Free Beer as in freedom

Vor einem Jahr trat das dänische Künstlerkollektiv Superflex an die Öffentlichkeit und präsentierte ein ganz besonderes Getränk. Sie entwickelten ihr so genanntes „Free Beer“, das erste Open-Source-Bier names „Vores Oel“ mit frei zugänglicher Rezeptur, wobei das Rezept und das Branding unter unter einer freien Creative Commons Lizenz veröffentlich wurden . Laut Freebeer.org setzt sich das Open-Source-Bier aus den herkömmlichen Zutaten für klassisches Bier zusammen, allerdings speziell verfeinert mit dem Wachmacher Guarana. Auf dem iCommons-Gipfel in Rio de Janeiro präsentierten sie jetzt die Version 3.0. Diese wurde dort vom brasilianischen Kulturminister Gilberto Gil getestet und als gut schmeckend empfunden.

Henrik Moltke, Journalist und Sprachrohr der Kunstgruppe Superflex aus Kopenhagen erklärte mir in einem MP3-Interview (welche sich später noch fertig bearbeiten muss): „Natürlich ist das kein Freibier. Es soll dem Free Culture Movement mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Die Grundlage ist das frei erhältliche Rezept, mittlerweile erhältlich in vier Variationen.“ Die erste Version, erzählt Henrik, wurde von einem Hobbybrauer mit Studenten der IT-Universität in Kopenhagen vor ungefähr anderthalb Jahren entwickelt. Superflex hielt damals ein Seminar über geistiges Eigentum und Kunst ab. „Sie suchten nach einer Abschlussarbeit, die die Prinzipien von Open-Source-Software auf ein physisches Projekt anwenden könnte. Das Ergebnis nannten sie `Unser Bier` („Vores Oel“), ein schweres, dunkles Bier. Ein paar Monate später war es auf einmal in allen Weblogs, die Tageszeitungen nahmen das auf und das Telefon klingelte dauernd in unserem Büro. Wir wollten das Projekt weiter führen in einem quasi Open-Source-Weg“, sagt Henrik. Beim Übertragen der Lizenz muss er aber Einschränkungen machen: „Natürlich kann man nicht wirklich ein Bier selbst frei lizenzieren wie das bei den Open-Source-Lizenzen möglich ist. Nur beim Rezept und dem Branding ist es möglich. Auf ersterem gibt es aber kein Copyright, da Rezepte frei getauscht werden. Jetzt verwenden wir die Creative Commons Attribution-ShareAlike-Lizenz für beides.“

Die Community half tatkräftig bei der Verbesserung des Bieres mit. Die erste Version war noch sehr allgemein, sagt Henrik. Sie haben E-Mails von überall her bekommen, die nach mehr Details der Rezeptur gefragt haben. Das jetzige Rezept sei viel technischer und nicht mehr für den Hausgebrauch gedacht. Aber: „Es wird noch eine weitere, einfache Version für Hobbybrauer geben, wobei sich das Bier geschmacklich nicht unterscheidet“, so Henrik.

Merkwürdig an diesem speziellen Bier ist aber auch der Guarana-Anteil. Das hat eine eigene Geschichte. Henrik erzählt: „Das Guarana kommt von einem vorangegangenen Projekt von Superflex. Die engagieren sich sehr viel bei der Stärkung von lokalen Marktstrukturen. Vorher kreierten sie einen Power-Drink aus Guarana-Bohnen aus einem unabhängigen Kollektiv in Nordbrasilien. Sie importierten die Bohnen direkt und fanden einen eigenen Vertrieb in Dänemark. Das ganze war ein voller Erfolg. Schließlich hinterfragte das Logo eine große brasilianischen Power-Drink-Marke und das Quasi-Marktmonopol, indem es vom Original leicht abgeändert war. Und da Bier eine leicht einschläfernde Wirkung beim Genuss hat, war die Idee, ein leicht wachmachendes Bier herzustellen.“

Kaufen kann man das Open-Source-Bier vorerst nur in Dänemark: Die erste kommerzielle Version 3a ist in einer 0,75l – Version im eigenen Laden in Kopenhagen für etwa fünf Euro erhältlich und bisher in ein oder zwei spezialisierten Shops. Geplant ist aber auch der Vertrieb über eine dänische Supermarkt-Kette. Gebraut wird es im Moment nur von einer Mikro-Brauerei, die auf aussergewöhnliche Biersorten spezialisiert ist. Aber jede Brauerei wie zum Beispiel Heineken oder Becks kann es herstellen, wenn sie es möchte. „Solange sie die Credits und die Lizenz nicht auf dem Aufkleber vergisst“, merkt Henrik an.

8 Ergänzungen

  1. <b>Open Source – Bier…</b>

    Netzpolitik.org schreibt:

    "Vor einem Jahr trat das dänische Künstlerkollektiv Superflex an die Öffentlichkeit und präsentierte ein ganz besonderes Getränk. Sie entwickelten ihr so genanntes „Free Beer“, das erste Open-Source-Bier names “Vores Oel” mit frei zugänglicher Rezeptur, wobei das Rezept und das Branding unter unter einer freien Creative Commons Lizenz veröffentlicht wurden."

    Das ist, zumindest vor deutschem Recht, Quatsch…

    (manual trackback)

  2. Du hast ja formal Recht. Aber bedenke, dass das FreeBeer eine Kunstaktion ist, um "normalen" Menschen, die keine Ahnung haben, wie das mit Free Culture, Free Software und Wikipedia funktioniert, das Prinzip anhand eines FreeBeers und des Rezeptes klar zu machen.

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