Die in China beliebte Messenger-App „WeChat“ zensiert neuerdings Chat-Nachrichten, ohne den Nutzer darüber zu informieren. Das haben Forscher des Citizen Lab bei einer Analyse der App herausgefunden. Bislang informierte ein Pop-up WeChat-Nutzer, wenn ihre Nachricht aufgrund von Zensurvorgaben nicht gesendet werden konnte. Mit dem neuen Verfahren wird die staatliche Zensur nun noch drastischer ausgeführt.
WeChat ist die am meisten genutzte Messenger-App in China mit monatlich rund 800 Millionen Nutzern. Damit landet sie auf Platz vier der am meisten genutzten Apps weltweit. Jede Nachricht, die über WeChat verschickt wird, durchläuft die Zensurinfrastruktur des chinesischen Anbieters. Schon allein deshalb sollte man diese App nicht benutzen, solange Alternativen zur Verfügung stehen.
Da jedoch auch andere als chinesische Nutzer über WeChat kommunizieren, kann sich die staatlich angeordnete Zensur auch auf sie auswirken. So waren in der Vergangenheit bestimmte Wortfilter auch bei ausländischen Kunden aktiv. Im Januar 2013 wurde zum Beispiel bekannt, dass ausländische Nutzer unter anderem das chinesische Wort für die liberale Zeitung „Southern Weekly“ nicht mehr benutzen konnten. Ein Protest der Redaktion gegen die staatliche Zensur war wohl der Grund dafür.
Citizen Lab hat inzwischen herausgefunden, dass die Wortfilter nur noch für Kunden, die sich mit einer chinesischen Telefonnummer registriert haben, aktiv sind. Selbst wenn diese Nutzer im Ausland sind oder ihre Telefonnummer ändern, bleiben die Wortfilter bestehen.
Glücksspielseiten werden am meisten zensiert
Die Forscher des Citizen Lab haben auch herausgefunden, dass diese Wortfilter dynamisch sind. Manche Begriffe sind also nur für eine bestimmte Zeit gesperrt. Citizen Lab testete mehrere Stichworte, um das herauszufinden.
Im August dieses Jahres protestierten Einwohner der chinesischen Stadt Lianyungang gegen ein geplantes Atomkraftwerk. Daraufhin waren die Begriffe „15 day carry out“, „City-wide strike“, „Guanyun“ und „Lianyungang“ in WeChat gesperrt. Nach einer erneuten Überprüfung im November konnten diese Begriffe wieder verwendet werden.
Die Forscher untersuchten ebenfalls die Zensur in dem In-App-Browser von WeChat. Dazu wurden die eine Millionen beliebtesten Websites, laut der Seite alexa.com, aufgerufen. Der Großteil (76 Prozent) der gesperrten Seiten hatte mit Online-Glücksspiel zu tun. Websites von Medien waren in 20 Prozent der Fälle gesperrt.
Und nahezu 800 Mio. Nutzer stört es nicht. Daran sehen wir, was sich Datenkrake Facebook noch alles problemlos erlauben können wird – und haben die Geschädigten die Schnauze voll, wird eben die nächste Firma mit nahezu unbegrenzten Geldmitteln aufgekauft. Resumée: Facebook bzw. WeChat kann man meiden wie man will, am Ende kann nur ein breitflächiges Umdenken die Geschädigten aus dem Teufelskreis erlösen