Das Urheberrecht: Es kann nur besser werden

Schönes Interview bei Telemedicus mit Till Kreutzer: „Es kann nur besser werden“: Alternativen zum Urheberrecht.

Wo sehen Sie die größten Schwächen im deutschen Urheberrecht?

Das Urheberrecht ist sehr stark auf den Urheber fokussiert. In seiner Konzeption ist es noch an Vorstellungen aus dem 19. Jahrhundert verhaftet und geht noch immer von dem Bild des einzelnen Künstlers aus, der Bilder malt oder Sinfonien komponiert. Das hat sich natürlich sehr stark verändert. Heutzutage werden massenhaft Alltagsschöpfungen kreiert, die gar nichts Persönliches mehr haben und an denen das Herz des Urhebers auch gar nicht mehr hängt. An diesen Werken werden oft auch Leistungen erbracht, die gar nicht kreativer oder schöpferischer Natur sind. Das wird durch das jetzige Urheberrecht nicht berücksichtigt. Außerdem werden die Nutzerinteressen und die Nutzerrechte völlig vernachlässigt. Das Recht ist darauf ausgerichtet, dass der Urheber möglichst viele Rechte bekommt, aber die Interessen der Nutzer und auch der Allgemeinheit werden nur nachrangig berücksichtigt.

3 Ergänzungen

  1. Die von Till Kreutzer angesprochenen angeblichen Schwächen des Urheberrechts bestehen überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Die Ausrichtung auf die Person des Urhebers ist gerade eine der Stärken des deutschen Urheberrechts und grenzt es dankenswerter Weise vom anglo-amerikanischen „Copyright-Modell“, bei dem der Urheber weitaus weniger Schutz genießt und deshalb insbesondere gegenüber den Verwertern und Arbeitgebern mehr oder weniger ausgeliefert ist, ab. Alltagsschöpfungen, denen das Individuelle bzw. Persönliche fehlt, dürften oftmals gar nicht die erforderliche Schöpfungshöhe erreichen und daher ohnehin nicht geschützt sein. Nutzungen bzw. Verwertungen durch Dritte sind im deutschen Urheberrecht selbstverständlich möglich, sie bedürfen lediglich der Genehmigung des Berechtigten, was nachvollziehbar ist. Diesen Grundsatz abzschaffen zu wollen ist geradezu absurd und zeugt von wenig Kenntnis der rechtlichen und der wirtschaftlichen Zusammenhänge. Das wäre ungefähr vergleichbar mit der Forderung, das Eigentumsrecht abschaffen zu wollen mit der Begründung, dass jeder das Eigentum anderer kostenlos und ohne Genehmigung nutzen und beschädigen können soll. Wer sich mit völlig absurden Forderungen und Meinungen in die Medien und die Presse bringt, hat nicht zwangsläufig in der Sache recht.

    MfG
    Christian Weber
    Musiker, Songwriter, Rechtsanwalt

  2. Das Problem ist nicht die wachsende Kreativität der Menschen, und damit auch der Konsumenten im klassischen Urheberrechtsmodell.

    Das Problem ist vielmehr der Umbau des Urheberrechts zum Verwerter-Recht, welches Urheber UND Konsumenten benachteiligt. In der digitalen Welt sind die Verwerter als Vervielfältiger weniger wichtig geworden. Das macht ihnen Angst, und deswegen machen sie Lobby.

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