Bezahlte Influencer:innenUntersuchung warnt vor verdeckter politischer Online-Manipulation

Immer mehr Menschen informieren sich bei Influencer:innen im Netz, wenn es um politische Inhalte geht. Das kann ein Einfallstor für die Manipulation demokratischer Systeme sein, warnt eine Untersuchung der Civil Liberties Union for Europe – und schlägt konkrete Gegenmittel vor.

Verdeckte Manipulation im Netz gefährden die Demokratie, warnt die NGO Civil Liberties Union for Europe. – Alle Rechte vorbehalten IMAGO / IlluPics

Influencer:innen sind aus dem heutigen Internet kaum wegzudenken. In sozialen Medien wie Youtube, Twitch oder Instagram haben manche von ihnen ein Millionenpublikum aufgebaut. Ob Zusammenfassungen von TV-Serien, Schminktipps oder politische Kommentare: Der Medienwandel hat eine neue Kategorie von Stars erschaffen, die vielen vertrauenswürdig erscheinen. Sogenannte parasoziale Beziehungen verstärken bei den Nutzer:innen das Gefühl, Teil einer Community zu sein. Die tatsächliche oder vermeintliche Nähe vermittelt Authentizität und Ehrlichkeit, die in traditionellen Medien zu fehlen scheint.

Vor allem bei weitreichenstarken Influencer:innen stecken nicht selten finanzielle Motive dahinter. Denn ohne eine gewisse Professionalisierung lassen sich solche Kanäle kaum dauerhaft bespielen. Problematisch wird das allerdings, wenn die digitalen Einflüsterer mit Schleichwerbung ihr Geld verdienen: Das untergräbt aus guten Gründen in die Welt gesetzte Regeln für Verbraucherschutz und kann echten Schaden verursachen. Seit einigen Jahren müssen deshalb Postings unter bestimmten Umständen als Werbung gekennzeichnet werden.

Verdeckter Einfluss

Eine Kategorie von Influencer:innen blieb bislang jedoch weitgehend unbehelligt, warnt ein neues Papier der Nichtregierungsorganisation Civil Liberties Union for Europe (Liberties). Politische Kommentator:innen in sozialen Medien gewinnen zunehmenden Einfluss, seit sich die Lebensrealität der Menschen und damit auch politische Kampagnen immer mehr ins Netz verlagern. Was auf der einen Seite marginalisierten Menschen zuweilen erstmals ein großes Megaphon in die Hand gibt, kann andererseits ein Einfallstor für verdeckt bezahlte Propaganda und Manipulation der öffentlichen Meinung sein.

Zuletzt hat sich das etwa im rumänischen Präsidentschaftswahlkampf gezeigt. Dort wurde im vergangenen Winter die Stichwahl abgesagt, nachdem der Gewinner des ersten Wahlgangs, der rechtsnationalistische Călin Georgescu, zu weiten Teilen geheim von Russland finanziert worden sein soll. Scheinbar aus dem Nichts hatte sich der zuvor weitgehend unbekannte Georgescu an die Spitze gesetzt: ohne herkömmliche Wahlkampagne, ohne offizielles Budget, ohne Partei im Rücken.

Entscheidend für seinen überraschenden Erfolg dürfte der Empfehlungsalgorithmus des Videodienstes Tiktok gewesen sein, der sich offenkundig leicht bespielen oder manipulieren lässt. Über 100 verdeckt bezahlte Influencer:innen warben dort direkt oder indirekt für den pro-russischen Georgescu und machten ihn teils unwissentlich mit Hilfe von Bots zum viralen Hit – eingewoben zwischen Tanzvideos und der letzten Mutproben-Challenge. Ein Einzelfall ist das nicht: Derzeit wird etwa Bulgarien, das Ende des Jahres der Eurozone beitreten will, offiziell und inoffiziell von einer eng mit Russland verknüpften Anti-EU-Propagandawelle überrollt. Solche Kampagnen funktionieren umso besser, je stärker sie auf bereits bestehende Narrative oder gesetzliche Defizite aufsetzen.

Defizite bei der Umsetzung

Zwar gibt es seit dem Vorjahr eine EU-Verordnung, die für mehr Transparenz bei politischer Werbung sorgen soll. Zudem enthält der Digital Services Act (DSA) eine Reihe an Vorgaben, die systemische Risiken von Online-Diensten abmildern sollen. Doch obwohl die EU-Kommission entsprechende Leitlinien vorgestellt hatte, kritisiert Liberties, hätten große Online-Dienste wie Meta, TikTok, YouTube und X bis heute dabei versagt, sinnvolle Transparenzvorgaben für politische Influencer:innen umzusetzen. Manche der Anbieter hätten zwar politische Werbung auf ihren Diensten verboten, stellten aber keine Werkzeuge bereit, um verstecktes Sponsoring aufzudecken. Dadurch würden politische Botschaften immer weiter in den Untergrund geraten und sich der öffentlichen Kontrolle entziehen, beklagt Liberties.

Die NGO schlägt konkrete Maßnahmen vor, die solche Manipulationsversuche beschränken sollen – und die zu einem guten Teil bereits gesetzlich verankert sind. So müssten die Online-Dienste unter anderem ihre Werbearchive endlich sinnvoll nutzbar machen, ihren Kennzeichnungspflichten bei bezahlten Inhalten nachkommen und mittels automatisierten Werkzeugen die Monetarisierung politischer Inhalte besser aufdecken. Zudem müsste es in Wahlperioden mehr menschliche Aufsicht geben, die etwa verdeckte und koordinierte Kampagnen aufspüren sollte. Auch sollte die Kommission ihre Leitlinien aus dem Vorjahr aktualisieren sowie ihrer Führungsrolle nachkommen, um „die Integrität der Wahlen zu schützen und sicherzustellen, dass verdeckte politische Einflussnahme im gesamten Plattform-Ökosystem systematisch bekämpft wird“.

29 Ergänzungen

  1. Das Öffentlich Rechtliche muss eben in Zukunft mehr solcher Formate herstellen. Denke das wäre eine Lösung gegen Einflussnahme von außen wenn die Demokratien selbst mehr Einfluss auf das alles nehmen.

    1. Wie so oft lassen sich solche Begriffe wohl nicht 1:1 übersetzen, an einer Stelle im Artikel habe ich es aber mit „digitale Einflüsterer“ umschrieben.

      1. Meine naive Frage zielte eher darauf: Wenn ich sowie jemandem Einflüsterung vorraussetze, wie kann ich kontrollieren, das diesem nicht auch Eingeflüstert wird?

        Kritisch bleiben.

        1. > wie kann ich kontrollieren

          Ah, Dir kommt es auf das Kontrollieren an, nicht auf die Übersetzung?
          Kontrollieren, zu welchem Zweck, und mit welchen Methoden?

          Deine Frage oben war aber schon recht klar formuliert.

          Lebe stets so, dass Kontroll-Bedürfnisse erst gar nicht aufkommen!

    2. Mir fällt gar kein Influencer ein, der nicht auf Deutsch auch einfach mit „Werbefigur“ oder genauer „Online-Werbefigur“ oder „Online-Werbeträger“ oder etwas freundlicher „Online-Werbepersönlichkeit“ beschrieben wär. Je nach Breitenwirkung kann dann ein „weltbekannt“, „Frankfurter“, „Fetisch-“ oder „lokal“ usw. als Qualifizierung variiert werden. Im Grunde geht es doch immer nur um direkte Werbung oder um „Product Placement“, also wär auch „Produktanheischer“ oder „Produktdarsteller“ mit jeweiliger Reichweitenzuschreibung ganz gut. :}

      Aber vielleicht fallen mir nur grad keine Influencer ein, die was ganz anderes als Werbung machen. %)

      1. > Aber vielleicht fallen mir nur grad keine Influencer ein, die was ganz anderes als Werbung machen.

        Es gibt auch noch „Figuren“, die politisches Influencing betreiben. Werbung für eine politische Partei im Wahlkampf wäre ein noch eher harmloses Beispiel. Gefährlicher sind jene Influencer:innen, deren Agenda Kulturkampf ist, oder Desinformation.

        1. Sag mal ein Beispiel, den du Influencer nennen würdest. Das is eher eine leicht abwertende Beschreibung, finde ich, deswegen die Zusatzfrage: Verwendet das Beispiel die Beschreibung auch selbst?

      2. > Aber vielleicht fallen mir nur grad keine Influencer ein, die was ganz anderes als Werbung machen.

        Könnte es sein, liebe Constanze, dass Du hier den Artikel eines Kollegen trollst?

        Was für ein Problem hast Du:
        a) mit dem Artikel-Text?
        b) Mit dem Begriff Influencer?
        c) mit politischem Influencing?

        1. Nein, im Gegenteil, ich fand Tomassens Artikel sehr lesenswert. Ich las grad auch das Policy Paper noch.
          Mich hat die Übersetzungsfrage irgendwie angesprochen, vermutlich weil ich selber schon mal nach einem passenden deutschen Begriff gesucht und keinen gefunden habe. Ich hätte ganz gern einen.

          1. Den einen one-fits-all-Begriff im Deutschen wird es wohl nicht geben können. Für Übersetzungen kommt es ja immer auf den Kontext an, in dem der Begriff im Original benutzt wird, und was ein Autor damit zu sagen beabsichtigt.

            Bei Anglizismen wäre jedoch immer zu hinterfragen, wie es zu einer allzu bereitwilligen Wortübernahme kommt, warum diese sich schnell durchsetzt, und was möglicherweise dadurch vernebelt wird. Bei Begriffen aus dem Marketing-Umfeld wäre immer eine skeptische Grundhaltung angesagt, auch bei anerkannten und geläufigen Fachbegriffen.

    3. Früher nannte man das „intellektuelle Prostituierte“. Swinton lässt grüßen. ;)
      Heute würde ich aber „intellektuell“ streichen und Sexarbeiterinnen will ich ja auch nicht beleidigen. Nennen wir sie einfach „Mietmäuler“?
      Die sind schließlich abhänging von Werbekunden/Sponsoren/Spenden. „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“!

  2. Die Maßnahmen, die Liberties vorschlägt machen natürlich Sinn. Aber Regulierung wird immer nur die Symptome bekämpfen. Sollte sicherlich gemacht werden aber wirklich gelöst werden kann das Problem meiner Meinung nach nur durch Bildung. Ebender Bereich, der in Deutschland leider seit Jahrzehnten systematisch kaputtgespart wird.

    „Der Medienwandel hat eine neue Kategorie von Stars erschaffen, die vielen vertrauenswürdig erscheinen.“

    Diese vermeintliche Demokratisierung ist ja grundsätzlich keine schlechte Sache. Aber muss ich mich als traditionelles Medium oder als Politiker:in auf Facebook, X oder TikTok aufreiben, nur weil Schreihälse und Idioten es tun? Sollte überhaupt nicht nötig sein, solange auf Userseite die entsprechende Medienkompetenz vorhanden ist und die User Inhalte selber einschätzen können.

    Leider fehlt die Medienkompetenz auch bei vielen Entscheider:innen in Politik und Wirtschaft.

    1. Wenn jemand wohlfeil behauptet, ein Problem könne wirklich nur durch Bildung gelöst werden, dann ist das schon arg unterkomplex. Fehlt noch das Mantra „und am Besten damit schon in der Kita anfangen!“

      Aber um welche Bildungsinhalte könnte es gehen? Können diese benannt werden?
      Und welchen Einfluss haben Milieus und Sozialisation beim Prozess des Bildungserwerbs?
      Wer kann/darf seine Bildung zur Geltung bringen, und wer wird systematisch subtil verhindert?

      1. Naja, unspezifisch ist mein Kommentar ganz sicher. :-) Unterkomplex trifft es meiner Meinung nach nicht, wie man ja an den Aspekten sieht, die Du benennst.

        Medienkompetenz wird in jeder Schulform vermittelt (oder sollte es zumindest). Und dank Schulpflicht in Deutschland zählt der Durchlauf des Schulsystems zu den Dingen die wir alle teilen.
        Ich glaube nicht, dass es unbedingt ein Thema sozialer Herkunft oder eines bestimmten Bildungsniveaus ist (sicherlich auch, deswegen braucht es ja eben ein stabiles Bildungssystem). Ich habe in meinem Bekanntenkreis Erwachsene, die keine klassische Suchmaschine mehr bedienen, sondern stattdessen Tik-Tok bemühen. Einen Gymnasiallehrer, der den Kindern erklärt, dass Wikipedia für Kleinkinder sei und sie doch lieber YouTube für Recherchezwecke verwenden sollen. Dazu kommen Menschen, die als Beleg für irgendwelche Aussagen Links schicken, die sie sich niemals angesehen haben, weil ja die Vorschau bei Google schon aussagekräftig genug sei. Das Fehlen von Grundfertigkeiten im Umgang mit Medien erhöht dann einfach das Risiko der Beeinflussung.

        Ich würde niemals behaupten, dass ich das Thema durchschaue oder sogar irgendwelche Lösungen hätte – aber ja, für mich spielt der Bildungssektor generell die Schlüsselrolle.

        Allerdings hoffe ich, dass die Kinder im Kindergartenalter noch fern von sozialen Medien aufwachsen und dort spielen anstatt Medienkompetenz zu lernen. ;-)

        1. Der eine Bildungsinhalt, um den es da geht, ist kritisches Denken in Verbindung mit der Erkenntnis der eigenen Fehlbarkeit.

          Auf unterkomplex: „Glaub nicht alles, nur weil es Dir gerade in den Kram passt.“

          Ich behaupte, diese Botschaft können bereits Kinder begreifen, wenngleich vielleicht noch nicht im Kindergarten. Wird man aber vorleben müssen; sonst ist es aussichtslos.

          Das große Problem mit Desinformation ist doch, dass offenbar Viele das kritische Denken inzwischen so verstehen, dass es heißt: „Zweifle nur an dem, was Dir gerade nicht in den Kram passt.“

          Wir werden Desinformation nicht beseitigen können. Damit will ich nicht fatalistisch sein. Aber allein die Grenze zwischen Meinung, Fakten, Information oder Desinformation immer in jeder Situation klar zu ziehen, ist einfach nicht möglich. Auch wird man Kinder davor nicht abschotten können. Ich kann die „Feuertaufe“ in Lügen und Bullshit bestenfalls verzögern.

          Irgendwie müssen die (kleinen und großen) Kinder lernen, dass Leute hin und wieder Quatsch erzählen. Manchmal absichtlich, manchmal unabsichtlich.

        2. Ich habe das „unterkomplex“ genannt, weil Du das Problem „wirklich nur durch Bildung“ lösen möchtest. Ich bleibe dabei, das ist zu einfach. Bildung ist sehr voraussetzungsreich und führt bekanntlich zu erheblichen Unterschieden, die allein schon durch verschiedene Schulabschlüsse manifestiert sind. Hinzu kommen ebenfalls erhebliche persönliche Unterschiede, den Bildungserfolg betreffend.

          Bildungsvermittlung findet nicht im luftleeren Raum statt, sondern hat immer einen Kontext und eine Umgebung. Wer die erforderlichen Mittel besitzt, kann sich eine bessere Bildungsumgebung leisten.

          Und wenn das Geld reichlich in Exzellenz-Cluster gestopft wird, dann fehlt das Geld gerade dort, wo es am nötigsten gebraucht wird, nämlich ganz am unteren Ende, dort wo die vielen künftigen Wählerstimmern herkommen, die nie eine Hochschule von innen sehen werden.

          Wer also soll wie wozu mit welchen Mitteln „gebildet“ werden, und für wen reicht es nur zu einem „ausgebildet“ werden? Soziale Herkunft und Wohlstand spielt sehr wohl eine bedeutende Rolle in unserem „Bildungssystem“.

          1. Ich glaube es ist nicht so komplex. Zugegeben, wirklich gelöst wird das Problem sowieso nie. Es gab schon immer „Influencer“ und Menschen die „influenced“ wurden und es wird sie auch immer geben. Und jede neue Medienart wirbelt dann auch wieder alles durcheinander.

            Aber Gesellschaften die über einen gewisse Bildungsstand verfügen (nenn es von mir aus auch einfach die Fähigkeit zu kritischem Denken und Selbstreflexion, wie Anonym 2 es ja perfekt auf den Punkt bringt) sind resilienter gegen Beeinflussung als solche, bei denen das Bildungsniveau niedriger ist. Völlig unabhängig von irgendwelchen Schulformen.

            Diese Fähigkeiten können wahrscheinlich am besten von außen über das Bildungssystem vermittelt werden – wo soll der Wille zur Problemlösung auch aus eigenem Antrieb herkommen, wenn kein Problem gesehen wird?

  3. Wahrscheinlich bin ich zu alt (Ü50), um das zu kapieren, aber: warum um alles in der Welt sollte es mich interessieren, was irgendein Online-Hampelmann auf YT, Insta, Twitch, TikTok… zum Thema Politik zu sagen hat? Ob nun direkt oder indirekt.

    Klar, ich bin mit diesem Kram nicht aufgewachsen und habe daher eine grundsätzliche Distanz zu diesen Medien, die „der Jugend“ heute womöglich fehlt. Aber das ist doch trotzdem kein Grund, sein Gehirn auszuschalten und meinetwegen Trump für den Super-Präsidenten überhaupt zu halten, nur weil irgendwer das behauptet oder im letzten Stream 10x MAGA vorkam oder…

    Grundsätzlich habe ich überhaupt kein Problem mit YT usw. Ist das neue GTA was für mich? Mal eben die Lieblings-Streamer checken. Bischen down heute? Zeit für Kätzchencontent auf dem Medium meiner Wahl :-) Aber trotzdem kann ich differenzieren und bin mir bewusst, dass es eine ziemlich blöde Idee wäre, bei wirklich wichtigen Dingen auf irgendwelche Leute zu hören, die ich nicht einmal ansatzweise kenne, nur weil ich zufälligerweise gerade ihren Channel… mag.

    Ich versteh’s nicht… Aber wie gesagt, wahrscheinlich bin ich zu alt dafür. Oder habe vergessen, wie leicht ich früher selber beeinflussbar war – was dann auch am Alter liegen dürfte ;-)

    PS: mehr Transparenz bei Geldquellen u. ä.? Klar, immer her damit, wäre bei manchen sicher eine ziemlich interessante Lektüre.

    1. Ü50 ist nicht unbedingt ein Argument. Inzwischen gibt es eine gesottene Menge an Ü50-IT-Professionals, die vom ständigen Haareraufen sichtbare Spuren tragen dürften.

      Ich frage mal „dümmer“ also quasi mit clownsweltschem Wahrheitsanspruch bei sicherlich nicht gegebener Gewähr:
      1. F: Warum kann Video ein Medium sein? A: Doofie?
      2. F: Warum kann eine Videoplattform seriöse Inhalte enthalten? A: Weil seriöse Inhaltersteller dort Videos hochladen?
      3. F: Warum kann man auf unseriöse Inhalte oder seriös gemachten Verführungsinhalt reinfallen? A: Historiker fragen?

      Es ist eigentlich gar keine Frage, es sei denn man meinte, es wären nur Furzvideos zu finden. Nachgelagert schon die valide Frage, warum so viele auf unseriösen Kram reinfallen. Die Frage hat sich allerdings bereits vor Existenz der Plattformen bzgl. der Politik gestellt. Es war schon immer großer Mist dabei. Das personalisierte Tracking, das Einfangen auf Plattformen und Wegen (im Internet) von Trackingpartnern, sowie das Bespielen mit entsprechend gezieltem Inhalt, und das für ein jeweiliges Millionenpublikum, von dem die klassische Fernsehsendung nur einen Bruchteil gesehen hat, führen zu neuen Effekten. Ich halte das für garantiert.

      Ich schließe also, dass der Aspekt relativer, sowieso vorhandener Dummheit einerseits, sowie gezielter bis auf die Person maßgeschneiderter Inhalte, hier im Wesentlichen im Rahmen von strategischen Kampagnen genutzt werden, um Menschen einerseits allgemein zugänglich und kontrollaffin zu machen, wobei u.a. Technindustrie samt Investoren, Musikindustrie und Rechteverwerter „ganz normal“ dabei sind, andererseits zum Kauf von Sachen bis hin zu Wahlverhalten und letztlich Aufstand anzustiften.

      1. Ich glaube mit „Was glauben Youtube?“ ist auch eigentlich das Suchmaschinenproblem gemeint. Das kommt gar nicht unbedingt aufs Medium drauf an, auch wenn „überzeugend“ gemachte Videos zu oft von zu vielen Menschen als überzeugend wahrgenommen werden, wo es nicht der Fall sein sollte.

        Das Suchmaschinenproblem ist nichts anderes, als das Leute

      2. „Das Suchmaschinenproblem ist nichts anderes, als das Leute“

        Ein großflächige Taste drücken, nur weil der Kran umfällt?
        Nein: „Das Suchmaschinenproblem ist nichts anderes, als dass Leute meinen, sinnvolle Antworten von einer Suchmaschine zu erhalten, schlimmer noch als Progression.“

        Man kann zwar Suchbegriffe eingrenzen, und sei es nur momentan geschickte Vorteilsnahme in Kenntnis der Tracking- und Algorithmendetails, so werden doch Akteure versuchen Menschen damit einzufangen. Unkende, hinkten, aber sagten, dass wenn man an die „technologische Klasse“ denkt, z.B. die Datenunternehmungen im „Lichte“ jenes Mindsets, eigentlich naturgemäß die ersten Adressen für Nachfragen bzgl. der Verursacherfrage leicht zu finden sein müssten. Witzig, dass so einiger der an einem „Umschwung“ besonders interessierten, zufällig über Kapital, Daten, Tracking, Werbung usw. usf. gewissermaßen fast schon nativ verfügen.

    2. Wohlfeil. Es bleiben dann 12 edukierte Recken übrig (Nichtmilliardäre). Die anderen Wählen den Untergang. Kurzfassung für die Haltung, was Leute wahrnehmen sollen oder können müssen.

      Wie wäre es damit, anzuerkennen, dass a) Im Prinzip Plattformen wie Youtube viel Information enthalten, inklusive Professionellem zzgl. öffentlich-rechtlicher Inhalte und Kommentarren und Einordnungen dazu, und dass b) systematische flächendeckende Kampagnen auf Basis von personalisiertem Targeting laufen. Kampagnen allgemeiner Lobbyqualität (nicht nachdenken, clicken, liken, abbonieren, kaufen, das hier gucken), wo alle Techleute im Grunde gleichermaßen mitmachen, sowie konkreterer Kampagnen für Interessen wie Wahlbeeinflussung, Verhaltenskontrolle, Ziele aquirieren, bis hin zur Liquidierung. Den kommerziell geheiligten Datenschleudern und ihren Freunden sei Dank.

      Das ist nicht nur eine Sache von Bildung. Wir reden über einen Angriff auf die Demokratie, und möglicherweise die Menschheit. Und das ist massiv, egal ob alle Anteile dabei absichtlich in der Richtung gedacht waren, es sich nur um Opportunität handelt, oder komplettes Unwissen herrscht (sehr unwahrscheinlich, denn wir Reden über strategische Milliardenunternehmungen).

      1. Was Kampagnen betrifft, sollten wir unser Hirn nicht wegwedeln lassen. Diese laufen selbstverständlich multimedial und nehmen Rücksicht auf Menschen verschiedener Auffassungsgabe und Fähigkeit. Es wird selbstverständlich darauf gebaut, dass IRL Propagation stattfindet, also sind auch gut setzbare Häppchen dabei, für wer noch was unter sich findet.

  4. Wie schon von hundert Jahren steht die etablierte Politik wieder einem neuen Medien völlig hilflos gegenüber.
    Die Rechten haben damals schon exzellent die Klaviatur der damals neuen Medien Radio und Fernsehen bespielt und die etablierte Politik hat das völlig unterschätzt, hat abgewunken und sich dann überrollen lassen.
    Wehret den Anfängen ! Wenn es nicht schon zu spät ist !

    Und wenn ich dann eine Diskussion über „acht Stunden am Tag sind zu wenig“ höre, frage ich mich ernsthaft was in den Köpfen dieser Lichtgestalten so vor sich geht.

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