Der Journalismus-Professor Stephan Weichert freut sich im Blog der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, dass die Wahl von Trump in den USA Journalisten wieder repolitisiert hat und beschreibt das Phänomen als „Journavisten“.
Und es gibt noch einen dritten Grund, mit dem wir umzugehen lernen müssen: Das Trump-Debakel hat nicht nur zu höheren Auflagen bei den Qualitätsmedien geführt, sondern auch viele Journalisten zu Aktivisten gemacht. Er ist mitverantwortlich dafür, dass daraus das neue Berufsbild „Journavisten“ entsteht. Freilich hat es Haltung im Journalismus schon immer gegeben. Aber dass Medienvertreter sich derart geschlossen gegen einen Staatsmann verbünden, sorgt für eine Repolitisierung unter Intellektuellen, Medienschaffenden und Kreativen, wie wir sie bisher eigentlich nur aus Diktaturen kannten. In Deutschland und Europa wird es ähnliche aktivistische Bewegungen geben. Und das ist auch gut so.
In Deutschland denken viele Journalisten noch, dass man sich nicht mit einer Sache gemein machen dürfe. Das soll auf den verstorbenen Journalisten Hanns Joachim Friedrichs zurückgehen, aber das ist ein Missverständnis, denn dieser hat das anders gesagt und gemeint (Einordnung).
„Das soll auf den verstorbenen Journalisten Hans Joachim Friedrich zurückgehen, aber das ist ein Missverständnis, denn dieser hat das anders gesagt und gemeint (Einordnung).“
muss ich mir jetzt dieses ganze lange spiegel interview durchlesen oder alle vorträge von der republica anschauen um zu verstehen wie das hier gemeint ist? Das mit dem verlinken ist ja immer schön und gut, und man kann den leuten ja auch immer vorwerfen, dass sie zu faul sind um sich ihre Informationen selbst zu holen. Aber ich finde man kann einen Text auch mit ein paar Worten mehr anreichen damit man das versteht wenn man nicht sowieso schon weiß worum es geht…
Dieser Artikel auf Perspective Daily fasst die Aussage Friedrichs‘ und das verbreitete Missverständnis meiner Meinung nach gut zusammen.
„…er hat es anders gemeint“
(Wenn es uns ins Konzept passt.)
Ohje ohje… scheinheilig vom Scheitel bis zur Sohle
Mir ist auch nicht so ganz klar worum es bei dieser Meldung geht. Im Augenblick erleben wir eine Zeit, wo Journalisten Aktivisten sind, ja – aber ist das wirklich „gut so“?
Ich erwarte von Journalisten – so sie in täglich publizierenden Medien Tätig sind – halbwegs, neutrale Informationen über das Tagesgeschehen. Meinungen gehören in politische Journale oder Magazine.
Meiner Meinung nach ist genau dieser tendenzielle Journalismus ein maßgeblicher Grund für das erstarken von Rechtskonservativen Parteien. Viele Menschen finden sich und ihre Meinung im öffentlichen Diskurs nicht mehr wieder.
Leider ist der Begriff Meinungsvielfalt heute nicht mehr wirklich en vogue, zumindest nicht in dem Sinne, dass Menschen wirklich viele Meinungen haben dürfen. Die Medien tun alles dafür, dass es möglichst wenig Meinungsbandbreite gibt. Das erinnert mich eher an eine Dikatur, als diese vermeintliche „Repolitisierung“.
„In Deutschland denken viele Journalisten noch, dass man sich nicht mit einer Sache gemein machen dürfe.“?????
Wie bitte? Wie kommt Herr Beckedahl zu so einer Aussage?
Das halte ich für eine völlige Verdrehung der Tatsachen. Roland Tichy kommt der Sache da viel näher, wenn er über das Selbstverständnis besonders der deutschen Journalisten sagt: „Sie sind Propheten einer Sache, und sie kämpfen für etwas, statt über etwas zu berichten.“ Hans Leyendecker von der Süddeutschen Zeitung konstatiert, es gebe „immer öfter komplizenhafte Verstrickungen zwischen Wirtschaftsführern, Politikern, Werbeindustrie und Journalisten.“
Viele Journalisten machen sich viel zu viel gemein mit einer Sache, bis dahin, dass sie der Kanzlerin ein Geburtstagsliedchen trällern.
Ich verfolge die Debatte schon länger und diskutiere viel mit anderen Journalisten über das Thema.
Mit Tichy würde ich mich aber nicht gemein machen und ich halte auch nichts von solchen Verallgemeinerungen und differenziere lieber.
„Ich verfolge die Debatte schon länger und diskutiere viel mit anderen Journalisten über das Thema.
Mit Tichy würde ich mich aber nicht gemein machen und ich halte auch nichts von solchen Verallgemeinerungen und differenziere lieber.“
????? Was soll mir diese Antwort sagen? Ich verfolge die intellektuelle Verflachung der Medienwelt schon seit Jahren mit Sorge und diese Antwort ist ein gutes Beispiel. Die Herkunft einer Information reicht scheinbar als Argumentationsersatz und erspart die intellektuelle Auseinandersetzung damit. Mich erschreckt die Arroganz und Ignoranz, die hinter dieser Einstellung steckt. Hier wähnt sich eine selbsternannte Elite im Besitz der einzig möglichen Wahrheit.
Ja. Dieses „Herkunftsargument“ hielt ich auch für überholt. Man trifft es aber immer wieder.
Ein Memzombie o.O
Es gibt Journalisten, die auch bloggen, und es gibt Blogger, die sich Journalisten nennen.
Was macht den Unterschied?
Die einen sehen sich idealerweise der Objektivität verpflichtet und stellen diese in ihren Artikeln vorwiegend auch her, auch gegen ihre eigene Überzeugung. Das ist gelerntes Handwerk (Methoden sind lehrbar), auch wenn manche es als Kunst (nicht lernbar) betrachten.
Blogger haben fast durchgängig eine Agenda, die sie treibt. Niemand braucht eine Ausbildung dafür, jeder kann es tun, und jeder Blogger schreibt wie es ihm gefällt.
Doch wenn man sich schon am Reframing von Zitaten verstorbener Zeitgenossen versucht, so sollte wenigstens der Name korrekt geschrieben sein: Hanns Joachim Friedrichs heißt er, genannt „Hajo“. Er kann sich nicht mehr wehren.
Hanns Joachim „Hajo“ Friedrichs
Die Realität ist deutlich komplexer und differenzierter.
Leute, lest den Artikel, auf den sich Markus bezieht! Das lohnt sich. ;-)
Mein Lieblingszitat: „Aber dass Medienvertreter sich derart geschlossen gegen einen Staatsmann verbünden, sorgt für eine Repolitisierung unter Intellektuellen, Medienschaffenden und Kreativen, wie wir sie bisher eigentlich nur aus Diktaturen kannten.“
Ich würde das auch nicht zwingend als „Repolitisierung“ sehen, sondern als ein Erschrecken eines sonst leider eher opportunistischen Haufens, der nun vor den „Früchten“ seiner Arbeit steht, sich wundert, daß „Nichtqualitätsmedien“ Publikum erreichen und nun um Deutungshoheit fürchtet.
Zweitliebstes Zitat: „Ich sehe deshalb gerade die Unternehmen in der Pflicht juristisch durchzugreifen, wenn es um üble Nachrede, Verleumdung, Radikalisierung und Volksverhetzung geht. Keinesfalls sollte es staatliche Zensurbehörden geben, die das kontrollieren. Dass der Staat die Rolle eines Zensors übernimmt, ist in einem demokratischen Mediensystem schlicht undenkbar.“
Juristisches Durchgreifen privater Unternehmen. Ganz tolle Vorstellung! ÖPP nicht nur für Autobahnen – nö auch für Judikative und Exekutive.
Herzlichen Glückwunsch, Herr Professor!
Es gibt genügend Nichtqualitätsmedien im Blogger Milieu ,die Publikum erreichen ,dazu zähle ich den schon erwähnten Tichy Blog.
FAZ Abklatsch in Inhalt und Layout.
„Hofschranzseinsehschwäche“
Wenigstens verbraucht der Höfling keinen Wald für seine Ergüsse,das ist das einzige Plus auf dessen Habenseite.
Ich meinte mit „Nichtqualitätsmedien“ nur die Abgrenzung zum Unwort „Qualitätsmedien“.
Aus dem referenzierten Artikel: „Ich bin der Meinung, man müsste Falschnachrichten umgehend löschen, bevor sie sich weiterverbreiten, und diejenigen, die sie verfasst haben, zur Rechenschaft ziehen.“
Immer dieser reaktionäre Mist.
In der idealen Welt sind Fake-News einfach nur egal. Weil jeder kompetent genug wäre mit Medien jeglicher Art umzugehen. Der schöngeföhnte Vortänzer aus den Staaten würde nur ausgelacht, der Kopp-Verlag hielte sich mühsam mit einer handvoll ferngelenkter Verschwörungstheoretiker über Wasser und PI News und Konsorten würde eh keiner beachten.
Schon klar, dass wir da nicht mehr hinkommen. Aber anstatt das Hauptaugenmerk endlich auf Bildung und die entsprechenden Systeme zu legen reden wir jetzt über richtigen und falschen Journalismus und Zensur. Super.