Judith Duportail nutzt seit knapp vier Jahren die Dating-App Tinder. Nun hat sie beim Unternehmen nach den Daten gefragt, die über sie gespeichert sind. Das ist nach europäischem Recht möglich, die Firmen müssen antworten. Nach der Anfrage kamen 800 Seiten mit privaten Daten. Sie enthielten Facebook-Likes, Fotos aus ihrem zwischenzeitlich gelöschten Instagram-Account, das Altersprofil der Männer, für die sie sich interessierte, und natürlich die Chat-Daten mit den Personen. Und vieles, vieles mehr.
In Duportails Artikel im Guardian steckt ein schönes Zitat von Luke Stark, einem Technologiesoziologen an der Dartmouth University. Er sagt, dass wir Daten nicht fühlen könnten. Der Ausdruck der 800 Seiten, die Materialisierung der Daten, berühre hingegen.
Wie viele User hat Tinder wohl?
Was kosten die ausgedruckten 800 Blatt plus eintüten und Porto dem Unternehmen?
Was ist das Ergebnis von User * Kosten?
Belastet das nur das Quartals-Ergebnis oder sind die dann bankrott?
Interessante Strategie, Datenkraken eine ordentliche Klatsche zu verpassen.
Müsste man mal empirisch testen, wie belastbar die sind.
Wie bringt man die User dazu, massenhaft Auskunftsanfragen zu stellen?
So etwas wie Frag-den-Staat für Unternehmen gründen?
Gibt es Listen von Unternehmen, die besonders viele Daten ihrer Kunden sammeln?
Stell dir vor, alle Kunden wollen ihre Daten zurück! Hammer!
Gute Idee, das solllten wir weiter verfolgen. Und nicht locker lassen, wenn es Abwimmelversuche gibt.
Habt ihr auch mal an die Bäume gedacht?
Und hier noch ein link der die Schwierigkeiten beschreibt, überhaupt Auskunft zu bekommen:
https://www.theguardian.com/technology/2017/sep/27/tinder-data-privacy-tech-eu-general-data-protection-regulation
Als Einzelperson hat man wohl kaum eine Chance, ohne professionelle Unterstützung:
Vorerst bleibt es nur bei der Hoffnung auf Aufkunft.
Das ist leider das Problem mit all den Seiten und Diensten die sich nicht an das (auch spärliche) deutsche Recht halten müssen. Aber es ist ja schon mal was überhaupt eine Auskunft zu bekommen, wobei die Frage offen bleibt warum man via Tinder Daten von anderen Diensten bekommt…
Bei dem Bericht habe ich mich gefragt worin die Verwunderung besteht?
Das App auf dem Telefon kaum kontrolierbar sind ist technisch ein Riesenproblem. Das aber eine App eines sozialen Dienst Massenhaft Daten sammelt, ist der Sinn und Zweck dieses Angebot, oder?
Das dabei mehr Daten anfallen, als sich die meisten Vorstellen können (wobei 800 Seiten auch nur erstmal viel klingt) ist für Datenschützer seit Jahren Thema, wird aber im grossen und ganzen völlig ignoriert und wer es anspricht ist ein Aluhutträger.
Dieser Vorfall zeigt, man muss die Leute zwingen, das sie erst zustimmen müssen bevor ihr Telefon Daten überträgt und es muss sichtbar, erkennbar sein welche Daten es sind und die Datenübertragung muss verschlüsselt erfolgen. Die Selbstverständlichkeit des Datensammeln muss beendet werden!
Nur leider interessiert das heute lediglich eine Handvoll Leute.
„It’s not Tinder. Surveillance is the business model of the Internet. Everyone does this.“ (Bruce Schneier)