Snowden für die ganze Familie

Oliver Stone hat die Geschichte Edward Snowdens verfilmt. Herausgekommen ist ein unterhaltsamer Film für die ganze Familie – und genau das ist seine Stärke.

Die Beziehung zwischen Edward Snowden und Lindsay Mills nimmt viel Raum im Film ein. Foto: (c) PR

Würde man die Geschichte Edward Snowdens nicht kennen und wüsste nicht, dass der Film auf einer wahren Begebenheit aufbaut, dann wäre ein Eindruck des Filmes: So wenig Schüsse, so wenig Explosionen. Das kann doch nichts werden. Doch der Film versucht eben der Person Snowdens, seiner Vorgeschichte und den Geschehnissen rund um die Veröffentlichung der geheimen Dokumente gerecht zu werden. Und das gelingt ziemlich gut. Gerade auch ohne Explosionen.

Oliver Stone hat Edward Snowden mit dem Film ein Denkmal gesetzt. Und dieses Denkmal ist elegant geworden, weil es weder glorifiziert noch zu sehr vereinfacht. Weil es die Leistung Snowdens honoriert ohne unkritisch ins ikonenhafte zu verfallen.

Das Making-Of des größten Überwachungsskandals der Geschichte

Denn der Film erzählt die Geschichte nach, die wir durch Citizen Four nicht erzählt bekommen. Während wir bei Citizen Four bei einem Stück Weltgeschichte dabei sein können, zeigt „Snowden“ in Form eines Spielfilms das Making-Of des größten Überwachungsskandals der Geschichte. Der Film zeigt die Zerrissenheit des Protagonisten und versucht die Rolle von Snowdens Beziehung mit Lindsay Mills für das Geschehen zu skizzieren. Es menschelt und wird zuweilen ein bisschen schnulzig sogar. Gleichzeitig versucht Stone Kultur und Ideologie der Geheimdienste zu umschreiben. Die Faszination des Geheimen und der Überwachung. Das Ausmaß der Überwachung. Und die Skrupellosigkeit, die durch fehlende Kontrolle entsteht. Dieser Spagat zwischen Emotion und Erklärung gelingt gut.

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Gut gelungen ist auch, wie der Film die Entwicklung Snowdens vom ehrgeizigen unkritischen Soldaten zum ethischen Werten und der Verfassung verpflichteten Geheimdienstmitarbeiter nachzeichnet. Als er merkt, dass diese Werte nicht zählen, sondern nur noch die Vorherrschaft seines Landes, kann der Verfassungspatriot Snowden die Bürde nicht mehr tragen – und entscheidet sich Whistleblower zu werden. Diese charakterliche Entwicklung ist sehr gut nachgezeichnet, wie auch die Chancenlosigkeit, die Geheimdienste von innen heraus zu verändern.

„Snowden“ ist unterhaltsam und spannend. Ein typischer Sonntagabendfilm für die ganze Familie. Ein ganz klassisches Biopic. Man kann das kritisieren, aber die Massentauglichkeit ist genau seine Stärke. Denn das und die Schlagkraft Hollywoods werden dazu führen, dass sich viele Menschen mit Snowden und der von ihm offenbarten Massenüberwachung beschäftigen. Das ist gut und löst bei Snowdens Gegnern blankes Entsetzen aus.

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11 Ergänzungen

  1. hallo,
    wird snowden von den einnahmen finanziell unterstützt?
    gibt es dazu eine offizelle stellung?

    danke im voraus
    foobar

    1. Gordon-Levitt hat seine Gage Projekten gespendet, die sich mit Bürgerrechten und Privatsphäre auseinandersetzen, u. a. der ACLU. Ob und wie das Snowden zugute kommt, weiß ich aber auch nicht.

  2. In Berlin im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg findet demnächst ein Bürgerentscheid statt. So kurz nach der Wahl? Ja, klar, warum auch nicht. Doch worum geht es dabei? Who knows…

    Am Fränkelufer wird viel Geld investiert, für Verschönerungsmaßnahmen. Das fanden einige Bürger Geldverschwendung und nun sollen alle Bürger des Bezirks entscheiden. Keiner will so recht. Es geht ja irgendwie um einen Fahrrad-Schnellweg und den will jeder. Doch der geht dort gar nicht, wegen der Verkehrsberuhigten Zone am Fränkelufer.

    Da nicht! Aber dann im nächsten Bauabschnitt an der Synagoge. Da steht nämlich ein Häuschen vom BKA oder BND oder der Polizei, so genau weiß das keiner. Die beschützen die Synagoge. Käme jetzt der Fahrrad-Schnellweg, müsste das Häuschen weichen, und die Polizei hätte wieder mehr Kapazitäten anderswo, z.B. in der Rigaer Straße. Wäre das nicht was für Hollywood? Aber da ist kein Happy End absehbar, selbst die Meister ihres Faches aus Amerika dürften das nicht hinbekommen.

    1. Wenn die Synagoge einer solchen Gefährdung ausgesetzt ist das die Polizei dort stationäre Präsenz hat um zu schützen dann halte ich das auch für etwas wichtiger als einen Fahrrad-Schnellweg.
      Kapazitätsprobleme löst man indem man Personal aufbaut und nicht indem man Gefährdungssituationen mit Äpfel und Birnen vergleichen gegeneinander aufrechnet.

    2. interessant, dass sie ihre frage hier stellen, baustopp. meinen sie wirklich, dass ihr vorschlag hier „von hollywood“ gelesen wird?

      briefe gehören in den briefkasten. nur so können sie zugestellt werden.

      .~.

      1. > briefe gehören in den briefkasten. nur so können sie zugestellt werden.

        Ausgeführt wird die Zustellung durch persönliche Übergabe an den Zustelladressaten. Die Übergabe darf an jedem Ort, an dem der Adressat angetroffen wird, erfolgen. Mit der Übergabe an ihn gilt das Schriftstück als zugestellt. Wird die Annahme vom Adressaten verweigert, so ist das Schriftstück in der Wohnung oder in dem Geschäftsraum zurückzulassen (auch durch Türschlitz, offenes Fenster, etc.). Mit der unberechtigten Annahmeverweigerung und dem Zurücklassen des Schriftstücks gilt das Schriftstück als zugestellt.

        1. boah cool, zustellung aus der wikipedia zitieren, yeah. echt voll die diskussion über den obigen artikel!!1!

          .~.

  3. Hat mich gefreut einen Kommentar von Netzpolitik über den Film zu sehen!

    Zum einen sah ich den Film sehr kritisch darin, dass die Person Snowden im Mittelpunkt steht und somit die Veröffentlichungen von ihm eher in den Hintergrund geraten. Doch beim weiteren Überlegen, stimme ich den Punkt der Massetauglichkeit besonders zu! Citizenfour wirkte für viele uninteressant und langweilig, weil es ein Dokumentarfilm ist. Jedoch gleicht dies der neue Film “Snowden“ damit aus.
    Ich erhoffe mir durch die neue Inszenierung der Geschichte von Edward Snowden, dass sich mehr Menschen mit Datenschutz und Privatssphäre im Netz auseinandersetzen und ebenfalls hoffe ich, nicht mehr die Ausrede “ich habe nichts zu verbergen“ hören zu müssen.

    1. Die Hoffnung stirbt wohl zuletzt. Ich habe diese Hoffnung jedoch schon aufgegeben und musste ein weiteres mal zu der Erkenntnis gelangen, dass gegen Dummheit noch immer kein Kraut gewachsen ist.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.