Nach sieben Monat Einsatz von Flattr als Micro-Donation-Service ist es mal Zeit für eine kleine Evaluation. Die kurze Version ist: Flattr hat sich als eine weitere Finanzierungssäule bei uns etabliert, reich werden kann man damit aber noch nicht. Über die sieben Monate sind insgesamt 4774,63 Euro an uns gespendet worden. Erstmal herzlichen Dank dafür.
Die Grafik zeigt die monatlichen Einnahmen ab Juni, wo wir den Dienst erstmalig den gesamten Monat über eingesetzt haben. Als Mittelwert wird jeden Monat rund 682 Euro gespendet. Der Dezember war am stärksten mit 775 Euro, der November am schwächsten mit 611 Euro (Ich hab keine Ahnung warum). Ich hab jetzt nicht jeden Monat ausgerechnet, aber im November wurden 204 Artikel (Plus das Blog als Ganzes) 2052x geflattrt und das macht rund 30 Cent pro Click, um mal einen statistischen Richtwert für den Wert eines Klicks zu haben. Berücksichtigen sollte man auch, dass alle Einnahmen erstmal mit 19% versteuert werden müssen, die tatsächliche Netto-Einnahmen damit nochmal weniger sind.
Flattr hat sich irgendwann als Dienst geöffnet und die Closed-Beta-Phase beendet. Zuerst hatte ich die Vermutung, dass damit die Einnahmen ansteigen, tatsächlich sind sie aber (erstmal) gesunken. Vielleicht liegt es daran, dass es auch mehr Angebote gab, die von unseren Lesern ebenfalls geflattrt wurden, so dass sich das eingesetzte Geld mehr verteilte. Im Dezember gab es dann nochmal einen Anstieg mit einem Rekordwert zum Abschluß (Wahrscheinlich auch nur, damit die Grafik besser aussieht).
Was wird geflattrt?
Wie man sich denken kann, werden längere Hintergrundberichte und arbeitsaufwändige Artikel in der Regel kaum geflattrt. Das ist zwar schade, aber kein neuer Effekt. Das spiegelte sich schon in den Vorjahren durch kaum Kommentare, Trackbacks und Verlinkungen für solche Beiträge wieder. Unsere Podcasts werden zwar zahlreich runtergeladen und gehört, aber kaum geflattrt. Das wundert mich etwas, weil viele andere Podcasts sehr viel über Flattr einnehmen. Vielleicht liegt das wenige flattrn bei uns daran, dass der Podcast hier im Blog integriert ist? Was vielleicht auch noch eine Steigerungsmöglichkeit wäre, ist de Einbau von Flattr-Buttons in unseren RSS-Feed. Ich vermute mal, dass ein großer Teil unserer Leser uns im RSS-Reader liest und flattrn ein Medienumbruch in den Browser wäre. Im Sommer funktionierte das Plugin noch nicht zufriedenstellend, vielleicht probieren wir es demnächt nochmal aus.
Aus kommerziellen Gründen müssten wir eigentlich nur noch Unterhaltung fahren. Eine Formel um reich zu werden scheint auf jeden Fall Boulevard zu sein. In der Netzpolitik heißt das möglichst polemisch sein, wenig Arbeit und Recherche reinstecken und ein klares Feindbild haben. Dumme Aussagen und Aktionen von CDU-Politikern oder Lobbygruppen wie der GVU kurz und polemisch kommentieren funktioniert immer, sofern der Leser nicht durch zuviel Hintergrund überfordert wird. (Auch nichts Neues, die Beiträge haben früher auch schon immer die meisten Kommentare und Verlinkungen bekommen).
Der große Teil der Artikel wird unter 10x geflattrt, da kommen also im Schnitt weniger als 3 Euro rein. Nur sehr wenige Artikel wurden in den sieben Monaten mehr als 100x geflattrt. Diese Artikel brachten dann zwischen 30-60 Euro ein. Wenn das hier eine Plattform zum Geld verdienen wäre, hätten wir das Geschäftsmodell schon lange beerdigt und würden aus Erlösgründen bei einer Zeitung schreiben. Selbst bei Ausbeuter-Medien erhält man in der Regel mehr Geld für einen Artikel als für die Best-geflattrten-Artikel aller Zeiten (Ok, es gibt sicher Ausnahmen). Aber das Blog dient hier nicht zuvorderst als Geschäftsmodell. Wenn es sich finanziert und wir dadurch mehr Zeit-Ressourcen zum bloggen und für Kampagnen und Lobbying haben, ist das aber natürlich auch toll. Mehr Geld bringt mehr Zeit für Netzpolitik – und dabei hat sich Flattr als weitere Finanzierungssäule etabliert. Insofern freuen wir uns über jedes einzelne flattrn.
Als Fazit läßt sich sagen, dass Flattr sich insofern etabliert hat, als dass es eine konstante Einnahmequelle pro Monat gibt, die für laufende Kosten, Anschaffung neuer Technik, Reisekosten etc. verwendet werden kann. Werbung haben wir ja nur ab und an, das ist also nicht so konstant und verläßlich. Allerdings muss man trotzdem sagen, dass dann jede einzelne Anzeige bei unseren Abrufzahlen immer noch mehr Geld einbringt, als über Flattr reinkommt. Gestern erst wurden neue Funktionalitäten wie direkte-Spenden vorgestellt, so dass man einem Blog oder Podcast über Flattr auch konkrete Geldmengen zukommen lassen kann als über das ursprüngliche Flattr-Prinzip, das monatlich eingesetzte Geld gleichmäßig über alle geflattrten Dinge zu verteilen. Wir sind gespannt, wie sich Flattr als Dienst und als Einnahmequelle bei uns und anderen weiter entwickeln wird. Und generell die Idee, durch Mikro-Spenden interessante Projekte und Menschen zu unterstützen.
Hier ist übrigens die Top10 aller Zeiten:
3473x Das Blog als Flattr-Thing.
202x geflattrt, erschienen am 17.8.2010 Loveparade: Stadt Duisburg untersagt Blog Veröffentlichung von Dokumenten
133x geflattrt, erschienen am 4.6.2010 Interview mit Peter Sunde über Flattr
131x geflattrt, erschienen am 1.7.2010 Flattr-Einnahmen im Juni
115x geflattrt, erschienen am 18.11.2010 “Die Bilder der Anschläge im Kopf” – Widerspruch zwischen Angst vor Terrorismus und Wirklichkeit
110x geflattrt, erschienen am 18.6.2010 Verleger: Leistungsschutzrecht soll Sprache monopolisieren
109x geflattrt, erschienen am 14.12.2010 +++ Eil & Kurz +++ Vorentscheidung in NRW (jetzt wirklich!)
105x geflattrt, erschienen am 9.8.2010 GVU läuft Amok und läßt unberechtigt Videos löschen
103x geflattrt, erschienen am 14.11.2010 Meme: Axel E. Fischer fordert….
100x geflattrt, erschienen am 11.6.2010 Für die Ausbildung nicht geeignet
klingt doch insgesamt ganz gut, oder?
gibt es eigentlich irgendwo globale flattr-charts, oder einen erfahrungsbericht mit sehr hohen einnahmen?
blühen und gedeihen wünscht
.~.
Das ist einer der Gründe, warum ich möglichst ausschließlich globale Flattr-Buttons benutze. Die meisten Klicks sind letztlich ja auch genau dort gelandet.
Also fuer Direktspenden wuerde ich direkt ein Konto wo man hin ueberweisen kann fuer sinnvoller erachten. Ich geh mal davon aus das die 10% sonst auch dort „verloren“ gehen wuerden.
Ansonsten finde ich den Kommentar wichtig das sich lange und gut recherchierte Artikel kommerziell nicht lohnen. So eine Einschaetzung als regelmaessige Sache faende ich nett. Z.B das ist der meist geflatterte diesen Monats und meine Einschaetzung zu dem Artikel und das ist der Artikel wo das meiste Herzblut drinnen steckt oder so. Wuerde mich zumindest Interessieren.
Schön, an dieser Stelle nach all den Jahren mal zu erfahren, dass ihr auch einen Podcast anbietet ;-)
Euer Podcast befindet sich im „Tarnmodus“: Ganz am Rand, in der Anzeigen-Spam-Spalte, wo eh keiner mehr hinguckt und dann noch mit einem Bildchen, dass farblich schön im Hintergrund versinkt.
Also statt im Menü auf solche völlig unnötigen Seiten wie „Wiki“ und „Tagcloud“ zu zeigen, wäre das ein schöner Ort für einen hervogehobenen Link auf den Podcastfeed.
@Christoph: Danke für den Hinweis. Beachten wir beim Redesign.
Über 100x das Axel E. Fischer-Ding … das überrascht mich dann doch. Im Normalfall erwarte ich eigentlich, dass solche Copy-Paste-Artikel (kein Vorwurf, die braucht es für die Reichweite von Informationen) so gut wie gar nicht „honoriert“ werden, vor allem, wenn es eher eine witzige Sache denn einer wirklichen Information ist, die man auch nicht selbst ins Leben gerufen hat.
Schon traurig, irgendwie :)
Vor allem macht man bei UVetter ja ähnliche Beobachtungen. Schon komisch, dass auch Leser von eher informativen Quellen am Ende (zugespitzt formuliert) doch wieder nur bessere Bildleser zu sein scheinen – zumindest der Teil, der Flattr aktiv benutzt.
Flattr-im-RSS-Feed funktioniert im Lawblog übrigens schon länger. Im Zweifelsfall da einfach nochmal nachfragen?
Also ich lese auch euren langen Beiträge und im großen und ganzen komme ich wegen der ausgeglichenen Betrachtungsweise und den Informationen hier her.
bis denne
rebel
Schöne Zusammenfassung! Vielen Dank dafür! Deckt sich irgendwie auch mit meinen Erfahrungen, die bis jetzt auf den Klickzahlen beruhen.
Bisher habe ich flattr schließlich immer nur als eine schöne Idee gesehen, die ich zwar beobachtet, also auch etwas selbst geflattert habe aber eben nicht direkt als eine Einnahmequelle, um z.B. Serverkosten etwas zu finanzieren.
flattr hat bei mir irgendwie nicht funktioniert. Oder ich bin zu doof. Kann auch sein.
Im Blog hat sich bis auf 3 anfängliche Klicks gar nix getan. Ok, damit hätte ich leben können. Nur, wenn ich irgendwo auf den flattr-Button geklickt hab, hat sich nichts getan. Ich hatte dann auch keine Lust, der Sache auf den Grund zu gehen. Eigentlich schade drum.
Ah!
Dieses flattr Ding stand auf der Liste der Dinge die ich mir mal anzuschauen wollte, wenn sie aus der Beta Phase raus sind. Auch kann ich mich erinnern dass in der Anfangsphase sich nicht jeder registrieren konnte!? Kann nun jeder Blogkonsument das nutzen? Ging an mir vorbei.
Gleich mal ausprobieren – die Idee dahinter gefällt mir.
Flattr im RSS hab ich schon öfter gesehen.
Das mit den Podcasts könnte damit zusammenhängen, das euer Content eventl. über Netzwerke wie iTunes oder RSS Aggregatoren angeboten wird .. dort kann man zum Teil nicht flattrn.
@Mo: Andere Podcasts widerlegen diese Vermutung.
Danke für den Artikel. Ich denke auch an den Einsatz von Flattr und die Erfahrung, von der du bezüglich Feedback generell schreibst, kann ich nur teilen. Da ist eben der Knackpunkt, ob man auch was mitteilen will oder nur Geld machen. Andererseits wird ein Blog, der nur „Boulevard“ macht auch generell anders wahrgenommen, also zahlen sich fundiertere, vielleicht auch abseitigere, aber interessante Sachen mE auch indirekt aus. Zudem ist dein Blog auch recht bekannt und betrifft, wenn auch ein Nischenthema, dann doch ein relevantes. Letztendlich kann derzeit (und nach meiner Einschätzung auch für die Zukunft) ein Blog nur ein Aushängeschild für die Akquise anderer Jobs sein und selbst finanziell maximal ein Zubrot.
Hallo Markus,
ist ja schön, dass da ein bissl was zusammen kommt. Aber nur mal so eine Frage: Ist Netzpolitik.org nicht eigentlich ein journalistisches Angebot? Darauf sind doch eigentlich nur 7% Mehrwertsteuer fällig… Nicht, dass ihr hier dem Vater Staat das Geld unnütz hinterher werft!
Viele Grüße, STEFAN
flattr-buttons (oder auch die ganzen tollen social media-buttons) in feeds nerven. besonders in text-only feedreadern, wo dann schnell einmal mehr URLs zu den ganzen buttons stehen als der beitrag inhalt hat.
Also, man sollte vielleicht bei all den Überlegungen auch nicht vergessen, das Flattr auch und gerade ein Dienst für den Konsumenten und nicht nur für den Anbieter ist. Mit einem einfachen Klick kann ich mich für einzelne Beiträge oder ein ganzes Blog kurz bedanken, und muss nicht direkt 3,90€ für eine komplette Zeitschrift ausgeben, von denen der einzelne Autor ja auch nicht viel hat. Ich mag das schnelle „Bedanken“!
Ich bin übrigens Pro-Flattr-im-RSS-Feed. ;-)
Verrückt, euren Podcast kannte ich auch nicht. Finde ihn auch zu unauffällig platziert.
Gute Analyse! Aber warum lange Hintergrundbeiträge nicht bezahlt werden? Weil sie nicht gelesen werden! Ich weiß nicht, ob Ihr eine (online)journalistische Ausbildung habt, wenn ja, dann ist Euch der Grund klar, denn dann wisst Ihr, wie der Aufbau von Texten (und deren verschiedene Formen natürlich) erfolgt und warum. Und Ihr wisst relevantes über das Leseverhalten von Menschen. Auf Wunsch erkläre ich es gern. Und dann wird auch klar, warum Boulevard immer „siegen“ wird…
P.S.: Jetzt werden einige laut aufschreien: „Natürlich lese ich das!! Alles, jedes einzelne, bis hin zum letzten Wort!“ Das ist schlicht ein sog. Wahrnehmungsirrtum, dem wir alle unterliegen und der längst durch Wissenschaftler bewiesen wurde.
@Gina: Das ist mir schon bewusst. Zeitungen verdienen auch kein Geld mit langen Hintergrundberichten, Politik und Feuilleton. Ich wollte in dem Text lediglich darauf hinweisen, dass es (zumindest in unserem Fall) ein allgemeiner Irrtum ist, dass eben diese Sachen von den Lesern mit Spenden honoriert werden.
Ernüchternd. Und leider alte Erfahrungen bestätigend. Es gibt einen Grund, aus dem die Holzmedien sich in der Masse auf den Boulevard konzentrieren.
Dass Boulevard, Unterhaltung, Polemik, klare Feindbilder nach oben streben ist leider überall bei Netz-Themen zu beobachten. Rivva zeigt ja ein ähnliches Bild.
Trotzdem: Das Geld was ankommt ist ja nicht verkehrt. Respekt und weiter so!
Hi,
Ich muss mich aber auf jeden Fall ein paar Kommentaren anschließen, dass lange Beiträge das Bild des Blogs mitprägen.
Für mich persönlich wäre netzpolitik.org völlig uninteressant ohne längere Artikel, ergo würde ich es nicht lesen. Ich würde (habe noch kein Flattr) aber wahrscheinlich trotzdem bei einem polemischen kurzen (richtigen ;-)) Artikel auf den Button drücken.
mfg Xaleander
Artikel über flattr selbst flattrn gehört dabei natürlich zum guten ton^^
Ich denke, der Klick auf den Spendenbutton ist ein emotionaler. Hat man mich berührt, fasziniert oder mir etwas wirklich Neues vermittelt, klicke ich spontan. Dafür muss ich allerdings noch unter dem Eindruck des Gelesenen stehen, nicht beim Lesen müde geworden sein. Der Trick sind Häppchen, Teaser, gute Titel. Titeljournalisten verdienen nicht umsonst viel Geld…
Das erschreckende ist doch, dass selbst für so tolle Blogs wie diesen der Stundenlohn deutlich unter dem liegt, was der Mann mit Hut auf der Einkaufsstraße verdienen dürfte …
Das ist schon irre.
Irre schlecht für den Journalismus der Zukunft.
Mich würde mal interessieren, wie viele der Leser einen Flattr Account haben? 5% der Leser? Oder deutlich weniger? Ich habe das Gefühl, dass die Leute, die bereits bei Flattr mitmachen, durchaus bereitwillig auf den Knopf drücken. Den Rest bekommt man aber irgendwie nicht dazu, mitzumachen. Dabei beginnt das Mitmachen bei 2 (in Worten zwei) Euro im Monat.
Ich habe mal für 5 neue Kachingler (war mal meine bevorzugte Online-Payment-Methode) einen Monat keine Google-Adsense-Werbung angeboten. Hat genau einen Monat funktioniert. Ind er restlichen Zeit war der Zuwachs kleiner, in den letzten Monaten sank die Teilnehmerzahl sogar.
Vielleicht sollten wir alle aufhören zu schreiben, bis mindestens 100 neue Klicks auf den Button gekommen sind (oder so). Neue Flatterer kann man ja leider nicht messen …
Seit gestern gibt es den Flattr-Button auch in meinem Blog. Ich hoffe dann einfach, dass meine Leser klüger sind, als die von Netzpolitik.org und die rechercheintensiveren Artikel erkennen und besonders belohnen. Als Leser sollte man sich klar machen, dass man mit seinen Klicks immer Einfluss auf das Angebot im Netz nimmt. Das gilt mMn auch, wenn sich (wie hier) die Blogger nicht bewusst an den Flattr-Klicks ausrichten. Unbewusst wirkt es wahrscheinlich doch.
Stellt sich mir die Frage: Warum bloggt man? Normalerweise (so war´s zumindest noch vor nicht allzu langer Zeit) doch aus Selbstdarstellungs… äh… ich meine natürlich aus Lust an der Publikation. Oder weil man seinen Senf dazu geben, etwas bewegen oder verändern, informieren oder einfach nur (sich) unterhalten möchte. Hat mich da etwa der finanzielle Aspekt überholt? Mich, die Idealistin, die seit 2005 (99% anonym) dies und das bloggt und niemals auch nur einen Cent auch für Fachbeiträge wollen nehmen würde? Hm…
@Gina: Wir haben unser Blog-Verhalten nicht Flattr angepasst und haben das auch nicht vor. Es war mir aber ein Anliegen, mal auf die Diskrepanz zwischen öffentlicher Meinung und Realität hinzuweisen.
Ein großes Handicap von Flattr ist mMn im Übrigen die fehlende deutsche Lokalisation. Die Masse der Internetuser wird man so nicht gewinnen können. Immerhin geht es ja um den sensiblen Bereich Geld. Da möchte ich mich bei Streitfragen nicht in einer fremden Sprache verständigen müssen.
Kopie von faz.net und dem dortigen Beitrag vom 26.08.2010:
Datenschützer haben Bedenken
„Ein zweiter großer Kritikpunkt an Flattr ist der Datenschutz. Wann immer man auf einer Seite mit Flattr-Button landet, wird dieser Button mittels Java Script von Flattr.com nachgeladen und dabei ein eventuell vorhandenes Cookie im Browser des Anwenders gelesen. Das ist nötig, um einen späteren Klick auf den Flattr-Button einer Person zuzuordnen und damit den Geldtransfer einzuleiten. Allerdings könnte Flattr rein theoretisch mithilfe der Daten Surfprofile seiner Anwender erstellen. In den Datenschutzrichtlinien verspricht Flattr zwar, die gewonnenen statistischen Daten nicht mit persönlichen Daten zusammenzuführen und keine Daten an Dritte weiterzugeben, behält sich aber vor, die gewonnen Daten als „Asset“ bei einem eventuellen Aufkauf von Flattr mit zu verkaufen.
Außerdem bringt Flattr für Blogger nicht nur Vorteile, sondern auch neue Hürden. Blogger, die vorher vergleichsweise frei und unabhängig publizieren konnte, betreiben durch die Nutzung von Flattr nun ein kommerzielles Angebot. Das heißt, sie müssen ein Impressum führen und dürfen viele Creative-Commons-Inhalte, also Inhalte, deren Nutzung der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt wurden, nicht mehr verwenden. Außerdem sind Spendeneinahmen ein Verdienst und somit steuerpflichtig.“
Kopie Ende.
Wenn ich was spenden möchte, überweise ich das Geld an die Seitenbetreiber. Und ich weiß auch nicht, wo das Problem sein soll.
Stina
@Stina,
was die CC-Lizenzen betrifft kann höchstens die, die kommerzielle Nutzung untersagt (CC-NC), betroffen sein. In der heißt es aber:
„Die Rechteeinräumung … gilt nur für Handlungen, die nicht vorrangig auf einen geschäftlichen Vorteil oder eine geldwerte Vergütung gerichtet sind (“nicht-kommerzielle Nutzung”, “Non-commercial-Option”).“
Entscheidend ist das „nicht vorrangig“. Wo die Grenze genau liegt, muss man im Einzelfall entscheiden. Ein Flattr-Button alleine macht aber mMn ein Blog noch nicht zu einem kommmerziellen Angebot im Sinne dieser Lizenz.
Dass Flattr die Klicks dauerhaft speichert, ist natürlich klar. Hier muss jeder selbst entscheiden, ob er das will. Flattr ist aber in dieser Hinsicht nichts Besonderes mehr im Netz. Wer bei Flattr Bedenken hat, sollte Facebook, Twitter und viele andere erst recht meiden.
Der Vorteil von Flattr ist halt, dass man sehr unkompliziert eine Vielfalt von Seitenbetreibern unterstützen kann. Aber natürlich, wer seine Infos sowieso immer nur aus ein oder zwei Quellen bezieht (SPON und Bild.de?), der sieht keinen Sinn in Flattr.
@Wirtschaftswurm
Zu Absatz 1:
Der Einzelfall wird natürlich geprüft werden. Und das kann Ärger bedeuten für die Blogger. Man arbeitet daran, die Finanzämter (u.a.) werden gerade entsprechend geimpft. Es gibt Post.
Zu Absatz 2:
Sämtliche Datenkraken sind zu meiden. Von A bis Z. Kein Google, kein Twitter, keine SN, von welchem Anbieter auch immer, kein Flattr, kein gar nichts.
Zu Absatz 3:
Ich habe 2010 8530 Euro an gute Seitenbetreiber überwiesen, weil ich deren Angebot nutze und für gut erachte. Ich benötige dazu keinerlei dritte Personen oder Firmen, die mit meinen Daten Kohle machen wollen.
Aber sicher, jeder hat seine Schallgrenzen.
Bei mir ist mit der IP-Nummer und dem Gequatsche meines BS, welches leider nicht gestoppt werden kann, bereits die Schallgrenze vollständig erreicht.
Mein Surfverhalten, meine Preferenzen gehen niemanden was an. Und siehe Spiegel online von heute. Die Twitterer haben auch bald ausgezwitschert. Den Link findest Du hier:
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,738447,00.html
Ich denke nicht im Traum daran, mich in die Greifarme der Datenkraken zu begeben.
Natürlich wünsche ich allen Usern der bescheuerten Netzwerke und Konsorten ein gutes Entkommen. Wir aber kaum gelingen. Kraken lassen nur los, wenn man ihnen den Kopf abschlägt.
Stina
Stina
Der hiesige Seitenbetreiber nimmt bereits Geld für Werbung ein. Weitere Spenden sind daher zu unterlassen.
\Mich würde mal interessieren, wie viele der Leser einen Flattr Account haben?\
Dazu kann ich nur sagen: Ich habe keinen. Wüsste aber auch nicht, was der bringen sollte – ich sehe hier keinen Flattr-Button. Aber das liegt wohl daran, dass ich Schnüffel-Grafiken (wie damals die 1px-Gifs) blocke, einfach api.flattr.com auf 127.0.0.1 umleiten, fertig!
Danke für die Zusammenfassung! Ich finde es bezeichnend, was dem Leser* eine Spende wert ist. Das deckt sich mit unseren Erfahrungen: kaum Interesse bei langen differenzierten Recherchen, großer Anklang bei kurzen Feindbildern.
Ich bin nicht bei „Flattr“ angemeldet, weil ich kaum Seiten besuche, die den Dienst benutzen. Die fehlende Übersetzung hilft nicht gerade der Verbreitung.
* Es wäre spannend festzustellen, wer ein typischer Flattr-Benutzer im Januar 2011 ist.
„Berücksichtigen sollte man auch, dass alle Einnahmen erstmal mit 19% versteuert werden müssen, die tatsächliche Netto-Einnahmen damit nochmal weniger sind.“
Warum eigentlich? Das Geld kommt m. E. aus Sicht des Finanzamts von Paypal, und zwar aus Luxemburg. Es handelt sich also um nicht steuerbare (= umsatzsteuerfreie) Umsätze aus dem Ausland. Alles was Ihr Eurem Finanzamt mitteilen müsst, ist die Umsatzsteuer-ID von Paypal. Sie lautet LU22046007.
Disclaimer: Dies ist ein persönlicher Hinweis, keine Finanzberatung.
@Ulrike Langer: Danke für denHinweis. Ich lass mal meine Buchhaltung prüfen, was denn jetzt stimmt, ob 19%, die ermäßigten 7% oder die von Dir vorgeschlagene Umsatzsteuerfreiheit.
Zum Thema Unterhaltung und Boulevard verkauft sich besser:
In diesem Dilemma befindet sich doch so ziemlich jeder Künstler oder Handwerker, wahrscheinlich seit Jahrtausenden.
Langweilige Auftragsarbeiten, billige Polemik oder gröbster Kitsch verkaufen sich gut, das war so und wird sich wohl auch nicht ändern. Also macht man halt was verlangt wird und finanziert dadurch was man gerne macht.
Aus der Sicht eines Flatterers: ich selbst flattere oft mit dem Gedanken: „ach die gibt es ja auch noch, mal klicken diesen Monat“, da ist mir egal welcher Artikel das nun im Einzelnen war.
Die langen Artikel hebe ich mir dabei eher für zu Hause auf, von daher ist dich Chance dass ich kurzen Querschüssen einen Klick mitgebe zumindest bei mir größer…
ich persönlich verwende flattr so, dass ich jeden monat einmal die seite bzw. das projekt einmal flattr und das wars. somit unsterstütze ich die seiten die ich hauptsächlich nutz.
somit bekommt jeder was vom kuchen ab! das flattern pro artikel etc. ist mir zu umständlich bzw. sehe ich da nicht so den sinn drin, außer ggf. die auswertung wer welchen artikel toll findet, aber für sowas nutze ich dann twitter und oder so und versende den link zum artikel.
wo bei das auch abnimmt, weil mein umfeld eher genervt ist von netzpolitischen themen und da kein interesse dran hat.
> Im Sommer funktionierte das Plugin noch nicht zufriedenstellend, vielleicht probieren wir es demnächt nochmal aus.
Hallo,
Seit dem Sommer hat sich viel getan, bei der Entwicklung vom FlattRSS Plugin. Ein Umbruch in den Browser wird wohl dauerhaft nötig sein, aber man landet immerhin gleich auf der richtigen Seite. Ist man bereits im Flattr-Account angemeldet, kann jetzt mit 2 Clicks aus dem Feed heraus ein konkreter Artikel geflattert werden.
Wenn das immer noch nicht „zufriedenstellend“ genug ist, dann bitte kurzes Feedback an mich :)
ja, und: das Nutzerverhalten ist nicht gleichbedeutend mit dem Prinzip. Das ist bei Flattr schon ganz gut. Die Strukturen stehen auch weitestgehend. Und: Flattr ist eine eigene Aktion, anders als PayPal (in der Benutzerwahrnehmung wie ein ›Like-Button‹). Das kommuniziert die Idee des Gebens noch einmal auf ganz anderer Ebene.
Euch auch noch eine ganze Menge flattr-klicks!
fj
Hey,
Wollte nach langer Zeit mal fragen, ob ihr nicht mal neue Stats raus bringen könnt? Sind ja mittlerweile zwei Jahre geworden. Diese Daten wären mE wesentlich repräsentativer. Gerade die Frage, was ein flattr-Button-Druck im Durchschnitt bringt, würde mich mal interessieren.
lg