ARD und ZDF haben heute ihre diesjährige Onlinestudie veröffentlicht. In Zusammenarbeit mit dem GfK Enigma Medienforschungsinstitut wurden rund 1800 Bürger ab 14 Jahren per Telefon-Interview befragt. An der Studie ist eigentlich wenig Überraschendes. Mobiles Internet gewinnt stark an Popularität – vor allem bei jüngeren Menschen unter 30. Im Schnitt ist man fast 3 Stunden am Tag „Im Internet unterwegs“. Ältere Menschen bevorzugen (noch) Radio und Fernsehen.
Rund 51 Millionen Menschen in Deutschland „sind online“, daran hat sich recht wenig im Vergleich zu den Vorjahren geändert.
Mit rund 4 Stunden täglich sind die 14-29 Jährigen die aktivsten Internetnutzer.
Beim mobilen Internet gab es, interessanterweise, vor allem einen deutlichen Sprung bei den 40-49 Jährigen – von 15% auf 42%. Auch bei den 50-59 Jährigen haben sich die Nutzerzahlen verdoppelt – von 12% auf 24%.
Schaut man sich an, welche Inhalte und Dienste besonders gefragt sind, sieht man ganz vorne Wikipedia, Video-Plattformen wie YouTube oder Vimeo und „private“ Communities wie Facebook. Deutlich weniger als 20% benutzen „berufliche“ Plattformen, wie Xing oder LinkedIn. Die Erhebung verdeutlicht außerdem, die „Reichweite“ Twitters – sehr beschränkt. Was uns natürlich freut ist die Tatsache, dass Weblogs – wie dieser hier – deutlich populärer geworden sind – ein Sprung von 7% auf 16% im Vergleich zu 2012.
Etwa 85% der Teenager nutzen Facebook & Co. – womit wohl der Sättigungspunkt erreicht scheint. Auch hier gibt es wieder deutlichen Zuwachs bei den 40-49 Jährigen, im Vorjahr nutzen 25% Facebook & Co. während es dieses Jahr schon 38% sind. Weiterhin wurde gefragt, wie oft Bilder oder Filme hochgeladen werden. So laden lediglich 9% der Mitglieder wenigstens einmal im Monat ein Video hoch – immerhin 37% posten einmal pro Monat ein Bild. Die meisten derjenigen, die nicht auf Facebook oder ähnlichen Plattformen sind, gaben an, dies entweder aus Datenschutzgründen der Fall sei, oder dass sie im Netz nicht auffindbar sein wollen, oder schlicht für sich keinen Vorteil sehen.
Warum die ARD/ZDF Studie zwischen „durchschnittlicher Verweildauer“ (siehe zweite Grafik) und „durchschnittlicher Nutzungsdauer“ unterscheidet ist unklar – jedenfalls landet man im einen Fall bei 169 Minuten und im anderen bei 108 Minuten. An der obigen Grafik lässt sich aber gut erkennen, dass anscheinend Fernseh- und Radionutzung stagnieren (und nicht zurückgehen), während Internetnutzung deutlich ansteigt.
Etwas erklären lässt sich dies evtl. dadurch, dass vor allem ältere Menschen im Schnitt deutlich mehr fernsehen, als Personen unter 30. Ab dem 50. Lebensjahr wird im Durchschnitt über 5 Stunden am Tag ferngesehen. Dadurch ist der Fernseher in der täglichen Nutzung weiterhin ungeschlagenes Medium, auch wenn jüngere Menschen mehr Zeit im Netz verbringen, als vor dem Fernseher.
Limitationen:
Auch, wenn die Macher der Studie sich größte Mühe gegeben haben, relevante und aussagekräftige Daten zu erfassen, bleibt das Problem, dass eine „statische“ Studie immer Schwierigkeiten hat Dynamiken eines sozialen Raums – wie z.B. dem Internet – abzubilden. So findet man bei „Onlineanwendungen“ u.a. die Unterteilungen „einfach so im Internet surfen“ und „sog. ‚Apps‘ auf Mobilgeräten nutzen, um ins Internet zu gehen“ – beide Kategorien sind unendlich weit und völlig von der Interpretation des Antwortenden abhängig. Ähnlich sieht es bei der Erhebung von „Weblogs“ aus: Weblog kann zunächst alles sein, da es ein technischer Begriff ist. Ob damit „echte“ Blogs im Sinne von (privaten) Tagebüchern gemeint sind, oder auch Seiten wie diese hier beinhalten (netzpolitik.org benutzt WordPress was die Basis für einen „Weblog“ sein kann) bleibt unklar. Dadurch weiß der Leser nicht wirklich, was ihm „Weblogs“ nun sagen soll.
Bei den „Web 2.0 Anwendungen“ gibt es auch die Erhebung des Ausbildungsgrades, was zunächst sehr spannend sein könnte. Wie nutzen Bürger mit Realschulabschluss YouTube, Twitter oder Wikipedia im Vergleich zu Bürgern mit abgeschlossenem Studium. Leider wurde hier nicht der grundsätzliche Unterschied aufgrund des Alters beachtet. Statt jeden Befragten miteinzuberechnen hätte man lediglich Berufstätige fragen sollen – zur Zeit ist die Erhebung daher wenig aussagekräftig, da man nicht weiß, ob die Unterschiede aufgrund des Alters oder des Bildungsgrades zustande kommen.
Letztlich muss man im Hinterkopf behalten, dass es sich natürlich um eine rein quantitative Studie handelt und nicht qualitativ gefragt wurde. Somit weiß man z.B. nur, dass Teeneger auf Twitter aktiver sind, als 20-29 Jährige – man weiß jedoch nicht wie oder für was sie Twitter benutzen.
Vielen Dank für das Kompliment „größte Mühen …“. Die Schwierigkeit, die Komplexität des Internets ( „das“ Internet?) in einfachen Statements, die Befragte auf Anhieb verstehen, sehen wir auch. Dies gilt natürlich insbesondere für die Abfrage der „Anwendungen“ oder für Blogs, die ja oft nicht als solche erkannt werden. Persönlich würde ich auf die Abfrage verzichten und auf Nutzerstatistiken verweisen. Dem gegenüber steht der Wunsch vieler Leser nach Fortschreibung und Kontinuität in der Abfrage.
Beste Grüße
Birgit van Eimeren