Seit dem 21. November finden in Kolumbien Demonstrationen gegen die Regierung statt. Schon im Vorfeld der Proteste durchsuchten Sicherheitskräfte die Räumlichkeiten von Organisationen und Personen, die zu den Protesten aufriefen. Die staatlichen Sicherheitskräfte wählten den 21. November dann gleich als Startzeitpunkt für neue Techniken zur biometrischen Gesichtserkennung.
Die automatisierte Gesichtserkennung läuft in der Hauptstadt Bogotá und in der Metropole Medellín. Während in Medellín stationäre Kameras genutzt werden, nutzt die Polizei in Bogotá einen Hubschrauber, der mit hochauflösenden Kameras ausgestattet ist.
Zur Gesichtserkennung setzt die Polizei auf das „Automatic Biometric Identification System“. Dieses musste lediglich im Hubschrauber installiert werden, hieß es von Seiten der Polizei.
Laut einem der Piloten soll die Technologie „Menschen identifizieren, deren Gesichter bedeckt sind“. Wenige Merkmale, zum Beispiel die Augen und die Nase, würden reichen, um einen biometrischen Abgleich mit den Daten der kolumbianischen Nationalpolizei Dijín und dem Nationalen Zivilregister zur Identitätsdokumentation der Bürger:innen durchzuführen.
Außerdem seien während der Demonstrationen mehr als 90 Drohnen eingesetzt worden, um Informationen über die räumliche Entwicklung der Proteste zu liefern.
Freiheiten der Demonstrierenden beschnitten
Die NGO Derechos Digitales kritisiert dies als einen Angriff auf das Recht auf Privatsphäre, die Unschuldsvermutung und auch die Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Anders als in Deutschland ist es in Kolumbien erlaubt, sich bei Demonstrationen zu vermummen. Die neue Technologie behindert aus Sicht der NGO die Möglichkeit zur Anonymität. Zudem kritisiert die Organisation, dass in ganz Lateinamerika vermehrt Gesichtserkennungssysteme eingesetzt würden, ohne dass zuvor die Risiken analysiert worden sind.
Die Protestbewegung richtet sich gegen neoliberale Reformvorhaben der Regierung des rechtskonservativen Präsidenten Ivan Duque im Bereich der Arbeits- und Rentenpolitik. Weitere Forderungen der Demonstrierenden betreffen mehr Investitionen in Bildung und Gesundheit sowie die Umsetzung des Friedensvertrags mit der FARC-Guerilla.
Seit Beginn der Proteste wurden vier Menschen getötet, etwa 500 wurden verletzt.
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