Erinnert ihr euch noch: Im Frühjahr 2007 wurden diverse Webseiten in Estland Opfer von DDOS-Attacken und waren zum Teil tagelang nicht erreichbar. Auslöser war ein Streit um ein russisches Denkmal. Die Sache hat damals sogar die NATO beschäftigt, die gerüchteweise kurz davor war, den gemeinsamen Verteidigungsfall auszurufen. Das Problem war nur die ganze Zeit: Verteidigungsfall gegen wen?
Jetzt gibt es endlich Aufklärung in diesem absolut dramatischen „ersten Cyberkrieg“, wie Kevin Pulsen bei Wired berichtet:
The attacker convicted today isn’t a member of the Russian military, nor is he an embittered cyber warrior in Putin’s secret service. He doesn’t even live in Russia. He’s an ethnic Russian who lives in Estonia, who was pissed off over that whole statue thing. The court fined him 17,500 kroons, or $1,620 dollars, and sent him on his way.
Das sind umgerechnet 1108 Euro nach aktuellem Tageskurs. Eine gerechte Strafe für einen Angriff, der von vielen selbsternannten Experten mit einem Krieg gleichgesetzt worden war, bei dem aber am Ende nur ein paar Webseiten ein paar Tage nicht erreichbar waren. Gestorben ist deswegen genau niemand. Beruhigend, dass den Richtern hier nicht auch die Perspektive verrutscht ist.
In Deutschland wäre der gleich hinter Gittern gelandet, in Hessen sogar anschließend unter Verlust des Aufenthaltsrechtes nach Sibirien abgeschoben worden. So hätten es zumindest einige gern.
„nur ein paar Webseiten ein paar Tage nicht erreichbar waren“
Nun ja,
1. Um eine DDOS-Attacke zu fahren braucht man mehr als einen Computer. Ein Student hat die sicherlich nicht unter dem Schreibtisch stehen. Er wahrscheinlich ein Botnetz benutzt habe (= Einbruch auf fremde Rechner).
2. Es gibt Seiten die einen Umsatz generieren, bei dem es nicht ganz so unerheblich ist ob die Seite ein paar Tage nicht erreichbar ist.
Deswegen gibt es ja Gesetze gegen Computerkriminalität, und nach so einem ist der Mensch ja auch verurteilt worden. Aber mit Krieg hat das nichts zu tun.