Frage: Kommunale WLAN Netze in Deutschland?

Ich recherchiere gerade für einen längeren Artikel kommunale WLAN-Initiativen und was man damit alles anstellen kann, um die digitale Kluft zu verringern. Allerdings scheint es davon in Deutschland eher weniger zu geben. In den Niederlanden, USA und Skandinavien finde ich viel mehr. Hier bei uns finde ich eher viele Ankündigungen und einige Testprojekte. Letztere sind dann meist einzelne Hotspots auf dem Marktplatz und dergleichen.

Zwei Beispiele sind bisher Heidelberg und Linz (A). Aber da muss es doch mehr geben, oder? Über Hinweise freue ich mich in den Kommentaren.

Heidelberg Mobil

Die Stadt Heidelberg hat im Moment die fortschrittlichste kommunale WLAN-Infrastruktur in Deutschland. Eine Testphase mit ca. 40 Access-Points wurde Anfang November 2006 gestartet. Das Ziel: Akzeptanz bei Anwohnern, Wirtschaftstreibenden und potentiellen Partnern zu schaffen. Die ausführende „Heidelberg mobil GmbH“ ist ein Tochterunternehmen der European Media Laboratory GmbH (EML) in Zusammenarbeit mit dem Heidelberger WLAN-Provider MEG und wird von der Stadt Heidelberg und der Heidelberger Kongress- und Tourismus GmbH (HKT) unterstützt. Bis zum Ende der Testphase ist geplant, flächendeckend eine WLAN-Infrastruktur anzubieten und ortsbezogene Informationen bereitzustellen. Angestrebt sind 100 Access-Points, von denen derzeit 40 online sind. So ist beispielsweise die gesamte Fußgängerzone bereits jetzt mit Access-Points ausgestattet.

Kernanwendung sind im Moment ortsbezogene Daten: Eine Software ermittelt den aktuellen Standort und vermittelt die nächstegelegenen Hotels und Geschäfte, dazu liefert ein Veranstaltungskalender aktuelle Termine. Ein virtueller Stadtplan fungiert als Navigationssystem und Reiseführer für Fußgänger. Zu Sehenswürdigkeiten finden sich weiterführende (multimediale) Informationen in Text-, Audio- und Videoform. In der Testphase ist die Nutzung kostenlos. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen kostenpflichtige Flatrates für die Bewohner, sowie Tagespauschalzugänge für Touristen (angedacht im Bundle mit Touristen-Karten) angeboten werden.

Linz in Österreich

In Österreich ist die Stadt Linz als Standort der „Ars Electronica“ am fortschrittlichsten. Dort sollen bis zum Jahre 2008 mehr als 120 freie Hotspots im Stadtgebiet eingerichtet werden, aktuell sind etwa 60 installiert. Die Technik errichtet der Kabelnetzbetreiber LIWEST auf Initiative der Stadt. Das Ziel soll sein, eine Investition in die Zukunft zu tätigen und die Position von Linz als „international herausragende Medien- und Technologiestadt zu festigen“ und dem immer mobiler werdenden Kommunikationsverhalten gerecht zu werden.

Das offene WLAN-Netz ist in Linz betont anonym und frei von Barrieren. Touristen und Anwohnern soll damit flächendeckend ein Zugang zum Internet angeboten werden. Erste offzielle Anwendung ist die „WikiMap“. In einem Wiki (Die Technik hinter Wikipedia) soll von den Einwohnern ein interaktiver und virtueller Plan der Stadt erstellt werden. Alle Nutzer können wie auf einer Pinnwand Texte, Bilder oder Klangelemente ortsbezogen einsetzen und abrufen.

Hier geht es übrigens explizit nicht um freie WLAN-Initiativen wie Freifunk.net.

20 Ergänzungen

  1. Ich würde niemals einen offenen Wlan-spot betreiben.
    Sonst müsste ich ja noch fürchten das mich die MI Maffia verklagt nur weil irgenjemand etwas mit meinem anschluss downgeoloadet hat.
    Es gab ja schon fälle da wurde der besitzer eines Wlan anschlusses wegen urhberrechts verletzungen verurteilt weil er das Netz nicht genügend gegen Anonyme nutzer gesichert hatte.

    Siehe: http://www.lampmannbehn.de/wlan.html

    Bei der jetzige Gesetzeslage haben freie Wlan Hotspots keine Chance weil die Leute viel zu sehr eingeschüchtert sind.
    Einige bekannte haben sogar schon Angst eine FON-Box zu betreiben.

  2. Das war ja auch nicht die Frage.

    Ich suche keine Hotspots, die von Nutzern bereitgestellt werden, sondern kommunale IT-Infrastrukturen zur Überwindung der digitalen Spaltung, welche die WLAN-Technologie dazu verwenden.

  3. In Göttingen gibt es GoeMobile für Studierende und Mitarbeiter der Universität.
    Auf der Unterseite Access Points findet man eine Karte (PDF) der Access Points.
    Dort ist zu erkennen, dass das WLAN vor allem in Universitätsgebäuden angeboten wird. Mit einer Richtantenne lässt sich allerdings von nahezu jedem Teil der Stadt eine der Außenantennen (Sichtkontakt erforderlich) anpeilen.

    Man muss allerdings Student oder Mitarbeiter sein, ausserdem benötigt man einen persönlich vor Ort angemeldeten Account (für 12 Euro pro Semester).

  4. in innsbruck wird auch gerade an einem flaechendeckenden wlan-netz gearbeitet. der haken an der sache ist jedoch folgender:

    „Bestimmte Angebote wie die Webseiten der Stadt Innsbruck und Informationen mit touristischem Hintergrund werden kostenfrei abrufbar sein. Internetzugang wird jedoch nur gegen Bezahlung gewährt. „Wir werden hier temporäre Zugänge anbieten. Der 24-Stunden-Zugang wird knapp zehn Euro, der Wochen-Zugang knapp 30 Euro kosten“, so Kiechl.“

    die artikel dazu, die ich jetzt auf die schnelle gefunden habe, sind leider auch schon etwas aelter (april 2006). wie es derzeit aussieht kann ich also leider nicht sagen.

    artikel bei zdnet
    artikel bei heise
    informationen der stadt innsbruck

  5. Ist es wirklich sinnvoll freie Netze auszuschließen? Schließlich ist das Resultat das selbe. Jimbo Wales (Wikipediagründer) z.B. hat komunale Netze als eine schlechte Idee bezeichnet, da sie eben die freien Netze verhindern würde, die nach seiner Meinung auf lange Sicht günstiger und schneller sind.

  6. @ birke:

    Zu freien Netzen hab ich genug Informationen im Kopf und Webseiten wie Freifunk.net liefern tolle Informationen. Aber das ist nur am Rand Bestandteil des Artikels und der Recherche.

    Freie Netze sind was tolles. Aber erstmal gibt es nicht überall sehr aktive und fleissige Communities, die das selbst und eigenständig aufbauen. Und ich finde, dass Kommunen einen freien Zugang zum Netz gewährleisten müssen. Wenn es dazu noch freie Alternativen gibt – umso besser.

    Insofern würde ich verkürzt ganz klar Jimbo Wales widersprechen (ohne jetzts eine genaue Argumentation zu kennen).

  7. Bereits vor Weihnachten hat die Stadt St. Gallen (Schweiz) die Medien orientiert, dass in der Stadt ein für Bewohner kostenloses Opensource-Netzwerk aufgebaut werden solle – drahtlos. Via Website sind einschlägige PDF-Dateien erhältlich.

  8. Hallo
    wie sich ja schon hier im Blog zeigt, so zeigt sich das da draussen im realen auch. Da werden 2 ganz verschiedene vorstellungen von netzwerk und ihren Sinn gegeneinander aufgebracht, bzw. verwechselt.
    1. Ein netzwerk besteht aus mehreren „einheiten“ die untereinander verbunden sind. auch 10 rechner sind einfach ausgedrückt ein netzwerk.
    2. das grundproblem, egal, ob diese 10 rerechner als netzwerk oder das internet, was aus solchen netzen besteht braucht inhalte!!! und da mangelt es, bzw. verwechselt man wichtige inhalte und unwichtige inhalte.
    Klar kann man schnell so paar schnelle w-lans hochziehen. Aber was ist denn da an NEUEN Kommunalen entstanden? nichts!!! an diesen Beispiel lässt sich wieder wunderbar der technologiewahn unserer zeit veranschaulichen.
    kennt einer noch das usenet??? was nutzen mir da die tollen gimmigs wenn ich mit meinen endgerät durch eine stadt gehe und und ich hab „freihes w-lan“ und muss trotzdem wieder googeln nach informationen, der umgebung entsrechend. wer ausser den weltweiten TIERen und google hat sonst noch was davon? und genau das wird immer mit w-lan verwechselt. Die jungs von berliner freifunk bilden auch blos symbolisch gesehen ne räuberleiter zu ihren junkfood. es geht also „nur um Netz“ anstatt …
    Das ist das dilemma, das technologie genug da ist, aber alle zu faul sind, ausser die häkchen in ihrer konfurgationsdatei zu machen, also auch mal kreativ schöpferisch zu werden.

    nicht überall muss es internetzugang geben. wichtig das man sachdienliche informationen zu seiner umgebung findet und dadrin enthalten kann auch der nächste gatepoint zu google und konsorten beschrieben sein.

    Der streit von angeboten, technikern und gestaltern wird wird von ahnungslosen in den rathäusern dirigiert.

    wie gesagt, schon damals gabs das usenet und heute ist es in frankreich immer noch schneller und bequemer das alte BTX (in frankreich minitel) rauszuholen und darüber eine fahrkarte zu ordern wie über einen PC mit internetanschluss…

    MfG Herr Schmidt

  9. Sowas wie der Till beschreibt gibt es in Berlin gleich mehrfach, vornehmlich in der City West: WALL und bluespot (letzteres ist Prepaid, glaube ich).

  10. An der Hamburger Uni gibt es auch relativ flaechendeckend WLAN. Da die Unigebaeude sehr weit verstreut sind ist dies dadurch auch der Zugang. Inwieweit man das per Richtfunk nutzen kann weiss ich nicht. Zugang ist fuer alle Studenten und Mitarbeiter kostenlos.

  11. Hi,

    schau dir doch auch mal Wlan-netze die zwischen kommunalen und freien Netzen liegen an. Ein gutes Beispiel für eine derartige Infrastruktur bietet dir der Förderverein Bürgernetz Dresden e.V.

    http://www.fbn-dd.de die Website ist nicht besonders toll, aber mit einer Mail erreicht man da einiges…

  12. Danke schonmal für die vielen Links. Besonders die zu St. Gallen und Innsbruck waren hilfreich. Die beiden Städte waren noch nicht auf meinem Radar. Von Freiburg hatte ich auch schon was gelesen, aber das klang etwas anders als Werbesäulen.

    Ansonsten wundere ich mich noch immer darüber, dass es in Deutschland eigentlich nur darum geht, dass alle Mails checken können und man manchmal Tourismusinfos kostenfrei abrufen kann. Da sind andere Städte in anderen Ländern schon viel weiter. Obwohl ich mir auch nicht so sicher bin, ob ich die Feuerwehr oder die Polizei über WLAN kommunizieren lassen will, wie dies in den USA immer mehr passiert.

  13. Hallo,

    wir sind gerade dabei mit verschiedenen Städten die Möglichkeit eines „öffentlichen WLan“ Netzes zu erörtern.
    Derzeit sind wir in Düsseldorf mit dem Aufbau sogenannter free public Hotspots beschäftigt. Ziel ist, in naher Zukunft in verschiedenen Städten in der Art des Roamings von Spot zu Spot flächendeckend Onlinezugänge zu ermöglichen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.