Wieviel Geld gibt die Bundesrepublik Deutschland eigentlich für Entwicklungshilfe aus und in welche Projekte und Länder fließen diese Gelder genau?
Um diese Frage zu beantworten, gab es in der Vergangenheit nur zwei Möglichkeiten: Man musste sich entweder durch hoch aggregierte Daten beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bohren oder sich durch die komplexe Website der OECD arbeiten.
Beides zugegebener Maßen eher mühsame und wenig zufriedenstellende Varianten. Das fand auch Christian Kreutz, Mitglied der Open Knowledge Foundation Deutschland und seit Jahren in der Entwicklungszusammenarbeit aktiv. Um den Fluss von insgesamt 129 Milliarden US Dollar (soviel gaben allein die OECD Länder 2011 aus) transparenter zu machen, startete er die Plattform Offene-Entwicklungshilfe.de um die deutschen Ausgaben besser verfügbar zu machen.
Auf der Seite können sich Nutzer durch die Entwicklungshilfeausgaben der letzten zehn Jahre navigieren und sich detaillierte Aufstellungen nach Ländern, Schwerpunkten und Projekten ansehen.
Anhand unterschiedlicher Darstellungen können die Datensätze auch analysiert und einander gegenübergestellt werden. So können Nutzer beispielsweise die Schwerpunkte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit nachverfolgen und sehen in welche Sektoren die Gelder fließen.
Interessant sind natürlich auch Fragestellungen zu wirtschaftlichen Interessen bei der Vergabe der Gelder. Allerdings gibt es dazu keine Daten. Zum Beispiel wo genau Hermes-Kredite vergeben werden. Mit Hilfe von zusätzlichen Daten wie beispielsweise den Entwicklungshilfeindikatoren der Weltbank können exemplarisch die Ausgaben in den einzelnen Sektoren den tatsächlichen Bedürfnissen der Länder gegenübergestellt und überprüft werden.
Um gute und aussagekräftige Ergebnisse und Vergleiche liefern zu können, braucht es noch mehr detaillierte Daten. Dazu muss laut Kreutz erst ein Bekenntnis zu offenen Daten von den deutschen Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit kommen. Gerade viele entwicklungspolitische NGOs sind hier kein Vorbild.
Was mit den Daten alles möglich wäre und wie sinnvoll solche Visualisierungen und Analysemöglichkeiten auch für die Organisationen selbst sind, wird auf der Seite OffeneEntwicklungshilfe.de deutlich. Bleibt zu hoffen, dass viele Organisationen davon inspiriert werden, ihre Daten öffnen, und ineffiziente und intransparente Geldvergaben damit bald der Vergangenheit angehören.
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