Was vom Tage übrig bliebLeistung, Listen und Lokales

Studierende werden an US-Colleges so überwacht wie zuvor nur Universitätssportler, der CCC fand erneut Schwachstellen bei der Speicherung von Corona-Kontaktlisten und ein Sheriff in Florida macht einen auf „Minority Report“. Die besten Reste des Tages.

Brüsseler Himmel
Baukräne sind die Wünschelruten der Gentrifizierung, sagt mein Patenonkel nach einem Blick durch sein goldenes Monokel. CC-BY 4.0 netzpolitik.org

The Pandemic Is No Excuse to Surveil Students (The Atlantic)
Einige Colleges in den USA verpflichten ihre Studierenden zu Standort-Tracking durch eigene Spionage-Apps. Das soll dabei helfen, den Lehrbetrieb während der Corona-Pandemie am Laufen zu halten, ist aber eine kaum zu rechtfertigende Form der allgegenwärtigen Überwachung. In ihrem Artikel beschreibt die Forscherin Zeynep Tufekci die neuen Maßnahmen und vergleicht sie mit bereits zuvor eingesetzten digitalen Mitteln, mit denen College-Athleten rund um die Uhr unter Kontrolle ihrer Universitäten gestellt wurden, um sie bei höchstmöglicher Leistungsfähigkeit zu halten. Tufekci beschreibt die Apps als „Überwachungstheater“, das als Maßnahme gegen das Virus ineffektiv ist, aber den eigentlichen Daseinszweck einer Hochschule als Ort der Emanzipation durch Bildung unterläuft.

CCC meldet Schwachstellen bei weiterer digitaler „Corona-Liste“ (CCC.de)
Der Chaos Computer Club hat sich erneut mögliche Schwachstellen bei der Sicherung von Kund:innendaten zur Corona-Kontaktverfolgung angesehen und ist wieder fündig geworden: 400.000 Datensätze von über 1.000 Einrichtungen waren u.a. wegen Mängeln bei der Verschlüsselung nicht ausreichend vor fremden Zugriffen geschützt. Das Fazit des CCC: „Nicht selten wird Verschlüsselung von Strafverfolgungsbehörden und Geheimdiensten verteufelt. Am vorliegenden Beispiel zeigt sich einerseits ihre Wichtigkeit für Datenschutz, Privatsphäre und IT-Sicherheit: Dank Verschlüsselung blieben über 400.000 Datensätze von über 1.000 Einrichtungen vor fremdem Zugriff geschützt.“

Targeted (Tampa Bay Times)
In einer aufwändig erzählten Geschichte berichtet eine US-Lokalzeitung, wie der örtliche Sheriff ein Programm schuf, das auf Basis von historischen Daten wie etwa früheren Festnahmen mögliche zukünftige Verbrechen vorhersagt. Mehr als 1.000 Menschen in der Gegend von Pasco County in Florida waren deshalb schon im Visier der Behörden, die bei den Betroffenen willkürlich beispielsweise Hausdurchsuchungen und alle Arten von Überprüfungen vornahmen. Der Artikel fasst schön zusammen, wie dystopisch algorithmisch gesteuertes „Predictive Policing“ sein kann.

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

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