uns Deutschen anders sein? Weil wir halt anders sind, wir sind Deutsche. Wenn wir nicht jammern können, sind wir nicht glücklich. Durch die Gardinen schauen wir schon gerne, was der Nachbar so macht, aber nicht dass das noch einer merkt …

    Und ich wette, wenn Microsoft in Kürze ihren StreetView-Dienst startet, kräht da kein Hahn mehr nach.

  15. Lieber Jörg-Olaf,

    dieser Artikel ist DER anmaßenste Null-Beitrag zum ganzen Thema Streetview.

    Ersteinmal übernimmst du ungeprüft die billigste Aussage von SPON („Terrorist“), wahrscheinlich weil es so schön provokativ aussieht und ja deine These unterstützt, hier würde es den Beteiligten um nichts zielbefreiten Streit gehen.

    Jetzt ist ja netzpolitik.org nicht irgendein Blog, in dem der Einzelne ein wenig rumranten kann und gut ist. Netzpolitik.org versteht sich ja so irgendwie als etwas „zwischen taz und Greenpeace“ – ein schönes Logo-Sätzlein, aber wenig dahinter.

    Als grundlegenden journalistischen Anspruch betrachte ich doch zumindest den Versuch die Beteiligten kurz zu befragen, bevor man aus anderen Medien Zuspitzungen übernimmt. „Der Jens, ja der wird wohl schon irgendwie Terrorist sein, weil steht ja im SPON.“ Falsch.

    Weil du also versäumt hast mich entweder über Tel oder Mail (beides hättest z.B. von Markus bekommen können) kurz zu befragen, einige Klarstellungen hinsichtlich der Frage, ob ich mich vor und während meiner „Foto-Provokation“ um die Aufgabe kümmere, wie wir in Zukunft „privat“ und „öffentlich“ verstehen werden.

    Ich habe schon vor einer Weile gemerkt habe, dass diese Diskussion nicht vorangeht, wenn man nur mit web-begeisterten Nerds oder datenschutz-fanatischen „Webcommunity-Vertretern“ spricht. Deswegen habe ich u.a. folgendes gemacht:

    Ich habe mit der FDP in Herne gesprochen, um zu verstehen und um für Verständnis zu werben.

    Ich habe mit den Grünen und der CDU in Weilheim/Oberbayern gesprochen für selbiges.

    Beide Orte haben nämlich beschlossen, dass sie ihre kommunalen Gebäude aus Streetview entfernen lassen. Und da sich für mich bei einem kommunalen Haus (Rathaus, Schule, Feuerwehrhaus) noch weniger erschliesst, wessen informationelle Selbstbestimmung angeblich betroffen sein soll, wollte ich verstehen.

    Ebenso habe ich Gespräche mit Justizsenator Steffen aus Hamburg geführt, der ja der Rädelsführer in dem Einbringen der Lex Google in den Bundesrat war. Ich habe über eine Stunde ein für beide Seiten erhellendes Gespräch mit einem „hohen Beamten“ in Bielefeld geführt. Ich habe mit vielen Menschen über die Bedeutung von Streetview gesprochen, „einfachen“ wie „politisch engagierten“.

    Darüberhinaus habe ich auch aus meinem Verständnis über das Web, über die Grundlagen einer offenen Gesellschaft, über die Formen des Wandels u.v.a. mehr reflektiert.

    Kurz gefasst:

    Die soziokulturelle Prägung entscheidet in der Breite der Bevölkerung über das Urteil über Streetview.

    Für diejenigen, die das Web als eine Ebene (ein layer) der EINEN Realität sehen, spricht nichts gegen die grundsätzliche Idee einer digitalen, datenverknüpfenden Strassenansicht. Je nach Bedeutung der Privatsphäre gibt es hier in der Umsetzungsbewertung Nuancen.

    Für diejenigen, für die das Web noch eine virtuelle Welt, ein Second Life, ein anderer Planet ist, über den man zwar Emails verschicken kann und von dem man ab und an von ebay was geschickt bekommt, für all diese also ist es ein extrem merkwürdiges Gefühl in dieser anderen Welt plötzlich ihr Haus von der Strasse aus zu sehen.

    Wir sind an einem Punkt der Durchdringung der Restrealität durch die digitale Ebene angekommen, wo Begeisterung allein nicht mehr ausreicht und pure Ablehnung vorgestrig ist.

    Jetzt eine Meinung zu beziehen, die trotz notwendiger Vermittlungsabsicht progressiv und der Idee des offenen Web verpflichtet bleibt, wäre etwas, dass ich nicht nur von mir, sondern auch von einem Blog, der sich Netzpolitik nennt, erwarte.

    Stattdessen stehen hier Plättitüden, ungeprüfte, weitergeplapperte Bezeichnungen und ein paar Links, die der geneigte webpolitik-affine Leser schon 345mal in den letzten 48h angeklickt hat.

    So einen Artikel, lieber Jörg-Olaf, kannst du dir getrost in die Haare schmieren.
    Deine Meta-Meta-Meta-Ebenen-Klugscheisserei ändert nicht nur NADA in dem Verständnis des Web in der breiteren Bevölkerung irgendwas, es ödet den engagierten Netzinteressierten nur an.

  16. Man muss Ängste von Menschen durchaus ernst nehmen, danach handeln muss man nicht. Auf Ängste folgenden Aktionismus sehen wir schon seit Jahren, geholfen hat er wahrscheinlich noch nie.

    Die Preisfrage ist doch, wie eine Regelung aussehen könnte, die nicht breite Schneisen durch das Geäst des Internets knüppelt. Wir sehen doch beim Urheberrecht, wohin das „nichts geht gegen meinen Willen“ führt. Abmahnwahn nun auch bei Fotografen?

    Opt-In funktioniert nicht. Genehmigungen einholen ebenfalls nicht. Was übrig bleibt sind allgemeine Regeln, die wir aber schon haben: Keine für Personen unzumutbaren Aufnahmen, wie z.B. über lange Zeit Menschen filmen, gezielt durch Fenster knipsen, peinliche Momente ausnutzen, Personen ungefragt zum Motiv machen, …

    Wie sollen denn die neuen Regeln aussehen? Nicht über Hecken fotografieren? Abstand 50m? Warten, bis keiner mehr in der Nähe ist? Ganzkörperverpixelung? Haus- und Autoverpixelung?

    Personen zu schützen wird mit ordentlich funktionierender Gesichtserkennung, die auch der Masse zur Verfügung steht, schon schwer genug. Da sollte man seine Zeit jetzt nicht mit Häusern verplempern. Übrigens helfen bessere Gesetze nicht zwangsläufig, couragierte Bürger schon eher.

    Freiheit statt Angst!

  17. Lieber Jörg-Olaf,

    dieser Artikel ist DER anmaßenste Null-Beitrag zum ganzen Thema Streetview.

    Danke, ich habe dich auch lieb.

    Ersteinmal übernimmst du ungeprüft die billigste Aussage von SPON (“Terrorist”),

    Nicht doch, ich ich sehe mich da eher als geistigen Urheber. Ich wusste bis gerade auch gar nicht, dass SpOn den Begriff benutzt hat. Ehrlich gesagt hatte ich den Beitrag nur überflogen.

    Davon ab, trifft Terrorist es imo recht gut. Du zwingst anderen Menschen deine Meinung auf. Das ist eine ziemlich klassische Definition von Terror.

    wahrscheinlich weil es so schön provokativ aussieht

    Nein, aus tiefer Verachtung dafür, wie du mit anderen Menschen umgehst.

    deine These unterstützt, hier würde es den Beteiligten um nichts zielbefreiten Streit gehen.

    Das ist nicht meine These. Dein Ziel und die Ideologie dahinter ist mir durchaus klar. Mich stört allerdings massiv, dass du einen Mob organisierst, um sie Dritten gegen ihren erklärten Willen aufzuzwingen.

    Aber das schrieb ich ja vorgestern schon.

    Als grundlegenden journalistischen Anspruch betrachte ich doch zumindest den Versuch die Beteiligten kurz zu befragen, bevor man aus anderen Medien Zuspitzungen übernimmt.

    Ich habe nichts übernommen. Tatsächlich habe ich bereits am 5. Mai recht eindeutig formuliert, was ich von deiner Idee halte:

    PS: Mein ganz persönlicher Held des Tages ist selbstverständlich Jens Best mit seiner trotzig infantilen “Pro Google Street View”-Kampage. Früher musste man für 15 Minuten Ruhm noch nackt über eine Autobahn torkeln, heute reicht ein Tweet.

    Du kannst dir sicher sein, dass ich mir in den letzten 3 Monaten sehr genau angesehen habe, was du vorhast.

  18. @Horst:

    Die Preisfrage ist doch, wie eine Regelung aussehen könnte, die nicht breite Schneisen durch das Geäst des Internets knüppelt.

    Stimmt. Wenn nun tatsächlich 40% der Hamburger ihre Häuser wegpixeln lassen wollen, bleibt von Street View in der Hansestadt nicht viel übrig.

    Andererseits, darüber hätte man bei Google evtl. vorher nachdenken können, bevor man die Menschen mit vollendeten Tatsachen konfrontiert hat. Matthias Richel hat das eigentlich recht gut auf den Punkt gebracht:

    Wo war denn Googles Aufklärungskampagne? Wo Googles öffentliche Jehova-Vorstellung in Deutschland? Wann haben sie versucht die Menschen mitzunehmen? Nirgendwo und niemals.
    Sie sind einfach mit ihren Opels durch die Gegend gefahren, mit einem riesigen Aufbau oben drauf und haben losfotografiert. Das kann man so machen, nur sollte man sich dann nicht wundern, wenn sich die Leute fragen was das soll und das dann Menschen kommen, die diese Wissenslücke mit ihrer Interpretation der Dinge befüllen. […] Denn natürlich sind alle Bedenken der Menschen gegenüber Google Streetview legitim.

  19. Es ist sicher legitim die Meinung zu äussern, dass man die Fassade seines Wohnorts nicht im Internet sehen möchte. Daraus leitet sich jedoch noch kein Recht ab dies durchzusetzen. Öffentlicher Raum ist nun einmal klar definiert, und das Recht in diesem Raum Fotos zu schiessen, werde ich mir nicht nehmen lassen. Wenn einer also möchte, dass dieses Recht eingeschränkt werden soll, dann soll er dies bitte einklagen bzw. Gesetzesänderungen initiieren. Spätestens vor Gericht wird dann schnell deutlich werden, wie anmaßend es ist, solche Rechte zu fordern bzw. die Freiheiten anderer derart einzuschränken.

  20. @manka:

    Es ist sicher legitim die Meinung zu äussern, dass man die Fassade seines Wohnorts nicht im Internet sehen möchte. Daraus leitet sich jedoch noch kein Recht ab dies durchzusetzen.

    Ganz so trivial, wie du dir das wohl mit Blick auf die sogenannte Panoramafreiheit zurechtlegst, ist die rechtliche Beurteilung nicht.

    Weit bemerkenswerter als die Frage, ob man darf, finde ich allerdings den Anspruch, Dritten die eigene Ansicht aufzuwingen. Das kann ich nicht gutheißen, auch wenn ich Straßenansichten ohne Hilfsmittel selber harmlos finde.

  21. Wer wem etwas aufzwingt ist eine Sache der Perspektive.

    Wobei ich meine Meinung gerne ändere, wenn du mir konkret darlegst inwiefern die rechtliche Beurteilung hinsichtlich des Ablichtens öffentlichen Raumes nicht trivial ist.

  22. Wer wem etwas aufzwingt ist eine Sache der Perspektive.

    Stimmt, da mache ich es mir einfach. Bei Privatbesitz billige ich den Betroffenen ein Mitspracherecht zu. Und das gewichte ich im Zweifel höher als den Anspruch Dritter alles als öffentlichen Raum zu sehen und ins Internet zerren zu müssen.

    wenn du mir konkret darlegst

    Ach, lass mal. So wichtig ist mir das nicht, dass ich für die Recherche mein Wochenende opfere (Ich meine, es wäre ein Kommentar des BGH zum Christiansen-Fall gewesen, irgendwo hatte ich den Aspekt in den Kommentaren auch schon zitiert). Ich warte einfach die kommenden Entscheidungen ab, es scheint da ja genug Freiwillige zu geben.

  23. @Jörg-Olaf Schäfers
    Es ist schwer vorstellbar, dass so viele Leute ihren Hintern hochbekommen. Ich bin gespannt.

    Da könnte bei mir beinahe so etwas wie Hoffnung aufkommen, wenn ich eine so starke Datenschutzbewegung sehe. Hier im Süden sind die Gruppen „Nieder-Mit-Streetview“, „Ich-Habe-Nichts-Zu-Verbergen“ und „Es-Kann-Doch-Nicht-Sein-Dass-Im-Internet…“ identisch.

    Google hat sich noch nie um Datenschutz gekümmert und wird das auch nicht tun. Das kennt man und man kann sich darauf einstellen.

    Der Gesetzgeber hat bzgl. des Internets kaum sinnvolles geleistet und ist durchaus in der Lage, die Situation noch deutlich zu verschlechtern. Ich muss nicht von beiden Seiten unter Beschuss genommen werden.

  24. „alles als öffentlichen Raum zu sehen und ins Internet zerren zu müssen“
    Genau das ist ja nicht der Fall. Die bisher geltende Grenze von öffentlichem und privatem Raum wurde nicht verschoben, lediglich die Wahrnehmung darauf hat sich verändert, und die damit einhergehenden Emotionen. Es wird nicht Alles ins Internet gezerrt, sondern nur das, was bisher auch veröffentlicht werden durfte.

  25. @Jörg-Olaf

    Ich hab dich auch lieb.

    Aber du schaffst es lange auf meinen Kommentar zu antworten und trotzdem nichts zu sagen.

    Okay, du hast nicht auf SPON gelesen, dass ich denen im Interview sagte, das man mich auch schon jemand als „internetterrorist“ bezeichnet hat. Du hast es sogar von selbst gemacht. Das lasse ich jetzt mal unkommentiert.

    Den EIGENTLICHEN Vorwurf, nämlich, dass du als ein quasi journalistisches Blog der grundlegenden Pflicht die Informationen, die du dir irgendwo zusammengelesen hast auch selbst an der Quelle zu überprüfen – tja, den übergehst du halt.

    Und die Informationen, die dir in aller Kürze zeigen sollten, dass ich sehr wohl die Vermittlung von Wissen und Verständnis für die Funktionen des Web der Provokation vorziehe, überliest du auch gemächlich mit einem „Was interessiert sich mich die Realität, wenn ich eine Meinung habe.“

    Ist das die Qualität von Berichterstattung, die man bei dir erwarten muss?

    Und noch eine inhaltliche Nachfrage: Warum ist für dich jemand terroristisch, der das Abbilden des öffentlichen Raums im Netz einfordert. Warum sind nicht diejenigen eine Gefahr für das digitale Bürgertum, die ihre (berechtige) Privatsphäre auf den digitalen öffentlichen Raum ausweiten wollen?

    Abgesehen, davon finde ich es in einem solchen Thema falsch, irgendeine der „beiden“ Seiten zu stigmatisieren, denn schließlich geht es um eine neue Dimension des Öffentlichen wie auch des Privaten.

    Ich bleibe also dabei, als Schreiber eines bekannten Blogs mit dem Titel Netzpolitik, sollte dich die tiefere soziokulturelle Bedeutung des Streites sehr wohl interessieren, denn aus diesen Ebenen generiert sich die (neue) gesellschaftliche Absprache, die dann irgendwann in Gesetze Eingang findet.

    Wenn es restriktivere Gesetze in Deutschland geben wird, die durch schärfere, kaum open source verträgliche Regelungen Mashups, offene Geo-Datendienste und die damit möglichen verbundenen sozialen Innovation schwer bis unmöglich machen, wirst du dich hoffentlich fragen, warum du nicht schon am Beginn dieser ganzen Entwicklung deine Stimme erhoben hast.

  26. Du zwingst anderen Menschen deine Meinung auf. Das ist eine ziemlich klassische Definition von Terror.

    Sorry, aber langsam machst du dich echt lächerlich. Denn deine ständigen Halbwahrheiten um der korrekten Interpretation von Panoramafreiheit welche du ständig als unveränderlichen Fakt hinstellst zeigen doch nur wie verbohrt du das ganze Thema angehst.
    Das einzige was du ständig hochhältst ist EIN Gutachten von der ZAS das man ja gerne als fundiert ansehen kann aber mitnichten unantastbar.

    Ich denke jedenfalls, dass es heuchlerisch ist, ein Widerspruchsrecht (Prinzipell erstmal ohne ganz klaren rechtlichen Zwang) zu fordern aber dann nicht einzugestehen, dass durch diese Forderung unser öffentlicher Raum in Frage gestellt wird.
    Schau dir doch einfach mal Flickr an. Ich würde wetten, dass man da abertausende Bilder findet, von Gebäuden von Leuten, die jetzt Widerspruch einlegen. Im Normalfall sogar noch mit klar erkennbaren Menschen in der Aufnahme.

    Konsequenter Weise müssten diese sofort entfernt werden. Und potentiell muss doch deiner Logik folgend, jeder der künftig ein Bild im öffentlichen Raum macht, sicherstellen, dass das Gebäude bei Google NICHT verpixelt ist was irgendwie mit im Blickfeld ist oder andernfalls eine Erlaubnis beim Bewohner und Besitzer und Ex-Bewohner und jedem der im Hinterhaus wohnt eingeholt werden.
    Denn genau DAS ist es, was Jens in etwas provokanter Art und Weise zum Ausdruck bringt.
    Man kann nicht das eine wollen und das andere verbieten. Das geht nicht. Das widerspricht jeglichem Rechtsempfinden und dem Gleichheitsgrundsatz.

    Für den öffentlichen Raum! Für die Panoramafreiheit!

  27. Ich bin zu müde, um Partei zu ergreifen, aber eins finde ich spannend: wie sehr sich der Terror sprachlich entwickelt hat.

    „Meine Kinder terrorisieren mich“ ist schon fast niedlich, „Mein Sohn ist ein Terrorist“ ruft den CIA auf den Plan.

  28. Ach, Jens Best und der Tweet. Die Energie, das auch wirklich durchzuziehen wird doch niemand mehr haben, wenn es dann soweit ist, dass es losgehen kann.

    Es wird nämlich kein Hahn mehr danach krähen, und somit auch die Motivation der Follower von Jens Best längst anderen Strohfeuern gewidmet sein.

    Es war eben ein Tweet.

  29. @Jens Best:

    Aber du schaffst es lange auf meinen Kommentar zu antworten und trotzdem nichts zu sagen.

    Ich kann nichts dafür, wenn dir die Antwort nicht passt. Ich habe dir da da oben zwei Worte und einen Link gewidmet. Viel mehr ist mir die Geschichte eigentlich auch nicht wert.

    Den EIGENTLICHEN Vorwurf, […] den übergehst du halt.

    Ja, weil er haltlos ist. Ich habe dir trotzdem geantwortet. Eine Plattform muss ich dir nicht anbieten.

    generiert sich die (neue) gesellschaftliche Absprache

    Mit gesellschaftlicher Absprache hat es eher wenig zu tun, wenn man den anderen Teil über den Tisch zieht, im ggf. seinen Willen aufzwingt und ihn vor eine vollendete Realität stellt. Siehe dazu auch noch einmal das Zitat von Mathias Richel oben.

    PS: Mashup ist ggf. auch nur ein Euphemismus für die Verknüpfung personenbezognener Daten.

    @farday:

    Denn deine ständigen Halbwahrheiten um der korrekten Interpretation von Panoramafreiheit

    Das ist ein ziemlich heftiger Vorwurf, den du bitte konkretisieren möchtest. Welche ständigen Halbwahrheiten? Los, ich höre!

    Das einzige was du ständig hochhältst ist EIN Gutachten von der ZAS das man ja gerne als fundiert ansehen kann aber mitnichten unantastbar.

    ZAR. R wie Rechtswissenschaft, nicht S wie Saftladen. Tatsächlich geht das Gutachten in weiten Teilen über meine persönliche Meinung hinaus. Das ändert nichts an der ständigen Rechtsprechung zum Thema.

    Ich denke jedenfalls, dass es heuchlerisch ist, ein Widerspruchsrecht (Prinzipell erstmal ohne ganz klaren rechtlichen Zwang) zu fordern

    Ich habe kein Widerspruchsrecht gefordert. Ob es ohne rechtliche (bzw. Grundlage) ist, möchte ich aber bezweifeln. Die Googles würden nicht einen beachtlichen Teil ihrer Daten auf’s Spiel setzen, wenn sie es nicht müssten.

    Schau dir doch einfach mal Flickr an.

    Ein aus datenschutzrechtlicher Sicht entscheidenden Punkt bei Street View wird wohl die Aufnahme in, ich formuliere es mal umgangssprachlich, eine Datenbank und die Verknüpfung mit weiteren (ggf. personenbezogenen) Daten. Ich nehme an, dass das „Lex Google“, das ja gar kein „Les Google“ werden soll, in dieser Hinsicht für eine Konkretisierung sorgen wird, tlw. gibt es da bereits Vorgaben von BGH. Möglicherweise erleidet die Panoramafreiheit, wie du die gerne hättest, dabei einen Kollateralschaden. Wir werden sehen.

    Flickr ist nochmal eine andere Baustelle. Mit Blick auf Persönlichkeitsrechte vermutlich eine, die gelangweilten Anwälten Spielraum ohne Ende bietet, aber bitte …

    Für Kekse! Für Kuchen!

  30. Das ist ein ziemlich heftiger Vorwurf, den du bitte konkretisieren möchtest. Welche ständigen Halbwahrheiten? Los, ich höre!

    Dass es klarer und unbezweifelbarer rechtlicher Fakt ist, wie das ZAR (und Du) die Panoramafreiheit interpretieren.

    Das ändert nichts an der ständigen Rechtsprechung zum Thema.

    Das Problem ist, dass die bisherige Rechtssprechung sich mehr um das Urheberrecht gekümmert hat. Das dürfte eh in den wenigsten Fällen wirklich greifen. Mal davon abgesehen, dass es sehr strittig ist ob die Höhe wirklich ein Problem ist. Und der BGH in diesem Fall wohl ein Urteil basierend auf dem von den Medien „aufgebrachten Mob“ finden muss.

    Die Googles würden nicht einen beachtlichen Teil ihrer Daten auf’s Spiel setzen, wenn sie es nicht müssten.

    Das machen sie weil die Massenmedien Gehirnwäsche betrieben haben und Panik und Ängste in absolut übertriebener Form geschürt haben. Da blieb Google alleine aus PR-Gründen keine andere Wahl.

    Ein aus datenschutzrechtlicher Sicht entscheidenden Punkt bei Street View wird wohl die Aufnahme in, ich formuliere es mal umgangssprachlich, eine Datenbank und die Verknüpfung mit weiteren (ggf. personenbezogenen) Daten

    Genau das passiert beim üblichen Geotagging von Bildern die von Privatnutzern gemacht wurden auch.

    Ich nehme an, dass das “Lex Google”, das ja gar kein “Les Google” werden soll, in dieser Hinsicht für eine Konkretisierung sorgen wird, tlw. gibt es da bereits Vorgaben von BGH.

    Natürlich soll sie eine „Lex Google“ werden. Denn wenn krampfhaft ein Gesetz aus dem Boden gestampft wird um konkret Google in vorher allgemein akzeptierten Rechten zu beschneiden kann man da wohl kaum was anderes behaupten.

    Möglicherweise erleidet die Panoramafreiheit, wie du die gerne hättest, dabei einen Kollateralschaden. Wir werden sehen.

    *Wenn* Google wirklich *rechtliche* Probleme mit StreetView bekommt, aus Panoramafreiheit oder weil man ein Gebäude von der Straße aus gesehen als personenbezogene Daten auffasst, kann es gar nicht anders sein, als das Bilder vom Häusern nicht mehr ohne vorherige Erlaubnis gemacht werden dürften. Außer natürlich wir haben eine „Lex Google“ die das dann konkret für Google (und 1-2 Konkurrenten) einschränkt.

    Für Kekse! Für Kuchen!

    Ich sehe du bist also klar dagegen, dass Häuser auf Fotos erkennbar sein dürfen. Anders kann ich mir dein arrogantes Gehabe nicht erklären.

    Mir ist jedenfalls Google egal, es geht mir darum das der öffentliche Raum öffentlich bleiben soll.

  31. Letztlich muß der Gesetzgeber eine schärfere Trennung zwischen Privatsphäre und öffentlichem Raum vornehmen. Ob eine Hausfassade schon zur Privatshäre gehört bleibt da zweifelhaft. Ob ein durch eine 2,5 m hohe Hecke sichtgeschütztes Privatgrundstück aus 2,9 m abfotografiert noch öffentlich sein darf ist ebenso zweifelhaft.

  32. Dass es klarer und unbezweifelbarer rechtlicher Fakt ist, wie das ZAR (und Du) die Panoramafreiheit interpretieren.

    Abgesehen davon, dass dies im deutschen Recht rein prinzipiell schwerlich möglich sein wird, bat ich um eine Konkretisierung. Alternativ akzeptiere ich eine Entschuldigung.

    Das Problem ist, dass die bisherige Rechtssprechung sich mehr um das Urheberrecht gekümmert hat.

    Im Bereich der Panoramafreiheit, richtig. Daher habe ich die auch weitgehend aussen vor gelassen (Evtl. hätte ich das bei munteren Analogienspringen deutlicher machen sollen). Mich interessieren vor allem die Aspekte des Persönlichkeitsrechts (Du erinnerst dich, dass ich mich an § 201a StGB orientiert habe?).

    Und wenn man schaut, was da so an Entscheidungen gibt, landet man recht fix bei einem Kommentar des BGH, in dem sich folgende Worte finden:

    “Grundsätzlich muß niemand hinnehmen, daß seine Privatsphäre gegen seinen Willen unter Überwindung bestehender Hindernisse oder mit geeigneten Hilfsmitteln (z.B. Teleobjektiv, Leiter, Flugzeug) gleichsam “ausgespäht” wird, um daraus ein Geschäft zu machen und die so gewonnenen Einblicke Dritten gegen Bezahlung zur Verfügung zu stellen. […] Danach ist ein umfriedetes Grundstück jedenfalls dann der Privatsphäre zuzurechnen, wenn es dem Nutzer die Möglichkeit gibt, frei von öffentlicher Beobachtung zu sein.”

    Kommt dir der Gedanke irgendwie bekannt vor? Und ja, da ging es um Luftbilder. Der BGH war netterweise aber so freundlich, eine allgemeine Aussage zu treffen (Leitern sind in der Luftbildfotografie mit Hubschraubern eher unüblich).

    Wenn du jetzt nach der Textstelle googelst(!), landest du u.a. über einen aktuellen Artikel bei SpOn übrigens schnell wieder beim ZAR Gutachten (Auch dort geht es um Persönlichkeitsrechte!). Bitte. Danke. Da nicht für.

    Genau das passiert beim üblichen Geotagging von Bildern die von Privatnutzern gemacht wurden auch.

    Siehst du, und genau daher habe oben „Mashup ist ggf. auch nur ein Euphemismus für die Verknüpfung personenbezognener Daten.“ geschrieben. Nicht alles, was geht (und was ich persönlich durchaus supi und klasse finde), geht datenschutzrecht sauber durch.

    Und bevor da jemand das Recht in die eigene Hand nimmt, hätte ich gerne eine demokratisch legitimierte Regelung. Was Google tut und Best beabsichtigt ist schlicht kontraproduktiv.

    weil man ein Gebäude von der Straße aus gesehen als personenbezogene Daten auffasst, kann es gar nicht anders sein, als das Bilder vom Häusern nicht mehr ohne vorherige Erlaubnis gemacht werden dürften.

    Wenn ich das Aigner-Interview bei SpOn (das nur halb so schlimm wie seine Überschrift ist) richtig deute, geht es der Bundesregierung eher um die „Mashups“. In die Richtung kann man bereits jetzt argumentieren. Da bin ich aber selber gespannt, wohin die Reise geht.

    Ich sehe du bist also klar dagegen, dass Häuser auf Fotos erkennbar sein dürfen.

    Nein, ich bin gegen sinnentleerte Parolen.

    Mir ist jedenfalls Google egal, es geht mir darum das der öffentliche Raum öffentlich bleiben soll.

    Na, da sind wir uns endlich mal einig.

  33. Rechtliche Regelung von „Mash-Ups“

    Nach kurzem Zucken vielleicht sogar überlegenswert.

    Warum? Der öffentliche Mehrwert von (geo-basierten) Mash-Ups wurde in USA über die Innovationsfreude gefördert.

    Wir alle kennen, glaube ich, neben den interessanten und nützlichen Umsetzungen aber auch die, die uns stutzen lassen. Wie z.B. die Veröffentlichung von privaten Adressdaten in einem Mash-Up, ich glaube es war im Raum San Francisco.

    Deutschland braucht vielleicht zuerst eine rechtliche Rahmenblabla, um dann auf breiter Basis das Erstellen von ‚zulässigen‘ Mash-Ups zu fördern. „Weil man es ja jetzt auch darf“ :)

    Was meint ihr?

  34. ups, habe was vergessen, „private Adressdaten von ehemaligen Sexualstraftätern“ muss es beim letzten Kommentar heissen. Sorry.

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