Der aktuelle Nachrichtenüberblick

Die Futurezone berichtet über Nine Inch Nails, die jetzt auch ihre Freiheit anstreben:

Nine-Inch-Nails-Frontman Trent Reznor hat am Montag auf der Band-Website angekündigt, künftig auf die Dienste seiner Plattenfirma verzichten zu wollen. Das Musikgeschäft habe sich in den vergangenen Jahren radikal geändert, so Reznor. Er wolle nun den Kontakt zu seinen Fans direkt suchen. „Ab heute sind wir freie Agenten“, schrieb Reznor.

Die Geldeintreiber der Musikindustrie haben die falsche Person in Deutschland abgemahnt: Falscher Anschluss unter dieser IP-Nummer. Der Betroffene musste erstmal klagen, um Recht zu bekommen.

Weil Strafermittler Ziffern in einer DSL-Nutzerkennung vertauscht hatten, hat die Musikindustrie einen unbescholtenen Websurfer ins Visier genommen. Erst das Landgericht Stuttgart bremste die Abmahn-Maschinerie des Hamburger Musikindustrie-Rechtsanwalts Clemens Rasch aus. […] Raschs Filesharing-Detektive von der proMedia GmbH hatten im August 2006 die IP-Adresse eines Rechners ermittelt, von dem aus 287 Audiodateien via Tauschbörse zum Download angeboten worden sein sollen. Im Oktober 2006 hatte Rasch daraufhin Strafanzeige gegen den Inhaber der Adresse zum fraglichen Zeitpunkt gestellt. Die zuständige Staatsanwaltschaft Duisburg hatte dann von der Telekom erfahren, dass hinter der IP-Adresse eine 1&1-DSL-Nutzerkennung steckte. Daraufhin hatte die Staatsanwaltschaft bei 1&1 angefragt, dabei aber einen Zahlendreher in die Nutzerkennung eingebaut. Die von 1&1 schließlich ermittelte Person hatte also nichts mit den angeblichen Urheberrechtsverletzungen zu tun. Der Zahlendreher war aktenkundig, hätte also von der Kanzlei Rasch erkannt werden können.

Das mit dem Informationsfreiheitsgesetz funktioniert leider in der Praxis nicht so, wie es sein sollte: Schäuble hält Details zur Videoüberwachung durch die Bahn geheim.

Das Bundesinnenministerium hat einen Antrag der Grünen auf Einsicht in den Vertrag des Bundes mit der Deutschen Bahn AG zum gemeinsamen Sicherheitszentrum auf Basis des Informationsfreiheitsgesetzes (IFG) abgelehnt. Als Grund nannte das Ressort Sicherheitsbedenken. Die innenpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Silke Stokar, ist über den negativen Bescheid empört. Im Stundentakt fordere Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) neue Sicherheitsmaßnahmen, moniert die Oppositionspolitikerin. „Gleichzeitig verweigert er Auskunft darüber, was er in seinem Zuständigkeitsbereich tatsächlich macht.“ Der Bundestag und die Bürger hätten aber ein Recht zu erfahren, wie der Sicherheitsvertrag zwischen dem Ministerium und dem Transportunternehmen aussehe.

Spannende Lektüre in „The Economist“: The tongue twisters.

IN COUNTRIES at war, freedoms of the press and of speech are often restricted. For that reason, al-Qaeda’s attacks of September 11th 2001, by precipitating a “war on terror”, also raised questions—both legal and moral—about the role of the media in free societies.

Several Western governments have used national security as a justification for limiting certain sorts of public information and public speech. The press itself has been torn: sometimes it has refused to accept limits on its freedom of expression (as when newspapers worldwide published cartoons of the prophet Muhammad that were offensive to Muslims); sometimes it has accepted them (as when those newspapers apologised). Meanwhile, the media have managed to continue their normal work, uncovering abuses at the Guantánamo and Abu Ghraib prisons, for example. So what has happened to freedom of expression under the war on terror?

Die Humanistische Union verkündete vor einer Woche die Ergebnisse einer Evaluationsstudie über ein Pilotprojekt zur 24-Stunden-Videoaufzeichnung bei den Berliner Verkehrsbetrieben: Videoüberwachung in den U-Bahnen bringt keinen Sicherheitsgewinn. Die Studie zeigt weder sinkende Kriminalitätsrate noch deutliche Verbesserung bei der Strafverfolgung.

Der MP3-Erfinder hält schnelles Ende von DRM in der Musikindustrie für möglich: Ist Musik-DRM in zwei Jahren tot?

Wenn Apples und Amazons Angebot, Songs von EMI und Universal ohne DRM zu kaufen, nicht dazu führt, dass die Musikindustrie erheblichen Umsatz verliert, wird DRM in der Musikbranche sehr schnell verschwinden. Das prophezeite Karlheinz Brandenburg, Mitentwickler des MP3-Formats, bei der Virtual-Goods-Konferenz in Koblenz. In anderen Branchen würden die Versuche, DRM zu etablieren, dennoch weiter geführt.

Überraschung: Neue Hinweise auf NSA-Lauschprogramm schon vor dem 11.9.

Das Weiße Haus übt großen Druck auf den Kongress aus, den bislang nur ein halbes Jahr gültigen Protect America Act ohne Auflagen und mit einer Straffreiheit für Unternehmen, die dem Geheimdienst NSA die Verbindungsdaten ihrer Kunden übergeben haben, zu verlängern. So hat beispielsweise die Electronic Frontier Foundation (EFF) eine Klage gegen die Telefongesellschaft AT&T wegen angeblicher Verletzung von Datenschutzgesetzen eingereicht.

Währenddessen: US-Präsident bekräftigt Forderung nach Straffreiheit für Schnüffelhelfer.

US-Präsident George W. Bush hat gestern betont, er werde kein Gesetz zur Kontrolle der Überwachungsmaßnahmen der Geheimdienste unterschreiben, das ihnen nicht ausreichend Werkzeuge an die Hand gibt und Flexiblität einräumt, um die USA vor Terrorismus zu schützen. Ein solches Gesetz sollte auch an Überwachungsmaßnahmen beteiligte Telekommunikationsfirmen rückwirkend straffrei stellen, wiederholte Bush eine früher bereits gestellte Forderung.

Begrüssenswert: ARD will nicht nur programmbegleitend im Internet aktiv sein.

SWR-Intendant Peter Boudgoust hat die bisherigen Grenzen für die öffentlich-rechtlichen Sender im Bereich digitaler Medien bei einer Anhörung im Unterausschuss Neue Medien des Bundestags für „anachronistisch und obsolet“ erklärt. Die mit den Privatsendern einst ausgehandelte Beschränkung auf „programmbegleitende“ Angebote in den neuen Medien sei „von der Sachlogik her nicht mehr aufrechtzuerhalten“, meinte der ARD-Vertreter am heutigen Donnerstag. Als Begründung führte er die inhaltliche Konvergenz journalistischer Darbietungen im Internet an. Diese verlange es, dass Inhalte „spezifisch verbreitet werden“ müssten. Mit der umstrittenen Digitalstrategie und der kürzlich in den Probebetrieb gegangenen Mediathek folge die ARD dem Zuschauer ins Internet.

Lustige Sache: Die Jungs von The Pirate Bay haben sich einfach die rumliegende ifpi.com-Domain geschnappt und die „International Federation of Pirate Interests“ gegründet.

Währenddessen hat sich die deutsche IFPI umbenannt und heisst jetzt „Bundesverband Musikindustrie“:

Die deutschen Phonoverbände haben ihre bereits Ende 2006 angekündigte und im Sommer vollzogene Verschmelzung mit einer Namensänderung abgeschlossen. Aus dem Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft und der deutschen Landesgruppe des internationalen Verbandes der Tonträgerhersteller (IFPI) wird ab dem 1. November der Bundesverband Musikindustrie. Das beschlossen die jeweiligen Mitgliederversammlungen der beiden Verbände am heutigen Freitag in Berlin.

Die Zeit berichtet: Überwachung macht unsicher.

Kontrolle statt Vertrauen – die neue Strategie der Inneren Sicherheit schadet vor allem sich selbst. Denn, wer beobachtet wird, ist nicht mehr frei. Und wird widerspenstig.

Auch schon eine Woche alt: Tschechischer Geheimdienst von „Daten-Leck des Jahrzehnts“ betroffen.

Aus der Wirtschaftsabteilung des tschechischen Nachrichtendienstes BIS sind offenbar brisante Daten über Wirtschaftsspionage an die Öffentlichkeit gelangt, darunter die Klarnamen von Agenten. Der Verlust sei aufgefallen, weil Teile der sensiblen Daten in Unternehmerkreisen auftauchten, berichtet das News-Portal Aktualne.cz. Es handele sich um das „Daten-Leck des Jahrzehnts“. Laut Radio Prag hat die Geheimdienst-Abteilung die Aufgabe, die wirtschaftlichen Interessen des Staates zu schützen. Dazu gehörten etwa die Überprüfung der Empfänger von staatlichen Aufträgen, die Überwachung von Sicherheitsfragen bei Privatisierungen und die Kontrolle von Finanzgesellschaften.

Eine coole Übersichtskarte über die US-Medienkonzentration gibts hier.

In Berlin diskutierten Pressesprecher und Unternehmensberater über Strategien zur Abwehr von Negativschlagzeilen: Kongress der Weißwäscher.

Golem: Französische Provider wollen „Online-Piraterie“ bekämpfen .

Der Verband der französischen Internetprovider (AFA) hat sich bereit erklärt, konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung der „Online-Piraterie“ zu ergreifen. Das die Europäische Verbraucherschutzvereinigung European Digital Rights (EDRI). In Zukunft sollen Nutzer von Tauschbörsen automatisch erfasst und verwarnt werden

Noch eine Studie: 340.000 deutschsprachige Internetnutzer bloggen regelmäßig.

Etwa 880.000 deutschsprachige 14- bis 64-jährige Internetnutzer schreiben gelegentlich in ihrem eigenen Weblog, 340.000 tun dies regelmäßig. Das geht aus der Studie „stern MarkenProfile 12“ hervor. 1,6 Millionen deutschsprachige Internetnutzer kommentieren in fremden Weblogs. Die Studie, für die im Zeitraum März bis Mai 2007 10.000 Interviews durchgeführt wurden, zählt demnach insgesamt 2,1 Millionen mehr oder weniger aktive Teilnehmer der deutschen „Blogosphäre“.

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