Gabriella Coleman hat ihr ausgezeichnetes Buch Coding Freedom – The Ethics and Aestetics of Hacking nun als PDF und ePub unter der Creative Commons (CC BY-NC-ND 2.5) Lizenz veröffentlicht. Coleman ist Anthropologin an der kanadischen McGill University und beschäftigt sich vor allem mit Hacker-Kultur, Anonymous und Digitalem Aktivismus. So ergründet sie in ihrem neusten Buch moralisches Selbstverständnis und Charakteristika der Hacker-Kultur – wobei ihr Ausgangspunkt und Fokus auf freier / offener Software-Entwicklung liegt. Auf für den Leser sehr angenehme Art und Weise verbindet Coleman hier Theorie mit eigener Feldforschung. Gespickt mit Referenzen und Anekdoten, Gesprächen und Reflexionen über ihre eigene Tätigkeit nimmt sie den geneigten Leser auf ihre Entdeckungsreise mit. Wer Motivation, Unterschiedlichkeiten, Ideologie und Selbstverständnis von Hackern besser verstehen möchte, sollte unbedingt Coding Freedom lesen.
This ethnography is centrally concerned with how hackers have built a dense ethical and technical practice that sustains their productive freedom, and in so doing, how they extend as well as reformulate key liberal ideals such as access, free speech, transparency, equal opportunity, publicity, and meritocracy.
Vielleicht eine der größten Stärken des Buchs und Colemans Forschung ist die Vielschichtigkeit und Differenziertheit mit der sie Hacker und Hacking betrachtet und gerade nicht alle über einen Kamm schert, nur weil alle vor Computern sitzen. Coding Freedom zeigt vor allem die Unterschiede auf, die bestehen.
Therefore, once we confront hacking in anthropological and historical terms, some similarities melt into a sea of differences. Some of these distinctions are subtle, while others are profound enough to warrant what I, along with Alex Golub, have elsewhere called genres of hacking… F/OSS [free and open source software] hackers, say, tend to uphold political structures of transparency when collaborating. In contrast, the hacker underground, a more subversive variant of hacking, is more opaque in its modes of social organization (Thomas 2003). Indeed, these hackers have made secrecy and spectacle into something of a high art form.
Gabriella Coleman ist sicherlich eine der Forscherinnen die die Hacker-Kultur zur Zeit am besten begreifen und dadurch wiederum aufdecken und anderen Personenkreisen verständlich machen kann. Wie auch bei anderen Ethnographen merkt man bei ihr, dass sie manchmal etwas zu positiv oder wohlwollend gegenüber den Phänomenen, die sie untersucht, eingestellt ist. Dadurch erhalten negative Aspekte nicht immer denselben Raum, wie positive Beispiele – was allerdings nichts an ihrer kritisch-analytischen Herangehensweise ändert. Selbst wenn man nach den rund 200 Seiten nicht mit ihr einer Meinung ist, hat man immer noch über 20 Seiten Literaturverzeichnis, um die Recherche fortzusetzen. ;)
Wer lieber zuhört, als liest, findet Gabriella Coleman auch in unserem Podcast, in dem sie über Anonymous und ihre Arbeit redet. Außerdem ist sie auch im Netzpolitik Jahrbuch von 2012 zu finden („Anonymous: Leuchtfeuer der digitalen Freiheit“).
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