Sündenfall Open Hardware?

Manchmal verstehe ich einfach Spiegel-Online nicht. Da wird über Bestrebungen von IBM berichtet, Schritte in Richtung Open Hardware zu gehen und was ist die Headline bei SpOn? „Sündenfall: IBM liebäugelt mit Open Hardware“. Was bitte ist daran ein Sündenfall, wenn IBM verstanden hat, dass es mit der proprietären Entwicklung von Hardware ebenso vorbei ist, wie bei der Softwareentwicklung? Offene Prozesse bieten mehr Potential für Innovation als Forschung hinter verschlossenen Türen.

Natürlich wird IBM jetzt nicht alles freigeben und unter einer Hardware-GPL distributieren. Sie haben angekündigt, den neuen Cell-Prozessor zu öffnen:

Und vor diesem Hintergrund macht eine begrenzte Öffnung der Hardware durchaus Sinn. IBM wird die Schnittstellen seiner Power-PC-Architektur offen legen, um Entwicklern zu ermöglichen, eigenständig ähnliche Erweiterungen wie beim Cell-Prozessor zu erarbeiten. Rapport Systems etwa will bis zu 256 Prozessorkerne auf einem Chip integrieren. Dass indes eine zugangsoffene Community direkten Zugriff auf den Modell-Code der IBM-Hardware erhält, ist unwahrscheinlich

Natürlich wird die ganze Hardwareentwicklung weiterhin durch Patente geschützt sein. Und wer einfach mal den Prozessor nachbauen möchte, braucht sowohl die notwendige Infrastruktur (Das geht halt nicht zuhause am Schreibtisch), sowie Lizenzen für die Patente (Die IBM sicherlich angemeldet hat). IBM hat übrigens schonmal „Open Hardware“ gemacht und zwar in den 80er Jahren. Das war der Grund für den Erfolg des PC. IBM-kompatible hiess das damals und sie öffneten die Schnittstellen für Drittanbieter aus Fernost. Atari, Amiga und Apple machten dies nicht, das Ergebnis dürfte den meisten bekannt sein.

Ist das jetzt ein Sündenfall? Nein, nur pragmatisch gedacht. IBM wird froh sein, einen Teil der Weiterentwicklung an die „Peers“, also andere Firmen und innovative Forscher auslagern zu können. Quasi eine Erweiterung der eigenen Entwicklungsabteilung, was mehr innovatives Potential verspricht. Richtige „Open Hardware“ ist das damit noch nicht. Aber ein kleiner, vorsichtiger Schritt in die richtige Richtung.

2 Ergänzungen

  1. Hab leider den Technology Review Artikel nicht online gefunden. Wollte nachschauen, ob die auch „Sündenfall“ in der Überschrift hatten.

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