Spiegel-Online schreibt über einen Bericht an den US-Kongress, wo es wohl um „Geistige Monopolrechte“ geht: Die zwölf Piratenstaaten. Der Artikel ist ein Remake aus einem AP-Artikel und meiner Meinung nach leicht tendenziös. Aber das sind wir hier ja auch, nur ohne einen objektiven Anspruch. Lustig sind dann die Aufzählungen der Staaten. Afrika hat man anscheinend komplett abgeschrieben, oder wieso taucht ausser Ägypten kein Staat hier auf:
Als weitere Staaten, in denen man nicht viel auf Kopierschutz und Urheberrecht gibt, identifiziert der US-Bericht Argentinien, Chile, Ägypten, Indien, Israel, den Libanon, Thailand, die Türkei, die Ukraine und Venezuela. Außerdem gebe es weitere 31 Länder, gegenüber denen die USA bedenken hinsichtlich des dort praktizierten Urheberschutzes haben und die ebenfalls besonders beobachtet werden. Darunter finden sich unter anderem auch Kanada und Italien.
Kanada ist besonders schlimm. Die weigern sich dort tatsächlich, dem Druck der USA nachzugeben und deren radikalisiertes Urheberrechts-System mit allen Nebenwirkungen einzuführen. Noch wird der Schwerpunkt eher auf verbraucherrechtliche Belange beim Urheberrecht gelegt. Und komischerweise finden das viele bekannte Musik vollkommen in Ordnung. Die Debatte läuft dort noch und die US-Lobbyorganisationen legen sich mächtig ins Zeug. In Deutschland gab es mal vor wenigen Jahren eine Debatte mit einem Vertreter des Justizministeriums zur Urheberrechtsreform. Der entschuldigte sich fast, dass man nicht wirklich auf verbraucherrechtliche Belange Rücksicht nehmen könnte, weil sonst am nächsten Tag der US-Handelskommissar vor der Tür stehen würde und mit unserer Regierung schimpfen würde. Kanada ist da etwas mutiger.
„Skandalös“ ist auch das Verhalten der Staaten, die beispielsweise zur AIDS-Bekämpfung nicht ihre eigenen Haushalte ruinieren, um überteuerte Produkte US-amerikanischer Firmen zu kaufen. Sondern diese billig im eigenen Land nachproduzieren lassen:
Nicht immer geht es bei den Klagen der USA um das unrechtmäßige Kopieren von Musik und Filmen. So werden nach Ansicht der USA häufig Patente auf Medikamente verletzt. Als Beispiel wird Thailand genannt, das sich derzeit einen Rechtsstreit mit US-Firmen wie den Abbott Laboratories liefert. Augenscheinlich werden in Thailand vor allem sonst sehr teure Medikamente, etwa zur Behandlung von AIDS-Patienten, zu Niedrigpreisen nachgemacht – teilweise mit Billigung der Regierung.
Die einen nennen es Piraterie und die anderen nennen es humanitäre Hilfe.
Update: Michael Geist (Kanada) hat letzte Woche schon auf die Vorwürfe bei der BBC geantwortet: „Ignore the US copyright bullies“.
Internet law professor Michael Geist says countries should resist US bullying tactics over copyright and intellectual property.
[Danke an Dieter]
Zu dem Bericht und speziell zum „Fall“ Kanada hat Michael Geist (der kanadische Lawrence Lessig) schon letzte Woche was geschrieben:
Ignore the US copyright bullies
http://news.bbc.co.uk/2/hi/technology/6592133.stm
hm… waere vielleicht mal eine ueberlegung wert, in eine dieser staaten zu migrieren?! btw. mich wuerde mal interessieren in wie weit die lobbyindustrie ihre finger bei diesem bericht drinn hatte? in DE wird es ja hervorragend demonstriert, wie die industrie, die politik manipuliert.