ABC der OffenheitWas ist Open Innovation?

Mit Open Innovation sollen Firmen dazu bewegt werden, ihre Innovationsprozesse der Außenwelt zu öffnen. Im besten Fall profitieren dann alle von neuen Ideen und Unternehmen können Entwicklungsprozesse schneller und kostengünstiger durchführen.

Wenn der Funke überspringt, profitieren mehr Menschen von guten Ideen – Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Matt Palmer

Wissen ist offen, wenn jede:r darauf frei zugreifen, es nutzen, verändern und teilen kann – eingeschränkt höchstens durch Maßnahmen, die Ursprung und Offenheit des Wissens bewahren.

Die Open Knowledge Foundation (OKFN) und Wikimedia haben eine Broschüre mit dem Titel „ABC der Offenheit“ herausgegeben. Sie steht unter der Lizenz CC BY-SA 4.0. Dies ist der letzte Beitrag aus unserer Montagsreihe, in der wir jeden Montag einen Ausschnitt daraus veröffentlicht haben – unter anderem dazu, was es heißt, „offen“ zu arbeiten, wie „offene“ Herangehensweisen in verschiedenen Bereichen aussehen und welche Vorteile sie bringen.

Was ist Open Innovation?

Open Innovation bezeichnet die zunehmende Öffnung des Innova­tionsprozesses durch Unternehmen und wurde 2003 von Henry Chesbrough als neues Innovationsparadigma beschrieben. Open Innovation wird von ihm in seinem 2003 erschienen Buch „Open Innovation. The New Imperative for Creating and Profiting from Technology“ wie folgt definiert:

Open Innovation is a paradigm that assumes that firms can and should use external ideas as well as internal ideas, and internal and external paths to market, as the firms look to advance their technology.

Open Innovation zielt zum einen darauf ab, möglichst viele externe Informationsquellen zu nutzen, wobei die Interaktion und Kooperation mit Kunden eine besonders wichtige Rolle spielt. Es meint zum anderen aber auch, möglichst viele Ideen und Techno­logien, die im Rahmen von Forschung und Entwicklungsaktivitäten entwickelt werden, zu kommerzialisieren, wofür unterschiedliche externe Quellen, Akteure und Kanäle genutzt werden.

Die Förderung von Spin-off Unternehmen, die Lizenzierung von Patenten oder die Bildung von Joint Ventures werden als Formen dieser Öffnung des Innovationsprozesses bezeichnet. Somit können eine ganze Reihe von Ansätzen und Strategien der Öffnung des Innovationsprozesses wie User Innovation, Open Source Entwicklung oder Crowdsourcing als Ausprägungen und Formen von Open Innovation bezeichnet werden.

Vorteile

Der wesentliche Vorteil und Nutzen der Öffnung des Innovationsprozesses liegt zum einen darin, dass Unternehmen ihre Entwicklungsprozesse schneller und kostengünstiger durchführen können. Zum anderen ist ein Vorteil aber auch, Kundenbedürfnisse und Technologietrends besser berücksichtigen zu können.

Was ist zu beachten?

Was wird geöffnet?

Die Umsetzung von Open Innovation Strategien ist gerade für große Unternehmen durchaus anspruchsvoll und erfordert eine entsprechend formulierte Innovationsstrategie, eine offene Unternehmenskultur, die Adaption des Geschäftsmodells und eine Definition von dem, wie weit Open Innovation gehen soll und was nach wie vor geschützt bleiben sollte. In vielen Unternehmen bedeutet es nämlich nicht zwangsläufig, auf klassische Formen des Schutzes von Ideen und Produkten, etwa in Form von Patenten, zu verzichten.

Crowdsourcing ist nicht gleich Communitybuilding

Unternehmen können stark davon profitieren, wenn Kund_innen Verbesserungsvorschläge oder Wünsche äußern. Aber Achtung: Partizipative Prozesse sind keine Einbahnstraße! Ein Unternehmen muss sich genau überlegen, was es den Kund_innen für ihr Feed­back und ihr Engagement zurückgeben kann. Ansonsten fühlt sich die Community früher oder später ausgenützt. Um eine wirkliche Gemeinschaft zu bilden, reicht das Belohnen von besonders guten Ideen nicht. Denn ist es wichtig, auch negatives Feedback ernst zu nehmen und unterschiedliche Positionen als Bereicherung zu sehen.

Beispiele

Tesla Motors

Tesla Motors wurde 2003 mit dem Ziel gegründet, die Einführung nachhaltiger Transportmittel zu beschleunigen. Um sich vor der Konkurrenz größerer Firmen zu schützen, ließ Tesla ihre Technologien erst patentieren. Jedoch war das Gegenteil der Fall: Bei den größten Autohersteller_innen betrug die Produktion umweltschonender Elektroautos auch nach über zehn Jahren noch immer weniger als ein Prozent.

Tesla erkannte, dass eine Öffnung seiner Patente die effizienteste Möglichkeit ist, Innovation im Bereich Elektro­automobile anzukurbeln. So gab das Unternehmen 2014 bekannt, dass alle Patente für jegliche Zwecke genutzt werden können. Der Elektroautohersteller ist davon überzeugt, dass eine gemeinsame, sich schnell entwickelnde Technologieplattform nicht nur allen Herstellerfirmen Vorteile bringt, sondern auch zur Ankurbelung der Produktion umweltschonender Automobile betragen kann.

Reden Sie mit!

Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft hat es sich zum Ziel gesetzt, Forschung stärker an den Bedürfnissen der Bevölkerung auszu­richten. Deswegen startete sie im Zuge des Projekts Open Innovation in Science im Frühjahr 2015 die Kampagne Reden Sie mit!, die es Betroffenen von psychischen Krankheiten und Angehörigen, aber auch Ärzt_innen und Therapeut_innen erlaubte, neue Forschungsthemen vorzuschlagen.

Unter strengem Datenschutz wurden die Beitrage ausge­wertet und in Form von Themencluster präsentiert. Die Community konnte im nächsten Schritt darüber abstimmen, welche Themen­bereiche vorrangig behandelt werden. Im Oktober 2015 durfte eine Jury aus Expert_innen die Forschungsthemen beurteilen — als Basis für zukünftige Forschungsprojekte.

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