Neues von der Zensursula-Debatte

92% sind für irgendwas. Sagt zumindest die Deutsche Kinderhilfe, die eine Infratest-Dimap Umfrage gekauft hat und die Nachricht gestern über Nachrichtenagenturen wie dpa und AFP verteilen konnte. Irgendwie sollen die 92% für für eine Sperrung einschlägiger Seiten im Internet sein. Aber wie das so ist, wenn man Geld dafür zur Verfügung hat: Mit der richtigen Fragetechnik bekommt man (fast) jedes Ergebnis heraus. Daher wird gerade im Umfeld des AK-Zensur auch Geld für eine eigene Umfrage gesammelt. Theoretisch müsste das Geld schon zusammen sein. Wer Ideen für konkrete Fragen hat, kann diese gerne in den Kommentaren vorschlagen.

Mittlerweile gibt es auch die genauen Fragen bei Infratest zu lesen:

Die Bundesregierung plant ein Gesetz zur Sperrung von kinderpornographischen Seiten im Internet. Kritiker befürchten eine Zensur und bezweifeln die Wirksamkeit solcher Sperren. Befürworter betonen dagegen, dass solche Sperren eine sinnvolle und wirksame Maßnahme im Kampf gegen die Verbreitung solcher Bilder sind. Wie sehen Sie das: Sind Sie für ein Gesetz zur Sperrung kinderpornographischer Seiten im Internet oder dagegen?

Dafür: 92%
Dagegen: 7%

Die Frankfurter Rundschau kommentiert die manipulative Fragestellung: Kampf um die Meinungshoheit

Dass hier 92 Prozent für eine Sperre stimmten, verwundert nicht, denn die Fragestellung ist manipulativ: Die einen befürchten und bezweifeln, die anderen betonen. Erläutert wird nichts, wer sich mit dem Thema nicht befasst hat, wird zur Befürwortung der Sperren geleitet.

Apropos Unterschriften: Das Interesse sinkt leider, die Online-Petition mitzuzeichnen. Aktuell sind mehr als 85.000 Mitzeichner gefunden. Dafür gibt es mittlerweile Vorlagen zum ausdrucken und offline sammeln. Eine weitere Motivation für das Offline-Sammeln ist die kommerzielle Sammel-Aktion der Deutschen Kinderhilfe, die über PR-Firmen noch Sammler sucht und 50 Euro am Tag zahlen will: Unterschriftenaktion für Anti-Kinderporno-Gesetz. Wer weiß, wie die Leute geschult werden, wenn schon die Jobbezeichnung schlicht falsch ist. Die Diskussion wird über das Gesetz zur Änderung des Telemediengesetz geführt

Etwas merkwürdig ist im Moment noch, warum sich die CDU-Rheinland-Pfalz gestern noch mit der Deutschen Kinderhilfe solidarisierte und in einer Meldung die Unterstützung der Unterschriftenaktion ankündigte. Merkwürdig daran ist, dass die Meldung mittlerweile wohl gelöscht wurde (Update siehe unten). Über Google-News findet man sie noch in Auszügen:

Der rheinland-pfälzische CDU-Generalsekretär Dr. Josef Rosenbauer unterstützt die Unterschriftenaktion der Deutschen Kinderhilfe „Kampf gegen Kinder’pornographie’ “ (www.kinderhilfe.de). Er möchte ein klares Signal gegen eine Online-Petition setzen, die das Bundesgesetz zur Sperrung von kinderpornographischen Seiten verhindern will. Rosenbauer ruft landesweit alle Orts- und Kreisverbände der CDU Rheinland-Pfalz auf sich zu beteiligen. Morgen wird Rosenbauer ihnen im ganzen Land die Unterschriftenliste zukommen lassen.

Telefonisch geht bei der CDU-RLP-Pressestelle niemand ans Telefon. Die sind wohl selten da.

Von dem Bündnis zwischen Videotheken-Lobby und Deutschem Kinderschutzbund haben wir bisher nichts gehört. Kann sein, dass die mediale Berichterstattung im Vorfeld da ein wenig in die Quere kam. Beim Deutschen Kinderschutzbund kann gerade niemand dazu Auskunft geben. Die Pressestelle hat mir gerade telefonisch mitgeteilt, dass ich Mittwoch nochmal anrufen soll, weil dann der Pressesprecher wieder da sei.

Die Webseite Zensursula.net wurde leider vom Betreiber abgeschaltet. Als Grund dafür wird angegeben, dass Betreibern von zensursula-Seiten persönlich und rechtlich gedroht wird.

Die Gesellschaft für Informatik e.V. hat sich nun auch gegen die Sperr-Pläne gewendet: Statt Internetsperren Kinderpornografie ernsthaft verfolgen.

Die GI hält die von der Bundesregierung geplante Ergänzung des Telemediengesetzes (TMG) um eine Regelung zur Einführung von Internetsperren für unzureichend und der Sache wenig dienlich, und spricht sich daher gegen diese aus. Stattdessen fordert sie die Strafverfolgungsbehörden nachdrücklich auf, Straftäter gem. § 184 b des Strafgesetzbuches (StGB) „Verbreitung, Erwerb und Besitz kinderpornografischer Schriften“ wirksam zu verfolgen.

Update: Die Meldung der CDU-Rheinland Pfalz ist wieder online. Anscheinend hatte man die Deutsche Kinderhilfe im Originaltext mit dem Kinderhilfswerk verwechselt. Kann ja schon mal vorkommen…. Nicht vorkommen sollte bei einer Regierungspartei, dass man keinerlei Peil zu haben scheint, was gerade diskutiert wird:

“Derzeit berät der Deutsche Bundestag über ein Verbot von kinderpornografischen Internetseiten”

Liebe CDU-RLP, das ist leider falsch. Webseiten mit kinderpornografischen Inhalten sind schon längst illegal und damit verboten. Der Deutsche Bundestag diskutiert über die Änderung des Telemediengesetzes.

(Die CDU-RLP hat übrigens nett am Telefon angefragt, ob ich denn den Hinweis mit dem Kinderhilfswerk hier wieder rausnehmen könnte. Das hab ich zwar abgelehnt, dafür aber den Tip gegeben, dass man den hier drüber zitierten Satz doch besser verändern sollte. Das haben sie jetzt wohl getan. Ist ja auch ein schwieriges Thema, da braucht man eben verschiedene Versionen, bis alles so stimmt, wie man es will… )

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56 Ergänzungen

  1. Zu den Fragen, die man in einer Umfrage stellen könnte:

    Sollten Kinderpornographie Seiten im Netz gelöscht oder gesperrt werden?

    1. @Paul Lanon: Viel besser fände ich die Formulierung:

      „Sollten Kinderpornoseiten im Internet abgeschaltet oder lediglich schlechter zugänglich gemacht werden?“

      Unter „sperren“ verstehen nämlich die allermeisten IT-Laien wohl immernoch das was du mit löschen meinst.

  2. Wenn 85.000 Menschen jeweils 10 Leute anrufen und o.g. Frage stellen (siehe Kommentar 1), bekommt man auch recht schnell eine gleichermaßen „repräsentative“ Umfrage zustande.

    1. mehr Aufmerksamkeit:
      – ins Profil der vielen Online-Communities entsprechenden Vermerk eintragen
      – ArbeitskollegInnen, Sportfreunde ansprechen
      – Nachbarn
      – ehamalige Schul- und StudienkollegInnen

  3. Es ist wirklich spannend, wer in der öffentlichen Wahrnehmung letztlich obsiegen wird: die Kämpfer für eine freiheitliche Gesellschaft oder die Einrichter einer Zensurinfrastruktur, die sich dazu einer Menge(92%?) des pawlowartig konditionierten Volks bedienen.

  4. Bzgl. der „angekündigten“ Unterstützung der CDU in Rheinland-Pfalz für die „Deutsche Kinderhilfe“:
    AFAIK hat die „Deutsche Kinderhilfe“ ihre Tätigkeit in RLP „freiwillig“ eingestellt, nachdem die zuständige Behörde (ADD) sie auf dem Kieker hatte und man den GAU vermeiden wollte?

    Vgl. den Wiki-Artikel und die Berichterstattung in der Welt.

    http://www.welt.de/politik/article1874875/Geschaefte_unter_dem_Mantel_der_guten_Taten.html?print=yes
    „Bevor ein Sammlungsverbot in Betracht gezogen wurde, zog sich der Landesverband freiwillig aus Rheinland-Pfalz zurück. Auch seine Gemeinnützigkeit gab er auf. Der Landesverband macht seitdem auf privatwirtschaftlicher Basis Öffentlichkeitsarbeit. Von dessen Arbeit profitiert indes auch der als gemeinnützig anerkannte Bundesverband.“

    http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Kinderhilfe

    Tja, da hat wohl jemand in der Landes-CDU gemerkt mit wem er da ins Bett hüpfen will und schnell die Reißleine gezogen.

  5. Ich finde, dass eine eigene Umfrage sich nicht in für Laien schwer zu unterscheidende Begrifflichkeiten sperren vs. löschen verheddern sollte. Finde Markus‘ Vorschlag (Kommentar 6) ist ein guter Ansatzpunkt. Der Unterschied zwischen entfernen und Zugriff erschweren muss ganz präzise, so kurz wie möglich und sofort verständlich formuliert werden.

  6. 92% von wievielen? 10000, 20000? 79914000? Oder hab ich nur was überlesen?

    Vielen Dank schonmal für die Antwort.

    1. @Oliver: 1.000 der Wahlberechtigten Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren. Das tut aber nichts zur Sache. Die Umfrage ist repräsentativ das kann man hochrechnen und ist auch relativ genau: Fehlertoleranz: 1,4 bis 3,1 Prozentpunkte. Selbts bei 5%-Punkten wäre das Ergebnis noch eindeutig.

      Wenn man repr. Umfragen gar nicht traut, kann man das ganze Umfragen-System auch sein lassen, denn eine Vollerhebung ist aus organisatorischen und finanziellen Gründen kaum möglich. D.h. aber auch ein Meinungs- oder Stimmungsbild kannst Du nicht mehr erlangen. Wie willst Du dann aber wissen, was die Welt bewegt? Dann würde es auf Stammtische zurückfallen, da hat aber schon der Seehofer sein Monopol drauf oder alle Jubeljahre bei einer Wahl. Jedes mal ne Volksabstimmung zu machen halte ich nun auch nicht für sinnvoll (das wäre aber auch ein anderes Thema)

      Was man bekritteln kann, ist die Fragestellung, dazu wurde aber schon einiges gesagt.

  7. Denny hat einen wichtigen Punkt aufgeworfen, die alle Umfragen (auch Volksentscheide) betrifft: Wie kann ich eine Frage einfach, in einem Satz stellen. Wenn möglich sogar nicht indoktrinierend oder gar irreführend. So ist die Frage nach „Sperrung“ sicherlich irreführend, zumindest aber mehrdeutig. Wenn ich eine Seite vom Netz nehme ist sie ja sozusagen auch gesperrt (und das sogar effektiv).

    Die begriffliche Verwirrung aber auch wie man eine tendenzielle Frage stellt, lässt sich auch an der zweiten Frage ablesen. „Wollen Sie ein völlig freies Internet, dass auch Kinderpornographie enthält? Oder sollte der Staat bestimmte strafbare Handlungen kontrollieren und sperren?“ (etwas frei wiedergegeben (c&p ging nicht :-) ) Hier wundert mich eher, dass es nur 84% sind, die der Meinung sind, der Staat dürfe regulierend eingreifen. Denn das ist ja auch die Argumentation von uns Zensur-Gegnern. Der Staat soll nicht tatenlos zusehen, er soll nur sinnvolle, wirksame und kontrollierbare Maßnahmen durchführen und keine polemische Symbolpolitik.

    Eine „gescheite“ Frage (@Markus N #6) wird / sollte wahrscheinlich auch zu anderen Ergebnissen führen.

    Auch interessant wäre ja hier mal das sozio-demographische Abstimmungsverhalten…

  8. Ich habe gerade eine Prüfung in Testtheorie & Testkonstruktion hinter mir und kann mit einer gewissen akademischen Sicherheit sagen, dass diese Fragestellung von Infratest keine einzige Voraussetzung für ein statistisch valides Ergebnis erfüllt. Wie bei den meisten gekauften Statistiken ist hier selbstverständlich eine massive Suggestion in die Fragestellung eingebaut, was das komplette Ergebnis empirisch vollkommen ungültig macht. Ausserdem wird die Thematik der Kinderpornographie in den Vordergrund gestellt, die Befragten antworten demnach im Hinblick auf soziale Erwünschtheit. Da könnte ich auch gleich jemanden fragen ob er Kinderpornographie befürwortet.
    Vielleicht sollte man mal Gegenfragen stellen, so wie „Wären sie in ihrer Meinungsfreiheit gerne mehr eingeschränkt?“. Obwohl das eigentlich nicht notwendig ist, weil abgesehen vom Petitionsergebnis ohnehin alle Fachleute auf Seiten der Netzsperren-Gegner sind, diese Fakten nur vehement und kategorisch von diesem Häufchen konservativen Elends ignoriert werden. „Unterschätze niemals die Macht der Verdrängung“

    Cheers

  9. Hallo

    Kann es sein, daß da im Text fälschlich vom DKSB die Rede ist? Gemeint ist doch wohl die CDU-Tarnorganisation „Deutsche Kinderhilfe“?

    Ansonsten finde ich den Vorschlag von Markus (#6) schon recht gut.

    Vielleich noch einen dezenten Hinweis auf das praktische Garnichtvorhandensein von KiPo im Netz unterbringen?

  10. Ah ja, die Macht der Formulierungen.
    Auch ganz nett gemacht die FAZ in einem Bericht:

    http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~E9B73A5824D8141699F2C59C6C708D574~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_googlefeed)

    „Im Rahmen der „Operation Himmel“ hatten einige Staatsanwaltschaften hunderte Verfahren einstellen müssen, weil zu schwer nachzuweisen gewesen war, dass es die Nutzer wirklich auf kinderpornographische Inhalte, nicht aber auf legale Pornographie abgesehen hatten, die sich auf denselben Seiten fand.“

    Hoert sich auch irgendwie besser an als
    „Hunderte Existenzen zu Unrecht zerstoert“

  11. @rauskucker: Nein. Hier ist der ganze Text von der CDU-RLP, der jetzt nicht mehr online ist:

    Nr. 151/2009
    17.05.09 09:35 Alter: 4 Std.

    Kinderpornographie
    Dr. Josef Rosenbauer:
    Gegen Kinderpornographie im Internet kämpfen

    Der rheinland-pfälzische CDU-Generalsekretär Dr. Josef Rosenbauer
    unterstützt die Unterschriftenaktion der Deutschen Kinderhilfe „Kampf
    gegen Kinder’pornographie’ “ (www.kinderhilfe.de). Er möchte ein
    klares Signal gegen eine Online-Petition setzen, die das Bundesgesetz
    zur Sperrung von kinderpornographischen Seiten verhindern will.
    Rosenbauer ruft landesweit alle Orts- und Kreisverbände der CDU
    Rheinland-Pfalz auf sich zu beteiligen. Morgen wird Rosenbauer ihnen
    im ganzen Land die Unterschriftenliste zukommen lassen.

    „Kinderpornographie ist eines der grausamsten Verbrechen an Kindern,
    Kleinkindern und Säuglingen. Filme und Bilder zeigen die schlimmsten
    Formen sexueller Gewalt. Nach dem Strafgesetzbuch werden zwar
    Verbreitung, Erwerb und Besitz pornographischer Schriften, die
    sexuelle Handlungen von, an oder vor Kindern zum Gegenstand haben, mit
    Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft. Dennoch weist die
    polizeiliche Kriminalstatistik seit Jahren einen Anstieg bei der
    Verbreitung von Kinderpornografie aus: Im Jahr 2007 hat sich die Zahl
    im Hinblick auf die Verbreitung von Kinderpornographie im Internet
    mehr als verdoppelt (111%). Einzelne Seiten werden bis zu 50.000 Mal
    im Monat geladen. Besonders erschreckend ist, dass Bilder und Filme
    immer gewalttätiger und die Opfer immer jünger werden: Jedes zweite
    betroffene Kind ist im Vorschulalter, jedes dritte Opfer ist jünger
    als drei Jahre und fünf bis zehn Prozent sind sogar erst im
    Säuglingsalter.

    Kinderpornographie ist ein lukrativer Markt, der Milliardenumsätze
    macht. Die stetige Nachfrage hält diesen grausamen Markt am Leben. Wir
    müssen deshalb den Zugang zu weltweit verfügbaren
    kinderpornographischen Seiten erschweren, wie es auch in anderen
    europäischen Ländern seit mehreren Jahren erfolgreich praktiziert
    wird. In erster Linie geht es um den Schutz der betroffenen Kinder. Es
    wird deshalb höchste Zeit, dass sich der Staat in diesem Bereich der
    Verbrechensbekämpfung mehr einsetzt. Die Aktion der Deutschen
    Kinderhilfe hat daher meine volle Unterstützung.“

    Hintergrund:
    Derzeit berät der Deutsche Bundestag über ein Verbot von
    kinderpornografischen Internetseiten. Die Bundestagsfraktionen von
    CDU, CSU und SPD haben dazu einen Gesetzentwurf „Bekämpfung von
    Kinderpornographie in Kommunikationsnetzen“ vorgelegt, der im Mai 2009
    in Erster Lesung beraten wurde (BT-Drs. 16/12850). Das
    Gesetzesvorhaben zielt ausschließlich darauf, den Zugriff auf
    kinderpornographische und damit illegale Inhalte zu erschweren –
    gleich, wo der Anbieter der Inhalte sitzt. Seiten, die von Deutschland
    aus ins Netz gestellt werden, werden bereits jetzt blockiert.
    Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass so täglich Zehntausende
    Zugriffe verhindert werden können (in Norwegen z.B. 15.000 bis 18.000
    Zugriffe – übertragen auf Deutschland wären das 300.000 bis 450.000
    Seitenaufrufe).

    Die Petition „Internet – Keine Indizierung und Sperrung von
    Internetseiten“ wurde am 22. April 2009 von einer Berlinerin
    eingereicht und erhielt die notwendige Zahl an Unterschriften, damit
    die Initiatoren zur öffentlichen Beratung in den Petitionsausschuss
    eingeladen werden. Ziel der Petition ist es, die Abgeordneten des
    Deutschen Bundestages dazu zu bringen, das Gesetz nicht zu
    verabschieden. Diese Aktion hat bereits jetzt über 70.000 Unterstützer.

    Die Aktion des Deutschen Kinderhilfswerkes soll hiergegen ein Zeichen
    setzen und den Gesetzentwurf gegen Kinderpornographie im Internet
    unterstützen.

  12. »Die Bundesregierung plant, vor Kinderpornografie im Internet zu warnen bzw. den Zugriff zu erschweren. Die Unterzeichner der Petition gegen diesen Gesetzentwurf fordern die Löschung des unter Strafe stehenden Materials bzw. die Abschaltung der Server sowie die strafrechtliche Verfolgung der Betreiber.

    Sind Sie für die Duldung oder Verfolgung?

    ( ) Duldung
    ( ) Verfolgung«

  13. Diese Art „Straßenstatistiken“ sind nie wirklich reliabel, valide oder objektiv. Die Suche nach einer anständigen Fragestellung ist relativ sinnlos. Für eine wirklich aussagekräftige Auswertung der durchschnittlichen Meinung braucht man immer einen Itempool, der sehr genau diverse Komponenten des Themenkomplexes abfragt. Das wird meist mit Ratingskalen gemacht und nicht nach ja/nein Prinzip. Ein solcher Itempool müsste mindestens ein paar Fragen zur Erfassung des Internetnutzungsverhaltens erfassen (und wirklich vieles mehr). Alles andere ist so wertvoll wie die Psycho-Tests in Teenie-Zeitschriften.

  14. Hatte gestern noch ein „Überzeugungsgespräch“ im Freundeskreis (die informieren sich komplett aus den traditionellen Medien). Schon dass die sogenannten KiPo-Sperrlisten geheim sind, ohne richterliche Kontrolle erstellt werden und es keine klaren Vorgaben gibt, wie zu unrecht eingetragene Sites wieder online gehen können, wurde mir praktisch nicht geglaubt („Nee, sowas machen die nicht!“). Das Dessert wurde dann dankbar genutzt um das Thema zu wechseln. Wenn mir auch der eine oder andere noch glaubt, dass die Maßnahme zum Schutz der Kinder denkbar ungeeignet ist, so wird die Gefahr einer Zensurinfrastruktur nachdrücklich bestritten („Nee, sowas machen die nicht. (s.o.)). Den Versuch, jemanden zum Zeichnen der Petition zu überzeugen, kann man gleich vergessen.
    Uff – jetzt hab ich mich genug ausgeheult. Morgen geht die Überzeugungsarbeit weiter! ;-)

  15. @Sabine: Bei dir war wohl schonmal die Seiten offen und liegt noch im Cache. Mit anderen Browsern kommt hier nur „Keine news_id übergeben.“

  16. @6: Würde die Frage eher so formulieren:

    “Sollten Kinderpornoseiten im Internet abgeschaltet oder lediglich schlechter^Wschwerer zugänglich gemacht werden?”

    Weiterhin wäre als Frage interessant:
    „Wie hoch schätzen Sie die Gefahr ein, aus Versehen, fremdinduzierte Manipulationen oder Scherze Dritter (vgl. „Rickrolling“) Opfer unberechtigter Ermittlungen in einem Verfahren wegen KiPo oder anderer Straftaten zu werden?“

    Auch interessant als Frage wäre:
    „Würden Sie die Möglichkeit, strafbares Verhalten selbstbestimmt melden zu können, anstatt von anderen diese Entscheidung abgenommen zu bekommen, nutzen?“

    Ich weiß nicht, inwiefern die Fragen manipulativ sind, da Statistik nicht mein Fachgebiet ist, aber ich denke, die Richtung der besagten Fragen dürfte klar werden.

  17. Die Meldung bei der cdu ist wieder online – dieses mal auch korrigiert. Die Verwechselung von Kinderhilfe und Kinderhilfswerk ist raus …


    Verwirren Sie mich nicht mit Fakten, ich habe schon eine Meinung!

  18. @6 Markus N
    “Sollten Kinderpornoseiten im Internet abgeschaltet oder lediglich schlechter zugänglich gemacht werden?”

    Genau hier liegt der Knackpunkt, wie Du richtig gesehen hast. Sperren und Löschen ist für viele das Gleiche. Und das ist der Grund auch für mich für die breite Zustimmung.

    Wenn ich mir den Umfragenaufbau ansehe, dann müsste die Gegenfrage, ungefähr so eingeleitet werden:

    Die Bundesregierung plant ein Gesetz zur Sperrung von kinderpornographischen Seiten im Internet. Nutzer, die auf eine diese Seiten kommen, werden auf ein Stopp-Seite umgeleitet. Die eigentliche Seite bleibt im Netz. Reicht diese Art der Sperrung ihrer Meinung nach aus, oder sollte das kinderpornographische Material grundsätzlich gelöscht werden?

    Das kann man sicher noch knackiger formulieren, aber so ähnlich müsste es wohl aussehen.

  19. Hier ist wohl jetzt die CDU-Meldung wieder da:

    http://www.cdurlp.de/no_cache/pressestelle/meldungen/aktuelles/artikel/3943/49/index.html?cHash=0a4c3a1b45

    Der folgende Satz ist dabei recht interessant:

    „Derzeit berät der Deutsche Bundestag über ein Verbot von kinderpornografischen Internetseiten“

    Vielleicht hat es sich noch nicht zur CDU RLP durchgesprochen, dass diese bereits verboten sind oder aber man will uns so hinstellen als dass wir gegen ein Verbot selbiger sind.

    Was ist wahrscheinlicher?

  20. natürlich ist die fragestellung suggestiv und damit unbrauchbar.
    aber auf der anderen seite finde ich es schon bemerkenswert, das 7% so aufgeklärt sind dieses zu enttarnen. unter den umständen ist das schon eine ganze menge.

  21. Das Problem mit den hier vorgeschlagenen Formulierungen ist, dass sie ebenfalls angreifbar sind, da auch sie manipulativ sind.

    Wenn ich frage „Löschen oder verstecken?“ sagt natürlich jeder „Löschen“. Ich tue mich allerdings auch schwer damit, eine ausgewogene, neutrale Formulierung in eine einzige Frage zu gießen. Unter anderem auch deswegen, weil ich bis dato nicht ein einziges vernünftiges Argument für die Sperren gehört habe.

    Vielleicht fährt man am besten, wenn man mehrere Fragen stellt:

    „Die Bundesregierung plant ein Gesetz zur Sperrung kinderpornografischer Webseiten. Die Kontrolle dieser Sperrung soll allein beim BKA liegen. Kritiker bemängeln unter Anderem, dass es keine rechtsstaatliche Kontrolle gibt und sagen, dass solche Sperren leicht zu überwinden und zudem unwirksam im Kampf gegen Kinderpornografie seien. Befürworter sagen, dass der Staat jede Maßnahme, die sich gegen Kinderpornografie richtet, ergreifen sollte.

    Frage 1: Haben sie die Debatte zum Thema „Internetsperren gegen Kinderpornografie“ verfolgt?

    – Ja, ich bin mit den Argumenten beider Seiten vertraut.
    – Etwas, aber ich bin nicht mit den Argumenten beider Seiten vertraut.
    – Nein, ich höre jetzt zum ersten Mal davon.

    Frage 2: Wie gut kennen Sie sich mit dem Internet aus?

    – Gut oder sehr gut. Ich verfüge über ausgedehntes Fachwissen.
    – Mäßig oder mittel. Ich kann damit mittel bis gut umgehen, verfüge aber nicht über ausgedehntes Fachwissen.
    – Gar nicht oder kaum. Ich kann damit kaum oder gar nicht umgehen.

    Frage 3: Befürworten Sie die von der Bundesregierungen geplanten Sperren von kinderpornografischen Webseiten?

    – Ja.
    – Unentschieden.
    – Nein.

  22. hmm.. oder man lässt den erklärenden text ganz weg. der birgt meiner meinung nach die größte gefahr zur manipulation.

    aber das muster kann bleiben: zusätzlich zu der frage nach der befürwortung der sperren sollte man auf jeden fall auch erfassen, wie sehr der befragte sich mit dem thema beschäftigt hat und wie es um seine fachkompetenz in sachen internet bestellt ist. dies würde das ergebnis einer völlig neutralen frage mit dem kontext versorgen, der zur auswertung erforderlich ist.

  23. [Zitat von der Bundestag Seite]
    Wirtschaftsausschuss befragt in einer Anhörung Sachverständige
    Zeit: Mittwoch, 27. Mai 2009, 11.00 bis 13.00 Uhr
    Ort: Berlin, Jakob-Kaiser-Haus, Sitzungssaal 1.302

    Interessierte Besucher, die an den Anhörungen als Zuhörer teilnehmen möchten, können sich beim Sekretariat des Ausschusses (Telefon: 030/227-37708, Fax: 030/227-36708, E-Mail: wirtschaftsausschuss@bundestag.de) unter Nennung des Geburtsdatums und der Personalausweis- oder Reisepassnummer anmelden.

    Bild- und Tonberichterstatter werden gebeten, sich beim Pressereferat (Telefon: 030/227-32929 oder 32924) anzumelden.

    [/Zitat von der Bundestag Seite]

    http://www.bundestag.de/aktuell/archiv/2009/24487981_kw22_wirtschaft/

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