Wenn ich mir die polnische Politik so anschaue, dann bin ich echt froh, dass die keine Atomwaffen haben. Polen liegt immerhin fast um die Ecke. Aber das mit dem Wunsch nach Atomwaffen kommt sicherlich noch in nächster Zeit, wenn die so weiter machen. Auf deutsche Verhältnisse umgemünzt müsste man sich mal vorstellen, die Merkel hätte ne Zwillingsschwester, die unsere Bundespräsidentin wäre (umgekehrt könnte der Köhler auch einen Zwillingsbruder als Kanzler haben) und der Vater vom Steinbrück würde im Europaparlament sitzen und dort die ehemaligen Diktatoren von Portugal und Spanien wegen deren tollem Katholizismus loben und damit einen kleinen Eklat auslösen. Und dazu ein Parteiensystem, was komplett unübersichtlich geworden ist, einen Haufen radikaler Katholiken und Nationalisten und ein bisher weitgehend fehlendes links-liberales Milieu. Hoffen wir mal, dass sich da was bessert, die jungen Menschen in Polen sind ja zum Glück weltoffener drauf als diejenigen, die jetzt einen auf Nationalismus und Vaterland machen und von einem „vierten Reich“ träumen. Gut, dass wir Medien wie Telepolis oder die Taz haben, die regelmässig über polnische Politik berichten.
Nach der (in Polen) umstrittenen TAZ-Satire hatte das polnische Aussministerium selbstständig entschieden, eine Internetseite mit Übersetzungen aus der Auslandspresse verschwinden zu lassen. Das führte jetzt zu Debatten im polnischen Parlament über Zensur: Website der Auslandspresse in Polen blockiert.
Die ins Polnische übersetzten Artikel der Auslandspresse seien schließlich viele Jahre lang jedem Besucher der Website zugänglich gewesen, wunderten sich die Parlamentarier. Der SLD-Generalsekretär bezeichnete die Sperrung der Seite als Zensur. „Sie wurde zu dem Zeitpunkt vorgenommen, als ein für die Regierung unangenehmer Artikel erschien.“ Der stellvertretende Außenminister Stanislaw Komorowski sagte, er sei nicht befugt, Angaben über die Sperrung der Internetseite zu machen. Die Inhalte der Seite „Die Welt über Polen“ seien vor allem für die Arbeit des Ministeriums von Bedeutung. „Wir können sie zugänglich machen, wir müssen es nicht“, betonte er.
Gute Polemik kann sehr wirkungsvoll sein, muß aber gekonnt sein.
An diesem Text stört mich manches sehr: Auch wenn klar ist, daß die Kaczinsky-Brüder einen an der Waffel haben, finde ich die Erwägung eines Atomwaffeneinsatzes einigermaßen geschmacklos. Auch wenn es witzig gemeint ist.
Die Übesetzung in deutsche Verhältnisse kling zudem, als würdet Ihr uns Netzpolitik-Leser für dümmer halten, als wir sind. Umfangreich berichtet wurde über Polen in den letzten Tagen übrigens in allen Medien, nicht nur in Taz und Telepolis.
Daß die Überschrift zu allem Überfluß an die „Polnische Wirtschaft“ erinnert, einem in Deutschland immer wieder gern genommenen Stereotyp gegenüber Polen, das auch gern zur Propaganda verwendet wurde, ist vermutlich ein Versehen. Besonders glücklich ist sie nicht.
@stralau
Betreff Atomwaffen:
Weil die Polen keine Atomwaffen haben, ziehen sie mit den Amis in jeden Krieg ;)
Betreff Polnische Wirtschaft:
meine Stereotype sind so eingerostet, dass ich erst mal nachdenken musste, was daran eigentlich abschätzig sein soll – dann wurde mir auf wunderbare Weise klar, wie Diskriminierung auch durch das Meckern der Diskriminierten beflügelt wird. Polnische Wirtschaft hat bei mir jetzt jedenfalls einen Beigeschmack.
Betreff Artikel:
Der Artikel ist in der Tat irreführend. Als ich ihn las, dachte ich die würden mit Zensur anfangen – und Zensur ist ja relativ. Aber wenn man auf Regierungsseiten die Auslandspresse beseitigt, ist das was ganz anderes als Zensur fremder Quellen. Regierungsseiten sind schließlich da, um die Politik zu loben. Ist doch auch in Deutschland so.
Schomsko: Was die Diskriminierung angeht, magst Du recht haben. Seltsamer noch ist es, wenn (wie ich da oben) noch nicht mal die Diskriminierten selbst Partei ergreifen.
Aber dieses Stereotyp ist nicht ganz so eingerostet: noch die DDR-Regierung versuchte in den achtziger Jahren, den polnischen Geist mit ebendiesen Stereotypen aus dem Land zu halten (und an dieser Stelle waren sie sich dann mal auch mit einem großen Teil der Bevölkerung einig).
Ich komme selbst aus Polen und bin vorübergehend abwesend vom Zuhause, weil ich in Deutschland studiere und ich muss offen sagen, dass es mir verdammt Leid tut, das alles zu lesen aber nicht deswegen, weil ihr so was über Polen schreibt, sondern weil es die Wahrheit ist. Das ist einfach traurig und nicht normal, dass so ein wunderbares und schönes Land wie Polen voll von Idioten-Politiker ist, die einfach auf den Straßen laufen und sich trauen, Katholiker zu nennen, nachdem sie gerade jemanden verarscht, betrogen, verraten bzw. ein paar Miliarden Zloty dem Fiskus gestohlen haben, nur um sein Geschäft zu schutzen oder sich zu bereichern. Ein Land, das nur von immer wieder neu eigeführten Steuern profitiert, dessen Politiker einem Priester untergeordnet sind und die abstoßende Aussenpolitik führen, hat keine winzige Chance, auf die europäische (weder politische, noch wirtschaftliche)Bühne zu betreten. Ich weiß es nicht, ob das schon zu Stereotype gehört oder es einfach die traurige Realiät ist aber es ist einfach peinlich!!!
Meiner Meinung nach ist die aktuelle Politik in Polen nur eine Konsequenz, die einerseits aus der Zeit des Sozialismus sowie aber auch aus der gesamten Geschichte Polens resultiert. Ich finde Sie gut, dennoch glaube ich, dass der Nationalismus in Polen zwar noch stärker publiziert werden sollte, dabei allerdings der Warschauer Kümpel die Menschen des Landes selbst nicht vergessen darf. Denn nur mit diesen an der Seite kann man stark für die Zukunft werden.
Wenn man sich Kritiken, vor allem aus Deutschland anhört, muss man eigentlich nur etwas schmunzeln. Allein wirtschaftlich betrachtet ist es belustigend wie sich deutsche Unternehmer an polnischen Produktionsstätten die Zähne ausbeißen und versuchen die Probleme mit mentalen Unterschieden zu argumentieren, dabei ist dies doch eine natürliche Reaktion. Man läßt sich schließlich nicht ausbeuten. Korruption…ein ebenfalls klares Thema. Ich nenne es eher Kapitalanhäufung.
Warten wir ab wie sich die Außenpolitik in den nächsten Jahren entwickeln wird und wo man dann stehen wird. Ich bin guter Hoffnung…ich hoffe, dass meine Herkunft hieraus erkennbar wird. Beigemerkt bin ich in Deutschland aufgewachsen und lebe seit 20 Jahren hier. Die deutsche „hochnäsige“ Mentalität hat mich allerdings zu dem gemacht was ich bin…Um Spiele zu gewinnen, muss man auch nach ihren Regeln spielen.
„Peinlich“ finde ich hingegen Kommentare, entgegen eines gesunden Nationalbewusstseins.