Auf der vergangenen re:publica´14 hatten wir die Yes Men als Keynote-Speaker eingeladen. Die Chance habe ich genutzt, um Andy Bichlbaum einen Tag vorher zu interviewen – und das Interview dann im Orga-Stress wieder zu vergessen. Da die Inhalte aber zeitlos sind und soviel Zeit auch nicht vergangen ist, gibt es jetzt hier das Gespräch in der Folge 125 des Netzpolitik-Podcast als MP3 und OGG.
Falls jemand Zeit und Lust hat: Toll wäre natürlich ein Transcript des Interviews unter einer CC-BY-SA-Lizenz (Hier ist ein Pad).
Und hier sind die Shownotes:
01:39: Die Idee hinter den Yes Men
· “give mainstream journalist the excuse to cover important issues”: Den Mainstream-Journalisten eine Entschuldigung dafür geben, über wichtige Themen zu berichten
· meistens: Infiltrierung von Konferenzen im Namen ‘böser’ Korporationen, Veröffentlichung von falschen Pressemitteilungen
02:50: letzter Coup: Als Vertreter des Department of Energy auf dem Homeland Security Congress in Washington DC
· Bekanntmachung: vollständig auf erneuerbare Energien umstellen bis 2030
· Kongress applaudierte, wurden von einem Comedian zu einem Kreistanz angeleitet
· Fazit: Nur wenige wollen wirklich, dass die Welt zugrunde geht; man muss nur die Leute mit Macht in die richtige Richtung schubsen
7:46: Wie sie es geschafft haben, auf die Konferenz eingeladen zu werden
o als PR-Agentur ausgegeben und wichtige Person (Colin Powell) für die Konferenz versprochen, lief nicht ohne Hindernisse
09:50: das Ergebnis der Aktion
o keine Auflösung des Fakes; auf Colin Powell warten lassen
o wird wahrscheinlich in ‚dieser‘ Woche von der Presse aufgegriffen
11:00: Wie es zu den Yes Men kam / Inspiration
· Seattle Protests against WTO in 1999, Wunsch, Teil davon zu sein
· Fake WTO Website
o über Pressemitteilung der WTO zur Distanzierung von der Fake-Website gab es kleine Blogartikel, klicks etc und die Weiterleitung von Suchmaschinen auf die falsche statt auf die echte Seite
o offizielle E-mails an die WTO sind bei ihnen eingetroffen, schließlich eine Einladung an den Vorsitzenden der WTO auf eine Konferenz
15:56: Sie hacken das Mediensystem mithilfe des Mediensystems, wie denken Journalisten über die Yes Men
· manchmal fallen Journalisten auf ihre gefälschten Pressemitteilungen herein
o bsp. General Electric
· aber die meisten verstehen, dass die Arbeit der Yes Men eine Art Kollaboration mit ihrer Arbeit darstellt: Die Wahrheit herausfinden
18:26: Ihr werdet zu Vorbildern für eine Generation von Medien-Aktivisten, wer waren eure Vorbilder?
· bsp. Daniel Defoe 17th ct. fake Pamphlet (alle Protestanten exekutieren statt sie nur in ihrem täglichen Dasein einzuschränken)
· schon immer haben Leute versucht, mit witzigen/trickreichen Methoden das System zu hacken
· Kommunikationsguerilla in Deutschland (Quarantäne einer Armee)
21:56: wäre was ihr tut auch ohne Internet möglich?
· natürlich ist was wir machen auf das Internet zugeschnitten, es würde aber auch ohne gehen wie schon so viele Generationen vor uns gezeigt haben
· das Internet wird völlig überbewertet
· bsp. Facebook-Revolution: nur ein geringfügiger Teil der Bevölkerung hatte überhaupt Twitter oder Facebook in Ägypten
22:59: Aber zur Koordinierung auf dem Tahir Platz hatten Smartphones riesige Bedeutung
· gedrucktes war wichtiger, Flyer etc, Internet eher zur Kommunikation nach außen, Twitter als Nachrichtenquelle für den Rest der Welt
24:09: Meinung zu Snowden Enthüllungen
· Großartig was Snowden gemacht hat, schockierend aber nicht unerwartet, was er enthüllt hat
24:54 ob er sich als Aktivist besonders überwacht fühlt
· ist nicht so wichtig, sind eher Clowns, mehr Überwachung ist eine Art Kompliment
· Aktivisten schon immer überwacht, unter viel schlimmeren (mörderischen) Umständen
· ist jetzt nicht mehr so bedrohlich, nicht auf demselben Level wie besonders relevante Personen (Snowden, Assange);
· zu viel Paranoia ist nicht gut, bislang gab es noch keinen Infiltrierer ihrer Aktionen
28:33: ob es häufig strafrechtliche Drohungen für die Aktionen gibt?
· keine ernsthaften, ein paar weniger schlimme Briefe wegen Missbrauch von Logos etc-
· diese Briefe kann man veröffentlichen und sagen, dass die Firma sich bedroht fühlt (obwohl das nicht so ist, sie müssen diesen Brief wegen Urheberrechtsverletzung aber schreiben weil sie sonst ihre Rechte verlieren)
· einmal verklagt von der US Chamber of Commerce, nach einiger Zeit wurde die Klage dann aber einfach fallen gelassen
31:54: seit 15 Jahren tätig, Tipps für jüngere Medienaktivisten?
· Arbeit an einem Activist Cookbook online, im Aufbau befindliche Datenbank, es soll eine gesamte Plattform entstehen (action switchboard)
Ihr durftet den Meister interviewen? Welch Ehre :)
Kleiner Fehler im Text, der Typ heißt eindeutig Judge Finisterra.
Nein halt, Erastus Hamm. Oder warte, …
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