Selbst ist der Datenschutz

Die Friedrich Naumann Stiftung (FNS) bietet heute eine Veranstaltung in Halle zu Datenschutz und Bürgerrechte 2013 an. Nach Ansicht der Veranstalter ist Datenschutz im Internet keine Aufgabe unserer Rechtsordnung, sondern er liegt in der Initiative des einzelnen Bürgers:

Es vergeht kein Tag in der nicht über Missbrauch von persönlichen Daten in den Medien berichtet wird. Jeder Internetnutzer gibt tagtäglich mehr über sich und sein Leben preis als ihm lieb sein kann. In einem globalisierten Internet sind nationale Gesetze quasi nutzlos. Eigeninitiative ist gefragt. Diese Veranstaltung zeigt Internetnutzern, worauf sie beim täglichen Gang durch das Internet achten müssen, damit ihre persönlichen Daten auch weiterhin privat bleiben.

Die Idee der Selbstverteidigung der Privatsphäre propagiert auch die German Privacy Foundation, allerdings im Sinne zusätzlichen technischen Schutzes statt verantwortlicher Facebook-Nutzung.

…weil Fragen kamen: Mir scheint ein Ansatz der Eigenverantwortung beim Datenschutz schwachsinnig und im Kontext der aktuellen gesetzgeberischen Debatte in Europa zynisch. Denn der Schutz der Daten liegt ja häufig nicht in unserer Macht, sondern ist eine Frage des institutionellen und technischen Designs. Eine defensive Kultur des Verbergens in der Öffentlichkeit wäre fatal. Eine Mischung aus klaren Gesetzen, guten technischen Standards und einer gewissen „Höflichkeit“, einer Verantwortung für die Privatsphäre meiner Mitmenschen, schwebt mir vor.

5 Ergänzungen

  1. Hallo Netzpolitik.org-Team,

    vielen Dank für’s Erwähnen. In unseren Seminar geht es eher um die praktischen Dinge des Datenschutzes. In einer globalen Welt sind gesetzliche Regelungen nur bedingt wirksam. Wir setzen hier auf Eigeninitiative und Datenvermeidung ;-).

    Viele Grüße
    Thomas Mergen, Webtrainer.Pro

    1. Ja, tolle Strategie.

      Gegen Zwangsdatenerhebungen, -verarbeitungen und -übermittlungen helfen Eigeninitiative und Datenvermeidung ja wirklich enorm.

      „Guten Tag. Ein Flugticket von Berlin nach München, bitte.“

      „Name, Adresse, Geburtsdatum, Telefonnummer, eMail-Adresse, Kreditkarte, Fingerabdrücke, Irisscan, DNA- und Stuhlprobe bitte. Und Ihren Ausweis.“

      „Oh, das möchte ich nicht. Ich möchte datensparsam und datenvermeidend reisen.“

      „Das geht nicht. Was haben Sie zu verbergen? Dient doch alles der Sicherheit. Also: Daten her oder kein Ticket.“

      Toller Selbstdatenschutz.

  2. Oh, hier riechts neoliberal.
    Datenschutz im Internet keine Frage der Rechtsordnung – wo kämen wir da auch hin. Das liegt schliesslich in der Eigenverantwortung der Bürger und jeder ist seines Glückes eigener Schmied…

  3. Warum machst du dafür Werbung, André? Oder hab ich die Stelle mit der Ironie nicht gefunden? FDP muss Selbstdatenschutz fördern, wenn sie gesetzlichen im Rahmen der EU-Datenschutzreform absägt.

  4. Mal im Ernst: Glaubt hier irgend jemand, das Bundesdatenschutzgesetz würde Datenschutz garantieren? Leute, guckt Euch bitte die Realität an. Hat jemand von Euch schon mal ein Datenschutz-Audit mitgemacht? Das ist eine rein formale Veranstaltung. Niemanden interessiert, ob Datenschutzmaßnahmen tatsächlich Datenschutz bringen.

    Das BDSG garantiert nur eine einzige Sache, nämlich Umsatz für externe Datenschutzbeauftragte.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.