Buch oder Kindle; das ist hier die Frage:

Buch oder Kindle; das ist hier die Frage:
Obs edler im Gemüt, das Gewicht und die Schlepperei
Der riesigen Bücherkisten erdulden oder,
Sich waffnend gegen den nächsten Umzug,
Viele Freunde anrufen? Datenträger – E-Book –

Nichts weiter! Und zu wissen, das ein Kindle
Das Volumen und die hunderte Gramm endet,
Die unseres Buches Erbteil, ’s ist ein Ziel,
Aufs innigste zu wünschen. Datenträger – E-Book –
E-Book! Vielleicht auch Datenträger! Ja, da liegts:

Was mit dem E-Book für Rechte kommen mögen,
Wenn wir die irdischen Verstrickung lösten,
Das zwingt uns stillzustehn. Das ist die Rücksicht,
Die Nichtkauf läßt zu hohen Jahren kommen.
Denn welch Kunde ertrüg der Zeiten Lizenzen und DRM,

Der Verlage Druck, des Kunden Mißhandlungen,
Verschmähter Liebe Pein, des Rechtes Aufschub,
Den Übermut der Ämter und die Schmach,
Die den Verwertungsrechtsinhabern schweigenden Verdienst erweist,
Wenn Kunde sich selbst ein Kindl kaufen könnte

Mit Paypal bloß? Wer trüge Lasten
Und stöhnt‘ und schwitzte unter Lebensmüh?
Nur das die Furcht vor etwas mit dem Datenträger,
Das virtuelle Land, von des Sektoren
kein „1984“ wiederkehrt, den Kauf irrt,

Daß wir die Bücher, die wir haben, lieber
Tragen als zu Lizenzen zu fliehen.
So macht Bewußtsein Feige aus uns allen;
Der angeborenen Farbe der Kaufabsicht
wird des Gedankens Blässe angekränkelt;

Und Shoppingtouren, hochgezielt und wertvoll,
Durch diese Rücksicht aus der Bahn gelenkt,
Verlieren so der Handlung Namen. – Still!
Das reizende Youtube! – Community Portal, schließ
In deine Playlist all meine Urheberrechtsverletzungen ein!

12 Ergänzungen

  1. ich würde ja sagen ein netter reim … aber

    aber, wie coversonsg am orginal gemessen werden und kopien ebenso – so wird man auch dabei am orginal gemessen :(
    Schüttelbier rest in peace – cant say its good without blutendes herz

    nett … wenn das aber nicht wär

    so far offen und ehrliche kritik, goodnightsweetprince

  2. Ich traue mich nicht zu sagen, dass mir dieses Gedicht nicht gefällt, deshalb lass ich’s. Wäre ja auch ziemlich überheblich.

    Für viele Berliner ist übrigens die Frage „Buch oder Kindl?“ eine rein rhetorische: Sie gehen ohnehin saufen.

  3. @Hadron:
    deshalb sagst du es ja auch nicht
    @isegrim:
    ja und die riechen so schön, obwohl neue Elektronik auch toll riecht
    @Hendrik:
    bestimmt, schau mal bei gutenberg.org – irgendwie bekommt man die txte auch auf ein Kindl
    @Dooorie:
    Weil das Kindl bei unserem Helden nicht der Ist-Zustand ist. So wie das Nichtsein nicht der Ist-Zustand von Hamlet war.

  4. Wenn ich ein längeren Urlaub machen würde, würde ich den Kindl durchaus mitnehmen wollen, Zuhause allerdings geht nichts über ein gutes gedrucktes Buch. Ich will mich nicht mit allerlei technischem Zeug umlagern. Es gibt sicherlich Dinge, die als technische Hilfswerkzeuge bezeichnet werden können, ein e-book gehört aber nicht dazu.

  5. „Kindl“ ungleich „Kindle“? Stimmt, ist aber relativ egal, beide sind gleich schlecht ;)

    Inhaltlich stimme ich mit dem Text übrigens überein, mit ebook-Readern kann ich mich nicht anfreunden. Gerade bei der ganzen Technik um uns herum halte ich immer noch äußerst gerne das gute alte Buch aus Papier in der Hand. So mit vielen Seiten zum Umblättern und ohne Umblätter-Lag und so…

    Ich denke, das wird bei mir auch immer so bleiben. Interessant wird es, ob diese Form der Lektüre bei zukünftigen Generationen eine breite Akzeptanz finden wird. Dann sollten sich allerdings Läden wie amazon solche peinlichen DRM-Löschmich-Aktionen tunlichst verkneifen…

    Denn – auch wenn die wahre DRM-Realität natürlich anders aussieht – man sollte dem Verbraucher doch wenigstens die Illusion lassen, er hätte Eigentum erworben.

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