Pakistan blockiert seit dem 3. Februar den Zugang zu Wikipedia. Laut der pakistanischen Telekommunikationsbehörde (Pakistan Telecommunication Authority, PTA) würden sich „blasphemische“ und somit staatsfeindliche Inhalte auf der Online-Enzyklopädie befinden, die auf Anfrage nicht gelöscht oder gesperrt wurden. Um welche Inhalte es sich genau handelt, ist nicht bekannt.
Bereits am 1. Februar verkündete die PTA, dass sie Wikipedia mit einer Aufforderung zur Löschung oder Sperrung „blasphemischer“ Inhalte kontaktiert habe. Die Behörde habe Wikipedia eine Frist von 48 Stunden gegeben, um der Forderung nachzugehen, heißt es in der Pressemitteilung. Zunächst werde sie die Erreichbarkeit der Wikipedia aus Pakistan für diese Zeitspanne verschlechtern, nach Ablauf der Frist den Zugang komplett blockieren, drohte die Behörde. Laut dem Projekt Netblocks, welches weltweit Netzsperren dokumentiert, ist die Sperre inzwischen umgesetzt.
AP News gegenüber sagte eine Sprecherin der PTA, dass die Aufforderung seitens Wikipedia ignoriert worden sei, was zur Sperre der Website geführt habe. Pakistanische Behörden seien nun mit Wikipedia im Gespräch. „Die Sperre könnte aufgehoben werden, wenn alle anti-islamischen Inhalte gelöscht werden“, heißt es bei AP.
Wikipedia ärmer ohne pakistanische Nutzer:innen
Die Wikimedia Foundation, unter deren Schirm Wikipedia fungiert, forderte in einer Pressemitteilung die Aufhebung der Sperre. Zugang zu Wissen sei ein Menschenrecht und Wikipedia die Hauptquelle für vertrauenswürdige Informationen für Millionen von Menschen, so Wikimedia. Umgekehrt könnten durch die Sperre pakistanische Nutzer:innen keine Inhalte mehr zu Wikipedia beitragen. Außerdem verweist Wikimedia auf den community-basierten Ansatz des Projekts – die Foundation selbst treffe keine Entscheidungen über die Inhalte, die in der Enzyklopädie liegen. Bisher lägen die Seitenaufrufe der englischen Version der Online-Enzyklopädie in Pakistan bei circa 50 Millionen pro Monat.
Es ist nicht der erste Fall von Medienzensur in Pakistan. Erst im November berichtete Heise, dass die Plattform TikTok allein im Jahr 2021 vier Mal gesperrt wurde. 2020 waren Grindr und Tinder durch die PTA wegen „unmoralischen Contents“ blockiert. Auch Facebook und YouTube wurden in der Vergangenheit zensiert. In Pakistan ist der Islam Staatsreligion. Blasphemie beziehungsweise Gotteslästerung wird gesetzlich bestraft, beispielsweise nach einer Beleidigung des Propheten Mohammed und seiner Angehörigen. Zu Beginn des Jahres wurde das Blasphemiegesetz verschärft und Strafen erhöht.
Update, 7. Februar, 12:00 Uhr: Mittlerweile hat Pakistans Regierungschef angeordnet, die Sperrung von Wikipedia wieder aufzuheben.
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