Das neue Angebot schnelltesttest.de wird wohl sehr gut angenommen: Auf der Webseite können Menschen mit dem Smartphone den Strichcode von gängigen Schnelltests einscannen und damit herausfinden, ob der Schnelltest Corona-Infektionen zuverlässig erkennt. Dieses Wissen stammt aus einer Untersuchung des Paul-Ehrlich-Instituts, das in Deutschland Arzneimittel und Impfstoffe prüft. Dabei kam heraus, dass einige Schnelltests selbst bei einer hohen Viruslast versagen.
Das Hacker:innen-Kollektiv Zerforschung hatte aus der unübersichtlichen Liste des Bundesinstituts einen interaktiven Service gebaut – und die Zugriffszahlen explodieren.
Weil Zerforschung keine detaillierten Daten erhebt, kann man die Anzahl der Nutzer:innen nur schätzen. Einmal den Service aufzurufen braucht nach Angaben von Zerforschung weniger als 1 Megabyte. Die seit gestern auf den Servern abgerufene Datenmenge beläuft sich derzeit auf mehr als 200 Gigabyte. Das bedeutet, dass der Dienst mindestens 200.000 Mal seit dem Start des Projekts am Donnerstag benutzt wurde. Gleichzeitig haben 5.000 Menschen eine E-Mail an Zerforschung geschrieben, vor allem, um noch nicht bekannte Strichcodes zu melden und so das Online-Tool zu verbessern.
„Sollte nicht am Ehrenamt hängenbleiben“
Zerforschung freut sich über das große Interesse am Projekt, hat aber auch Kritik an staatlichen Stellen. Das Paul-Ehrlich-Institut erfülle mit der Evaluation der Schnelltests eine wichtige Aufgabe, jedoch müssten die Ergebnisse auch zugänglich sein. Ein nicht barrierefreies PDF sei nicht genug, so die Aktivist:innen gegenüber netzpolitik.org:
Es braucht auf der einen Seite maschinenlesbare Daten, damit Projekte wie schnelltesttest.de schneller umgesetzt werden können. Auf der anderen Seite müssen die Daten einfach nutzbar gemacht werden. Dazu braucht es einen Kompetenzaufbau in der Verwaltung, damit solche Produkte dort direkt selbst entstehen können.
Das Angebot hätten mittlerweile staatliche Stellen zwar empfohlen, auf die Hacker:innen zugekommen sei bislang allerdings noch niemand. „Das finden wir schade, denn eigentlich sollten Angebote wie dieses direkt von staatlichen Stellen bereitgestellt werden“, so Zerforschung gegenüber netzpolitik.org. „Das sollte nicht immer an der Zivilgesellschaft im digitalen Ehrenamt hängen bleiben.“
„In kompetente staatliche Strukturen überführen“
Es sei kein langfristig nachhaltiges Modell, dass so ein wichtiges Projekt von einer Gruppe von Ehrenamtlichen betrieben wird, so Zerforschung weiter. „Wir fordern daher, dass das Projekt in kompetente staatliche Strukturen überführt wird oder wir zumindest adäquat unterstützt werden.“ Die Community habe bereits vorgeschlagen, den Service in die Corona-Warn-App zu integrieren. Hier liege der Ball jetzt bei SAP, T-Systems und dem Bundesgesundheitsministerium, die für die Corona-Warn-App verantwortlich sind. Der Programmcode des Schnelltest-Tests ist öffentlich und frei verwendbar, er kann direkt genutzt werden.
Das Hacker:innen-Kollektiv zeigt sich in seiner Erklärung dankbar, dass mittlerweile 5.000 Menschen Fotos von Tests gesendet haben, die das Online-Tool noch nicht erkannt hat. Auch hätten Menschen geholfen, die Seite zu verbessern. „Außerdem wollen wir uns bei unserem Hoster Uberspace für die enorme Menge des verursachten Traffics entschuldigen und sind dankbar, dass sie erneut einem zivilgesellschaftlich-relevanten Projekt ermöglichen zu existieren.“
Update 19:17 Uhr:
Mittlerweile hat Zerforschung ein Statement zum Thema „Staatliche IT-Kompetenz“ veröffentlicht.
Moin, ich finde der test-test und dieser artikel gehen völlig am thema vorbei. Nicht funktionierende tests müssen aus den regalen gefegt werden. Wenn andere produkte (kondome, schwangerschaftstests, fahrradreifen, …) nicht wie erwartet funktionieren, gar leib und leben gefährden, passiert das ja auch, wieso nicht bei diesen tests?
Wenn ihr schon den staat dazu aufruft was zu tun, dann soll er doch bitte die ursache beheben und nicht ein ein pflaster drüberkleben, zu dem nur ein bruchteil der leute zugang hat.
Vollkommen richtig, sind aber meines Erachtens zwei verschiedene Dinge. Ich denke, dass der politische Druck deutlich steigt, wenn mal ein paar Hundertausend Menschen durch das Tool bemerkt haben, dass ihnen totaler Schrott verkauft wurde. Das hat zwei Ebenen: Die eine ist, dass Menschen ehrenamtlich etwas bauen, für das der Staat zuständig wäre, und so zeigen, was schiefläuft. Die andere ist, dass die Schrott-Tests nicht mehr verkauft werden (dürfen).
Geht überhaupt nicht am Problem vorbei.
1. Woher weiß ich denn, was ich da kaufe?
2. Woher weiß ich denn, was in meinem bereits vollgekauften Testkarton so drinnen ist? Ich habe vielleicht für mich, Ü80 Verwandte und im Zweifel auch Gäste oder Nachbarn gebunkert.
3. Test ist nicht gleich Test. Die Liste des PEI ist detaillierter, aber auch an 90% + 85% o.ä kann man erahnen, dass nicht nur höchste Viruslast erkannt wird.
Es bedarf definitiv niedrigschwelliger Informationszugänge, mit Suchfunktion/en, definitiv herstellerübergreifend, auch für Nahrungsmittelrückrufe und so einige andere Sachen.
Die Rückrufe müssen aber findbar sein, ohne tausende Herstellerseiten durchforsten zu müssen. Da gehört eigentlich eine europäische Rückufseite hin, am Besten gleich noch mit Inhaltsstoffen Allergenen etc. Oder von mir aus mal eine deutsche Seite für den Anfang.
Davon ob, sind Tests signifikant unterschiedlich gut, z.B. bei geringerer Viruslast. Unser Ziel sollte sein, nur noch die bessere Qualitätsliga zu haben (95-95-40-40 mindestens). Ein weiteres Argument ist natürlich die Pandemie und der Schutz der Mitmenschen. Geringe Viruslast erkennen zu können macht einen Riesenunterschied, vor allem bei häufigen Tests. Das ist hier schon geboten, niedrigschwelligen Zugang zu bieten, mittels Suchmaske oder Auswahl über alle registrierten Tests.
Drittens: Es gibt erwiesen bessere Tests, die auch niedrigere Viruslast erkennen (nicht zu 95%), über die man gerne Bescheid wissen darf.
Viertens: Wo ist die Sammelseite, auf der ich sehen kann, ob die von mir gebunkerten Tests valide sind? Das hier ist eine Pandemie, Tests sind essentielle Bestandteile der Bekämpfung der Pandemie, keine Schönwetterschinkenauswahl. Das muss in Zukunft schneller gehen, und gerade deswegen sind niedrigschwellige Zugänge essentiell.
(Das ist ein redundantes Post, zu bisher unveröffentlichten.)
Das Gegenargument ist natürlich der Markt. Das PEI kann nicht alles Testen, was es gibt, und nun erhalten die „guten Tests“ hier Marktvorteile. Andererseits sind die Markteintrittsbarrieren für diese Pandemie nicht hinreichend hoch gesetzt, da wir wissen, dass es besser muss UND besser geht. Das ist einfach wieder „sterben lassen für den Markt“, was hier abläuft.
Kurzum: 1. Marktversagen + 2. Politik weigert sich, einzugreifen = 3. Politikversagen + 4. Schaden an den Menschen.
>> Jetzt sehen die Hacker:innen die Politik am Zug. <<
Nicht immer ist "die Politik" der richtige Adressat. Ich würde Partner suchen, die sich mit Produktsicherheit befassen:
https://www.bfr.bund.de/de/produktsicherheit-3984.html
https://www.bfr.bund.de/de/risikokommunikation_am_bfr-1798.html
Soweit ich das gestern erkennen konnte, ist das derzeitige pdf eben nicht barrierefrei; Barrierefreie sind einigermaßen maschinenlesbar (und gleichwertig, das größere Problem ist die Zuordnung von Strichcodes zu tatsächlichen Produktnamen).
Eine Anregung: Wenn der Staat nicht selber auf bessere Ideen kommt, könnte man drüber nachdenken, vielleicht mal dort zu arbeiten um die Richtung zu ändern. Eine Stellenanzeige beim Paul-Ehrlich-Institut endet mit „Als modernes Bundesinstitut bieten wir auch Kandidatinnen und Kandidaten außerhalb der Naturwissenschaften anspruchsvolle Positionen an, um die Digitalisierung der Verwaltung und die technische Infrastruktur eines modernen Forschungsinstituts voranzutreiben. „.
So oder so ähnlich hören sich aber die meisten Ausschreibungen in dem Bereich an. Vor Ort wird man dann oft (nicht immer) mit der „haben wir schon immer so gemacht“- oder „wenn Sie Zeit für sowas haben können sie doch stattdessen auch … machen“-Mentalität konfrontiert.
Das ist auch eine Managementsache. Kurz mal ins Management?
Meiner wirklich sehr groben Estimation nach, müsste man irgendwo zwischen Verkehrsminister, Finanzminister, Administrator und Entwickler vor Ort aufschlagen, sowie im Parlament einen genügend breiten Fleck hinterlassen, um etwas zu bewegen. Sonst wird das ein Kommunikations- bzw. Therapiejob.
Ich vermute weiterhin viel Sandpapier bei wenig Effekt. Die sollen erst mal länger von der groben Planung her in sinnvolle Richtungen gehen, und nicht alle fünf Meter wieder Vorratsdatenspeicherung einführen und Verschlüsselung abschaffen wollen, dann noch wegen Datenschutz herumweinen usw. usf. Nicht zu vergessen: Uploadfilter für alle Dienste, und die ganzen anderen Unmöglichkeiten…
Aber für diesen Staat arbeiten weil…
– Die Bezahlung so gut ist?
– Etwas „bewegt“ werden kann?
– Die IT in die richtige Richtung geplant wird?
– Die IT zumindest nicht ins vollständige Abseits geplant wird?
– Regierungen nie auf Desinformation setzen?
– Wirksame Leitplanken für die Gesetzgebung bestehen?
Das ist sicherlich alles abgehobener Quatsch. Wer gerne seine Familie ernährt wird sicherlich irgendwann hier aufschlagen. Ich nehme mal an, aus Ländern, in denen es dann von noch Grundlegenderem her schlecht läuft. Dann gibt die Richtung auch insgesamt wieder Sinn (Innen Knechte, außen Hechte.).
Kommunikations- und Therapiejobs sollten nicht unterbewertet werden. Wer die Fähigkeiten und den Willen zur Auseinandersetzung hat… wie sieht das in der nähe der Verwaltungs-IT damit noch mal aus?
Das würden manche vielleicht sogar tun, wenn die Optionen stimmen. Die sind allerdings-vielleicht schwer zu raten.
– Ordentliche Bezahlung.
– Sicherer Job?
– Unsicherer Job?
– Verrentung o.ä. wie?
– Als Selbsständiger von der Seite Ran?
– Projektweise?
– Kombinationen von obigen Sachen?
Der Deutsche Arbeitsvertrag kennt, meine ich jedenfalls, Flexibilität nicht.
„Der Deutsche Arbeitsvertrag kennt, meine ich jedenfalls, Flexibilität nicht.“ – verstehe ich nicht sofort.
Ich bin in einem internationalen Unternehmen und Arbeitsverträge sehen in allen Ländern ziemlich gleich aus: Du unterschreibst das du die Arbeit leistest und der Arbeitgeber unterschreibt, das du entsprechend entlohnt wirst.
Welche Vertragsformen existieren ist ein weites Feld. Aber gerade im Forschungs- oder Universitätsumfeld (Paul-Ehrlich-Institut) gibt’s alle Formen von Festanstellung, Werkverträge, Projektauftäge, Beratungstätigkeit etc.
Schwieriger mit der Flexibilität wird’s je näher du an klassische Verwaltung kommst.
Gedacht war wohl eher Verwaltung zzgl. etwas dickerer Formulierung – und z.T. vielleicht auch nicht so große Unternehmen, wobei das vermutlich (inzwischen?) auch ein weites Feld ist. Die „Meinung“ (im sinne von „meine ich“) war so gesehen übergeneralisiert bzw. unfundiert.
Korrektur:
„Auf der Webseite können Menschen mit dem Smartphone den Strichcode von gängigen Schnelltests einscannen…“
Ich habe den Eindruck, daß es nicht nur mit dem Smartphone geht, sondern auch mit dem PC und Webcam. Ein wichtiger Unterschied für Menschen ohne Handy!
Ich habe mir die Datenbank runtergeladen und meine Schnelltests, die ich habe, haben 50 und 64,9 % Sensivität. Es gibt auch nur 2 Test´s, die 80 und 100% haben. 249 Sorten sind nicht mehr in der Datenbank vom 12.1.. Also Joinstar, bei DM gekauft, geht noch mit 64,9 % und Lungene Rapid Test hat 50%. Dagegen ist Viromed Rapid Test vom Aldi nicht in der Datenbank enthalten, seit sie diese ausgemistet haben. Auch die Test´s, die DRK benutzt haben nur 88% bei Cq<= 25 sonst 0%. Da alle Tests eh keine Infektion Nachweisen können, wie Frau Kämmerer und Frau Bahner in Ihrem unabhängigen Rechtsgutachten bewiesen haben, sind die Test´s wirklich nur Schätzeisen, die 0 bis 50% richtige Ergebniss eines vorhandenen DNA/RMNA Stückes des Virus nachweisen können. Ob man totes Material oder frisches hat, ob man genesen oder ansteckend ist, das alles können sie nicht. Vorallem gesunde Menschen zu testen, ist reine Geldverschwendung, wenn man mal ein Durchschnittspreis von 2,95€ pro Test ansetzt. Das Komische an den Test´s ist vorallem, auf Arbeit spricht er nicht an nur im privaten Bereich kann er detektieren. Das Virus ist also intelligent, Arbeitnehmer greift es nicht an (die müssen ja Steuern zahlen und alles am Laufen halten), aber im Privatbereich schlägt es zu. Ein denkendes Virus (ohne Gehirn). Komische Logik der Verantwortlichen. Verdienen tut nur die Pharmaindustrie, die mit unseren Steuergeldern finanziert wird. Eine echte Nachverfolgung der Ausbreitung funktioniert seit 2 Jahren nicht, denn der Datensalat stimmt nicht vorn noch hinten. (Geht es überhaupt um das Virus?) Testen, Testen, Testen, von den 100000 täglich sind vielleicht 10% positiv, was ja nicht heist, das sie Infektiös oder ansteckend sind. Aber wir machen die 30 min. Testcellebration mit, um dem Gesetz Rechnung zu tragen. Wie lange kann der Staat sich das noch leisten? Achja, ab 2024 werden wir dann zur Kasse gebeten um die Kosten auszugleichen, wurde 2019 beschlossen, geht dem Staat nichts an.
@tilobi: Sorry, aber leider haben „Frau Kämmerer und Frau Bahner in Ihrem unabhängigen Rechtsgutachten“ nur bewiesen, dass sie zwischen „lebenden“ und „toten“ Viren unterscheiden. Ein Virus ist laut Pschyrembel eine „Infektiöse biologische Struktur […] Viren nutzen den Stoffwechsel von Wirtszellen zur Replikation“. Das klingt nicht gerade nach Lebewesen, insofern ist ein Virus auch schwer „totzukriegen“…
Kein Pulsschlag? Normal.
Kein Stoffwechsel? Normal.
Keine Sinneswahrnehmung? Normal.
Keine Bewegung? Normal.
Keine Reizreaktion? Normal.
Dieses inhaltlich höchst fragwürdige Laien-Gutachten als Argument aufzuführen lässt leider alle anderen Argumente im Post… auch fragwürdig erscheinen.