Sat1-Talk zur Frage „Sind im Internet zu viele Diebe unterwegs?“ [Update]

Über Vermittlung der digiges darf ich heute Abend um 23.30 auf Sat1 als Ersatz für die erkrankte Anke Domscheit-Berg bei der Talk-Show „Eins gegen Eins“ mitdiskutieren zum Thema „Musik, Filme, Fotos – Sind im Internet zu viele Diebe unterwegs?“ In der Ankündigung zur Sendung heißt es:

 „Im Mai werden sie wieder zu Hunderttausenden auf die Straßen gehen: die Gegner des ACTA-Abkommens. Sie wollen nicht akzeptieren, dass die Freiheit im Netz durch die Stärkung der Urheberrechte eingeschränkt wird. Doch genau das sieht das Antipiraterie-Abkommen, über das im Juni im EU-Parlament abgestimmt wird, vor. Eine weitere wegweisende Entscheidung wird jedoch bereits erwartet: das Urteil im Rechtsstreit zwischen der GEMA und dem Online-Clipportal YouTube.“
Die Sendung wurde aufgezeichnet, weitere Diskutanten waren Tobias Künzel („Die Prinzen“ und Mitglied des GEMA-Aufsichtsrats), Medienanwalt Prof. Jan Hegemann und der musikproduzierende Pirat Bruno Kramm. Gemeinsam mit Kramm habe ich dort, wenig überraschend, die titelgebende Frage verneint.
Die Sendung funktioniert so, dass die Saalzuschauer vor Beginn der Sendung über die titelgebende Frage abstimmen und dann am Ende nach der Diskussion noch einmal. Das Ergebnis bzw. die Differenz wird erst am Ende der Sendung bekanntgegeben.
[Update] Mittlerweile und voraussichtlich für eine Woche ist die Sendung als Stream in voller Länge online. [/Update]

25 Ergänzungen

  1. Mir fehlt bei der Diskussion mal wieder die Dimension. Der komplette Umsatz der MI im Musikkaufmarkt (CDs und Downloads) war 2011 ca. 1,6 Mrd Euro, was ca. 40 Euro im Jahr pro Haushalt beträgt. Welchen Anteil davon sollte man mit einer Pauschale ersetzen? Etwa ein Viertel? Dann wäre mit 10 Euro im Jahr pro Haushalt das neumodische „Musikhören“ zu legalisieren!
    Zum Vergleich:
    Wir zahlen an die GEZ schon 215 Euro im Jahr!

  2. leider wird immer wieder verkannt, dass wir in einer juristischen realität leben. statt emotionalisierter wortgefechte sollte diese diskussion endlich auf rechtserheblicher ebene geführt werden. es gibt ausreichend juristische gründe (dazu zählen natürlich auch empirische studien), die eine grundlegende urheberrechtsreform stützen und positionen der industrie widerlegen. letztlich kann in unserer verrechtlichten gesellschaft nur ein solcher weg erfolgversprechend sein.
    die piratenpartei täte gut daran, einen kühl-emotionslos argumentierenden juristen als sprecher für informationspolitik zu gewinnen. momentan werden sie leider noch zu oft von politprofis um den finger gewickelt.

  3. Lief doch ganz sauber, wenn ich mir so das Ergebnis ansehe, da scheint eure Message bei den Leuten z.T. doch angekommen.

    Eine Frage, die Studie die die zwischendurch gezeigt haben, war das nicht die, die die Menge von illegalen Downloads bestimmt nach kostenlos = illegal? Wenn ja, hätte man das erwähnen können … aber vielleicht schmeiß auch ich hier gerad was durcheinander.

    Nochwas zum Teil mit Gema-Mitglieder die ihre Musik kostenlos anbieten wollen. Habe auch schonmal was darüber gelesen (nur als Interessierter Laie, es betrifft mich also nicht irgendwie), dass das eben nicht so einfach sein soll, wusste also worauf Hr. Kramm hinaus wollte, ich bin aber nicht so sicher, dass das jeder verstanden hat, der sich damit bislang noch nie in irgend einer Form beschäftigt hat. In dem Zusammenhang auch die interessante Frage, hatte Hr. Prof. Hegemann da tatsächlich keine Ahnung oder wollte er die da nicht haben? Immerhin tat er so, als sei stelle dies keinerlei Problem dar.

    Aber wie gesagt, alles in allem ganz gut gemacht!

  4. Souveräne Leistung von Leonhard und insgesamt überraschend sachliche Diskussion (man muss sich nur bei den Einspielern am Sitz festkrallen). Das Beispiel mit den sich selbst beim Tanzen aufnehmenden Kindern hat direkt zu Beginn die Enforcement-Fraktion in die Defensive gebracht.

  5. Ich fand Tobias Künzel teilweise peinlich: Man soll doch gefaelligst vor dem Upload bei ihm nachfragen, ob er es genehmigt.

    Ich stelle mir nun vor, man kommt mit ca. 9 Min Film, auf denen 4 verschiedene Songs zu hoeren sind, Samstags- oder Sontagsmorgen um 4 Uhr nach Hause und will das Filmchen hochladen.
    Also geht man ins Internet, identifiziert sofort diese Musikstuecke, mailt mal kurz die Rechteinhaber an, ob es OK ist, das Filmchen hochzuladen, und bekommt postwendend innerhalb von vieleicht 10 Min eine positive Antwort auf das Ersuchen?
    Oder habe ich da was missverstanden?

    1. Das ist schon für die Verwerter bzw. Urheber völlig illusorisch. Die hätten vor lauter Anfragen nichts anderes mehr zu tun.

  6. Jepp, gewonnen. Jetzt aufsatteln und die nächsten Zuschauer Befragungen gewinnen mit “ Freibier für alle“, “ Sexpflicht für Modells an häßliche Nerds“ , GEZ, endlich weg!,, die Nazis haben immerhin die Autobahn gebaut. kostenloser Nahverkehr für alle ( ups, das gibts ja schon),
    tolle Sache, dieses Land. je platter je besser, weiter so.
    Mein Fazit, Demokratie, oder das, was einige darunter verstehen,kann mann das nicht nennen, shame on you, populisten! . Mein Vorschlag, auf jeden Wahlzettel müssen 5 Fragen zur Staatsbürgerkunde richtig beantwortet werden, damit der Wahlzettel gültigkeit erlangt. Der billigen Luftballon, Kugelschreiber – Umsonst für alle wahlpolitik, einhalt gebieten.

  7. Na los, drehen wir doch alle kleine Filmchen mir Musik der Prinzen und fragen sie dann an, ob wir das bei Youtube hochladen dürfen :D

    Was ne realitätsferne Argumentation.

  8. Wie konnten die Damen und Herren von der GEMA in der Vergangenheit nur so blauäugig sein? Die hätten sich doch denken müssen, in welche Richtung sich das Internet mit seinen immer höheren Datentransfers entwickelt. Die haben beim Aufstieg der Online-Videoportale glatt gepennt. Viel zu spät erst mockieren die sich darüber, dass z.B. YouTube zur Musikvideo-Jukebox geworden ist. Nun nehmen sie den Usern dort etwas weg, das Jahre lang frei nutzbar war, anstatt im Voraus Abkommen zu schließen und sinnvolle Regulierungen zu finden. Kein Wunder, dass eine Piratenpartei mit ihrer Forderung nach einem komplett reformierten Urheberrecht momentan so vielen überwiegend jungen und internetaffinen Wählern aus der Seele spricht.

    1. Die Wissen doch ganz genau was abgeht, merkt man schon an ihren taktisch ausgewählten Kampfbegriffen und PR-Kampagnen.

      Wenn ich als Vorsitzender so eines Vereins 500.000€ im Jahr verdienen würde und die gesamte Gesellschaft 863 Millionen € einstecken würde aber nur 299 Millionen € an die Leute abgeben muss, die sie eigentlich schützen sollte (und das alles auch noch höchst intransparent) würd ich evtl. das gleiche tun.
      https://www.gema.de/fileadmin/user_upload/Presse/Publikationen/Jahrbuch/Jahrbuch_aktuell/Das_Geschaeftsjahr.pdf (S. 44 + 45)

      Ist halt wirklich ein Verbrecherverein mit Monopolstellung egal ob das manche manchmal „diplomatischer“ ausdrücken wollen, die haben um einiges mehr mit den Piraten im England des 17ten Jahrhunderts zu tun die unter Geheiß der Krone rauben konnten als alle anderen „Piraten“.

  9. Wenn man beispielsweise ein Werk unter CC BY-NC-SA veröffentlicht, und verlangt, das wenn jemand das Werk kommerziell nutzen möchte, dafür eine separate (möglicherweise kostenfreie) Lizenz einholt, ist dies realitätsfern?

    1. wenn ich – wie in der diskussion dargestellt – ein video drehe, dass mich beim tanzen zeigt und bei dem im hintergrund „die prinzen läuft“, dann nutze ich das kommerziell?

      1. Gut dann anders:

        Wenn man beispielsweise ein Werk unter CC BY-NC-SA veröffentlicht, und verlangt, das wenn jemand das Werk ohne Namensnennung nutzen möchte, dafür eine separate (möglicherweise kostenfreie) Lizenz einholt, ist dies realitätsfern?

        PS: Wenn man den Argumentation einiger Anwälte zum Thema Impressumspflicht folgt, könnte auch das als kommerziell eingestuft werden (weil es ja möglicherweise kommerziell nutzbar wäre, zB durch Clipshows).

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.