Aaron Swartz: MIT hat nach eigener Einschätzung keine Fehler gemacht

Quelle: Wikipedia (cc-by-2.0)
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Quelle: Wikipedia (cc-by-2.0)

Das Massachusetts Institute of Technology (MIT) hatte Ende letzten Monats seinen offiziellen Untersuchungsbericht zur Aaron Swartz Tragödie veröffentlicht: Report to the President MIT and the Prosecution of Aaron Swartz. Die Untersuchungen wurden ‚generalstabsmäßig‘ geplant und angelegt. So hatten drei unparteiischen, nicht-involvierte Professoren die Aufsicht über die Erstellung des Bericht – Leiter war Prof. Hal Abelson. Das ganze hat ein gutes halbes Jahr gedauert, umfasst 180 Seiten, 10.000 Seiten Text wurden analysiert, rund 50 Leute befragt. So war das Ziel des Reports, drei Fragen zu beantworten. 1. Aktivitäten und Entscheidungen des MIT über den Zeitverlauf beschreiben. 2. Den Kontext dieser Entscheidungen bewerten. 3. Kritische Punkte beleuchten, die weiterer Diskussion bedürfen. Ergebnis: Fragen werden aufgeworfen, aber letztlich habe sich das MIT in seiner „neutralen Haltung“ keines Fehlverhaltens schuldig gemacht.

Aaron Swartz, der zwar selbst kein Student oder Mitarbeiter am MIT war, aber enge (u.a. familiäre) Kontakte zu verschiedenen Fakultäten des MIT hatte, lud zwischen September und Dezember 2010 rund 500.000 wissenschaftliche Artikel von der JSTOR Datenbank herunter. Dazu benutzte er ein Notebook, das an MITs Campus-Netzwerk angeschlossen war. Als langjähriger und bekannter Open Access Aktivist hatte er hier keine monetären Ambitionen, sondern folgte vor allem seiner Überzeugung, dass akademisches Wissen frei verfügbar sein sollte. Im Januar 2011 wurde er festgenommen und angeklagt – zu diesem Zeitpunkt drohten ihm bis zu 35 Jahre haft und 1Mio USD Strafe. Die Verhandlungen zogen sich hin und Aaron Swartz hatte diesen Januar dann Suizid begangen.

Während den Verhandlungen gab es viel Kritik an dem Vorgehen der Staatsanwaltschaft, den überaus harten Anklagen und dem Verdacht, dass an Aaron Swartz – seitens der Verlags-Industrie und Regierung – eher ein Exempel statuiert werden sollte. JSTOR stellte schon zu Beginn offiziell klar, dass es kein Interesse an einer weiteren Anklage oder gar Verurteilung Aaron Swartz hat, nachdem die wissenschaftlichen Artikel auf Swartzs Computer sichergestellt waren.

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schreibt der US Amerikanische Jura-Professor Lawrence Lessig, dass ein großer Fehler und grobe Fahrlässigkeit des MIT war, dass es niemals gegenüber der Staatsanwaltschaft klarstellte, ob Aaron Swartz sich überhaupt unberechtigt Zugang zum Campus-Netzwerk verschafft hatte – was ein entscheidender Anklagepunkt war. Der Untersuchungsbericht argumentiert, dass das MIT nicht eingeschritten ist, da Aaron Swartz kein Student des Institutes war – und rechtfertigt dies mit einer „neutralen Haltung“. Lessig weist aber auf die Fadenscheinigkeit dieser Argumentation hin:

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Taren Stinebrickner-Kauffman, Partnerin von Aaron Swartz, sagt außerdem, dass das MIT stärker mit der Staatsanwaltschaft zusammengearbeitet hatte, als mit der Verteidigung (Zugang zu Dokumenten wurde Letzterem nicht gewährt) und allein dadurch nicht von einer „neutralen Haltung“ reden kann.

Here are the facts: This report claims that MIT was “neutral” — but MIT’s lawyers gave prosecutors total access to witnesses and evidence, while refusing access to Aaron’s lawyers to the exact same witnesses and evidence. That’s not neutral. The fact is that all MIT had to do was say publicly, “We don’t want this prosecution to go forward” – and Steve Heymann and Carmen Ortiz would have had no case. We have an institution to contrast MIT with – JSTOR, who came out immediately and publicly against the prosecution. Aaron would be alive today if MIT had acted as JSTOR did. MIT had a moral imperative to do so.

Ethan Zuckerman, Leiter des MIT Center for Civic Media, argumentiert ähnlich und sagt, dass das MIT sich zwar „neutral“ verhalten habe – dies aber nicht ethisch richtig war.

I think the report presents MIT with two equally serious charges: a failure to act ethically, and a failure to show compassion.

Letztlich ist es unendlich traurig, dass Aaron Swartz, aus welchen Gründen auch immer, erst sterben musste, um eine Diskussion über die Rechtmäßigkeit und Verhältnismäßigkeit des US Amerikanischen Computer Fraud and Abuse Act anzustoßen. Man kann Ethan mit seiner Einschätzung nur Recht geben, dass in Aarons Fall sicher einiges hätte abgewendet werden können, wenn man mit mehr gesundem Menschenverstand vorgegangen wäre. Nicht zuletzt hat Aarons Fall gezeigt, wie sehr die Open Access Diskussion noch in den Kinderschuhen steckt. Der MIT Report hätte an dieser Stelle viel weiter gehen können und Verhaltensfehler eingestehen können und sollen. So endet der Bericht auch lediglich mit 8 Fragen und nicht mit Handlungsempfehlungen.

1 Ergänzungen

  1. RIP Aaron.

    Auf der #Stop watching us Demonstration wo ich war, gab es eine Schweigeminute für ihn.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.