Microsofts Marktmacht und die Korruption

Die Computerwelt aus Österreich berichtet über die Marktmacht von Microsoft bei der Beeinflussung von nationalen ISO-Gremien: Microsoft-Mängel werden zum Standard erhoben.

In einer beispiellosen Demonstration seiner Marktmacht hat Microsoft daraufhin versucht, die Abstimmungen in den weltweiten OOXML-Komitees zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Den Anfang machte die USA: Monate vor der Abstimmung bestand das Komitee aus sieben Mitgliedern, darunter Microsoft. Am Abstimmungstag waren es plötzlich 26 und die neuen Mitglieder entpuppten sich als Microsoft-Partner. Auch in Schweden tauchten kurz vor der Abstimmung 23 neue Mitglieder mit Naheverhältnis zu Microsoft auf. Da jedoch ein übereifriger Microsoft-Vertreter zweimal gestimmt hatte (!), wurde Schwedens Ja-Stimme mittlerweile in eine Enthaltung umgewandelt. Ein schwedischer Microsoft-Mitarbeiter hat zudem zugegeben, dass Partner mit der Bitte an der Abstimmung teilzunehmen, angeschrieben wurden.

Ähnlich ging es auch in der Schweiz, in Italien, Portugal, Spanien, Deutschland und Dänemark zu. Im zuständigen italienischen Komitee beispielsweise ist die Zahl der Mitglieder seit Jahresbeginn von vier auf 85 gestiegen, da nicht nur Microsoft seine Partner mobilisiert hatte, sondern auch ODF-Anhänger, die von dem Microsoft-Vorhaben Wind bekommen hatten. Komiteevorsitzender Leonardo Chiariglione: »Die Abstimmung bekam solch eine Schärfe und wurde so politisch aufgepeitscht, dass ich keine Position mehr vertreten wollte.« Italien wird sich der Stimme enthalten. In Portugal ist der Leiter des Komitees Miguel Sales Diaz – ein Microsoft-Manager. Unter Diaz wurden zwar neue Mitglieder zugelassen, allerdings nur bestimmte.

Die Electronic Frontier Foundation Finland hat hingegen die Länder-Unterstützungen mit dem „Corruption Perceptions Index“ von Transparency International verglichen und ist zu dem unerwarteten Ergebnis gekommen, dass korrupte Staaten eher die Microsoft-Linie vertreten: Corrupt countries were more likely to support the OOXML document format. Die Aussage ist recht nachvollziehbar auf der EFFI-Seite mit Statistik erklärt.

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