Der Tag der offenen Tür im Verbraucherschutzministerium hat heute um 10h begonnen. Wir sind im zweiten Hinterhof untergebracht, wo die Themenparks „Garten“ und „Büro“ sind. Wobei unser Pavillion wohl das „Büro“ darstellt. Um uns herum gibt es Stände der Stiftung Warentest, Verbraucherschutzzentrale Berlin, irgendeinem Freilandlabor und wenigen anderen Ökoständen. Wir haben Glück gehabt, dass wir nicht mit den Themenparks „Kindern“ und „Bauernhof“ zusammen gelegt worden, die sind im vorderen Hof. Ich vergesse irgendwie immer, dass das BMVEL ja noch das ehemalige Landwirtschaftsministerium ist. Uns wurde zwar eine DSL-Leitung zur Verfügung gestellt, die Zugangsdaten dafür mussten wir allerdings nachträglich von Zuhause holen. Danke schön, das hätte durch bessere Kommunikation im Vorfeld verhindert werden können. Aber jetzt haben wir hier ein Funknetz geschaffen und kommen wenigstens ins Netz.
Beim „schmücken“ unseres Standes gab es erstmal Probleme. Wir hatten die tollen „Fahnungsplakate“ des Chaos Computer Clubs mit den Gewinnern der letztjährigen BigBrotherAwards dabei und schon aufgehangen. Der Öffentlichkeitsabteilung des BMVEL waren diese zu riskant, da Mitglieder der Bundesregierung darauf zu sehen sind (Ulla Schmidt und Otto Schily). Wir lösten das Problem erstmal durch das überkleben der beiden, aber das wurde leider nicht wirklich als Problemlösung angesehen. Also wieder abhängen und dezent auf dem hinteren Tisch auslegen. Dort fanden sie dann trotzdem Aufmerksamkeit und wir kamen mit dem einen oder anderen ins Gespräch über Datenschutz.
Zum Glück sind wir nicht im vorderen Hof mit den Essensständen und der Bühne. Dort geht es zu wie im ZDF Fernsehgarten, soweit ich mich noch daran erinnern kann. Abwechselnd stellen Moderatoren irgendwelchen Menschen Fragen und dazwischen gibts Musik. Eben sorgten zwei Animateure bei uns für gute Stimmung, die vereinzelte Menschen bei schlechten Beats zu komischen Bewegungen animierten. Ansonsten senken wir mal wieder den Altersdurchschnitt enorm. Der durchschnittliche Besucher eines Tages der offenen Tür scheint weisse Haare zu haben. Ausnahmen bestätigen die Regel und diese tragen weitgehend kleine Kinder auf dem Arm. Jüngere Menschen in unserem Alter gibt es auch zuweilen. Leider gibt es hier keine freilaufenden Hühner, dies wurde uns eben mit Tierschutz begründet. Klingt logisch, aber irgendwie erwartet man das hier bei dem Ambiente.
Einige Anfragen gibts, ob man bei uns ins Internet gehen kann, weil hier Notebooks rumstehen. Gerade fragte wieder einer und erklärte uns, er müsste ganz dringend an sein Browserspiel. Sorry, dafür sind wir nicht hier. Die Fragen, die uns gestellt werden, drehen sich weitestgehend um Windows, Spam oder Sicherheit. Also erklären wir meistens die Vorteile von Freier Software, verweisen auf Alternativen wie OpenOffice, Firefox und Thunderbird, nette Menschen bekommen auch eine Ubuntu oder Knoppix-CD zum ausprobieren. Gerade wurde bereits zum zweiten Mal gefragt, was man denn machen sollte, wenn ein Programm heruntergeladen werden soll und da wahlweise „Ausführen“ oder „Speichern“ steht. Ist ja doch eher sehr niedrigschwellig hier. Die skurillste Anfrage war, wie man mit uns Kontakt aufnehmen könnte. Wir wollten unsere Mailadresse weitergeben, aber der Herr nutzt mit dem Verweis auf den Verfassungsschutz das Medium eMail nicht. Ob man uns auch ein Fax schicken könnte…? Aha!
Um 15h wurde ich auf der Bühne des „Fernsehgartens“ im nächsten Hof zum Thema Verbraucherschutz im Netz befragt. Wie kann man sich vor Phishing und Spam schützen und was ist RFID anhand von WM-Tickets. Konnte das Thema wenigstens noch in Richtung Kundenkarten lenken. Danach kam die Stiftung Warentest dran und erklärte ihre Tests und Arbeit. Mittlerweile wird es fast noch langweiliger, aber der Altersdurchschnitt sinkt wenigstens endlich. Die jüngeren Leute sind aufgewacht, ist ja auch Samstag. Würde ja gerne mal wissen, wie es in den anderen Ministerien aussieht. Im Innenministerium soll man wenigstens noch den „Warroom“ für Krisensituationen mit viel Multimedia-Schnickschnack zu sehen bekommen. Hier ist die Hauptattraktion das Büro von Renate Künast. Nichts besonderes, aber dafür muss man eine Nummer ziehen und sich in eine Reisegruppe einreihen.
Irgendwann soll hier auch noch Renate Künast auftauchen, der wir dann unsere Themen und Arbeit vorstellen sollen. Die war eben tatsächlich da, hat sich aber nur die bunten Stände um uns herum angesehen. Im Gegensatz zu denen müssen wir bei unserer Deko improvisieren. Als sie dann als letztes zu uns kommen sollte (Die Mitarbeiterin signalisierte es uns schon), ist sie an uns vorbei in den anderen Hof gelaufen, ohne irgendeine Beachtung. Tolle Sache, da fühlt man sich richtig ernst genommen. Vielleicht hätten wir einfach die Fahndungsplakate hängen lassen sollen, um die Aufmerksamkeit zu erhöhen. Anscheinend musste sie dringend zum nächsten Termin, wie uns gerade vermittelt wurde. Zum Glück ist in zwei Stunden Schluss, morgen werde ich nicht wieder kommen, da sind dann andere dran. Dank der ausgeteilten Essens- und Getränkemarken konnten wir ausgiebig Bio-Essen probieren. Mein persönlicher Eindruck: Bio-Bratwurst schmeckt nicht besonders (andere fanden diese toll), dafür mag ich Bio-Eis.
Was hat es gebracht? Eher wenig, zum Glück hatten wir Netz. Einige interessante Gespräche, im Vorfeld und am Tag ein wenig Einblicke in die Eventplanung eines Ministeriums, einige gute Kontakte und mal wieder die Erkenntnis, wieviel Überzeugungsarbeit, bzw. Bildung noch notwendig ist, um für digitale Themen Bewusstsein zu schaffen. Wobei die Besucher eines „Tages der offenen Tür“ sicher nicht repräsentativ für die gesamte Bevölkerung sind. Eigentlich hatte dort ausser uns niemand fundierteres IT-Wissen. Der normale Bürger versteht erst sehr langsam, dass Verbraucherschutz auch was mit der digitalen Welt zu tun hat.
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