Netzpolitik-Podcast 137 mit Trebor Scholz: Was sind plattformbasierte Genossenschaften?

Neue Apps und Features allein lösen die Folgen der digitalen Ökonomie nicht. Das Problem mit Tech-Giganten ist, dass sie in erster Linie Aktionären und erst dann Nutzern und der Öffentlichkeit verpflichtet sind. Deshalb braucht es in der digitalen Welt Genossenschaften. Ein Gespräch über eine internationale Bewegung, die aus einer ökonomischen Kritik hervorgegangen ist.

Der Wissenschaftler und Aktivist Trebor Scholz. – Alle Rechte vorbehalten Institute of Network Cultures

Trebor Scholz forscht und lehrt an der New School in New York. Dort hat er vor einigen Jahren Konferenzen zu digitaler Arbeit organisiert. Daraus hat sich über die Zeit die Bewegung des Plattform-Kooperativismus gegründet, über die wir auch berichtet haben.

Wer sich für den wissenschaftlichen Hintergrund interssiert, kann sich den Vortrag von Trebor Scholz, den er 2013 auf der Republica gehalten hat, anschauen. Dort hat er Ergebnisse seiner Forschungen zum digitalen Arbeitsmarkt auf Plattformen wie Amazons Mechanical Turk vorgestellt. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung hat zudem ein Manifest für plattformbasierte Genossenschaften übersetzt und veröffentlicht: Plattform-Kooperativismus: Wie wir uns die Sharing Economy zurückholen können.

Hier ist die MP3 zum Download.


Wir haben über eine Stunde über diese Themen gesprochen:

Intro

00:30: Wer ist Trebor Scholz?
01:29 Entstehung von Plattform-Kooperativismus als Begriff und Bewegung
04:58 Geschichte und Definition von Genossenschaften

Ausbeutung in der digitalen Ökonomie

09:23 Einkommensunterschiede vor und nach 2008
10:09 Wenige Arbeitnehmerrechte auf Amazons Mechanical Turk, TaskRabbit, 99Designs
12:46 Zwei-Klassengesellschaft: Zwei Drittel der Internet-Selbstständigen würden lieber Arbeitnehmer sein
14:37 Start-Ups in Deutschland versuchen die Geschäftsmodelle zu kopieren

Zentralisiertes Internet, Lügen der Sharing Economy

15:38 Das Geschäftsmodell ist das Problem (Uber)
18:02 Workplace Democracy
18:54 Netzwerkeffekte zentralisieren das Internet
21:06 Sprache der Sharing Economy hinterfragen
24:31 Plattformbasierte Genossenschaften in der Stadt
26:23 Proteste gegen AirBnB in europäischen Städten
27:01 Digitale Souveränität: Technologie mit Werten neu denken

Konkrete Beispiele und Fragen

28:05 Up and Go
30:19 Genossenschaften sind in den USA sehr verbreitet
31:44 Genossenschaften und Gewerkschaften
32:41 Green Taxi
33:49 Gewerkschaften können mit Genossenschaften zusammenarbeiten
34:29 Taxifahrer in Südafrika planen eine Genossenschaft
35:30 Tausend Fotografen verkaufen gemeinsam Bilder
38:03 Genossenschaftliches Musik-Streaming
38:51 Wie werden Kunden konkret in Genossenschaften beteiligt?
40:41 Genossenschaftliche Modelle werden nicht an Unis gelehrt
41:20 Zweiter Finanzierungsweg für Start-Ups
46:50 Gesundheitsdaten-Genossenschaft
49:43 Die Sharing-Economy ist bequem für Kunden. Wie geht man damit um?
52:30 Sharing-Economy-Modell funktioniert nicht in allen Fällen
53.26 Wie entstehen plattformbasierte Genossenschaften?
55:03 #buytwitter
58:58 Für und Wider Dateneigentum
01:00:49 Worauf achten beim Aufbau einer plattformbasierten Genossenschaft?
01:03:01 Welche Rolle spielt der soziale Umgang zwischen Menschen?

Handlungsempfehlungen

01:06:04 Überblick über Projekte auf platform.coop
01:07:11 Lokale Politiker sollen sich einschalten
01:08:17 Verbrauchen müssen sich fragen: Wo kommt die Arbeit her? Welche Alternativmodelle gibt es?

1 Ergänzungen

  1. Hi,

    aufschlußreich für mich ist die Tatsache, dass die europäischen Teilnehmer an den platform, Berlin, Barcelona facebook nutzen um die Plattformidee weiter zu entwickeln.

    Diese Sätze wurden wohl übersehen:
    https://platform.coop/aboutThe Internet is slipping out of ordinary users’ control. Internet technologies are transforming our workplaces, relationships, and societies. Companies like Uber, Amazon, and Facebook are capturing vital sectors of the economy such as transportation and phenomena like search and social networking. All of us who rely on the Internet have virtually no control over the platforms that affect and inform us on a daily basis.

    Platform Capitalism
    The power held by these principal platform owners has allowed them to reorganize life and work to their benefit and that of their shareholders. “Free” services often come at the cost of our valuable personal information, with little recourse for users who value their privacy.

    The paid work that people execute on digital platforms like Uber or Freelancer allows owners to challenge hard-won gains by 20th-century labor struggles: workers are reclassified as “independent contractors” and thus denied rights such as minimum wage protections, unemployment benefits, and collective bargaining. Platform executives argue that they are merely technology (not labor) companies; that they are intermediaries who have no responsibility for the workers who use their sites. The plush pockets of venture capitalists behind “sharing economy” apps allow them to lobby governments around the world to make room for their “innovative” practices, despite well-substantiated adverse long-term effects on workers, users, the environment and communities. At the same time, in the gaps and hollows of the digital economy, a new model follows a significantly different ethical and financial logic.

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