Der Traum von grenzenlosen Internet für jeden schien so schön: Die Suchmaschine Google und der Internet-Provider EarthLink plant, die amerikanische Stadt San Francisco flächendeckend mittels eines drahtlosen Funknetzes, genannt WLAN, zu verbinden. Ein wünschenswertes Vorhaben, um die Digitale Spaltung in der Gesellschaft zwischen „verlinkten“ Menschen mit Internet-Zugang und von Informationen ausgeschlossenen Bürgern ohne Anschluss kommunal zu überwinden. Der Knackpunkt wurde aber nun bekannt gegeben: Das gigantische Projekt soll nun mit Werbeeinnahmen von ortsansässigen Geschäften und Betrieben finanziert werden, die die technisierten Passanten mit Werbebotschaften auf sich aufmerksam machen. Das Problem dabei ist nun, dass dafür die Bewegungsdaten der Benutzer von Google ermittelt und für 180 Tage gespeichert werden sollen – was für amerikanische Datenschützer ein gravierende Beeinträchtigung der Privatsphäre darstellt. Schließlich wird jeder Nutzer des Gratis-WLANs darüber lokalisiert, um ihm die passende Werbung an jeder Ecke zuzuweisen. Gleichzeitig wird er so aber auch ausspioniert, „getrackt“ so zusagen.
Datenschützer protestieren dagegen: „Wenn diese Informationen erst einmal gesammelt werden, dann kommen bestimmt auch Leute, die sie einsehen wollen“, befürchtet die Electronic Frontier Foundation (EFF). Die Bedenken sind nicht unberechtigt, schließlich weiten sich die Tracking-Methoden zum Ermittteln der Nutzerdaten auf jeden neuen elektronischen Bereich wie hier beim WLAN aus. Wie nun in San Francisco mit den empfindlichen Daten umgegangen wird, kann stellvertretend für die Debatten der Zukunft wegweisend sein. Bis dahin müssen sich nun erstmal alle Beteiligten einigen.
Es ist leider unrealistisch, anzunehmen, dass Firmen ein kostenloses WLAN Netzwerk in einer Stadt aufbauen und keinen Gegenwert dafür wollen. Google verdient sein Geld mit Werbung. Also werden sich Google-finanzierte WLANs auch mit Werbung refinanzieren. Wer sich als Belohnung für den kostenlosen drahtlosen Netzzugang keine Werbung anschauen will, muss offline bleiben oder dafür bezahlen.
Vor diesem Hintergrund hat Google auch in FON investiert. Bei FON ist es ja bisher keineswegs klar, wieviel Geld durch Besucher, die selber keine Bandbreite zur Verfügung stellen, ins System kommt. Wahrscheinlicher ist auch die Werbefinanzierung bei FON – powered by Google.
Nun stellt sich die Frage, welche Daten hier gesammelt werden. Ich vermute, dass sich der User registrieren und dann bei jeder Nutzung einloggen muss. Falls er einen eigenen Laptop hat (so sozialschwach sind Laptopnutzer wahrscheinlich gar nicht), dann kann sich das System vielleicht noch die MAC-Adresse und deren Mobilität merken. Oder einfach nur die User/PW Kombo.
Viel mehr weiss der Netzwerkbetreiber Google zunächst nicht. Da frage ich mich und euch also, wo hier die vermeintlich grössere Gefahr liegt im Vergleich zu anderen werbefinanzierten Angeboten – wie z.B. Google selbst.
Wie so oft wird der Markterfolg die Bedenken mit Leichtigkeit untergraben – wie bei <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/GMail" title="Google Mail">GMail</a>, wo das Geschäftsmodell darin besteht, den Leuten gratis was zu schenken (Speicherplatz, Maildienst), weil kontextbezogen zum Inhalt der Mails relevante Werbung ermittelt und eingeblendet wird. Aber nach dem ersten Aufschrei und einigen wenigen Verweigerern wie mir glättet sich das, und die Firma bezeichnet den Dienst als "erfolgreich im Markt". Das wird beim WLAN nicht anders sein.