Googles Einfluss auf Wissenschaft und öffentliche Meinung

Der Internetkonzern Google beteiligt sich rege an der Finanzierung akademischer Studien und Institute, auch in Deutschland. Dadurch will das Unternehmen die öffentliche Debatte zu eigenen Gunsten beeinflussen, behauptet eine Untersuchung des Center for Accountability.

Papiere? Finanzen? CC-BY-NC-ND 2.0 __Iain

Der Werbekonzern Google soll zwischen 2005 und 2017 hunderte wissenschaftliche Studien mitfinanziert haben, um dadurch gezielt die öffentliche Debatte zu beinflussen. Laut einer Untersuchung der Campaign for Accountability (CfA) hätten die direkt oder indirekt geförderten Forschungsberichte jedoch in zwei Drittel der Fälle nicht offengelegt, dass Google dahintersteckt.

Insgesamt listet das Projekt 329 Forschungsberichte auf, von denen 179 direkt und die anderen zumindest indirekt durch Google finanziert worden seien. Dabei ging es um für den Internetkonzern so wichtige Themenbereiche wie Kartellrecht, Datenschutz, Patente oder Netzneutralität. Laut CfA habe Google meist dann einschlägige Studien in Auftrag gegeben, wenn es Teile des eigenen Geschäftsmodells bedroht sah.

So sei etwa die Anzahl der akademischen Berichte, die sich mit Kartellrecht beschäftigten, ab 2011 in die Höhe geschnellt – just zu dem Zeitpunkt, zu dem die Praktiken von Google von US-amerikanischen sowie europäischen Behörden näher unter die Lupe genommen wurden. Lobbyisten von Google hätten die scheinbar objektiven Studien, die nur selten einen Peer-Review-Prozess durchlaufen hätten, anschließend an Politiker, Regulierungsbehörden und Journalisten weitergereicht, ohne das eigene Mitwirken offenzulegen und so versucht, die Debatte zugunsten des Internetkonzerns zu formen.

Wer steckt wirklich dahinter?

Als indirekte Finanzierung versteht das CfA die Unterstützung von Forschungseinrichtungen. Aus dem deutschen Sprachraum fallen laut Golem beispielsweise das Alexander von Humboldt Institut, die Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht sowie die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf unter die indirekt Finanzierten. Nicht auf die Liste geschafft hat es der deutsche IT-Branchenverband Eco, der von Google Germany mitfinanziert wird. Dieser hatte im März ein Gutachten zum europäischen Leistungsschutzrecht herausgegeben und darin der EU-Kommission die rechtliche Kompetenz abgesprochen, eine „Google-Steuer“ einzuführen. Auf Nachfrage von Golem konnte oder wollte eco jedoch nicht sagen, ob das Gutachten speziell von Google finanziert worden war.

Google wies die Vorwürfe umgehend als „hochgradig irreführend“ zurück. Die Förderungen von öffentlichen und privaten Institutionen würden lediglich zum akademischen Diskurs beitragen. Zudem habe man auch Forscher finanziert, deren Forschungsergebnisse sich gegen die Interessen von Google gerichtet hätten. Darüber hinaus sei das CfA selbst intransparent, weil es die eigene Finanzierung nicht offenlege. Und überhaupt würden andere Unternehmen und Lobby-Gruppen wie AT&T, MPAA oder ICOMP ähnlich agieren.

5 Ergänzungen

  1. WTF, aber das ist doch nicht nur in der Wissenschaft so. Macht mal die Augen auf! Auch bei der Zivilgesellschaft und Bürgerrechtsbewegung hat Google einen riesigen versteckten Einfluss, wie man bei der Diskussion um das Netzwerkdurchsetzungsgesetz erkennen konnte. Schließlich betrifft das NetzDG nicht nur Facebook sondern auch YouTube, sobald dort mal jemand die Kommentare bemerkt. Das Gesetz ist zwar Murx, aber außer ein paar Kosten für Google, Facebook und Twitter wird sich doch eh null ändern.

    Google weiß halt, wie man die öffentliche Meinung manipuliert. Aber Microsoft und viele andere Konzerne sind nicht besser.

    1. Natürlich agiert Google nicht anders als andere Konzerne. Aber wer kontrollierte die Suchergebnisse und damit quasi das Allgemeinwissen dieser Welt? Ich kenne jedenfalls niemanden, der nach anderen Meinungen, erst recht nicht Gutachten oder wissenschaftlichen Erkenntnissen bei Facebook recherchiert. Also Google gilt es bei sämtlichen Meinungs-, Informations- und Wissenschaftsdingen immer die größte Aufmerksamkeit zu schenken. Selbst der Wikipedia-Betreiber wird umfangreich von Google bedacht – nur falls das Gegenargument dieser unabhängigen Quelle angedacht war.

  2. Echt jetzt? Ausgerechnet NP macht jetzt einen auf Aufklärung, obwohl sonst eifrig mit dabei, „Studien“ dieser dubiosen Quellen eifrig als „Fakten“ durch die Gegend zu schmeißen??? Bedeutet das, das zukünftig @leonido kaum noch „Quellen“ hat die er verlinken kann, und Ihr selbst endlich Lobby Einfluss der E. DRI hier angemessen klassifiziert?

    1. Hi winner,

      zu diesen »dubiosen Quellen« die hier »eifrig als „Fakten“ durch die Gegend« geschmissen würden, hätte ich ja gern ein paar Beispiele. Aufschlussreich fände ich ja auch eine Erklärung, was das mit EDRi zu tun haben soll.

      Liebe Grüße,
      Alex

  3. Jeder hat die Möglichkeit selbst festzulegen, ob er ein noch größeres und mächtigeres Google haben will, als es ist. Google ist ja nicht so ein Gigant geworden, weil es Studien manipuliert hätte. Der Konzern erschien um 2000 als kleines Startup und ist heute zu Recht ein Internetgigant. Genauso wie er in ein paar Jahren deutlich kleiner erscheinen wird. Kaum anders dürfte es Facebook, Apple, Amazon und Netflix ergehen. Eine Finanzblase ist und bleibt eine Finanzblase. Das einzige, das sicher ist, ist dass sie irgendwann einmal platzt. Mit entsprechendem Geschrei im Umfeld. Aber die Schuldigen an den Blasen sind nicht Google, Facebook, Netzflick, Amazon oder Apple, sondern in diesem Fall ganz sicher die US-Zentralbank. Natürlich bewirken die durchaus legalen Methoden der Bilanzfälschungen der IT-Konzerne, z.B. durch massenhaft „Cloud“, Begehrlichkeiten. Aber Clinton als oberster Bilanzfälscher hat das zwecks „BIP-Wachstum“ seinerzeit so eingeführt. Und deshalb ist alles, was Rechenzentrum irgendwo auf dem Acker heißt, nicht wirklich, aber hedonistisch unglaublich profitabel.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.