Das Ergebnis schien eindeutig: Nach einer von der „Deutschen Kinderhilfe“ in Auftrag gegebenen Meinungsumfrage sind 92% der Deutschen für ein Gesetz zur Sperrung von kinderpornographischen Seiten im Internet. Lediglich 7% der Befragten lehnten ein solches Gesetzt ab.
Eine zweite Meinungsumfrage belegt nun das genaue Gegenteil:
92% der Bevölkerung sprachen sich für die konsequente Löschung von Kinderpornographie im Internet und eine strafrechtliche Verfolgung der Serverbetreiber aus, lediglich 5% erachteten das Erschweren des Zugriffs durch Internetsperren à la „Zensursula“ für ausreichend.
So lautete das Resultat der Umfrage, die Christian Bahls vom Verein „MissbrauchsOpfer Gegen InternetSperren“ letzte Woche bei Infratest dimap in Auftrag gegeben hatte. Bahls zeigt damit, was man bereits angesichts der ersten Umfrage vermuten durfte: Formuliert man die Fragen nur hinreichend suggestiv, fällt auch das Ergebnis entsprechend aus:
Verständlich, dass Bahls nicht sonderlich begeistert war, als die Meinungsforscher die Ergebnisse der Umfrage kurz nach der Veröffentlichung eines Artikels bei Zeit Online wieder von ihrer Webseite nahmen. Gründe wurden Bahls nicht genannt. Über das erweiterte Wochenende war im Berliner Büro von Infratest dimap niemand zu erreichen, die Ergebnisse blieben offline. Zumindest bei Infratest dimap.
Inzwischen ist die Umfrage wieder im Volltext online, ergänzt um folgenden Zusatz:
Beide Umfragen machen deutlich , dass eine klare Mehrheit der Deutschen Maßnahmen gegen die Verfügbarkeit von Kinderpornographie im Internet befürwortet. Ein Vergleich von Maßnahmen zeigt, dass der erschwerte Zugang als Minimallösung begrüßt wird, dass aber weitergehende Maßnahmen als erwägenswert und sinnvoll erachtet werden.
Bei der zweiten Umfrage handelt es sich um eine 2 Tage zuvor veröffentlichte Erhebung mit scheinbar widersprüchlichen Ergebnissen, die von der Deutschen Kinder„hilfe“ beauftragt wurde. Siehe auch:
- Spiegel Online: Umfrage zu Kinderporno-Sperren – Hauptsache, es passiert was, 23.05.2009
- Zeit Online: Interview mit Infratest-Chef Hilmer zu suggestiven Fragen und scheinbar widersprüchlichen Umfrageergebnissen, 22.05.2009
- Welt Online: Kinderporno-Sperre wird zum Lobby-Lehrstück, 22.05.2009
- Focus Online: Gegensätzliche Umfrage-Ergebnisse zu Web-Sperren, 22.05.2009
ich glaub der Link zu infratest ist falsch, der führt zur faz. Hier der richtige:
http://www.infratest-dimap.de/umfragen-analysen/bundesweit/umfragen/aktuell/klare-mehrheit-fuer-sanktionierung-von-kinderpornographie-im-internet/
„Ein Vergleich von Maßnahmen zeigt, dass der erschwerte Zugang als Minimallösung begrüßt wird […]“
Wer interpretiert denn diesen Unsinn da rein? NEIN, verdammt der erschwerte Zugang wird noch nicht mal als „Minimallösung“ akzeptiert!
Die kapieren es wohl nie….
@Maik: Danke für den Hinweis. Da hatte ich wohl gerade nach folgendem, nicht minder erfreulichen Text gesucht:
(Thorsten Schäfer-Gümbel:) „Kein wirksamer Beitrag gegen Kinderpornographie“
Ist ja echt seriös dieses umfrage unternehmen!
Sollte jemand der im Auftrag von anderen umfargen macht nicht neutral sein?
Infratest stellt sich hier aber ganz offensichtlich auf die Seite der Zensur Befürworter!
Da die Kinder“hilfe“ Umfrage weiter ohne zusätzlichen Interpretationstext online ist: http://www.infratest-dimap.de/umfragen-analysen/bundesweit/umfragen/aktuell/mehrheit-befuerwortet-sperrung-kinderpornografischer-seiten/
würden mich die genauen Vertragsbedingungen mal interesieren. Wenn ich eine Umfrage beauftrage und bezahle, erwarte ich doch vom Auftragnehemr nicht, dass er die Ergebnisse öffentlich interpretiert. Und schon gar nicht einseitig.
Halte ich für Vertragsverletzung.