Warnbriefe als Kompromiss

Ein neues Kapitel ist in der Tauschbörsen-Debatte aufgeschlagen worden. In den Niederlanden weisen fünf Provider ihre Nutzer jetzt per Warnbrief auf eventuelle Konsequenzen ihres Handelns hin.

Tatsächlich lässt sich der Vorgang aus zwei Perspektiven betrachten. In der Meldung, die von der Nachrichtenagentur AP produzierte wurde, wird der Eindruck erweckt, die Provider beugten sich dem Druck des Urheberschutzverbandes „BREIN“ („Bescherming Rechten Entertainment Industrie Nederland“). Diese Stiftung hatte von den Providern die Herausgabe von Kundeninformationen angeblicher P2P-Nutzer verlangt. Doch die Provider hatten das abgelehnt.

Wie das Magazin P2Pnet den Sachverhalt dagegen darstellt, war der nachfolgend geschlossene Kompromiss vielmehr ein Beweis für die Niederlage des Verbandes. Die Provider haben sich mit diesem Kompromiss nach Einschätzung niederländischer P2P-Nutzer einfach nur Ruhe vor den BREIN-Nachstellungen verschafft. Und wie es weiter heißt, profitieren die Provider sogar an dieser Vereinbarung, denn sie verschicken die Mails nur gegen Bezahlung.

Sowohl der Urheberschutzverband BREIN als auch die Provider verbuchen diesen Kompromiss also als Erfolg für die eigene Seite. Der Nutzer ist damit allerdings keineswegs auf der sicheren Seite, denn im Falle einer
Klage könnten die Provider dennoch gezwungen sein, die Kundendaten rauszugeben.

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