KW 20Die Woche, in der sich der neue Digitalminister vorgestellt hat

Die 20. Kalenderwoche geht zu Ende. Wir haben 12 neue Texte mit insgesamt 92.459 Zeichen veröffentlicht. Willkommen zum netzpolitischen Wochenrückblick.

blaues Fraktal
Fraktal, generiert mit MandelBrowser von Tomasz Śmigielski

Liebe Leser:innen,

unser neuer Digitalminister hat gesprochen. Im Bundestag. Und auf dem Wirtschaftstag. Die Reden beide: kurz. Viele Stichpunkte. Aufzählungen. Knappe Sätze. Es wird sogar lyrisch:

  • Was ist schnell möglich?
  • Geht’s auch mit 25% weniger?
  • Für jedes neue Gesetz müssen zwei weg.
  • Geht das?
  • Ein Sofortprogramm?

Da dachte ich: Digitalpolitik als Haiku. Das wäre doch was! So zum Beispiel:

Alles digital.
Wirtschaft und Verwaltung. Klar.
Gesellschaft wartet.

Spaß beiseite: Kurze Sätze sind prägnant. Sie sind gut zu verstehen. Sie sind erfrischend als Kontrast. Trotzdem: Es kommt auf den Inhalt an. Was sagt der neue Minister?

  • Datenschutz? Soll keine Innovationsbremse sein. Den Satz kenne ich schon. Eine häufige Ausrede.
  • Digitale Souveränität? Ein Buzzword.
  • KI? Ein Hype.
  • Weniger Bürokratie? Das ist doch kein Selbstzweck.

Er sagt auch: „Das alles werden wir prüfen. Und wir werden handeln. Schnell.“

Wir werden das begleiten. Und darüber berichten.

  • Schnell.
  • Gründlich.
  • Kritisch.

Schönes Wochenende!

anna

Überwachungsgesamtrechnung„Mehr Transparenz wäre auch im Sinne der Behörden selbst“

Die Überwachungsgesamtrechnung ist ein Mammutprojekt mit vielen Hürden: Misstrauische Polizeibehörden, mangelhafte Zahlen zu Überwachungsmaßnahmen und skeptische Innenminister:innen. Im Interview erklärt Projektleiter Ralf Poscher, warum mehr Transparenz bei Sicherheitsgesetzen auch Behörden nützt.

Lesen Sie diesen Artikel: „Mehr Transparenz wäre auch im Sinne der Behörden selbst“

Kriminalisierung von Online-Sexarbeit„Dieses Gesetz wird weit über Schweden hinaus Auswirkungen haben“

Die schwedische Regierung will das Bezahlen für sexuelle Dienstleistungen im Netz unter Strafe stellen. Das werde zu Überwachung, Zensur und Abschreckung führen, warnt Yigit Aydin im Interview. Für den Verband ESWA kämpft er für die Rechte von Sexarbeiter:innen.

Lesen Sie diesen Artikel: „Dieses Gesetz wird weit über Schweden hinaus Auswirkungen haben“

Criminalising Online Sex Work„This law will have international implications far beyond Sweden“

The Swedish government wants to make paying for sexual services online a criminal offense. The law could have global implications for online services and put creators at risk, warns Yigit Aydin. He fights for the rights of sex workers on behalf of the association ESWA.

Lesen Sie diesen Artikel: „This law will have international implications far beyond Sweden“

Bezahlte Influencer:innenUntersuchung warnt vor verdeckter politischer Online-Manipulation

Immer mehr Menschen informieren sich bei Influencer:innen im Netz, wenn es um politische Inhalte geht. Das kann ein Einfallstor für die Manipulation demokratischer Systeme sein, warnt eine Untersuchung der Civil Liberties Union for Europe – und schlägt konkrete Gegenmittel vor.

Lesen Sie diesen Artikel: Untersuchung warnt vor verdeckter politischer Online-Manipulation

Stichwort „Vereinfachen“EU-Kommission will mehr Ausnahmen beim Datenschutz

Zum ersten Mal seit ihrem Bestehen soll die DSGVO inhaltlich verändert werden. Die EU-Kommission will Dokumentationspflichten für mittelgroße Unternehmen abschaffen. Aus der Zivilgesellschaft kommen Warnungen: Was nach einer kleinen Reform klingt, könnte die Büchse der Pandora öffnen.

Lesen Sie diesen Artikel: EU-Kommission will mehr Ausnahmen beim Datenschutz

2 Ergänzungen

  1. > Digitale Souveränität? Ein Buzzword.

    Die Idee digitaler Souveränität ist super und es ist super notwendig, dass Deutschland sich mit Europa da auf den Weg macht. Verschiedene Initiativen gibt es bereits, manche gab es schon vor 20 Jahren, bloß war bislang die Marktmarkt auch Lobbymacht, und zu viel Projekt in der Richtung ist wieder zurück zu Microsoft, Oracle und AWS. Oder ist tatsächlich eingeschlafen über den Hindernissen des Föderalismus.

    „Schnell“ handeln wäre gut, hier böte sich eine Profilierungsmöglichkeit für Herrn Wildberger. Wenn der vorwärts spielt darf er auch ein wenig Bingo spielen.

    Ich habe noch Hoffnung, auch wenn die allmählich ausdörrt.

  2. „Für jedes neue Gesetz müssen zwei weg.“

    Das klingt nach Eltern mit Problemen. Für einen Staat verlange ich eine Analyse, auch der Wechselwirkungen. Es ist viel wichtiger, bei neuen Gesetzen die Wechselwirkungen und Geltungsbereiche vor Inkrafttreten abzusichern, als irgendwas nach Gutsherrenart zu streichen.

    Dann lieber ein „Übergangsregime“, in dem für bestimmte Gesetze Spielräume für bestimmte Kontexte gesetzt werden, andere unter Vorbehalt lachser bzw. spezifisch lenient gehandhabt werden. Ausnutzung würde sinnvollerweise hart bestraft. Also Cum-Ex wäre in dem Kontext sicherer und schneller Selbstmord, dann.

    Erst wenn klar ist, dass keine Gülle mehr eingefüllt wird, kann man nach höheren Weihen suchen.

Wir freuen uns auf Deine Anmerkungen, Fragen, Korrekturen und inhaltlichen Ergänzungen zum Artikel. Bitte keine reinen Meinungsbeiträge! Unsere Regeln zur Veröffentlichung von Ergänzungen findest Du unter netzpolitik.org/kommentare. Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.